Moralität und Legalität
In Zusammenhang mit der öffentlichen Diskussion um das Verhalten des Fernsehmoderators Michel Friedman erscheint es mir angebracht, einige Anmerkungen zum Verhältnis vom Moralität und Legalität aus objektivistischer Sicht zu machen. Zunächst ist festzuhalten, dass der Objektivismus den einzigen Zweck eines Staats darin sieht, die Bürger vor der Anwendung von Gewalt zu schützen. Die Aufgabe des Staates ist inhärent negativ. Sie besteht, wie es Leonard Peikoff formuliert, aus "der Zerstörung der Destruktion". Die Objektivisten fordern deshalb auch die Abschaffung aller Gesetze, die individuelle Rechte verletzen. Anders als die konservativen Vertreter der "moralischen Mehrheit" lehnen die Objektivisten staatlichen Zwang zur Durchsetzung von Moral ab. Dies bedeutet allerdings nicht, dass Objektivisten moralische Nihilisten wären. Ganz im Gegenteil. Leonard Peikoff schreibt in seinem objektivistischen Standardwerk "Objectivsm: The Philosophy of Ayn Rand" gar, dass ein Lotteriegewinner oder ein reicher Erbe die moralische Pflicht habe, weiter zu arbeiten. Ausdrücklich bezeichnet Peikoff Rand als "Moralistin".
Zunächst ist festzuhalten, dass die Begehung von Straftaten, d. h. die Initiierung von Gewalt gegen andere Menschen, das schwerwiegendste soziale Übel darstellt. 97 oder 98 % aller Menschen in Deutschland begehen allerdings im Laufe ihres Lebens keine schwerwiegende Straftaten, was eben nicht ausschließt, dass sie gegen die Prinzipien einer objektiven Moralität verstossen. Die Tatsache, dass Menschen davor zurückschrecken, Gewalt anzuwenden, ist allein noch kein Indiz dafür, dass sie einen guten Charakter haben. Objektivisten erachten es als eine persönliche Verantwortlichkeit eines jeden von uns , ein moralisches Leben zu führen. Moralität, damit sie objektiv ist, muss aber frei gewählt werden. Objektiv ist sie, weil sie das Leben des Menschen als Maßstab heranzieht. Das Gute ist also weder intrinsisch, noch subjektiv, sondern objektiv. Diese Moralität muss durch einen Prozess der Kognition entdeckt, nicht erfunden, werden. Zurückkommend auf die eingangs erwähnten Fragen bedeutet dies: 1. Der Objektivismus sieht Drogensucht als eine unmoralische Aufgabe der Vernunft und als einen selbstzerstörischeren Akt an. 2. Prostitution wird als Ablehnung der wahren Natur der menschlichen Sexualität angesehen.
"Sex kann die intensivste Begegnung zwischen Menschen sein, ein tiefes persönliches Erleben des Selbst. Aber dies ist nicht möglich, wenn es nicht auf einer gegenseiten Wertschätzung basiert, die sowohl die bewußtseinsmäßigen als auch die körperlichen Aspekte der anderen Person schätzt." (William Thomas, Morality and Legality)
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