Samstag, Juli 12, 2003

Kreatives Schreiben
Was heißt das überhaupt: Kreatives Schreiben? In der Antike, führte der Stuttgarter aus, seien Schreiber zunächst "Horchende" gewesen, aufnahmebereit für Stimmen aus der Ferne. Denn: "Vor den Dichtern sprechen die Götter und ihre Gesetze." Platon etwa habe Enthusiasmus und Gottesbegeisterung als Voraussetzung für große Dichtkunst gesehen. Der erste, der nicht allein der Eingebung vertraut, sondern die Kenntnis von Strukturen und Regeln verlangt habe, sei Aristoteles gewesen - mit ihm habe das Kreative Schreiben begonnen.

Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung


Schwarzarbeit soll Straftat werden
"Schwarzarbeit soll künftig nicht mehr nur als Ordnungswidrigkeit, sondern als Straftat verfolgt werden", schreiben die Yahoo Nachrichten.
Wenn produktive Menschen unproduktive Priviligierte um Erlaubnis bitten müssen, wann und zu welchen Bedingungen sie auf freiwilliger Basis geschlossene Arbeitsverträge ausführen dürfen, dann läuft etwas falsch. Parlamentarier maßen sich an, uneingeschränkt über das Einkommen fremder Personen zu bestimmen. Und jetzt will man produktives Verhalten vollständig verbieten.
Das ganze läuft nach einem bestimmten Muster ab: zuerst schafft man ökonomische Rahmenbedingungen, die es den Beteiligten unmöglich macht, auf legale Art und Weise zu wirtschaften. Dann stellt man fest, dass unter diesen Umständen wirklich nicht jeder eine Tätigkeit zu den Konditionen finden kann, die man als "sozial gerecht" bezeichnet. Diese Personen suchen sich dann eben Tätigkeiten, die zu Konditionen abgeschlossen werden, die sich für die Vertragspartner noch lohnen. Und dafür werden sie dann vom Staat ins Gefängnis gesteckt ( in dem Artikel wurde von Überlegungen zu Gefängnisstrafen berichtet). So ist das, wenn Gesetz und Recht nichts mehr miteinander zu tun haben. Hinter all dieser Gesetzgebung steht die Auffassung, daß jeder Bürger ein Sklave des Staates ist, den man nach Belieben ausnehmen kann.
Das Schicksal von Freilandia
Stellen wir uns eine Gruppe von 1 000 Menschen vor, die sich aufmacht, um auf einer unbewohnten Insel eine freie Gesellschaft zu gründen. Sie nennen dieses Land Freilandia. Als freiheitsliebende Menschen verschreiben sie sich einer Politik der offenen Immigration. Auf dem naheliegenden Festland kommt es nun zu einem blutigen Stammeskrieg. Hunderte von Menschen fliehen vor dieser unerquicklichen Situation und entscheiden sich nach Freilandia zu gehen - ein Land ohne Verbrechen, mit ausreichendem Nahrungsmittelangebot und mit einer offenen Einwanderungspolitik. Da die Neuankömmlinge keine Perspektive in einer Rückkehr in ihr Herkunftsland sehen, entscheiden sie sich, Bürger von Freilandia zu werden. Als Bürger besitzen sie natürlich auch das Recht, sich an Wahlen zu beteiligen. Als Moslems entscheiden sie sich für moslemische Kandidaten. Da die Mehrheit der Bürger von Freilandia bereits aus Moslems besteht, gewinnt bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen ein islamischer Fundamentalist die Mehrheit. Nach seinem Wahlsieg gibt er ein Dekret heraus, dass jeder Bürger von Freilandia entweder zum Islam konvertieren muss oder das Land zu verlassen hat. Aus Angst vor Repressalien und dem aufkommenden Polizeistaat entschließt sich die freiheitsliebende Minderheit, das Land zu verlassen. Für Freilandia war die Politik einer "offenen Immigration" eine selbstzerstörische, im Endeffekt selbstmörderische Politik.


Die Geschichte über das traurige Schicksal von Freilandia stammt von Logan Feys auf dem objektivistischen Portal solohq.com. Feys macht im Anschluss einige im Vergleich zu der oftmals von törichter Naivität strotzenden Argumentation vieler "Libertärer", die eine "offene Immigration" präferieren, bemerkenswert logische und konsistente Bemerkungen über die Prinzipien einer vernunftorientierten Einwanderungspolitik, die ich hier wiedergeben möchte:
"Die Einwanderungspolitik eines Landes ist hochgradig kontextabhängig. Sie kann nicht automatisch aus philosophischen Prinzipen abgeleitet werden. Nur weil eine offene Immigration ideal in einer rationalen Welt sein würde, bedeutet dies nicht, dass sie ein Ideal wäre in DIESER Welt und für ALLE Länder. Wenn zum Beispiel Israel eine Politik der offenen Immigration betreiben würde, wäre es nur eine Sache von Monaten (oder Tagen) bis es -angesichts der Tatsache, dass es von zahlenmäßig weit überlegenen feindlichen Nachbarn umgeben wird- seine eigene Zerstörung erreicht hätte. Es gibt keine moralische Verpflichtung von Seiten der Regierung eines freien Landes gegenüber den Bürgern von anderen Ländern, die immigrieren wollen. (...) Eine Regierung, die versagt beim Aufhalten einer Invasion, versagt bei ihrer fundamentalsten Pflicht."

Anmerkungen aus der Redaktion: "Bei der Immigrationsfrage ist wichtig zu betonen, dass es auf einen ideologischen Selbstschutz ankommt und das Ganze nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun hat. Es geht also nicht um die Frage, Ausländer ja oder nein, sondern um die Frage, welche Ausländer erwünscht sind und welche nicht. Es kommt bei einem Menschen allein auf die Gesinnung an, nicht auf die Nationalität."
"Ich denke, Feys sieht dies ähnlich. In einer rationalen Welt wäre eine offenen Immigration unproblematisch und auch wünschenswert. Feys Beispiel von Freelandia zeigt allerdings, zu welchen Konsequenzen eine bestimmte Einwanderung auch führen kann, die aus der Perspektive der Aufrechterhaltung einer freien Gesellschaft höchst problematisch wären."

Donnerstag, Juli 10, 2003

Moralität und Legalität
In Zusammenhang mit der öffentlichen Diskussion um das Verhalten des Fernsehmoderators Michel Friedman erscheint es mir angebracht, einige Anmerkungen zum Verhältnis vom Moralität und Legalität aus objektivistischer Sicht zu machen. Zunächst ist festzuhalten, dass der Objektivismus den einzigen Zweck eines Staats darin sieht, die Bürger vor der Anwendung von Gewalt zu schützen. Die Aufgabe des Staates ist inhärent negativ. Sie besteht, wie es Leonard Peikoff formuliert, aus "der Zerstörung der Destruktion". Die Objektivisten fordern deshalb auch die Abschaffung aller Gesetze, die individuelle Rechte verletzen. Anders als die konservativen Vertreter der "moralischen Mehrheit" lehnen die Objektivisten staatlichen Zwang zur Durchsetzung von Moral ab. Dies bedeutet allerdings nicht, dass Objektivisten moralische Nihilisten wären. Ganz im Gegenteil. Leonard Peikoff schreibt in seinem objektivistischen Standardwerk "Objectivsm: The Philosophy of Ayn Rand" gar, dass ein Lotteriegewinner oder ein reicher Erbe die moralische Pflicht habe, weiter zu arbeiten. Ausdrücklich bezeichnet Peikoff Rand als "Moralistin".

Zunächst ist festzuhalten, dass die Begehung von Straftaten, d. h. die Initiierung von Gewalt gegen andere Menschen, das schwerwiegendste soziale Übel darstellt. 97 oder 98 % aller Menschen in Deutschland begehen allerdings im Laufe ihres Lebens keine schwerwiegende Straftaten, was eben nicht ausschließt, dass sie gegen die Prinzipien einer objektiven Moralität verstossen. Die Tatsache, dass Menschen davor zurückschrecken, Gewalt anzuwenden, ist allein noch kein Indiz dafür, dass sie einen guten Charakter haben. Objektivisten erachten es als eine persönliche Verantwortlichkeit eines jeden von uns , ein moralisches Leben zu führen. Moralität, damit sie objektiv ist, muss aber frei gewählt werden. Objektiv ist sie, weil sie das Leben des Menschen als Maßstab heranzieht. Das Gute ist also weder intrinsisch, noch subjektiv, sondern objektiv. Diese Moralität muss durch einen Prozess der Kognition entdeckt, nicht erfunden, werden. Zurückkommend auf die eingangs erwähnten Fragen bedeutet dies: 1. Der Objektivismus sieht Drogensucht als eine unmoralische Aufgabe der Vernunft und als einen selbstzerstörischeren Akt an. 2. Prostitution wird als Ablehnung der wahren Natur der menschlichen Sexualität angesehen.
"Sex kann die intensivste Begegnung zwischen Menschen sein, ein tiefes persönliches Erleben des Selbst. Aber dies ist nicht möglich, wenn es nicht auf einer gegenseiten Wertschätzung basiert, die sowohl die bewußtseinsmäßigen als auch die körperlichen Aspekte der anderen Person schätzt." (William Thomas, Morality and Legality)
Libertäre für Diktaturen, Teil 2
Ich hatte an dieser Stelle über den Abgeordneten des Repräsentantenhauses Ron Paul berichtet, der als einziger Abgeordneter einer Resolution zur Unterstützung der politischen Freiheit in Hongkong nicht zustimmen wollte. Seinerzeit konnte ich über die Motive von Paul nur spekulieren. Ein Leser des capitalismmagazine.com schreibt jetzt, dass Paul alle symbolischen Resolutionen ablehnt, da er dies nicht durch die Verfassung autorisiert sieht.

Paul Blair, der Autor des capitalismagazine.com, verweist zunächst auf die eindeutige verfassungsmäßige Kompetenz der US-Bundesregierung in außenpolitischen Angelegenheiten und schreibt weiter: "Kann es irgendwie klarer sein, dass die libertäre Beschäftigung mit unwesentlichen Dingen und ihre Verachtung für Philosophie sie zu Feinden der Freiheit macht. (...) Zu sagen, dass es nicht Sache des Repräsentantenhauses sei, eine solche Resolution zu verabschieden ist gleichbedeutend mit der Aussage, dass es irrelevant für die nationale Sicherheit der USA sei, ob ausländische Regierungen Dikaturen sind oder nicht. Was immer auch der Abgeordnete Paul mit 'Freiheit' meint, es hat nichts mit der Realität zu tun."

Mittwoch, Juli 09, 2003

Wohlstand für alle
In der Tiefkühlpizza für 1.99 Euro befinden sich jetzt schon frische, eigens abgepackte Scheiben von Parmaschinken.

Es sind solche Kleinigkeiten, die einem täglich die Überlegenheit der Marktwirtschaft vorführen. Der ewige Sturm der kreativen Zerstörung macht auch nicht vor Banalitäten halt. Wer noch die ersten deutschen Tiefkühlpizza-Versuche in Erinnerung hat, kann sich den Wohlstandsgewinn recht deutlich vor Augen führen. Selbst die studentische Geldbörse speisst heute ähnlich exklusiv wie Gourmets vor 50 Jahren. Hoffen wir: Den Kapitalismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf!
Kapitalismus ist die Lösung für die Probleme Afrikas
Frontpagemag.com veröffentlicht einen Aufsatz von Andrew Bernstein vom Ayn Rand Institute unter dem Titel "The Cure to Africa's Problems". Ohne den einleitenden Satz, der einen aktuellen Bezug herstellen soll, war der Aufsatz bereits am 6. Januar auf der Website des Ayn Rand Institute veröffentlicht worden. Damals lautete der Titel: "Capitalism is the Cure for Africa's Problems".
Was tun gegen die Gewalt an Schulen?
Der Ökonom Walter E. Williams fordert in einem Beitrag für das capitalismmagazine.com ein scharfes Vorgehen gegen gewaltätige Schüler: "Schüler, die dem Bildungsprozess fremd und feindlich gegenüberstehen, sollten von der Schule entfernt werden. Sie werden sagen: "Was wollen wir dann mit ihnen tun?" Ich sage, dass dies ein zweitrangiges Problem ist. Die erste Priorität ist es, die Rabauken davon abzuhalten, Bildung für alle anderen unmöglich zu machen."

Dienstag, Juli 08, 2003

Redlichkeit
In der Sparkasse am Poelchaukamp in Winterhude stellen zwei alte Damen unermüdlich komplizierte Fragen zu einfachen Sachverhalten. Der Mann am Schalter antwortet mit unerschütterlicher Geduld. Den Eindruck einer über alle Zweifel erhabenen Redlichkeit verstärkt eine überdimensionale silberne Krawattennadel: Das handbreite Schmuckstück zeigt die Silhouette Hamburgs vom Hauptbahnhof bis zum CCH, samt Rathausturm und Michel. Aristoteles, "Nikomachische Ethik": "Es hat auch die Kleidung ihre Rechtschaffenheit."

Quelle: Hamburger Abendblatt
Wohin mit 100 Objektivisten?
Kommentar eines freundlichen Lesers: "Was Ihre Bemerkung auf Ihrer Web-Seite bzgl. der Möchtegern-Gründungs-Bestrebungen einer Anti-Israel-altkonservativ-populistischen Partei angeht, würde ich mittlerweile sogar sagen, 100 Objektivisten in einer Volkspartei wie der CDU oder der SPD (!) sind mir lieber als 10/20.000 Mitglieder einer Möllemann-Gedenk-Partei."

Anmerkung aus der Redaktion: "100 Objektivisten in der CDU oder FDP gehen unter. Und in der SPD werden sie wohl offen bekämpft werden. Dann lieber etwas eigenes."
Gratulation an Roger Federer
Mark da Cunha feiert den neuen Wimbledonsieger Roger Federer: "Federer ist das größte Talent in einer der größten Individualsportarten - er ist eine Kombination von Pete Sampras, Stefan Edberg und John McEnroe. Er kann alles mit einem Tennisschläger, was menschenmöglich ist. Wenn ein Spieler heute die Chance hat, den Grand Slam -alle vier großen Turniere in einem Jahre- zu gewinnen, ist es Roger Federer."

Quelle: objectivismtoday.com
Jubiläum
Im Internet sollte man Jubiläen, so banal sie auch sein mögen, schnell feiern, denn es könnte durchaus sein, dass sich die nächste Gelegenheit gar nicht mehr ergibt. Also: Am Sonntag hat der 1 000. Besucher diesen Blog angesteuert. Noch erfreulicher ist allerdings, dass die Nutzerzahlen gerade in den letzten Tagen deutlich angestiegen sind. Dies zeigt mir, dass es durchaus Interesse an einem aktuellen objektivistischen Angebot gibt. Und es gibt mir und meinen Mitstreitern die Motivation, den eingeschlagenen Weg mit Opitimismus weiter zu gehen. Erfreulich, dass wir auch in Österreich Zuspruch finden und an deutschen Universitäten durchaus auch Freunde des Objektivismus zu finden sind. Vielleicht ergibt sich in naher Zukunft gar die Möglichkeit Objektivistische Klubs an Universitäten zu gründen, wie es sie in Amerika in so großer Zahl gibt. Dieser Blog soll nicht irgendeinem "Lager" des Objektivismus dienen, wie regelmäßige Leser sicherlich schon bemerkt haben werden. Wir wollen dem gesamten Spektrum des Objektivismus das Wort gönnen. Und ich möchte meinen Aufruf an jeden Leser, der sich mit der Grundkonzeption dieses Blogs identifizieren kann, erneuern, sich selbst durch gelegentliche Beiträge in unser Projekt einzubringen. Dieses Angebot gilt selbstverständlich auch für Leser aus Österreich, der Schweiz oder anderen Ländern. Nur deutschsprachig sollte es schon sein. Auf die Vernunft!

Sonntag, Juli 06, 2003

Der liberale Eiertanz um die Wehrpflicht
Die FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag hat in einem Antrag erneut die Aussetzung der Wehrpflicht gefordert. In einem Antrag vom 1. 7. 2003 heißt es wörtlich: "Die Aufrechterhaltung der Allgemeinen Wehrpflicht ist sicherheitspolitisch nicht länger erforderlich und, auf Grund fehlender Dienstgerechtigkeit, gesellschaftspolitisch inakzeptabel. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, unverzüglich den Beschluss zur Aussetzung der Allgemeinen Wehrpflicht zu fassen,..." Für eine Partei mit einem liberalen Anspruch ist es äußerst beschämend, wenn in der Begründung für eine "Aussetzung" der Wehrpflicht keine grundlegende Bewertung der Wehrpflicht vorgenommen wird, sondern lediglich auf veränderte aktuellen Umstände verwiesen wird.

Werfen wir nun einen Blick auf die liberale "Konkurrenz" der FDP, die zwar mit weitaus geringeren Mitgliederzahlen aufwarten kann, bei denen man aber eine etwas prinzipienfestere Haltung zumindest vermuten könnte.
Bei den Freien Liberalen heißt es: "Die Bundeswehr sollte langfristig in eine Berufs- und Freiwilligenarmee übergeführt werden, da bei den derzeitigen äußeren Gegebenheiten eine Wehrpflicht nicht mehr zu rechtfertigen ist, insbesondere da die Wehrpflicht einen massiven Eingriff in die individuellen Persönlichkeitsrechte und Entscheidungsfreiheiten des Einzelnen darstellt ..." Die Freien Liberalen erkennen zwar, dass es sich bei der Wehrpflicht um einen massiven Eingriff in individuelle Rechte handelt, sie sehen aber -wie die FDP auch- bei einer Änderung der "äußeren Gegebenheiten" diese Eingriffe offensichtlich als gerechtfertigt an.

Noch düsterer sieht es beim Liberalen Forum Deutschland aus, einer 1995 gegründeten Partei mit derzeit etwa 100 Mitgliedern. Es wird zwar eine Berufsarmee gefordert -ohne näher auf die Wehrpflicht einzugehen-, gleichzeitig wird aber einer nationalen Dienstpflicht das Wort geredet: "Das LFD plädiert im Rahmen der Verantwortung des Einzelnen innerhalb einer Sozialgemeinschaft für die Einführung eines 'sozialen Dienstes' für beide Geschlechter nach Vollendung des 18. Lebensjahres, um den Gemeinsinn zu fördern."

Am konsequentensten und deutlichsten äußern sich die mittlerweile personell arg reduzierten Die Freien zum Thema Wehrpflicht und allgemeine Dienstpflicht: "Die Wehrpflicht ist ein sehr schwerer Eingriff in die persönliche Freiheit, und die Freiheit ist der wichtigste Bestandteil menschlicher Existenz. Er ist ungerecht, weil der Staat nicht willkürlich und systematisch seine Bürger wieder ihren Willen zu einem bewaffneten oder unbewaffneten Zwangsdienst verpflichten darf."

Anders als die bisher genannten Parteien findet sich bei der Pro Bürger Partei in ihrem Entwurf eines Grundsatzprogrammes, was im Juli auf dem Bundesparteitag verabschiedet werden soll, ein deutliches Bekenntnis zur Allgemeinen Wehrpflicht. Sie muesse "auf absehbarer Zeit in einer lebensfähigen Form erhalten bleiben." Ohne auf die Verletzung der individuellen Rechte durch die Wehrpflicht überhaupt einzugehen werden pragmatische Gründe wie z. B. die Nachwuchsgewinnung zur Begründung herangezogen.
In anderen Äußerungen auf der Website der Partei wird allerdings eine Abschaffung der Wehrpflicht bis 2008 gefordert, bei gleichzeitiger Einführung eine Pflichthalbjahres, da jede Bürgerin und jeder Bürger die Verpflichtung habe, seinen oder ihren Beitrag für das "Gemeinwohl" zu leisten.

Für Ayn Rand war die Wehrpflicht von allen Verletzungen der individuellen Rechte in einer gemischten Wirtschaft die schlimmste: "Sie negiert das fundamentale Recht des Menschen -das Recht auf Leben- und etabliert das fundamentale Recht des Etatismus: dass das Leben eines Menschen dem Staat gehört, und der Staat darf es dadurch beanspruchen, dass er ihn zwingt, es im Kampf zu opfern." Für ein freies Land ist einzig eine Freiwilligenarmee der richtige, moralische Weg die Verteidigung der Nation zu organisieren. Auch eine allgemeine Dienstpflicht außerhalb des militärischen Sektors ist ein kollektivistischer Eingriff in die Rechte des Individuums. Dem Kollektiv wird das Recht zugestanden, auf Individuen als Arbeitssklaven auf Zeit zurückgreifen zu können. Dem Individuum wird auf der anderen Seite sein Recht auf Freiheit genommen. Eine solche Politik ist Ausdruck der Ethik des Altruismus, die in der Aufopferung des Individuums das höchste moralische Ideal sieht. Die Altruisten interessieren sich nur für die, die leiden, nicht für jene, die dem Leiden abhelfen könnten, nicht einmal dafür, ob sie in der Lage sind, zu überleben. Eine solche Ethik ist ohne Zwang nicht umsetzbar, wie wir deutlich an Forderungen nach einer allgemeinen Dienstpflicht sehen. "Altruismus ist unvereinbar mit Freiheit, mit Kapitalismus und mit individuellen Rechten. Man kann nicht das Streben nach Glück mit dem moralischen Status eines Opfertieres kombinieren", schreibt Rand in ihrem Buch The Virtue of Selfishness .

Parteiprogramme liberaler Parteien sollten sich der Ethik des Egoismus und darauf basierend den unveräußerlichen Rechten des Einzelnen auf Leben, Freiheit und dem Streben nach Glück verschreiben. Sie sollten erkennen, dass das System, was mit der altruistischen Ethik vereinbar ist, der Sozialismus in all seinen Spielarten ist - Faschismus, Nazismus und Kommunismus.