In der heutigen WELT gibt es einen Vorabdruck aus einem Buch über die Romantik von Rüdiger Safranski, das im nächsten Jahr veröffentlicht werden soll. Die Romantik lehnte sich gegen die Vernunft und ihre Produkte auf und wollte die Welt wieder "ins Geheimnis" hüllen. Äußerst missverständlich ist unter diesen Umständen die Forumulierung von Safranski, die Romantiker bekämpften eigentlich den "modernen Nihilismus". So mögen sie es selbst gesehen haben, tatsächlich standen sie aber eigentlich auf der Seite des Nihilismus.
Die von ihrer Bewusstheit gelangweilten Romantiker beginnen sich nach Bewusstlosigkeit zu sehnen. "Es giebt nichts Höheres im Menschen", heißt es in Tiecks "Lovell", als den Zustand der Bewusstlosigkeit; dann ist er glücklich, dann kann er sagen, er sei zufrieden. Die Romantiker träumen vom einfachen Leben, das im gleichmäßigen Rhythmus schwingt. Was sonst als Monotonie erlebt wird, plötzlich erscheint es wie ein fernes Glück. Hölderlin: "Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt / Der Pflüger, dem Genügsamen raucht sein Herd.../ Es leben die Sterblichen / Von Lohn und Arbeit; wechselnd in Müh' und Ruh' / Ist alles freudig..." Im Kontrast dazu empfindet der Dichter seine Unruhe und Erregungen als Mangel: "Warum schläft denn / Nimmer nur mir in der Brust der Stachel?"