Donnerstag, Oktober 23, 2003

Blogs von Robert Bidinotto
Zwei interessante Blogs des Autoren und Dozenten Robert Bidinotto:
The Bidinotto Blog
ecoNot.com

Bidinotto setzt sich besonders mit der Ideologie des Ökologismus auseinander, die er aus moralischen Gründen verwirft. Ökologismus, so Bidinotto, beruhe auf einer Müll-Philosophie. Siehe dazu sein Manifest: "Environmentalism oder Individualism".

Am 1. Nov. wird Bidinotto auf einer Konferenz des Objectivist Center (TOC) in New York eine Rede halten, in der er erläutern wird, wie Umweltregulierungen und -aktivitäten verantwortlich gewesen sind für den Tod von Millionen Menschen weltweit, und welch eine tödliche Rolle sie gespielt haben bei einigen der schlimmsten Katastrophen der letzten Jahre.
Religion ist das Problem
Religion und Kapitalismus sind nicht kompatibel - in der Theorie und in der Praxis. Religion kann aufgrund seiner inhärent autoritären Natur nicht die Basis von Kapitalismus und Freiheit sein. Religion fordert Gehorsam. Sie fordert die Menschen auf, ihre persönliche Interessen den Diktaten einer höheren Autorität unterzuordnen. Im Gegensatz dazu anerkennt der Kapitalismus die Autonomie des individuellen Bürgers und die Unverletzlichkeit seiner Rechte. Sobald der Glaube kulturell dominant wird, sehen wir einen Rückgang der politischen und ökomischen Freiheit, im europäischen Mittelalter und im theokratischen Iran dieser Tage.

Besonders deutlich wird die religiöse anti-kapitalistische Agenda, wenn sich Religiöse unterschiedlicher Konfessionen treffen, um sich ihren altruistischen und etatistischen Ansichten hinzugeben. Die linke (!) Frankfurter Rundschau ließ es sich nicht nehmen über eine interreligiöse und internationale viertägige Konferenz der Evangelischen Akademie Arnoldshain in Schmitten (Hochtaunuskreis) zu berichten. In dem Bericht der FR heißt es u. a:

In den Heiligen Schriften des Judentums, Christentums sowie des Islam nehmen Gesetzestexte einen breiten Raum ein - und sie wirken bis heute: Werte wie die Sorge um die Schwächeren oder der Sinn für die Gemeinschaft gehen auf Glaubensvorstellungen der großen Weltreligionen zurück.

Für den evangelischen Theologen Eckart Otto etwa sind die Ideen einer solidarischen Gemeinschaft aus dem 5. Buch Moses 2500 Jahre nach ihrer Entstehung als "ethische Substanz in die deutsche Sozialgesetzgebung eingeflossen".

(Der ägyptische Islamwissenschaftler) Elshahed wies zugleich auf missverständliche Interpretationen des islamischen Rechts hin, das vielfach mit "Arm ab bei Diebstahl" gleichgesetzt werde. Scharia - so der Begriff für das islamische Recht - sei jedoch außerordentlich "schillernd". Der Islam verstehe sich als "Religion des Ausgleiches und der Mäßigung". Zudem sei die Pluralität "tief in seinem Wesen" verhaftet, ein totalitärer Gottesstaat nicht vorgesehen."

Mittwoch, Oktober 22, 2003

So behandelt man Stars nicht
Unter einem Star verstehe ich jemanden, der durch Leistung sehr bekannt in der Bevölkerung geworden ist. So gibt es nach meiner Definition neben den allgemein anerkannten Fußball-, Tennis- , Formel-1, Pop- , Rock- und Fernseh-Stars z.B. auch Unternehmer-Stars. (Gleichzeitig läßt sich nach dieser Definition bei einigen "Stars" über ihre Leistung und damit über ihren Star-Status streiten).

Ein Star verdient die Bewunderung seiner Mitmenschen, weil er sich durch sein Verhalten ausgezeichnet hat. Wenn seine Mitmenschen rational sind, dann eifern sie dessen Verhalten nach und versuchen, eines Tages selbst zum Star auf dem Gebiet zu werden, das sie sich gewählt haben.

Und nun betrachten wir einmal, welche Behandlung von Stars gegenwärtig Sitte zu werden scheint: man verleumdet sie in Klatsch-Spalten; man hängt ihnen üble Geschichten an und behandelt Gerüchte so, als wären es Tatsachen. Man gönnt ihnen ihren Erfolg nicht. Man möchte die positiven Folgen eines Stars haben, ohne dessen Verhalten an den Tag zu legen. Man wirft ihnen Arroganz vor, weil sie stolz auf ihre Errungenschaften sind.

Finanzbehörden versuchen, den Stars Steuerhinterziehungsprozesse an den Hals zu hängen, weil diese sich vermehrt gegen hohe Steuern wehren, indem sie Hauptwohnsitz und Geschäftstätigkeiten ins Ausland verlagern. Und wenn wir schon dabei sind: ich erwarte den Satz in den Nachrichten "die Staatsanwaltschaft ermittelt."

Und wenn eines Tages ihr Ruhm erlischt, dann baden sich Heerscharen von Journalisten in hämischen Artikeln und boshaften Äußerungen, daß es ja so hat kommen müssen, daß es gut ist, daß es so gekommen ist. Dazu führt der "einfache" Mann auf der Straße einen Freudentanz auf, durch den er den Untergang eines vorbildhaften menschlichen Lebens feiert.

Mit den Unternehmer-Stars verhält es sich nicht besser: die sind durch nicht-objektive, willkürliche Wirtschafts-Gesetzgebung noch gefährdeter. Ihnen droht auf Schritt und Tritt ein Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft, je nach Lust und Laune der Herren Staatsanwälte. Und sollte der Erfolg dieser Unternehmer einmal verloren gehen, wenn sie z.B. pleite gehen, dann setzt man noch eines oben drauf: sie müssen sich üble Beschimpfungen von Gewerkschaften und Belegschaft anhören und selbstverständlich ermittelt wieder die Staatsanwaltschaft wegen Betruges. Denn schon alleine Konkurs zu gehen, wird anscheinend als Betrug erachtet, selbst wenn man nur ehrliche Geschäft gemacht hat.

Jeder, der sich von der Masse abhebt, wird als Gefahr betrachtet. Es wären dann nicht mehr alle gleich, wie schlimm ! Und wenn es schon nicht möglich ist, alle auf das Star-Niveau anzuheben, dann sollen bitte alle gleich dumm, arm, faul, gedankenlos, abhängig, ungerecht, verlogen, heuchlerisch, treulos und irrational sein. Aber ohne Stars ist der Himmel schwarz. Anscheinend ist es manchen Leuten lieber, wenn ihr Leben ein leben lang düster und trostlos bleibt.




Vernunft und Gefühle
Es ist ein großes Missverständnis anzunehmen, der Objektivismus sei gegen Gefühle. Richtig ist, dass "Vernunft" eines der zentralen Konzepte in der Philosophie von Ayn Rand ist. Chris Wolski, Mitarbeiter des Ayn Rand Institute, formuliert sogar, dass Vernunft, nicht Freiheit oder Individualismus, der zentrale Eckstein der Objektivismus sei. Aber dies macht Gefühle nicht per se falsch oder schlecht. Sie sind aber kein Werkzeug der Erkenntnis und produzieren keine Handlungsanleitungen.

In seinem Buch The Prime Movers diskutiert Dr. Edwin Locke Emotionen im Kontext der Tugend der Rationalität:


In welchem Verhältnis stehen die Gefühle zur Vernunft?

Die Vernunft steht nicht im Widerspruch zur Emotion. Gefühle sind die Konsequenz von automatischen, unterbewußten Urteilen oder Bewertungen und deshalb Produkte von Ideen. Wenn jemand ein Gefühl hat, dass im Konflikt steht mit einem bewußten, rationalen Urteil, bedeutet dies, dass er unterbewußte Ideen hat, die im Gegensatz stehen zu seinen bewußten Ideen. (Edwin Locke, The Prime Movers: Traits of the Great Wealth Creators, S. 149)


Heißt die Entscheidung entweder Vernunft oder Emotion?

Treibende Kräfte (Prime Movers) sind weder blinde Emotionalisten noch emotionslose Rationalisten. Sie lieben ihre Arbeit und ihren Erfolg leidenschaftlich, sie lassen sich von der Vernunft leiten bei ihren Entscheidungen und Handlungen. Die Vernunft kommt zuerst, danach die Emotionen. Und wenn Treibende Kräfte in Schwierigkeiten geraten (außer bei einem Mangel an Fähigkeiten), ist der Grund oft, dass sie unbewußt diese Reihenfolge umgekehrt haben (z. B., Henry Ford in seinen späten Jahren). (Ebenda)








Dienstag, Oktober 21, 2003

Blocher auf Erfolgskurs
Ich weiß, dass wir auch Leser aus der Schweiz haben und diese könnten vielleicht erwartet haben, dass ich auch einige Bemerkungen zum Wahlerfolg der Schweizerischen Volkspartei mache. Ich kann und möchte dem nicht entsprechen, da ich die Verhältnisse in der Schweiz einfach nicht gut genug kenne. Nur soviel: Ich denke, dass Christoph Blocher nicht in einen Topf mit Jörg Haider gehört, was die Titulierung beider Politiker als "Populisten" oder "Rechtspopulisten" suggeriert.

Blocher fühlt sich der liberalen Tradition verpflichtet, Haider wirkt oft prinzipienlos, meistens aber wie ein nationaler Sozialdemokrat, d. h. er zeigt ein kollektivistisches Politikverständnis. Auch die linke Tageszeitung Junge Welt kann nicht umhin, einen Unterschied zwischen Haider und Blocher festzustellen: "In seinen Bemühungen, die Gunst des 'kleinen Mannes' zurückzugewinnen, ging Haider bis an die Grenze zum Linkspopulismus, die zu überschreiten er nicht wagte.
Blochers Rechtspopulismus ist der Populismus Schweizer Besitzindividualisten, der neidigen Eidgenossenschaft."

Ich bewerte die Ablehnung eines EU-Beitritts der Schweiz durch die SVP auch keineswegs als negativ, da die Europäische Union kein liberales Projekt ist. Eine liberale Partei, die den Austritt aus der EU in Deutschland propagieren würde, wäre sehr willkommen, wird es wahrscheinlich aber nicht geben. Vorteil Schweiz!

Der Text "Freiheit statt Sozialismus - Aufruf an die Sozialisten in allen Parteien" von Christoph Blocher steht im Internet zur Verfügung

Montag, Oktober 20, 2003

Eine Frage der Werte
Die Mitglieder des Objektivistischen Clubs der George-Mason-Universität schickten Nicholas Provenzo vom "Center for the Advancement of Capitalism" den Artikel einer islamischen Studentin, der in der Universitätszeitschrift veröffentlicht wurde. Sie fordert darin, dass die Menschen im Westen das Recht der Menschen in den islamischen Ländern respektieren sollten, unter einem anderen System zu leben, für das sie gekämpft hätten und an dessen Prinzipien zu glaubten. Diese Argumentation ist typische westlich, denn die Vorstellung, dass wir nicht das Recht hätten, eine andere Kultur zu verurteilen, ist im Westen weit verbreitet, wohingegen in islamischen Ländern ohne zu zögern der Westen als "dekadent" verurteilt wird. An diesem Punkt sollte man erwähnen, dass der Westen keine Wahl hat, wie er auch bei den Nazis und Kommunisten keine Wahl hatte. Selbst wenn der Westen tolerant wäre, die andere Seite wäre es niemals. Die barbarischen Kulturen produzieren unentwegt Hass auf den Westen, unabhängig davon, was der Westen außenpolitisch tut oder nicht tut, weil religiöse Fanatiker ihre Handlungen nicht von Fakten abhängig machen: "Sie sehen uns als eine Bedrohung ihrer Haltung zur Welt an, weil wir eine Bedrohung sind (nach ihren Maßstäben). Zivilisation ist immer eine Bedrohung für den Barbarismus." (E. G. Ross)

Die Studentin weicht allerdings in einer Bemerkung von ihrer zentralen Argumentation ab, als sie schildert, dass Kinder in islamischen Ländern das Recht hätten, zu erfahren, wer ihre Eltern seien, was in den USA nicht gegeben sei. Hier versucht sie, zu einer Bewertung zu kommen, wozu ihr allerdings nur das genannte lächerliche Beispiel einfällt. Wäre sie an diesem Punkt konsequent zu dem Wesen von individuellen Rechten vorgestoßen und hätte sie die islamischen Länder unter diesem Aspekt einer Überprüfung unterzogen, wäre sie zu einer anderen Schlussfolgerung gekommen.

Provenzos Entwurf einer Antwort auf den Artikel der Studentin Alazzawe:
"Shaimaa Alazzawe argumentiert, dass das westliche Modell der Individualrechte der Welt nicht aufgezwungen werden sollte und dass die Praxis des islamischen Rechts nicht als 'altertümlich' und 'barbarisch' verunglimpft werden sollte. Sie hat nicht Recht.

Unter dem islamischen Recht werden Frauen für solche 'Verbrechen' wie Ehebruch gesteinigt und Mord wird denen serviert, die sich gegen Mohammed aussprechen. Es ist kein Zufall, dass alle islamischen Staaten Diktaturen sind und dass die Islamisten den Westen hassen. Unter dem islamischen Recht ist der blinde Glaube an die Edikte von Mohammed und Allah absolut beherrschend.

Im Gegensatz dazu wird der Westen von der Vernunft dominiert. Individualrechte und wissenschaftliche und technologische Leistungen werden respektiert, weil der menschliche Geist und die Vernunft respektiert werden. Das Ergebnis ist ein beispielloses Anwachsen von Freiheit, Reichtum, Gesundheit, Lebenserwartung und Glück gewesen. Die islamische Welt hat an diesem Fortschritt nicht teilgehabt, weil sie eben jene Dinge zurückweist, die dies möglich gemacht haben. Wenn Frieden, Freiheit und Glück die Maßstäbe sind, gibt es nur eine logische Schlußfolgerung: Der Islam ist barbarisch. Die vom Glauben getriebenen Fantastereien der Anhänger Mohammeds, die etwas anderes behaupten, sind kein Argument.

Und dass Alazzawe ihren Anspruch auf den Islam aus der Gemütlichkeit einer modernen und zivilisierten westlichen Universität, die nach einem Pionier des Fortschritts der Menschheit benannt wurde, heraus formuliert, macht es nur noch ironischer und absurder. Es ist nicht der Glaube an Allah, der eine Institution wie die George Mason University möglich macht. Lasst Alazzawe behaupten, dass der Islam dem Westen ebenbürtig ist und er nicht nach dem Innern eines islamischen Slums beurteilt werden dürfe. Hier in Amerika wissen wir es besser."



75 % der Palästinenser unterstützen Selbstmord-Terror
Gemäß einer Umfrage des palästinensischen "Center for Policy and Survey Research" unterstüzen 75 % der befragten Personen aus der West-Bank und dem Gaza-Streifen den Selbstmordanschlag in einem israelischen Restaurant, der 21 Menschen tötete, einschließlich vier Kinder.

Quelle: Der Standard

Sonntag, Oktober 19, 2003

Ayn Rand oder Was interessiert mich mein Nachbar
Wie bereits erwähnt hat Horst Illmer in der SF-Zeitschrift "phantastisch!" einen längeren Artikel über Ayn Rand verfaßt, der recht wohlwollend abgefaßt ist, wenn auch die Passagen über Rands Philosophie doch etwas oberflächlich sind, im Gegensatz zur Einschätzung ihrer literaterischen Werke. So dürfte den Lesern dieses Blogs bekannt sein, dass Rands Definition von "Egoismus" sich deutlich von dessen Alltagsverständnis unterscheidet, was Illmer gar nicht erwähnt.

Illmer schreibt u. a.:
"Ayn Rand war die Erfinderin und Begründerin des Objektivismus, einer dem Existenziellen und Realen verbundenen und von freiheitlichen Prinzipien durchdrungenen Philosophie, die alle ihre Werke zu Hoheliedern des Individualismus machte, in denen sie eine flammendes Plädoyer für das Recht des Individuums, für die schöpferische Kraft der Persönlichkeit, gegen alle Gleichmacherei und jede platte Uniformität hielt.

Dabei bezieht der Objektivismus einen elitären Standpunkt, der nur die persönliche Leistung anerkennt. Der Mensch muss zu seinen Taten und Gedanken stehen, ihm ist keine Religion, keine Philosophie gestattet, welche Schwäche entschuldigt oder Verantwortung auf andere Schultern lädt. Es ist eine Idee, in der der Wohlfahrtsstaat nicht möglich ist und keine soziale Marktwirtschaft vorkommt. Kapitalismus und Egoismus pur - wobei Rand davon ausgeht, dass es positive Ergebnisse nach sich zieht, wenn jeder Mensch nach seinem 'Wert' behandelt wird.

Die ganze Theorie fußt auf der letztlich utopischen Vorstellung, dass der Mensch in der Lage ist, auschließlich rational zu denken und dabei moralisch zu handeln."
Plünderung als soziale Gerechtigkeit
Ob der CDU-Linke Norbert Blüm oder die sog. SPD-Rebellen, die von Medien als edle Helden glorifiziert werden: sie alle sammeln sich unter dem Schlagwort der "sozialen Gerechtigkeit", um selbst minimalste Rückführungen des Wohlfahrtsstaates zu verdammen. Nach dem Inhalt der von ihnen beschworenen "sozialen Gerechtigkeit" befragt, antworten sie: "Starke Schultern müssen mehr tragen als schwache." (So wörtlich die Dienstleistungsgewerkschaft verdi in ihrer Castroper Erklärung ). Was sie mit diesem Bild wirklich meinen ist folgendes: Je produktiver ein Mensch, desto mehr muss er bestraft werden. Es sollen jene bestraft werden, die die Welt ohnehin schon auf ihren Schultern tragen, aber die dafür ihren gerechten Lohn nicht bekommen sollen. Sie sollen mit einer "progressiven Besteuerung" ausgequetscht werden und durch die Medien als "gierig" verunglimpft werden. Es sind jene, denen wir eine zivilisatorische Leistung wie etwa Kraftwerke verdanken. Sie sollen sich opfern für jene, die noch nicht einmal wissen, dass es Kraftwerke überhaupt gibt.

Freitag, Oktober 17, 2003

Verbrechen und Schuld bei Aristoteles
Marburg. Das „Studium Generale“ wird im Wintersemester von den Juristen ausgerichtet: Im Mittelpunkt steht das Thema Verbrechen.
„Verbrechen und Schuld bei Aristoteles“ ist am 11. Februar das Thema des Marburger Altphilologen Professor Arbogast Schmitt.

Quelle: Oberhessische Presse
"Limbaugh hat Recht"
Amerika hat wieder einmal einen angeblichen "Rassismus-Skandal". Der bekannte Talk-Show-Moderator Rush Limbaugh verlor seinen Job in der Football-Sendung "NFL Sunday Countdown" wegen einer politisch unkorrekten Bemerkung. Die Deutsche Welle berichtet:
"In dieser Sendung sagte er, Donovan McNabb, Quarterback der Philadelphia Eagles, sei wohl doch ein wenig überschätzt. Das mag so sein oder auch nicht – Limbaughs Begründung sorgte für den Skandal: McNabb, so sagte der konservative Laut-Sprecher, werde von den Medien ja nur hochgejubelt, weil er schwarz sei."

Der Vorfall um Limbaugh erinnert mich an einen ähnlichen Vorgang mit dem australischen Tennies-As Lleyton Hewitt in der Hauptrolle. Dieser hatte bei einem Tennis-Match angedeutet, dass er von einem Linienrichter benachteiligt würde, weil dieser die gleiche Hautfarbe hätte wie sein Gegenspieler. Der Schiedsrichter hatte an den Äußerungen von Hewitt offensichtlich nichts auszusetzen, jedenfalls gab es keine Strafe oder Ermahnung, aber nach dem Spiel wurde Hewitt von der Presse des Rassismus verdächtigt. Weder Limbaugh noch Hewitt hatten sich in ihren Äußerungen in irgendeiner Weise abfällig über die Hautfarbe einer Person geäußert, sondern darauf verwiesen, dass jemand einen unverdienten Bonus aufgrund seiner Hautfarbe erhalten würde. Im Fall "Hewitt" sein Gegenspieler, im Fall "Limbaugh" der schwarze Quarterback Mc Nabb. Der Unterschied in den Äußerungen dürfte allerdings darin liegen, dass Hewitt vermutlich nicht Recht hatte und sich von seinen Emotionen leiten ließ, während Limbaugh durchaus ins Schwarze getroffen hat. Aber wie immer auch der Realitätsgehalt der Äußerung von Limbaugh ist: sie hat nichts mit Rasssismus zu tun.

Rassismus ist eine Form des Kollektivismus, die davon ausgeht, dass die intellektuellen Ideen und der Charakter eines Menschen durch seine Rasse geformt werden, d. h. seine Physiologie und seine Abstammung, und nicht durch den Inhalt seines Charakters, d. h. seine Entscheidungen und Handlungen. Politisch ist Rassismus eine Folge von Kollektivismus und Etatismus. Psychologisch ist sie eine Folge der Minderwertigkeitsgefühle des Rassisten, der über kein oder wenig Selbstwertgefühl verfügt und versucht, sich dieses über seine Identifikation mit seiner Rasse oder seiner Abstammung zu beschaffen. Epistemologisch ist er ein Produkt des Determinismus, der Vorstellung also, dass der Mensch ein Opfer von Kräften jenseits seiner Kontrolle ist (z. B. Gott, Schicksal, Abstammung oder ökonomische Bedingungen). Der Objektivismus verwirft jede Form des Determinismus. Rassistisch sind allerdings nicht nur diejenigen, die offen ihre rassische Überlegenheit gegenüber Menschen anderer Hautfarbe äußern oder sie sogar durch Gewalt ausdrücken, sondern auch sog. "Bürgerrechtler", die nicht gleiche Rechte für alle Menschen unabhängig von ihrer Hautfarbe fordern, sondern die durch Quoten und Privilegien heute lebende Menschen besser stellen wollen, nur weil diese Menschen die gleiche Hautfarbe besitzen wie Opfer von Rassismus aus längst vergangenen Zeiten. Die in den USA weit verbreitete "Affirmative Action" ist purer Rassismus. "Wie jede Form von Kollektivismus ist Rassismus das Streben nach dem Unverdienten", schrieb Ayn Rand 1963 in ihrem Essay "Racism". Die einzige Lösung für das Problem des Rassismus ist die Doktrin des Individualismus und die Ethik der Gerechtigkeit. Gerechtigkeit bedeutet, dass jemand das bekommen sollte, was er sich durch seine eigenen Handlungen und durch seinen eigenen Charakter verdient hat.

Donnerstag, Oktober 16, 2003

Papst Johannes Paul II
Oder: Warum man "geistige Oberhäupter" besser nicht auf Lebenszeit wählen sollte. Haben Sie den Papst kürzlich wieder im Fernsehen gesehen? Er ist bekanntlich schwer krank und er macht auch diesen Eindruck. Jeder Mensch altert und mit der Alterung kommt ein natürlicher Zerfallsprozeß. Das ist aber ein Argument dagegen, ein "geistiges Oberhaupt" auf Lebenszeit zu wählen. Es sei denn, man will der Welt etwas zur Schau stellen: ein "ideales" Menschenbild, das den Menschen als alt, krank, schwächlich und intellektuell unfähig darstellt.

Papst Joh. P. II ist angeblich das geistige Oberhaupt der Katholischen Kirche. Ist das alles, was ein geistiges Oberhaupt zu bieten hat? Papst Joh. P. II ist kein passendes Symbol für einen idealen Menschen, sondern ein passendes Symbol für den Zustand der Gedenkenwelt der Katholischen Kirche, mit all ihren Widersprüchen, Mysterien und Irrationalitäten.



Zweierlei Maß in Politik und Unternehmen
Wenn Unternehmer in der Art Bilanzen aufstellen würden, wie Politiker einen Haushalt aufstellen, dann hätte man sie schon lange wegen Bilanzfälschung und Betrug angeklagt, verurteilt und hinter Gitter geteckt. Das große Schlagwort für inkorrekt aufgestellte Bilanzen heißt "Wirtschaftskriminalität", selbst wenn in der Bilanz nur versehentlich ein falscher Wert angenommen wurde. Von "Politik-Kriminalität" redet niemand, geschweige denn, dass irgendwelche Gesetzesentwürfe darüber in der Gegend herumgeistern. Sind Politiker Menschen einer höheren Klasse? Sind sie Übermenschen, die sich alles erlauben können? Anscheindend betrachten sie sich selbst so.

Mittwoch, Oktober 15, 2003

Arbeit als Straftat
Schwarzarbeitern drohen nach Plänen der Bundesregierung künftig in besonders schweren Fällen bis zu zehn Jahre Haft. Das berichten die "Financial Times Deutschland" und die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf einen Gesetzentwurf des Finanzministeriums.

Nicht nur, daß es Leute gibt, die nicht arbeiten wollen und die per Gesetz in einen höheren Stand gehoben werden, und alle produktiven Leute zu ihren Sklaven werden. Man schafft auch Rahmenbedingungen, unter denen bald kein Mensch, selbst wenn er will, Arbeit finden kann, die sich im Rahmen des Gesetzes bewegt. Und wenn er dann trotzdem weiterleben will und gegen das Gesetz arbeitet, dann macht man das zur Straftat, anstatt es bei einer Ordnungswidrigkeit zu belassen. Dabei hat er nur ein Menschenrecht ausüben wollen und seinen Unterhalt verdienen wollen (und ich meine hier kein Recht auf einen Arbeitsplatz, sondern das Recht, mit anderen Verträge einzugehen, die vertraglich vereinbarte Tätigkeit auszuüben und das daraus resultierende Einkommen zu behalten ); etwas, was man ihm vorher per Gesetz unmöglich gemacht oder verboten hat.

Das ganze könnte unter dem Motto laufen: "wie schafft man eine Nation von Sträflingen ?". Und die beste Methode ist tatsächlich obige Kombination: Schaffung von Rahmenbedingungen, die jede Art von ökonomisch sinnvollem Arbeitsvertrag unmöglich machen, zusammen mit der Strafbarkeit von Arbeit, die jene Gesetze umgeht, die Arbeit ökonomisch unmöglich machen. Und das schafft nicht nur Sträflinge, sondern auch Armut.

Ein weiterer Grund für diese beabsichtigte Verarmungs-Strategie: wenn man als Partei eine zu kleine Wähler-Klientel hat, dann muß man sie sich eben schaffen. Und solange man den Massen einreden kann, freier Markt sei schlecht und vernichte nur Arbeitsplätze und schaffe Armut, ein "sozial regulierter" und bürokratisierter Markt schaffe aber Wohlstand, hat man als soziale Partei im Proletariat die besten Wahlchancen. Mehr Proletariat, mehr Wähler.

Aber selbst das Strafmaß steht in keinem Verhältnis zu einer wirklichen Straftat: ein Mörder kann maximal 15 Jahre bekommen und er wird wahrscheinlich vorher noch begnadigt. Ein Schwarzarbeiter kann 10 Jahre bekommen. Wofür ? Ein Mörder nimmt Leben; Arbeit macht Leben möglich. Beides wird in derselben Kategorie mit vergleichbar "hartem" Strafmaß verfolgt. Wenn man das relativ geringe Strafmaß für Mord mit dem hohen Strafmaß für Schwarzarbeit vergleicht, könnte man noch zu dem Schluß kommen, der Regierung sei eine Nation von Mördern lieber als eine Nation arbeitender Menschen.

Warum sollte der Staat ein Recht darauf haben, Arbeitserlaubnisse zu erteilen, oder besser: warum sollte er Arbeit verbieten können ? Produktive Tätigkeit zur Straftat zu erklären kann nur, wer denkt, der Mensch sei ein Sklave des Staates, seine Arbeitskraft und Einkommen gehöre dem Staat und der Mensch schulde dem Staat absoluten Gehorsam. Willkommen in der schönen neuen Sozialen Welt.
Zitate, Zitate
Aphorismen.de verfügt in seiner Sammlung auch über drei Zitate von Ayn Rand:

Liebe ist Ausdruck der Selbstachtung und macht sie geltend.

Wohlhabend ist das Produkt der menschlichen Denkfähigkeit.

Am schwersten sind die Dinge zu erklären, die eindeutig und offensichtlich sind und die zu sehen sich jeder weigert.


"Phantastischer" Ayn-Rand-Artikel
Ein Leser wies mich freundlicherweise auf einen Ayn-Rand-Artikel in der SF-Zeitschrift "Phantastisch" (Ausgabe Nr. 12) hin. Horst Illmer schreibt unter dem Titel "Ayn Rand oder was kümmert mich mein Nachbar."
Muss der Kapitalismus zivilisiert werden?
Wayne Dunn in capmag.com über den fundamentalen Unterschied zwischen Kapitalismus und Sozialismus:
"Kapitalismus ist der polit-ökonomische Ausdruck eines zivilisierten Verhaltens. Sozialismus ist andererseits nichts anderes als legalisierter Barbarismus - ob 1914 oder 2002."

Dienstag, Oktober 14, 2003

Daniel Pipes: Lügen über Massenvernichtungswaffen
Guter Artikel von Daniel Pipes, der sich den philosophischen Gründen für Saddams selbstzerstörerische Täuschung über die Massenvernichtungswaffen nähert: Saddam Hussein entfernte sich zunehmend von der Wirklichkeit und vergötterte sein Launen, Exzentritäten und Fantasien.
"Nehmen wir einen Moment lang an, dass im Irak nie Massenvernichtungswaffen (MVW) gefunden werden. Natürlich könnten MVW immer noch auftauchen, aber lassen Sie uns annehmen, dass Saddam Hussein kein fortgeschrittenes Programm für chemische, biologische und Atomwaffen, wie auch die Raketen zu deren Verschuss hatte.

Was würde das bedeuten?

Die zu Präsident Bush in Opposition stehenden Demokraten sagen, es mache die Entscheidung für den Krieg zu einer, die sich auf „Fälschung" oder „Aufgeregtheit" gründete. Aber sie gehen an der Sache vorbei, denn es gab nun wirklich massive und unwidersprochene Belege, die darauf hin deuteten, dass das irakische Regime MVW baute.

Überläufer und andere irakische Quellen stimmten fast alle über das MVW-Programm überein. Das Handeln der irakischen Regierung – sich mit Händen und Füßen gegen die UN-Waffeninspektoren zu wehren, Beweise zu verstecken, Gelegenheiten zur Aufhebung der Wirtschaftssanktionen verstreichen zu lassen – bestätigten allesamt seine Existenz.

Das ist nicht alles: Rich Lowry von der „National Review" hat gezeigt, dass die gesamte Führung der Clinton-Administration – wie auch die UNO und die französische und die deutsche Regierung – an die Existenz der irakischen MVW glaubten.

Der gesamte Artikel von Daniel Pipes in deutscher Sprache

Erzwungener Altruismus
Ein Leser von littlegreenfootballs.com hat einige Zahlen über die amerikanischen Zahlungen an die Vereinten Nationen und die US-Entwicklungshilfe zusammengestellt und diese verglichen mit dem Abstimmungsverhalten der Empfängerländer in der UN. Danach zahlen die amerikanischen Steuerzahler an die UN mehr als alle anderen 177 Mitgliedsländern kombiniert. Was die amerikanischen Steuerzahler meistens nicht wissen: Die Empfänger von US-Finanzhilfen stimmen in der Vollversammlung der UN regelmäßig gegen die USA. Im Durchschnitt zu 74 %. So erhält Ägypten 2 Mrd. US-Dollar jährlich, stimmt aber zu 79 % gegen die USA. Auch Indien stimmt zu 81 % gegen die USA, obwohl das Land 143 699 000 $ jährlich an Finanzhilfe bekommt.

Anmerkung: Dies wäre also etwa so, als würde ich die PDS mit Spendengeldern überschütten, obwohl deren Abgeordnete im Bundestag permanent anders abstimmen als ich dies wünsche. Klar, dass ist dies nicht tue, denn kein rationaler Mensch würde so handeln. Kein rationaler Mensch finanziert seine eigenen Feinde. Im Falle der USA ist die Situation sogar noch schlimmer, da es sich um Steuergelder handelt, die Steuerzahler also gezwungen sind, diese Gelder Uncle Sam zur Verfügung zu stellen, wo ich immerhin noch mein eigenes Geld nehmen würde.
Respekt
Wenn Sie sich selbst respektieren, dann werden Sie die Leute nicht respektieren, die Sie schlecht behandeln.
Wenn es Ihnen an Selbstrespekt mangelt, werden Sie die Leute nicht respektieren, die Sie gut behandeln.

Michael Hurd
Aristoteles und die Fortpflanzung
"Seit alters her haben die Menschen nach Mitteln und Wegen gesucht, um das Geschlecht ihrer Kinder beeinflussen zu können. So hat der griechische Philosoph Aristoteles beispielsweise vorgeschlagen, dass Paare, die einen Sohn bekommen wollen, während des kühlen und trockenen Nordwindes, und Paare, die ein Mädchen bekommen wollen, während des warmen und feuchten Südwindes miteinander schlafen sollten. Der uralte Traum, das Geschlecht unserer Kinder vorherbestimmen zu können, ist inzwischen wahr geworden. Dank einer neuen Technologie können es sich Paare jetzt tatsächlich selbst aussuchen, ob sie einen Jungen oder ein Mädchen haben wollen.

Um sich den Wunsch nach einem Kind ihrer Wahl zu erfüllen, müssen sie lediglich in eine Klinik für Fortpflanzungsmedizin gehen und die für die Befruchtung vorgesehenen Samenzellen filtern lassen. Wer eine Tochter möchte, lässt sich mit den Spermien befruchten, die ein X-Chromosom enthalten, und wer einen Sohn möchte, lässt sich mit den Spermien befruchten, die ein Y-Chromosom enthalten. Die Kosten dieses Verfahrens, das bislang nur in den USA zugelassen ist, belaufen sich auf umgerechnet etwa 2.000 Euro."

Quelle: journalmed

Anmerkung: Ja, auch Aristoteles, der Vater der Logik, der Lehrer unserer Lehrerin, machte Fehler. Hier einer der weniger schwerwiegenden. Interessant auch, dass die Europäer -im Gegensatz zu den Amerikanern- dieses Verfahren bisher nicht anwenden dürfen. Darf nur "Gott" oder der Zufall darüber entscheiden, ob Paare einen Jungen oder ein Mädchen bekommen?


Montag, Oktober 13, 2003

Blüm soll mal Ayn Rand lesen
Der ehemalige Sozialminister Norbert Blüm beteiligt sich in der augenblicklichen Debatte um Sozialreformen recht rege. Er nimmt dabei eine "soziale" Haltung ein: er wehrt sich vehement gegen Kopfprämien. Herr Blüm bekennt dabei öffentlich seine Überzeugung von altruistischer Ethik.

Blüm hat sich auch in einem Spiegel-Artikel darüber beschwert, Angela Merkel würde 2000 Jahre Sozialgeschichte vergessen, wenn sie zu philosophieren anfängt. Er hat gefordert, Frau Merkel solle wenigstens mal Aristoteles lesen. Kein schlechter Vorschlag. Ich habe aber noch einen besseren Vorschlag für Blüm und Merkel: sie sollen beide mal Atlas Shrugged von Ayn Rand lesen. Dort finden sie eine Charakterfigur, der Herr Blüm recht nahe kommt: Eugene Lawson.

Hier einige Sätze aus dem Munde Lawsons: "Wenn Menschen Geld brauchten, genügte mir das. Bedürftigkeit war mein Maßstab." "Mir ging es nur um ... die menschliche Brüderlichkeit und Liebe. Liebe, das ist der Schlüssel zu allem. Wenn die Menschen lernten, einander zu lieben, wären alle ihre Probleme gelöst." ... "Das Bedürfnis geht allem voran, darum haben wir an nichts anderes zu denken."

Und über Unternehmer:
"Aber es ist ihre eigene Schuld. Es ist ihr Mangel an sozialem Geist. Sie weigern sich anzuerkennen, daß Produktion kein privates Vergnügen, sondern eine öffentliche Pflicht ist. Sie haben kein Recht, Pleite zu machen, ganz gleich, wie die Verhältnisse auch werden. Sie müssen weiterproduzieren. Das ist ein sozialer Imperativ. Die Arbeit, die einer macht, ist nicht seine persönliche Angelegenheit. Ein persönliches Leben gibt es nicht. Das zu lernen, müssen wir sie zwingen."

"Sicherheit, das ist es, was die Leute wollen. Und warum sollen sie nicht bekommen, was sie wollen? Nur weil eine Handvoll Reicher dagegen Einwände erheben wird ? ... Warum sollen wir uns um die Sorgen machen ? Wir müssen die Welt zum Wohle der kleinen Leute regieren. Die Intelligenz ist an allen Schwierigkeiten der Menscheit Schuld. Der menschliche Verstand ist die Wurzel allen Übels. Dies ist die Zeit des Herzens. Unsere Sorge darf nur den Schwachen, den Demütigen, den Kranken und Armen gelten. Die Großen sind auf der Welt, um den Kleinen zu dienen. Wenn sie sich weigern, ihre moralische Pflicht zu erfüllen, werden wir sie dazu zwingen müssen. Es hat einmal ein Zeitalter der Vernunft gegeben, aber wir sind darüber hinaus. Dies ist das Zeitalter der Liebe."

Blüms Erscheinung ist für mich ein Symbol für diese Ethik: untersetzte Figur, Vollmond-Gesicht, mit demütig Mitleid erregendem Blick und vorwurfsvoll weinerlicher, trotziger Stimme. Kombinieren Sie das mit seiner Einstellung, und dann wissen Sie, daß Norbert Blüm nicht zu Unrecht als "Herz-Jesu Sozialist" bezeichnet wird.

Sonntag, Oktober 12, 2003

Der sich das Leben nimmt
In diesem und im letzten Jahr sind zwei mehr oder weniger prominente Deutsche durch eigene Hand aus dem Leben geschieden. Bei der Bewertung dieser beiden Vorgänge kann eine Passage aus Ayn Rands "Wer ist John Galt?" nützlich sein. Dort heißt es:
"Jemand, der sich in aller Stille das Leben nimmt, kann man vielleicht vergeben. Wer wagt, über das Leiden eines anderen Menschen und über die Grenze dessen, was er ertragen kann, zu urteilen. Aber ein Mann, der sich umbringt und aus seinem Tod eine Schaustellung macht, um anderen Kummer zuzufügen, einer, der sich nur aus Bosheit umbringt - für den gibt es keine Vergebung, keine Entschuldigung. Er ist durch und durch verderbt, und er verdient es, daß die Leute auf sein Andenken spucken, statt ihn zu bedaueren und sich zu grämen, wie er es sich gewünscht hat."

Samstag, Oktober 11, 2003

Der Spuk der "gesellschaftlichen Verantwortung"
Im Zusammenhang mit der Diskussion um fehlende Ausbildungsplätze wird von den Gewerkschaften häufig von einer "gesellschaftlichen Verantwortung" der Unternehmen gesprochen. Sollten diese ihrer Verantwortung nicht nachkommen, könnten sie mit einer Strafsteuer belegt werden, um ein entsprechendes Angebot von Ausbildungsplätzen zu erzwingen. In früheren Zeiten oder in anderen Zusammenhängen wurde oder wird von "vaterländischer Pflicht", von "Gehorsam gegenüber Gott" oder von der "Partei, die immer Recht hat" gesprochen. Die objektivistische Ethik und die Realität erkennen eine derartige Pflicht zum Handeln nicht an. "Pflicht" bedeutet, dass Entitäten handeln sollen aufgrund der Befehle einer höheren Autorität, ohne Rücksichtnahme auf eigene Wünsche, Motive oder Ziele.

Für Kant war Pflichterfüllung um der Pflicht willen der einzige Maßstab für Tugend. Für Ayn Rand war dies ein mystisches Konzept: "Es ist offensichtlich, dass dieses Anti-Konzept ein Produkt des Mystizismus ist, nicht eine Abstraktion, die aus der Realität abgeleitet wurde. In einer mystischen Theorie der Ethik steht 'Pflicht' für die Vorstellung, dass der Mensch den Diktaten einer übernatürlichen Autorität gehorchen muss." Für den Objektivismus hingegen gibt es nur die freie Willensentscheidung und das Gesetz der Kausalität, d. h. der Prozess, wo ein Ziel gewählt wird und die entsprechenden Aktionen unternommen werden, um das Ziel zu erreichen.

Wenn Unternehmen die Zahl der Ausbildungsplätze reduzieren, weil marktwidrige Ausbildungsvergütungen ihnen Kosten aufzwingen, die im keinem Verhältnis zu dem erzielten Nutzen stehen, handeln sie im Interesse des Überlebens ihrer Firma, und damit moralisch. Nichts und niemand hat das Recht, ihnen die Pflicht einer "gesellschaftlichen Verantwortung" zu oktroyieren, die sie zwingen würde, ihre höchsten Werte zu verraten oder zu opfern.










Freitag, Oktober 10, 2003

Objektivismus und Buddhismus
Keine Frage - Buddhismus boomt in den USA. Innerhalb der letzten 15 Jahre hat sich die Zahl der buddhistischen Zentren im Land der "angewandten Aufklärung" mehr als verdoppelt. Ungefähr vier Millionen Amerikaner praktizieren derzeit die fernöstliche Religion. Der Begriff "Religion" ist in Bezug auf den Buddhismus allerdings durchaus umstritten, da dem Buddhismus gewissen Attribute fehlen, die gemeinhin Religionen zugeschrieben werden. So meidet der Buddhismus das Wort "Gott" und kennt auch keine unsterbliche Seele. Das Konzept der Reinkarnation, dass der Buddhismus vertritt, setzt allerdings die Existenz irgendeiner göttlichen Instanz voraus, denn wer sollte sonst darüber entscheiden, ob jemand als Küchenschabe oder als heiliges Lama wiedergeboren wird. So lässt sich sicherlich behaupten, dass der Buddhismus auch bei Vermeidung des "G-Wortes""funktionell theistisch" ist, wie der Wissenschaftsjournalist John Horgan schreibt.

Joshua Zader vertritt auf seiner Website die Auffassung, dass Objektivismus und Buddhismus komplementär und nicht antithetisch seien. Zu dieser Einschätzung kann er allerdings nur kommen, wenn er den Buddhismus sämtlicher philosophischer Inhalte entledigt und auf bestimmte "Praktiken" reduziert, die das persönliche Wohlbefinden eines Menschen steigern sollen. Unter dieser Voraussetzung kann man sicherlich behaupten, Objektivismus und Buddhismus seien komplementär, wie Objektivismus und vegetarische Ernährung, Objektivismus und Bogenschiessen etc. komplementär sein können. Nur welchen Sinn macht es, über die Komlementarität von Objektivismus und Buddhismus zu sinnieren, wenn Zaber selbst, wie er schreibt, davon ausgeht, dass der Buddhismus "inhärent fehlerhaft" sei, und nicht mit dem Objektivismus vergleichbar wäre? Wenn es Zader wirklich nur um Meditiationspraktiken gehen würde, könnte er den Buddhismus verwerfen und ausschließlich über die Vereinbarkeit von Meditation und Objektivismus reflektieren. Dass er dies nicht tut, könnte zumindest den Verdacht aufkommen lassen, dass er mehr vom Buddhismus retten möchte als er explizit zugibt.

Einen sehr ernüchternde Blick auf den Buddhismus wirft hingegen John Horgan, der ihn nicht für rationaler hält als den Katholizismus seiner Jugend. Die moralische und methaphysische Weltsicht des Buddhismus, so Horgan weiter, könne "nicht leicht mit der Wissenschaft - oder, allgemeiner, mit modernen humanistischen Werten versöhnt werden."
Die von Buddhisten und alternativen Medizin-Gurus so sehr beschworenen Erfolge der Meditation stehen auf empirisch wackligen Beinen: "Ja, sie kann Stress reduzieren, aber, wie sich herausgestellt hat, nicht mehr als beim einfachen Sitzen auch. Meditation kann sogar Depression, Angst oder negative Emotionen bei bestimmten Menschen verstärken." Anders als der Objektivismus, der eine Philosophie für das Leben auf der Erde ist, impliziert der Buddhismus eine Entfernung vom normalen Leben als den Weg der Erlösung. So schreibt Helmuth von Glasenepp in seinem Buch Die fünf Weltreligionen über das Leben des Religionsgründers Buddha: "Um sein Herz von aller Leidenschaft zu lösen, hatte der an jede Art von Luxus gewöhnte Prinz dem Wohlleben entsagt und war während des größten Teiles seines Lebens als heimatloser Asket umhergezogen, nur von Almosen lebend. Daß es ihm gelungen ist, durch strenge Sinnenzügelung alle Begierden, alle Gefühle von Zorn und Haß und alle Verblendung in sich zu ertöten, wird von den Texten übereinstimmend behauptet."

Im Gegensatz zu anderen Religionsstiftern enthielt sich Buddha bei der Verbreitung seiner Lehre allerdings jeder fanantischen Unduldsamkeit. Die Toleranz und friedfertiger Gesinnung der Buddhisten ist Ausdruck eines Nihilismus, für den menschliches Leid und der Tod nur triviale Ereignisse sind. In der Worten des "Erhabenen" an seine Jünger: "Auch wenn Räuber und Mörder einem mit einer Säge Glied für Glied abschnitten, wer darüber zornig würde, der handelt nicht nach meiner Lehre. Denn auch in einem solchen Fall sollt ihr euch also üben: Nicht soll unser Denken sich verändern, nicht wollen wir ein böses Wort von uns geben, sondern gütig und mitleidig bleiben, voll freundlicher Gesinnung und ohne Haß." Der Buddhismus will den Menschen von den Leiden des Lebens erlösen, indem er ihn auffordert, sein Selbst zu negieren, es als Illusion zu betrachten, um jedes Leiden als belanglos zu akzeptieren. Dies macht den Buddhismus in der Tat völlig unvereinbar mit dem Objektivismus.





Donnerstag, Oktober 09, 2003

Gefährliche Demokratie am Werk
Der Historiker John Lewis hat in einem Beitrag für das capmag.com das Abwahlverfahren in Kalifornien als unvereinbar mit republikanischen Prinzipien abgelehnt:
"Das kalifornische Abwahlverfahren ist falsch, nicht weil es die Demokratie unterhöhlt, sondern weil es die Demokratie über republikanische Prinzipien stellt. Das richtige Verständnis für den Unterschied zwischen Republikanismus und Demokratie ist heute verlorengegangen. Es muss wiedergewonnen werden, wenn unsere Republik bewahrt werden soll." Für Lewis ist eine Abwahl der Regierung innerhalb der vorgesehenen Amstzeit nur zulässig, wenn ein offensichtlich kriminelles Verhalten vorliegt.
DENKEN
"Alles beginnt im Denken", zitierte MdL Professor Dr. Wolfgang Reinhart bei der Einweihung des Dienstleistungszentrums Aristoteles.

Quelle: Fränkische Nachrichten

Bezogen auf die Bedingungen, die Bund und Land der Kommune aufdrücken, hält es Klimpel mit Aristoteles: "Wir können den Wind nicht ändern, aber wir können die Segel richtig setzen." Nachsatz des BM-Kandidaten: "Ich hätte gern den Auftrag dazu."

Quelle: WAZ
Kapitalismus oder Barbarei: Das Presseecho
Das Doppelheft der Zeitschrift Merkur mit dem Titel "Kapitalismus oder Barbarei" hat auch in der Presse reichlich Beachtung gefunden. Im folgenden zwei Stellungnahmen, die auf den im Merkur veröffentlichten Aufsatz über Ayn Rand eingehen.
Barbara von Rednitz schreibt für die Neue Zürcher Zeitung:
"Zwei interessante biografische Porträts widmen sich Karl Polanyi und Ayn Rand, der in den USA seit den sechziger Jahren anhaltend prominenten russisch-jüdischen Schriftstellerin, deren leidenschaftlich 'prokapitalistische' Zukunftsromane derzeit auch hierzulande auf Interesse stossen."

Gar nicht amüsiert von der geballten prokapitalistischen Rhetorik im Merkur zeigt sich Mathias Greffrath in der taz:
"Von den Ökonomen in Schwung gebracht, schaffen die Geisteswissenschaftler die 'romantische' Trennung von Bourgeois und Citoyen ab, werfen die demokratischen Wirtschaftstheorien von Mill bis Keynes auf den Müll der Geschichte, halbieren Adam Smith, bringen uns, auf der Suche nach einem Leitbild für die dynamischeren unter den Merkur-Lesern, aufs einfühlsamste das amerikanische Kapitalismusmärchen 'Atlas Shrugged' von Ayn Rand nahe, fordern die volle Marktfreiheit für Biotechnik, Theater, Oper, wo 'verwahrloste', ungewaschene, radikale, selbstquälerische 68er-Typen wie Beethoven, denen es nicht reicht, 'schöne Musik zu schreiben und bezahlt zu werden', für Mariam Lau ohnehin irgendwie fehl am Platz."
Aristoteles und die goldene Mitte
oder das Wort, das er nicht fand.

"Bei jedem ausgedehnten und teilbaren Dinge kann man ein Zuviel oder Zuwenig und ein rechtes Maß unterscheiden, und dies entweder in Hinsicht der Sache selbst oder in der Beziehung auf uns. Das rechte Maß liegt in der Mitte zwischen dem Zuviel und Zuwenig." (aus "Die Nikomachische Ethik" von Aristoteles)

Und was ist der Maßstab für das, was Zuviel und Zuwenig ist ? Er sagt zwar weiter unten: "Die Mitte aber, das heißt hier nicht die der Sache, sondern das Mittlere in bezug auf uns." und daß der absolute Maßstab bei jeder Person verschieden sein kann, doch ein expliziter Begriff für den Maßstab fehlt ! Auch wird an anderer Stelle gesagt, daß Glückseligkeit das höchste Gut ist, gerade an dieser Textstelle taucht der Begriff aber nicht auf.

Wenn der Erhalt und die Förderung des eigenen Lebens der höchste Wert des Menschen ist und sich alle anderen Werte danach ausrichten sollen, dann ist die maximale Förderung dieser Werte, also eine Nutzenmaximierung für das eigene Leben, das, worauf die Mittel abzustimmen sind.

Mittwoch, Oktober 08, 2003

Das S in der CSU
Steht das fette S in der Mitte von CSU für sozialistisch ? Herr Stoiber ist gegen Kopfprämien bei der Krankenversicherung, die von der Herzog-Kommission vorgeschlagen wurden. Im Fernsehen nannte er das Prinzip: "Wir haben ein bewährtes System, in dem jeder eine vergleichbare Leistung erhält, aber Beiträge ... nach seiner Leistungsfähigkeit zahlt. Und bei diesem Grundsatz sollte es bleiben." Und hier zum Vergleich ein Motto von Karl Marx: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!"
Governor Schwarzenegger
Arnold Schwarzenegger hat die kalifornische Governor-Wahl gewonnen. Doch wofür steht Arnold Schwarzenegger ? Er hat mich bei seiner Dankesrede mit einem Motto positiv überrascht: "For the people to win, politics ... must lose ." Damit die Bevölkerung gewinnt, muß ... Politik verlieren. Wenn Schwarzenegger damit meint, daß er für einen möglichst kleinen Regierungsapparat und einen möglichst freien Markt ist, dann kann dieses Motto nur unterstützt werden. Sein Wahlprogramm läßt aber daran zweifeln, ob er wirklich für dieses Motto steht. Wenn man sich sein Wahlprogramm auf seiner Homepage ansieht, dann sieht man, daß Schwarzenegger seine Standpunkte nicht nach Prinzipien aufbaut. Er hat zwar gesagt, daß er Bürokratie beseitigen will, den Haushalt ausgleichen und ein business-freundliches Umfeld schaffen will. Doch in seinem Wahlprogramm geht er ständig Kompromisse ein: es fehlen Ansätze zur Privatisierung von Schulen; die Absicht, den Energiesektor vollständig zu deregulieren, ist nicht erklärt. Und das Schlimmste: eine ganze Reihe von Umweltschutzmaßnahmen. Er hat aber auch wriklich positive Seiten: er ist z.B. für die Legalität von Abtreibungen.

Die Kritik seiner herkömmlichen Kritiker ist aber unangebracht: sie behaupten von Schwarzenegger, er sei ein hirnloser Muskelmann, den man nicht einmal als Schauspieler akzeptieren kann. Jay Leno hat sich bei den Eröffnungsworten nach dem Wahlsieg über die Kritiker lustig gemacht: "...als Arnold sich aufstellen ließ, sagte man: 'Arnold ist ein Schauspieler, er kann kein Governor werden'. ... Zum ersten Mal haben seine Kritiker anerkannt, daß Arnold ein Schauspieler ist." Schwarzenegger hat sich aber nicht nur in harter Arbeit eine Karriere als Bodybuilder und Schauspieler aufgbaut, mit der er Millionen verdient hat. Schwarzenegger hat sich auch mit ökonomischen Fragen befaßt: er hat einen Bachelor-Abschluß in einem wirtschaftswissenschaftlichen Fach. Er ist angeblich Bewunderer von Adam Smith, Milton Friedman und F.A. Hayek. Wünschenswert wäre, wenn davon auch etwas in Politik umgesetzt werden würde.

Dienstag, Oktober 07, 2003

Das Vorsorgeprinzip
Das Vorsorgeprinzip ist ein ideologisches Mittel, um menschliche Unternehmungen zu unterbinden und gegen sie bestimmte Gesetze durchzudrücken. Das Prinzip selbst in seiner reinen Form ist bisher nicht zum Gesetz erklärt worden, wohl aber abgeschwächte Formen davon. Als Leitlinie ist es inzwischen fest etabliert und wird kaum noch hinterfragt. Hier erst einmal das abstrakte Prinzip, ohne alle schönfärberischen Umschreibungen:

Das Vorsorgeprinzip besagt, daß eine Handlung unterlassen werden muß, wenn nicht bewiesen werden kann, daß mit ihr keine Gefahren verbunden sind. Und weil das nicht bewiesen werden kann, muß jede Handlung unterlassen werden, wenn mit ihr unbekannte Gefahren verbunden sein könnten. Man beachte: man soll unbekannte Gefahren berücksichtigen; man soll etwas berücksichtigen, was man noch überhaupt nicht kennt. Finden kann man aber nur etwas, was existiert; Nicht-Existenz kann nicht gefunden werden. Ein Negativum kann nicht bewiesen werden, so wie Nicht-Existenz nicht bewiesen werden kann. Nicht-Existenz muß aber auch gar nicht bewiesen werden.

Die richtige Vorgehensweise wäre: Aus der Unauffindbarkeit einer Tatsache schließt man auf deren Abwesenheit. Aus dem Nichtauffinden von Risiken schließt man auf die Abwesenheit eines Risikos. Solange keine Indizien für Schadensmöglichkeiten gefunden wurden, ist eine logische Schlußfolgerung auf einen möglichen Schaden nicht zulässig.

Nehmen wir ein Beispiel: Sie haben ein neues Produkt entwickelt. Beim Entwickeln hatten Sie jahrelang Umgang damit. Ihnen ist beim Umgang nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Es sind keinerlei Schäden an Ihrer eigenen Gesundheit oder der Gesundheit fremder Personen aufgetreten. Das Vorsorgeprinzip sagt Ihnen nun: nein, das Produkt darf nicht auf den Markt gebracht werden, weil nicht bewiesen worden ist, daß keine Schäden entstehen könnten. Dann sagen sie: aber es sind doch bisher keine Schäden bekannt. Und wie soll ich denn beweisen, daß keine Schäden auftreten können ? Die Gegenseite sagt Ihnen nicht, wie Sie das beweisen sollen. Sie sagt Ihnen nur: wenn Sie das nicht beweisen können, dann darf das Produkt auch nicht auf den Markt. Wenn die Bevölkerung vor hundert Jahren das Vorsorgeprinzip akzeptiert hätte, dann würde es keine Elektrizität, keine Autos und keine Industrieanlagen geben.

Führen wir das ganze nun ad absurdum: Wenn ich auf die Straße gehe, dann könnte es sein, daß ich vom Auto überfahren werde. Also düfte ich nach dem Vorsorgeprinzip nicht auf die Straße gehen, denn das wäre viel zu gefährlich: es könnte etwas passieren, also muß ich es lassen. Selbst wenn ich bereits 50 Jahre lang jeden Tag auf die Straße gegangen bin und mir ist nie etwas passiert, dann wäre das nach dem Vorsorgeprinzip keine ausreichende Erfahrung, um auf die Straße zu gehen. Erst wenn ich einen Beweis geführt hätte, daß nichts passieren kann, dürfte ich mich auf die Straße wagen. Und da dieser Beweis nicht möglich ist, würde mich das Vorsorgeprinzip niemals auf die Straße lassen.

Das Vorsorgeprinzip fordert ein Leben ohne Gefahren und sieht selbst dort Gefahren, wo es keine gibt. Der Sinn des Vorsorgeprinzips: es dient der Verhinderung jeglichen Handelns. Mit dem Vorsorgeprinzip kann man gegen alles argumentieren und alles verbieten, wenn man es zum Gesetz gemacht hat. Es richtet sich nicht nur gegen jede Innovation, sondern auch gegen Altbewährtes. Der Versuch der konsequenten Anwendung dieses Prinzips würde jede Handlung unmöglich machen und damit menschliches Leben unmöglich machen. Es ist die Vorstellung eines boshaften Universums, in dem es nur Gefahren gibt, keine Möglichkeiten und Chancen. Es ist eine Weltanschauung, bei der man die "Dinge an sich" nicht kennen kann. Dahinter verbirgt sich die Wahrnehmungslehre von Kant: laut Kant kann der Mensch nicht verzerrungsfrei wahrnehmen. Kant behauptet, der Mensch könne nur das Oberflächliche der Dinge wahrnehmen, nie die "Dinge an sich", das heißt bildlich gesprochen, er könne nicht wahrnehmen, wie sie unter der Oberfläche sind, d.h. er könne nicht erkennen, wie die Dinge außerhalb der Realität sind. Bei dieser Wahrnehmung kann man aus dem Nichtauffinden von Indizien nicht auf deren Abwesenheit schließen.

Doch die boshafte Weltanschauung ist unnötig. Wenn man die Existenz einer objektiven Realität akzeptiert und für den Menschen die Möglichkeit einer verzerrungsfreien Wahrnehmung akzeptiert, dann kann man das Vorsorgeprinzip getrost über Bord werfen. Im Universum gelten unveränderliche Naturgesetze und diese Unveränderlichkeit ist eine Sicherheit gegen Risiken. Risiken sind abschätzbar. Und die Abschätzung und Beurteilung solcher Risiken sind ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Lebens. Es lebe der Mensch !

Samstag, Oktober 04, 2003

Werte erhalten
Im Wertesystem des Menschen ist es notwendig, daß Werte in einer Hierarchie geordnet sind, um Prioritäten bei Maßnahmen zu haben, die zum Erreichen oder der Erhaltung dieser Werte notwendig sind.

Falls einer dieser Werte gefährdet ist, sind Maßnahmen zu deren Erhalt zu ergreifen. Das liegt im persönlichen Eigeninteresse ! Dabei muß man berücksichtigen, daß kein höherstehender Wert für den Erhalt eines tieferstehenden Wertes verloren geht. Das wäre ein Opfer und gerade das lehnt Objectivism ab.

So wie materielle Werte im Leben eines Menschen einen Wert darstellen können, so können auch Personen einen Wert darstellen: Freunde. Ein Freund ist eine Person, die eine Anzahl derselben Wertvorstellungen hat, wie man selbst. Auch Freunde sollten in dieser Wertehierarchie in eine bestimmte Position eingeordnet werden.

Und wenn das Wohl des Freundes gefährdet ist, dann gebietet es das persönliche Eigeninteresse, dem Freund zu helfen: die Hilfe besteht aus der Hergabe tieferstehender Werte für den Erhalt eines höherstehenden Wertes, den Freund.

Freitag, Oktober 03, 2003

Dumm gelaufen
Auf einer Site ihrer Homepage zitieren Maxeiner und Miersch ein paar Vorhersagen aus der Vergangenheit, die sich nicht bewahrheitet haben. Dumm gelaufen für die jeweiligen Personen. Es finden sich einige interessante Standpunkte und weitere Links.



Das Schlechte am
islamischen Extremismus

In meinem vorherigen Artikel habe ich gesagt, daß das Wort "Extremismus" dazu mißbraucht werden kann, Personen zu verleumden, die eine außergewöhnliche Einstellung haben. Dies trifft auf islamischen Extremismus allerdings nicht zu. Das Schlechte am islamischen Extremismus ist die Bereitschaft, physische Gewalt gegen Personen zu initiieren, die anders denken, das sagen und die ein Leben in Freiheit und Wohlstand führen wollen. Alle weiteren Übel von Islamisten können Sie im Artikel "Das Geschäft mit dem Teufel bringt nur Tote" ( Di, 23.Sept ) nachlesen.

In meinem Artikel über Extremismus wollte ich verdeutlichen, daß man Extremismus nicht am "Mainstream" messen kann, wenn man keine Aussage über den "Mainstream" machen kann, weil man keine objektiven Maßstäbe hat; und daß "Mainstream" und "Extremismus" nichts über den Wahrheitsgehalt und die Werthaltigkeit der zu beurteilenden Position aussagen.

Selbst Daniel Pipes, der interessante Artikel zum Thema Islam schreibt und deren Inhalt ich oft zustimme, macht diesen Fehler: einer seiner Artikel heißt "Moderate Voices of Islam" und dabei soll "moderat" implizieren: "gewaltfrei".

Die Beurteilung von Positionen, wie hier des islamischen Extremismus, muß nach objektiven Maßstäben geschehen, und die kann man nur haben, wenn man die richtigen philosophischen Grundsätze hat.

Donnerstag, Oktober 02, 2003

Extremismus
Viele Extremisten haben eine Einstellung und ein Verhalten, die ich als schrecklich empfinde, weil sie realitätsfeindlich, freiheitsfeindlich und lebensfeindlich sind. Die Frage, die sich mir stellt: ist Extremismus per se schlecht ? Was versteht "man" unter Extremismus ? Für den Begriff "Extremismus" fand ich keine eindeutige Definition. Er wird oft mit schwammigen Formulierungen umschrieben. "Extremisten betrachten ihren Standpunkt als den einzig richtigen und kennen demzufolge keine Toleranz gegenüber Andersdenkenden." Extremismus ist also die Überzeugung von der alleinigen Richtigkeit des eigenen Standpunktes ? Dann wäre auch ein Extremist, wer felsenfest davon überzeugt ist, daß 2 und 2 gleich vier ist. Soll ich tolerant gegen falsche Aussagen sein ? Soll ich nicht sagen, daß sie falsch sind ? Ist Wahrheit zu extrem ?

"Als 'extrem' bezeichnen wir im allgemeinen Sprachgebrauch Menschen oder Dinge, die sich möglichst weit weg von einer bestimmten, abstrakten 'Mitte', bildlich gesprochen also 'am Rand' befinden." Wo ist die Mitte und wo der Rand ? Wer legt fest, wo die Mitte ist ? Was ist der Maßstab ? Keine Antwort !

Man bedient sich dann einfach eines Begriffs, der die "Mitte" verkörpern soll: "Mainstream". Als "Mainstream" bezeichnet man die Einstellung der Mehrheit intellektuell tätiger Personen. Aber Mehrheit verkörpert nicht Wahrheit. Und die Frage des Wahrheitsgehaltes bleibt völlig unberücksichtigt. Was nützt mir eine "Mainstream"-Einstellung, die völlig falsch ist und nichts mit der Wahrheit und der Realität zu tun hat ? Ich ziehe einen extremen Standpunkt vor, wenn er der Wahrheit entspricht. Wahrheit, nicht Mainstream, ist der Maßstab für Aussagen und Ideen.

Wie will man eine Mitte oder einen Rand festlegen, wenn man, wie moderne Philosophen, behauptet, es gäbe keine objektive Realität, keine verzerrungsfreie Wahrnehmung, keine objektive Wahrheit und keine objektiven Werte und Tugenden, also keinerlei abstrakte Prinzipien ? Mit dieser Haltung tut man sich schwer, explizit zu sagen, was an Personen schlecht ist.

Wer in dieser Zwickmühle ist, kann einfach Extremismus als schlecht definieren (ohne Maßstäbe zu haben und ohne zu sagen, was es genau ist), dann den Begriff zuerst in Zusammenhang mit Personen bringen, bei denen kaum einer wagt an der Schlechtheit des Extremisten zu zweifeln. Der Begriff "Extremismus" wird z.B mit "Gewaltbereitschaft" gleichgesetzt. Im nächsten Schritt macht man dann aus dem Begriff Extremismus etwas Neues: man verwendet den Begriff auch in anderen Zusammenhängen, ohne zu sagen, was genau an der Einstellung oder der Handlung der bezichtigen Person schlecht ist, und hofft darauf, die Verbindung zum bisher Schlechten in den Köpfen zu wecken. Der Vorwurf "Extremist" wird dazu verwendet, um Personen mit anderer Einstellung einzuschüchtern.

Der Begriff "Extremismus" wird damit eine Mogel-Packung. Bei einem Begriff verstehe ich unter Mogelpackung, daß Richtiges mit Falschem vermischt wird und gemeinsam als Packet unter diesem Begriff verkauft wird. Hüten Sie sich vor solchen Mogel-Packungen: wenn Richtiges mit Falschem unter einem Begriff verarbeitet wird, kann nichts Richtiges bei der Arbeit mit diesem Begriff herauskommen.

Wer jetzt als "Extremist" bezichtigt wird, hat es schwer, sich zu wehren. Wie wehrt man sich gegen den Vorwurf, nicht "Mainstream" zu sein, wenn Wahrheit in der Diskussion keine Rolle spielt ? Auch meine Standpunkte würden (wenn sie denn bekannter wären) als "Extremismus" gebrandtmarkt. Darauf kann man dann nur antworten, was der ehemalige amerikanische Präsidentschaftskandidat Barry Goldwater gesagt hat:

"Ich möchte Sie daran erinnern, daß Extremismus in der Verteidigung der Freiheit kein Übel ist ! Und ich erinnere Sie auch daran, daß Moderatheit in der Verfolgung von Gerechtigkeit keine Tugend ist."



Zerstörung von Sprache
"Intellektuelle Verwirrung ist das Kennzeichen des 20.Jahrhunderts, und wird von denen verursacht, deren Aufgabe es wäre, Aufklärung zu schaffen: von modernen Intellektuellen.
Eine ihrer Methoden ist die Zerstörung von Sprache - und deswegen von Denken und deswegen von Kommunikation - durch Anti-Begriffe. Ein Anti-Begriff ist ein unnötiger und rational nicht verwendbarer Ausdruck, der geschaffen wurde, um einen legitimen Begriff zu ersetzen und zu zerstören. Die Verwendung von Anti-Begriffen gibt dem Hörer ein Gefühl von näherungsweisem Verständnis. Aber im Bereich des Begreifens gibt es nichts, was so schlecht ist wie Näherungen. Wenn Sie mit zu vielen Näherungen belastet sind und sich in der Situation befinden, den Versuch aufgegeben zu haben, die heutige Welt zu verstehen, dann überprüfen Sie ihre Grundannahmen und die Worte, die Sie hören. Um zu verstehen, was man hört und liest, braucht man heute eine spezielle Übersetzung."

(Ayn Rand in "Credibility and Polarisation")

Mittwoch, Oktober 01, 2003

Nicht ankurbeln. Den Schlüssel finden !
Oldtimer muß man ankurbeln. Und so wie es Oldtimer-Fans bei Autos gibt, gibt es auch Oldtimer-Fans in der Ökonomie: die wollen auch immer "Wirtschaft ankurbeln". "Die EU-Kommission hat einen milliardenschweren Investitionsplan vorgelegt, um die lahmende Konjunktur in Europa anzukurbeln.", heißt es in den Yahoo-Nachrichten.

Dabei übersehen die Herrschaften, daß sie es nicht mit einem Oldtimer zu tun haben. Wie wäre es einfach mal mit Ausgaben kürzen und Steuern senken, anstatt milliardenschwere Schuldenberge anzuhäufen ? Das wäre der geeignete Schlüssel für den automatischen Anlasser.

Dienstag, September 30, 2003

Ideen-Reform kommt vor Sozialreform
Gerade wird wieder viel Wirbel um den Begriff Sozialreformen gemacht. Was sich wirklich ändern müßte, sind die Grundannahmen, die der Sozialgesetzgebung zugrunde liegen. Die Menschen sollten die altruistische Ethik vollständig über Bord werfen. Solange eine Mehrheit der Bundesbürger annimmt, Moral bestünde daraus, daß eine Person sich für eine andere Person aufopfert, wird sich nichts Wesentliches ändern. Wenn man diese Grundannahme von altruistischer Moral erst einmal angenommen hat, steht man beim Diskutieren auf verlorenem Posten.

Die Art und Weise, wie die meisten Leute gegen Sozialgesetzgebung argumentieren ist daher so schwach, weil sie gerade diese altruistische Moral akzeptiert haben. Was dann als Gegenargumentation bleibt ist nur noch pragmatisches Gerede. "Die Kassen sind leer, wir müssen sparen", heißt: "wenn die Kassen wieder voll sind, können wir wieder so viel Geld verteilen wie vorher".

"Die Kassen sind leer, die Steuern können wir aber nicht erhöhen, weil das 'dem Standort und der Wirtschaft' schadet.", heißt: "es ist richtig, nach Belieben Steuern zu erhöhen und Personen beliebige Anteile ihres Einkommens wegzunehmen; die Kunst besteht nur daraus, genügend Idioten zu finden, die sich ausnehmen lassen. Und wenn wir Konkurrenz abschaffen könnten, dann würden wir das auch noch machen: wir arbeiten daran, sie abzuschaffen".

Die Leute müssen lernen, ihre eigenen Interessen zu vertreten, und zwar selbst dann, wenn ihnen die Bedürftigkeit anderer Personen vorgehalten wird. Und das ist nur möglich, wenn sie selbst eine rationale Moral angenommen haben, die auf dem Wohl des Ego beruht. Es braucht den Mut, im Zweifelsfall auf den Vorwurf: "Aber er braucht es doch." zu antworten: "Was geht mich das an ?" Das erzeugt zwar im ersten Moment einen entrüsteten Aufschrei. Aber diese Schocktherapie ist notwendig, um dem Gegenüber klarzumachen, daß er es mit einem Individuum zu tun hat, das von seinem Recht auf Eigenständigkeit überzeugt ist.

Montag, September 29, 2003

Das Zeitalter des Neides
Unter dieser Überschrift schreibt Ayn Rand über unser Zeitalter: "Heute leben wir im Zeitalter des Neides. ... Das Gefühl [dazu] ist: Haß auf das Gute, weil es gut ist. ... [Es ist] die Reaktion mit Haß, nicht auf menschliche Schlechtigkeit, sondern auf menschliche Tugenden. ... Deren Vertreter spüren [aber] keine Liebe für böse Menschen: ihr emotionales Spektrum ist auf Haß oder Gleichgültigkeit beschränkt. Es ist unmöglich, Liebe zu empfinden, was eine Reaktion auf Werte ist, wenn Haß die automatische Reaktion auf Werte ist. ... Die klarste Ausprägung ist die Einstellung einer Person, die anderen keinen Erfolg, Glück, Errungenschaften oder Vermögen gönnt - und Vergnügen am Versagen, Leid oder Unglück anderer empfindet."

Weiter schildert sie, daß es bessere und schlechtere Formen von Neid gibt und daß der Neider schlimmstenfalls nicht danach strebt, sich zu verbessern, um dem Beneideten gleichzukommen: "Er will den Wert nicht: er will die Zerstörung des Wertes. ... Was ist die Natur einer Kreatur, die bei der Ansicht eines Wertes mit Haß reagiert, mit dem Wunsch der Zerstörung ? Im grundlegendsten Sinn dieses Ausdrucks ist solch eine Kreatur ein Killer, kein physischer, sondern ein metaphysischer - er ist kein Feind Deiner Werte, sondern aller Werte; er ist ein Feind von allem, was es Menschen ermöglicht zu überleben; er ist ein Feind des Lebens als solches und von allem Lebenden."

(aus "The Age of Envy" in "The New Left: The Anti-Industrial Revolution" )