Samstag, April 19, 2003

Soziale Gerechtigkeit
Dieser Ausdruck ist wieder verstärkt im Umlauf. "Soziale Gerechtigkeit" ist die Perversion des Begriffs Gerechtigkeit. Während man bei Gerechtigkeit akzeptiert, dass gute Verhaltensweisen zu besseren Ergebnissen führen als schlechte Verhaltensweisen, akzeptiert man das bei "Sozialer Gerechtigkeit" nicht. "Soziale Gerechtigkeit" will Ergebnisgleichheit für unterschiedliche Umstände und Verhaltensweisen.
"Soziale Gerechtigkeit" ist damit das Verlangem nach Unverdientem. Gleichzeitig versucht man, das Verdiente nicht wirklich werden zu lassen: Personen, die gute Verhaltensweisen gezeigt haben, sollen nicht in den Genuss ihres Ertrages kommen. Das ist nicht nur ein Kampf gegen die Natur des Menschen, denn kein Mensch ist einem anderen in Körpger und Verhalten völlig gleich; es ist auch ein Kampf gegen die Kausalität. Denn die Kausalität sorgt dafür, dass eine bestimmte Ursache eine bestimmte Wirkung hat.
Man sieht hier, daß hier wieder mal die Mystiker am Werk sind, die das Universum mit seinen Naturgesetzen nicht akzeptieren und sich nach einer anderen Welt sehnen, in der sie die Naturgesetze nach ihren Wünschen aufstellen können (wenn sie überhaupt akzeptieren, dass irgendwelche Gesetzmäßigkeiten gelten sollen).

Freitag, April 18, 2003

The Ayn Rand Lexicon
Das von Harry Binswanger, Professor für Philosophie am Objectivist Academic Center des Ayn Rand Institute, herausgegebene The Ayn Rand Lexicon kann natürlich kein systematisches Studium des Objektivismus ersetzen, aber für eine schnelle Information über Ansichten, die Ayn Rand über bestimmte Themen geäußert hat, ist es vorzüglich geeignet. Anzumerken ist allerdings, dass anders als der Titel es nahe legt, nicht nur Texte von Rand verwendet werden, sondern auch andere Objektivisten, vor allem aber Leonard Peikoff, ihr selbsternannter "intellektueller Erbe", zu Wort kommen. Überraschenderweise findet sich unter dem Stichwort Economic Good eine kurze Definition dieses Begriffs von George Reisman, der mittlerweile beim Ayn Rand Institute in Ungnade gefallen ist und bei späteren Ausgaben wohl keine Berücksichtigung mehr finden dürfte. Die Idee zu einem solchen Lexikon stammt von Harry Binswanger, der im Jahr 1977 Ayn Rand damit bekannt machte. Sie reagierte zunächst skeptisch, zeigte sich im Verlauf der von Binswanger redigierten Texte aber zunehmend enthusiastischer. Da die Arbeit allerdings für einige Zeit aufgrund anderer Tätigkeiten von Binswanger unterbrochen werden mußten, hat Rand selbst nur etwa 10 % der gesamten Textes gesehen. Berücksichtigt wurden ausschließlich die nicht-fiktiven Arbeiten von Rand oder Material aus fiktiven Werken, das philosophischen Charakter hat. Bei den Texten von anderen Autoren gibt Binswanger den Hinweis, dass es sich um Werke handele, die Rand ausdrücklich öffentlich gebilligt habe. Einen besonders breiten Raum nimmt die Darstellung und Kritik der Philosophie von Immanuel Kant ein, nicht nur weil Rand so viel über Kant geschrieben hat, sondern auch wegen des enormen Einflusses von Kant auf die Geschichte der Philosophie. Das philosophische System von Kant steht dem Objektivismus diametral entgegen, was Ayn Rand zu der, ebenfalls im Lexikon zitierten, Äußerung motiviert haben könnte: "Kant ist der böseste Mann in der Geschichte der Menschheit." Und an anderer Stelle: "Es ist kein Zufall, dass Eichmann Kantianer war." "Böse" ("Evil") war für Rand "alles, was Anti-Leben ist." Diese Definition weicht auffällig von dem ab, was die meisten Menschen unter "böse" verstehen, nämlich die bewußte Entscheidung, etwas zu tun, von dem man weiß, dass es unmoralisch ist. Da das Lexikon recht häufig aus der Rede von John Galt ("Galts Speech") in Atlas Shrugged zitiert, kann der deutschsprachige Leser auch einen gewichtigen Teil der verwendeten Zitate in der deutschen Übersetzung des Romans ("Wer ist John Galt?) nachlesen.

Donnerstag, April 17, 2003

Ein Grund, anti-intellektuell zu werden
Nein, ich bin nicht der Überzeugung, dass man anti-intellektuell werden sollte. Aber haben Sie sich schon gefragt, warum so viele Leute um Sie herum feindselig gegenüber Ideen sind? Wie verhalten sich Leute gegenüber Ideen, die ihnen nur Nachteile bringen, wenn sie sie akzeptieren und praktizieren? Und warum sollte man sich überhaupt mit solchen Ideen befassen, wenn sie nur Nachteile bringen? Die meisten Leute schlussfolgern, dass es eben besser ist, sich nicht mit diesen Ideen zu befassen. Und man weicht auf etwas aus, das nicht-intellektuell ist. Daher die ganzen Albernheiten. Daher kommt es, dass vieles nicht mehr ernst genommen wird, was ernst genommen werden sollte. Bewusstes Ausweichen, bewusstes Ignorieren. Aber früher oder später wird man mit diesen Ideen zu tun haben, egal ob man will oder nicht, selbst wenn man ihnen heute ausweicht. Man kann der Realität nicht ausweichen, nicht lange jedenfalls.

NDR zeigt Ayn-Rand-Romanverfilmung
Zu nachtschlafener Zeit zeigt der NDR am 23. April um 1.15 Uhr den Spielfilm "Ein Mann wie Sprengstoff". Auch wenn der -ziemlich bescheuerte- deutsche Titel dies nicht vermuten läßt, handelt es hierbei um die Verfilmung des Romans "The Fountainhead" von Ayn Rand, die für den Film auch das Drehbuch verfasste. In der männlichen Titelrolle spielt Gary Cooper den Architekten Howard Roark, wobei man anmerken sollte, dass Cooper eher wie eine gigantische Fehlbesetzung wirkt als wie eine perfekte Verkörperung des Romanhelden. Trotzdem ein sehenswerter Film.
Ayn Rand - Eine Kurzbiographie
Wikipedia - Die freie Enyzklopädie veröffentlicht im Netz eine Kurzbiographie über Ayn Rand. Interessant die Information, dass Rands erster Roman "We the Living" drei Jahre lang von allen amerikanischen Verlagen abgelehnt wurde, weil er zu antikommunistisch wäre. In der englischen Version wird auch erwähnt, dass das Ayn Rand Institute den Namen "Ayn Rand" als Warenzeichen (Trademark) eingetragen hat.

Mittwoch, April 16, 2003

Objektivisten diskutieren im Internet
Vielleicht das beste objektivistische Diskussionsforum im Internet ist das von Prodos moderierte American Ideals. Für einige Zeit wurden keine neuen Beiträge mehr ins Netz gestellt, aber seit kurzem in das Forum wieder aktiv.
Lest Ayn Rand, Leute!
Guter Ratschlag vom Chip Joyce: "Lest Ayn Rand, Leute! Es ist gut für den Verstand. Dies ist ein philosophischer Krieg, und die Feinde jagen nicht nur Flugzeuge in Hochhäuser, produzieren Bio-Waffen im Irak und sprengen Zivilisten in Israel in die Luft. Sie lehren an unseren Hochschulen, schreiben in unseren Zeitungen und machen Regierungspolitik hier in Amerika. Der Feind tritt in unterschiedlichen Variationen auf, aber er ist fundamental gegen: Realität, Vernunft, Unabhängigkeit, Kapitalismus und Amerika.
Wenn ihr das nicht begreift, dann seht ihr nur einen Baum in einem Wald, wenn ihr an Terrorismus denkt."

Montag, April 14, 2003

E. G. Ross - R.I.P.
Wie Ron Friedland auf objectiveamerican.com mitteilt, ist deren Herausgeber, E. G. Ross, verstorben. Ross schien bereits auf dem Wege der Besserung zu sein, als ihn ein tödlicher Rückschlag ereilte. Für mich war E. G. Ross ein großartiger, unabhängiger Denker in der Tradition der Aufklärung, dessen Website für mich ein fast täglicher Anlaufpunkt war. Zweimal übermittelte ich ihm Fragestellungen, die er auch prompt beantwortete, einmal sogar durch einen längeren Artikel auf seiner Website - das Thema war Sterbehilfe. Wie Ron Friedland weiterhin mitteilt, profitierten vier sehr kranke Menschen von den Organen, die E. G. Ross im Falle seines Todes zur Verfügung gestellt hatte.
Freiheit statt Anarchismus
Der Zusammenbruch von Recht und Ordnung durch großflächige Plünderungen in Bagdad nach der militärischen Niederlage des Iraks wird in den Medien häufig mit dem Wort "Anarchie" beschrieben. Dies wird von den Ideologen der Linken und der Rechten, die die völlige Abwesenheit des Staates aus einer Gesellschaft propagieren, natürlich mit großer Verärgerung zur Kenntnis genommen. Tatsächlich sollten diese zur Kenntnis nehmen, dass die Bürger Bagdads sich anders verhalten als diese Ideologien annnehmen. Viele rechtstreue Bürger fordern geradezu das Einschreiten einer zentralen Regierung zur Beendigung der chaotischen Zustände. Auch in Somalia und im Libanon haben längere Phasen der Anarchie zu nichts anderem geführt als Gewalt, Armut und Verzweifelung. Eine friedliche und prosperierende Gesellschaft setzt voraus, dass es eine Regierung gibt, die die Rechte der Menschen beschützen kann. Nichts deutet darauf hin, dass die realen, tatsächlichen Erfahrungen mit anarchischen Zuständen nicht verallgemeinerbare Zufälle sind.