Samstag, Oktober 09, 2004

Der "letzte große Denker" ist tot

Der "letzte große Denker" ist tot
Heute verstarb der französische Philosoph Jaques Derrida. Seine Philosophie, Dekonstruktivismus genannt, könnte man in folgende Hauptaussage zusammenfassen: "Es gibt keine absolute Wahrheit".
Er engagierte er sich gegen Globalisierung und gegen einen Irakkrieg. Im 11. September 2001 sah er sich in seiner Philosophie bestätigt, nachdem es keine absolute Wahrheit gäbe.

Weiters versuchte er nachzuweisen, daß es unmöglich ist, eine definitiv gültige Bedeutung von Texten zu bestimmen. Diesem Ansatz liegt die These zu Grunde, daß kein Gedanke und kein Konzept in Reinform vermittelbar ist. Es gibt "keinen Sinn, nur Unsinn".

Ich sehe ihn nicht als "letzten großen Denker", im Gegenteil.

Quelle: orf.at
"Labels don´t mean anything !"
Das war die Reaktion von Senator Kerry, als er von G.W. Bush als "Liberal" bezeichnet wurde. Ich musste zuerst das Wort "Label" nachschlagen. "Bezeichnung" passte recht gut. "Bezeichnungen bedeuten nichts !" Das stimmt aber nicht. Bezeichnungen, oder allgemeiner Begriffe, haben eine Bedeutung und die Zuordnungen von Begriffen zu Personen ist nicht nur möglich; die gesamte Sprache beruht auf diesem Prinzip der Zuordnung: "Das ist ein ...". Das zeigt die Verachtung, die Senator Kerry allgemein für Sprache hat. Dies zeigt, dass er keine festen Positionen zu politischen Standpunkten hat und zu unterschiedlichen Zeitpunkten und Anlässen unterschiedliche Aussagen trifft.

Allgemeiner gefasst lautet sein Standpunkt: Begriffe bedeuten nichts. Sprache hat keine Bedeutung. A ist Nicht-A oder auch nicht und es ist ohnehin egal, was es ist und wie ich es bezeichne. Bill Clinton urteilte ähnlich, als er sagte: "Es hängt alles davon ab, was die Bedeutung von 'ist' ist." Eine minimale Anforderung, die man an einen Politiker stellen kann, ist, sich auf seine Aussagen verlassen zu können. Man kann sich nicht auf einen Politiker verlassen, der Sprache und damit jede Art von Aussage derart verachtet. Es sei denn, mann möchte russisch Roulette spielen.

Freitag, Oktober 08, 2004

Kenne Deinen Feind
sagt Michael Ledeen in seinem Artikel. "Wir haben missverstanden, worum es in den derzeitigen Enthauptungen geht. ... Es geht nicht um uns - es geht um sie. Die Enthauptungen sind Mittel der Rekrutierung. ... Eine Bewegung, die ihr Fussvolk aus Leuten gewinnt, die davon träumen, einen von uns zu enthaupten, ist klar ein barbarisches Phänomen; eines, das die Haltung Lügen straft, unsere Feinde in diesem Terror-Krieg seien Menschen, die durch Elend und Ungerechtigkeit zur Verzweiflung getrieben würden. Überhaupt nicht: Die Rekrutierungs-Filme zielen auf subhumane selbstmörderische Wahnsinnige, die blutige Brutalität feiern. ...
es gibt keine Taktik, die ihren Jihad gegen uns erfolgreich beendet, ausser totale Kapitulation und Massenkonvertierung zu ihrer Sorte von Islam. Sie sehen uns ganz explizit als Tiere, die das Schlachten verdienen. ... Wir können keinen effektiven Krieg führen, bis wir das Wesen unseres Feindes kennen. Wenn wir nicht begreifen, dass die Ränge der Terroristen voller Leute sind, die genau deshalb da sind, weil sie von der Aussicht des Enthauptens von Menschen fasziniert sind, dann werden wir den Krieg nicht durchschauen und nicht zur notwendigen Schlussfolgerung kommen. Die Enthauptungen drehen sich um sie, nicht um uns. Sie zeigen uns sehr wichtige Dinge, die wir wissen müssen: was sie sind, was sie wollen, was sie machen werden, wenn wir sie nicht aufhalten."

Donnerstag, Oktober 07, 2004

Der Staat im Staat

Der Staat im Staat
Wir sind noch nicht soweit, aber folgende These könnte eines Tages Wirklichkeit werden: radikale Islamisten in Deutschland werden fordern, Muslime nach Islamischem Recht zu richten, anstatt nach deutschem Recht. Unterstützung werden sie von denen bekommen, die mit "Toleranz" jede Irrationalität und Gewalt dulden wollen. Manch anarchistischer Libertärer würde die Forderung unterstützen, indem er sagt: der Staat hat kein Recht, Individuen zu unterdrücken, die sich selbst für eine Rechtsform entschieden haben. Übersehen wird, dass damit rechtlos gemacht wird, wer laut islamischen "Recht" kein Recht hat, z.B. Frauen. Und diese Frauen würden kein Gehör finden, selbst wenn sie nicht nach islamischem Recht leben wollen: ihre Stimmen werden weder unter Bergen von Schleiern hervordringen, noch aus den Wohnungen zu hören sein, in die sie verbannt werden und nicht verlassen dürfen. Die grösste Gefahr für die Durchsetzung dieser Forderung sind pragmatisch veranlagte Politiker: falls sie sich von Intellektuellen überreden lassen, ein Abkommen mit radikalen geistlichen Führern zu schliessen, diese als offizielle Vertreter aller Muslime anerkennen und dieses Abkommen für alle Muslime für verbindlich erklärt wird, dann haben selbst die Muslime ihre Freiheit verloren, die nicht unfrei leben wollen. Meine Vorstellungen sind reine Phantasie ? Kollektivismus ist in deutschen intellektuellen Kreisen derart verbreitet und verankert, dass es keineswegs abwegig ist, dass radikale geistliche Führer als offizielle Vertreter von Muslimen anerkannt werden. In Frankreich gibt es bereits ein Gremium, das eine ähnliche Funktion ausübt: es ist von der französischen Regierung offiziell als Verhandlungspartner akzeptiert.



Spiegel Online

Der beliebte Spiegel
Spiegel Online ist nach eigenen Angaben das beliebteste Online-Magazin Deutschlands: mehr als 200 Mio. Besucher jeden Monat. Spiegel Online ist aber auch das Online-Magazin, das mit Abstand die unehrlichsten und journalistisch unseriösesten Artikel schreibt. Gerüchte werden als "Nachricht" verkauft. In der Amerika-, Terror- und Kriegsberichterstattung werden Fakten weggelassen und Lügen verbreitet. Dennoch wird Spiegel Online auch in der Bevölkerung als seriöses Magazin gefeiert. Viele meiner Mitstudenten und Arbeitskollegen lesen es regelmässig und wiederholen dann unkritisch die Argumente, die sie dort aufgenommen haben. Sie brauchen sich nicht mehr zu fragen, warum die deutsche Bevölkerung z.B. eine derart USA-feindliche Haltung hat: Spiegel Online ist eine Antwort darauf. Wer gerne auch mal etwas Negatives über Spiegel Online lesen möchte, der findet auf Wuldorblogger und David´s Medienkritik eine Menge zu lesen.
Anti-Bushisten für Bush
Mit diesem Slogan fasst Robert Tracinski im TIA Daily seit einiger Zeit seine Position zur amerikanischen Präsidentschaftswahl zusammen: G.W. Bush habe zwar viele Fehler, aber im Krieg gegen den Terror habe er noch eine bessere Haltung als sein Herausforderer Kerry. Und weil nationale Sicherheit derzeit das wichtigste Thema sei, sei eine Wahl Bushs das geringere Übel.

Ich stimme dieser Haltung zu. Gleichzeitig habe ich das Argument einiger nicht verstanden, Bush nicht wählen zu wollen, weil er zu wenig und zu schlecht für die nationale Sicherheit der USA sorge. Selbst wenn das stimmt: meine Einschätzung von Kerry ist noch schlechter, was die nationale Sicherheit der USA betrifft, und ich denke auch, dass die Vorwürfe gegen Kerry stimmen: er würde die nationale Sicherheit der USA in die Hände der UN legen und sein jahrzehntelanges Wahlverhalten im US-Senat zeigt auch, dass er nicht bereit ist, die notwendigen Gelder für nationale Sicherheit bereitzustellen. An einem Punkt sieht man die Haltung Kerrys ganz deutlich: er will die Feuerwehr besser für einen Terror-Angriff ausrüsten. Genau das: Kerry würde erst dann handeln und dann auch noch passiv, nachdem ein Terror-Angriff stattgefunden hat, und dann würde er nicht die Ursache behandeln, sondern nur die Symptome. Zudem läuft die Haltung der Demokraten auf Appeasement hinaus, ganz im Gegensatz zur Bush-Doktrin, die Bush zwar nicht immer durchsetzt, aber man kann ihn daran erinnern, dass er sie vertreten wolle und warum er sie trotz Versprechen nicht konsistent anwendet.

Ein weiteres Kriterium gegen Kerry ist seine Standpunktlosigkeit und Unzuverlässigkeit: man bezeichnet ihn auch als Wetterfahne und sein Verhalten als "Flip-Flopping" (nach dem elektronischen Bauteil, das bei jedem neuen Input seinen Zustand umdreht). Edward Cline hat dazu gesagt: "Ich würde Kerry nicht mal anvertrauen, meinen Rasen zu mähen". In den Abendshows macht man sich über die Aussage von Kerry lustig "Ich habe dafür gestimmt, ehe ich dagegen gestimmt habe."

Ich habe mir sowohl die Debatte Bush-Kerry, als auch Cheney-Edwards im Fernsehen live komplett angesehen. Das beherrschende Thema war der Irak-Krieg und der Krieg gegen den Terror. Cheney hat sich wesentlich besser geschlagen als Bush; er hat den Irak-Krieg wesentlich besser verteidigt. Was Bush nicht gemacht hat: er ist zu wenig auf die Vorwürfe von Kerry eingegangen und er hat es nicht geschafft, deutlicher herauszustellen, dass Kerry eine "Taube" ist, und er, Bush, ein "Falke". Auf die Behautpung von Kerry: "Sie sind in den Krieg gerannt", hat Bush nicht klargestellt, dass Kerry es immer noch nicht kapieren will, dass die USA seit dem 11.September im Krieg sind. Auf den (berechtigten) Vorwurf Kerrys, man habe in Tora Bora die Ergreifung Bin Ladens den Stammesfürsten überlassen und ihn dadurch entkommen lassen, hat Bush nicht gesagt, dass man unter einem demokratischen Präsidenten die Verfolgung der Taliban überhaupt nicht in Angriff genommen hätte, sondern ihnen wahrscheinlich sogar noch Entwicklungshilfe hätte zukommen lassen. Und Bush hat zugelassen, dass Kerry sich so darstellt, als könne Kerry für die nationale Sicherheit sorgen: man hätte Bände über genau diese Unfähigkeit von Kerry sagen können.

Bush hat versäumt, die Bush-Doktrin und deren ideologischen Hintergrund zu erklären: dass nur ein agressives Verhalten gegen den Terror in den Ursprungsländern und den Terror unterstützenden Ländern den Terrorismus wirksam bekämpfen kann. Dass Länder erklären müssen, wo sie im Krieg gegen den Terror stehen. Und wenn sie auf Seiten der Terroristen stehen, indem sie sie unterstützen, sie zu den Feinden der USA zählen: "Ihr seit entweder für uns oder gegen uns". Dass es eine Mission ist, in der arabischen Welt westliche rationale Werte zu verbreiten; dass man denjenigen, die behaupten, islamische Mystik und Irrationalität sei die überlegene Einstellung und meinen, das auch noch mit Gewalt durchsetzen zu müssen, mit gleicher Gewaltanwendung zeigen muss, dass sie nicht nur primitv und dumm sind, sondern dass sie auch bei der Gewaltanwendung unterlegen sind. Dass er, Bush, derjenige ist, der diese Methode verfolgt; dass das passive Verhalten und die Appeasement-Politik von Kerry die Terroristen nur stärkt und ihnen die Möglichkeit gibt, den Konflikt auf amerikanischem anstatt auf irakischem Boden auszutragen.

Umfrageergebnissen zufolge sind Bush und Kerry nach dieser Debatte ca. wieder gleich auf. Die Wahl bleibt damit spannend. Wahlentscheidend wird wohl sein, ob Bush noch die richtige Botschaft an den Mann bringen kann.

Dienstag, Oktober 05, 2004

"Die Zeit": nichts hören, nichts sehen, aber dummes Zeug drucken
Ein Grossteil der arabischen Welt ist gekennzeichnet durch Rückständigkeit und Armut und heute auch durch die Gefahr des islamischen Fundamentalismus und Terrorismus. Wenn man annehmen würde, Menschen wären auf der Suche nach einer Verbesserung, könnte man vermuten, sie sehen sich um, wo es eine bessere Situation gibt und wo man etwas lernen könnte. Sie würden fragen: "Was können wir von anderen lernen ?"

Doch nicht so ein arabischer Intellektueller und einige Redakteure von "Die Zeit". Sie fragen arabische Schriftsteller in einer "Zeit"-Umfrage:"Was kann Europa von der arabischen Welt lernen ?" Das gipfelt dann in der Aussage: die "wesentlichen Werte [der arabischen Welt] passen mehr denn je in unsere heutige Zeit." Das ist gleich doppelt schlimm, denn die darauffolgend genannten Werte (Mobilität und Ruhelosigkeit) stellen keineswegs die wesentlichen Werte der arabischen Welt dar, und die wirklichen wesentlichen Werte der heutigen arabischen Welt passen keineswegs in die heutige Zeit. Als wesentliche Werte könnte man aufzählen: religiöser Mystizismus, deterministische Trägheit, staatlicher Despotismus. Wie kann man in einer Zeit, in der Terrorismus der Exportschlager der arabischen Welt ist, etwas derartig Nicht-Essentielles wie Ruhelosigkeit zitieren ? Wie können Zeit-Redakteure es überhaupt verantworten, derartigen Unsinn zu drucken ?

Es folgen dann aber auch noch drei andere Schriftsteller, die wesentlich selbstkritischer sind und die durchaus erkannt haben, dass der Lernprozess in umgekehrter Richtung zu erfolgen hat. Bleibt nur die Frage, warum Redakteure der Zeit die Frage nicht gleich korrekt stellen.

Montag, Oktober 04, 2004

Binswanger über Bewusstsein
"Lebende Organismen regulieren ihre physiologischen Prozesse auf eine Art, die ihr optimales Überleben fördert." ... "Die höheren Organismen haben ein Mittel entwickelt, das die Anpassung von Verhalten an die Umgebung enorm beschleunigt: die Bewusstseinsfähigkeit. Bewusstsein erlaubt es, dass Änderungen effektiv in Software anstatt in Hardware gemacht werden. Ein Tier, das sinnlich seiner Umgebung gewahr ist, ist fähig zu lernen, was anzustreben und was zu vermeiden ist, unter Anleitung von Freude und Schmerz" ... "Tierverhalten, das vom Bewusstsein reguliert wird, kann für das Überleben innerhalb der eigenen Lebenszeit des Tiers angepasst werden. Zusätzlich erlaubt bewusst reguliertes Verhalten eine feinere Unterscheidung unter verschiedenen Umgebungseinflüssen: es wäre nicht möglich, eine differenzierte vorprogrammierte Reaktion einzubauen, die für jede Nuance der Umgebung geeignet ist, der das Tier begegnet. Daher addiert das Bewusstsein eine neue Ebene von Selbstregulierung des Verhaltens, die die Flexibilität, die Reichweite und den Ausdruck von Verhalten enorm erweitert.
( Harry Binswanger in "Volition as Cognitive Self-Regulation")

Sonntag, Oktober 03, 2004

Zitat zum Tag

Zitat zum Tag:
«Ich gebe den großartigsten Sonnenuntergang her für einen Blick auf die Skyline von New York. Speziell wenn man die Details nicht sehen kann. Nur die Umrisse. Die Umrisse und den Verstand, der sie geschaffen hat. Den Himmel über New York und den sichtbar gemachten menschlichen Willen. Brauchen wir eine andere Religion ? Und dann höre ich von Pilgerfahrten nach irgendeinem Pestloch im Dschungel, wo die Leute zerbröckelnden Tempeln huldigen und feisten, tückisch grinsenden Monstern aus Stein, die irgendein aussätziger Wilder geschaffen hat. Ist es Schönheit und Genialität, was die Leute sehen wollen ? Suchen sie das Erhabene ? Dann sollen sie nach New York kommen, am Ufer des Hudson stehen, schauen und niederknien. Wenn ich die Stadt von meinem Fenster aus sehe, fühle ich nicht, wie klein ich bin, sondern ich fühle, daß ich mich als Schutzschild über die Stadt breiten möchte, um sie und diese Gebäude für den Fall eines Angriffs zu schützen.»

--Gail Wynand