Freitag, Februar 20, 2004

Die Unbestechlichen
Kabel 1 versteckt ein kleines Serien-Juwel am Samstagmorgen in seinem Programm, das trotz seines Alters eine breitere Aufmerksamkeit verdient hätte: Die Unbestechlichen. Ayn Rand schüttete in einem Artikel vom 8. Juli 1962 in der Los Angeles Times Lobeshymmnen über die Serie aus, die sie als "zutiefst moralische Sendereihe" bezeichnete. Den Kritikern der Serie warf sie vor, sie für ihre Tugenden zu verdammen, für den Triumph über die Kriminellen und ihren moralischen Absolutismus. Die Gangster werden in der Serie als "verängstigte Ratten" dargestellt, denen die Männer um Eliot Ness, dargestellt von Robert Stack, gegenüberstehen, der selbst bei ausgesprochen bleihaltiger Luft weder seine Contenance noch seinen Hut jemals verlieren würde: "Durch die nüchterne, ernste Verbissenheit in seinem Auftreten, das totale Selbstvertrauen sogar in Momenten einer vorübergehenden Niederlage, so total, dass sie es sich leisten kann, unbetont zu bleiben, die kontrollierte Intensität, das stille absolute Bekenntnis zu der moralischen Gerechtigkeit seiner Aufgabe, transportiert Stack die Integrität eines wahrhaft unbestechlichen Mannes - eines Mannes, den das Böse nicht in Versuchung führen kann, weil es ihm nichts anzubieten hat."

Donnerstag, Februar 19, 2004

Wer verdient den Titel Objektivist?
Im Objectivism Online Forum wurde im letzten Jahr die Frage diskutiert, wer überhaupt sich Objektivist nennen darf. Rational Egoist vertritt die Auffassung, dass ein Objektivist eine Person ist, die die gesamte Philosphie des Objektivismus -worunter er die exakten Prinzipien versteht, die sich aus den philosophischen Schriften von Rand ergeben, und außerdem aus den Schriften derjenigen, die "das legale Recht" hätten für Rand zu sprechen, wie Peikoff- versteht und billigt. Dies sei nicht gleichbedeutend mit einer Zustimmung zu allen persönlichen Vorlieben von Ayn Rand. Falsch sei es, sich Objektivist zu nennen, wenn man nur den Grundzügen des Objektivismus zustimme. So sei es seiner Meinung nach nicht möglich sich Objektivist und Anarchist zu nennen, da sich der Anarchismus in deutlichem Widerspruch zum Objektivismus befinde. Es selbst bezeichnet sich zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Beitrages als "Student des Objektivismus", da er noch nicht genügend Kenntnis von der gesamten Philosophie habe. RadCap fügt an, dass man nicht jedes Beispiel oder jedes Sub-Sub-Prinzip des Objektivismus kennen muss, um den Mantel des Objektivismus zu akzeptieren. Man müsse einfach akzpetieren, was man kenne und dürfe keine widersprechenden Konzepte akzeptieren. Rand selbst hatte gesagt, dass derjenige, der nur mit bestimmten Inhalten des Objektivismus übereinstimme, sich nicht Objektivist nenne dürfe. Beide Diskussionsteilnehmer scheinen die Auffassung zu vertreten, dass der Objektivismus ein geschlossenes System ist, das nicht über die Aussagen von Rand hinaus weiterentwickelt werde dürfe. Aber es gibt auch die gegenteilige Position, die den Objektivismus als "offenes System" definiert, wie es etwa Nathaniel Branden tut, und wie es seiner Meinung nach Rand auch gesehen hat. Branden weist aber auch darauf hin, dass dieses neue Material sich nicht im Widerspruch zu dem bereits etablierten Material befinden dürfe. Wenn man Brandens Eingangsbemerkung folgt, scheint er allerdings nur Widersprüche gegenüber den "Basisprämissen" ausschließen zu wollen. Zur Beantwortung der Frage, ob der Objektivismus ein geschlossenes oder offenes System ist, sollte man sich an Rands Worte aus dem Februar 1965 erinnern, wo sie die Frage beantwortete, wer entscheidet: "In der Politik, der Ethik, der Kunst, der Wissenschaft, in der Philosophie - im gesamten Bereich des menschlichen Wissens - ist es die Realität, die die Bedingungen festlegt, durch die Arbeit von den Menschen, die in der Lage sind, ihre Bedingungen zu identifizieren und sie zu übersetzen in objektive Prinzipien."
Ayn-Rand-Meetup
Für das weltweite Treffen von Ayn-Rand-Fans am 21. Februar haben sich für folgende Städte aus dem deutschsprachigen Raum Teilnehmer angemeldet: Düsseldorf (2), Berlin (1), Wien (1), Frankfurt (1) und München (1).

Anmeldung hier

Mittwoch, Februar 18, 2004

Die überflüssige Tragödie
Am 14. Februar ist in Amerika nicht nur Valentinstag, sondern auch der National Donor Day, wo die Amerikaner Blut spenden und sich als Organspender registrieren lassen sollen. Dieser Tag soll die Amerikaner auch über die größte medizinische Krise informieren, der sich Amerika ausgesetzt sieht - dem Mangel an Organen. Derzeit warten 83 000 Menschen auf ein neues Organ und tragischerweise ist für viele die Zeitverzögerung tödlich. 17 potentielle Organempfänger sterben jeden Tag. Rob Raffety nennt diese Krise eine "überflüssige Tragödie", da die staatliche Gesetzgebung durch das National Organ Transplant Act (NOTA) von 1984 "die perfekten Bedingungen" für eine Organknappheit geschaffen hat. Der Gesetzgeber hat den Wert von transplantationsfähigen Organen auf null gesetzt, da er jedwede materielle Gegenleistung für derartige Organe verbietet: "Wir ermutigen die Menschen zu spenden, weil es richtig ist. Aber sollten wir wirklich überrascht sein, wenn die Menschen sich nicht großzügig von etwas trennen, was solch einen inhärenten Wert für sie hat wie ihre lebenswichtigen Organe? Die Tatsache, dass wir eine Knappheit an Organen haben, legt nahe, dass wenigstens einige von uns nicht ausschließlich durch Altruismus motiviert sind." Raffety sieht die Lösung des Problems in einem Markt für Organe, wo die Spender Anreize durch sinnvolle Kompensationen erhalten. Trotz einer zumehmenden Unterstützung einer derartigen Strategie in "gewissen akademischen und medizinschen Zirkeln", scheint die Politik ungerührt ihren Kurs aufrechterhalten zu wollen.

Dienstag, Februar 17, 2004

Klonen ist moralisch
Nach den aufregenden Nachrichten aus Korea, wo es erstmalig gelungen war, aus einem menschlichen Klon Stammzellen zu entnehmen -ein Durchbruch, der lebensrettende Behandlungen mit embryonalen Stammzellen möglicher werden lässt-, folgten so sicher wie das Amen in der Kirche die Stimmen von Politikern und "Experten", die ein internationales Verbot des Klonens forderten. Focus.de spricht von einem "Weltweiten Schrei nach Klonverbot". Alex Epstein macht in einem Kommentar für das Ayn Rand Institute deutlich, dass Verbotsforderungen für das therapeutische wie auch das reproduktive Klonen unmoralisch sind und zurückgewiesen werden sollten. Das therapeutische Klonen sei eine Pro-Leben-Technologie, da geklonte Embryonen genutzt werden könnten, um medizinisch potente embryonische Stammzellen zu gewinnen. Auch für das reproduktive Klonen, d. h. die zeitversetzte Erzeugung eines Zwillings, gebe es legitime Anwendungen für unfruchtbare Paare und zur Verhinderung von Erbkrankheiten. Die Mentalität der Klongegner sei bekannt aus früheren Ablehnungen von technologischen Durchbrüchen, besonders aus der Medizin, wo Innovationen als "unnatürlich" oder "gegen den Willen Gottes" abgelehnt worden seien: "Ihnen das Aufhalten des biotechnologischen Fortschritts zu erlauben durch ein Verbot des Klonens, wäre eine moralische Abscheulichkeit."

Montag, Februar 16, 2004

Der Terror der "Tierrechte"
Wie die Londoner Times berichtet, hat die Universität Cambridge Pläne aufgegeben, ein Labor einzurichten, in dem Primatenforschung betrieben werden sollte. Grund dafür waren Drohungen von Tierrechtsgruppen, die gewaltätige Proteste angekündigt hatten. Alex Epstein vom Ayn Rand Institute beschreibt die Tierrechtsbewegung als antihuman und sieht Rechte ausschließlich Menschen vorbehalten:

"Viel Kommentatoren und Beschäftigte aus dem Medizinsektor in Großbritannien haben die Tierrechtsterroristen und ihre gewaltätigen Taktiken verurteilt. Unglücklicherweise haben die meisten die Terroristen als 'Extremisten' gebrandmarkt, die die angeblich gütige Sache der Tierrechte "zu weit" getrieben hätten. Dies ist ein tödlicher Irrtum. Die inhumanen Taktiken der Terroristen sind eine Verkörperung des inhumanen Anliegens der Bewegung. Während die meisten Tierrechtsaktivisten den Wissenschaftlern, die Tierversuche durchführen, keine Prügel verabreichen, so teilen sie doch das Ziel der Terroristen, die Forschung an Tieren zu beenden - einschließlich der lebenswichtigen Untersuchungen, die das Labor in Cambridge hätte durchführen wollen. Es ist keine Frage, dass Tierversuche absolut notwendig sind für die Entwicklung lebensrettender Medikamente, medizinischer Verfahren und biotechnischer Behandlungen. Millionen von Menschen würden leiden und unnötigerweise sterben, wenn Tierversuche verboten würden. Die Tierrechtsaktivisten wissen dies, bleiben davon aber ungerührt. Wie Chris DeRose, Gründer der Gruppe Last Chance for Animals schreibt: 'Wenn der Tod einer Ratte alle Krankheiten heilen könnte, würde dies für mich keinen Unterschied machen.' Das Ziel der Tierrechtsbewegung ist nicht, sadistische Tierquälereien zu beenden, sondern den Menschen dem Tier zu opfern und zu unterwerfen."

Epstein sieht Tod und Destruktion -für Menschen-, wenn wir versuchen sollten, "Tierechte" zu respektieren, eine Perspektive, die die konsequentensten Vertreter der Bewegung billigen würden. Die Verleihung von Rechten an nicht-rationale, amoralische Lebewesen, die dieses Konzept weder begreifen noch nach ihm leben könnten, würde aus Rechten ein Werkzeug der Auslöschung von Menschen machen.






Sonntag, Februar 15, 2004

Wieviel Ego braucht der Mensch?
Die Fernsehzeitschrift Hoerzu bietet in dieser Woche einen Artikel von Martin Tschechne, der keinen wissenschaftlichen Anspruch erhebt, aber sich doch so wohltuend von der Altruismus-Homage des Wissenschaftsmagazins Gehirn und Geist unterscheidet. Selbstsicheres Verhalten lässt sich erlernen erfahren wir, ebenso dass andauernde Selbstverleugnung krank machen kann und dass das Aussprechen seiner Interessen durchaus zu einem offeneren und zufriedeneren Familienleben führen kann. Aber dies muss nicht daraus bestehen, den anderen als Feind zu betrachten. Dem Kellner, der uns eine versalzene Suppe serviert hat, soll keine Niederlage beigebracht werden, sondern die Chance gegeben werden, uns zufriedenzustellen, sich als kompetent und flexibel zu erweisen, mit dem Bewußtsein einen zukünftigen Stammgast gewonnen zu haben. Wir können und sollten unsere Interessen vertreten, aber auch gegenüber Fremden, und gerade gegenüber Fremden, mit den Mitteln der Höflichkeit. "Folgen Sie dem Händlerprinzip. Behandeln Sie andere Menschen wie einen potentiellen Handelspartner", würde ein Objektivist sagen, wobei das Wort "Handel" hier durchaus nicht nur auf den Austausch von Gütern und Dienstleistungen zu beschränken ist. Wenn Menschen ihre Interesen vertreten, sollten sie allerdings sicherstellen, dass diese Interessen auch gut sind und sie auch wirklich der Nutznießer sind. "Jeder ist ein Egoist", sagt der österreichische Bestsellerautor Josef Kirschner ("Die Kunst, ein Egoist zu sein"), aber nur wenige beherrschen die Kunst, das Leben zu führen, das sie führen m?chten." Die Letztgenannten sind wohl die seltenen wahren Egoisten, von denen Ayn Rand sprach, die in vollkommener ?bereinstimmung mit ihren Werten leben.