Freitag, August 20, 2004

Gelesen
In Deutschland, Österreich oder der Schweiz gibt es meines Wissens nach an keiner Universität einen objektivistischen Klubs, und, ehrlich gesagt, ich rechne eigentlich auch nicht damit, dass sich dies in den nächsten Jahren ändern wird, aber Leser für diesen Blog gibt es immerhin an folgenden deutschen Universitäten: Uni Regensburg, Uni Jena, Uni Stuttgart, Uni Mainz, Uni Tübingen, Uni Leipzig, Uni Ulm, Uni Kassel, Uni Münster, Uni Weimar, Uni Marbung, Uni Frankfurt, Uni München und MH Hannover. Nicht zu vergessen: Auch an der Uni Wien gibt es mindestens einen Stammleser.
Libertarian Party schlimmer als Dems und Reps
Der Psychologe Michael Hurd hat die Libertarian Party der USA als schlimmer als die Demokraten und Republikaner bezeichnet: "Die Libertarian Party ist die Partei des ungerührten Pazifismus." Schlimmer noch seien Äußerungen der LP, die die USA für den Terrorismus verantwortlich machten. Dies würde vollständig ignorieren, dass Muslime die USA attackieren würden, weil sie sie hassen würden für ihre westlichen Tugenden wie die politischen Freiheiten, die Trennung von Staat und Kirche und die säkulare Gesellschaft. Hurd erklärt, dass es ihm gleichgültig sei, welche anderen Punkte die LP noch vertreten würde: "Wie kann ein kapitalistisches Amerika blühen angesichts der Bedrohung mit einer nuklearen Wolke, einer biologischen Kriegsführung oder noch schlimmerem?" Michael Hurd sagt, er habe die Demokraten oft beschuldigt, Sympathien für Amerikas Feinde zu haben, und er stehe zu dieser Anschuldigung, aber die von der LP vertretene Außenpolitik sei das Schlimmste, was er je gesehen habe: "Die libertäre Außenpolitik würde uns vernichten."
Diskussion im Schockwellenreiter
Noch ein Nachschlag zum gestrigen Kommentar über den Schockwellenreiter. In der Diskussion des Themas zeigt sich, wieviel Sinn in Fragen und wieviel Unsinn in Antworten liegen kann. Martin stellt die überaus berechtigte Frage, was daran falsch sein soll, den Menschen als hereoisches Wesen darzustellen. Man sehe sich die folgende Antwort eines Marxisten an. Für ihn ist Heldentum nur ein "Mythos" der "Herrschenden." Dass Marxisten Mystiker sind, hier können wir es wahrnehmen. Wie real Heldentum ist, könnte man im einem gesellschaftlichen Experiment klären -wenn es dieses Experiment nicht schon so oft gegeben hätte -, indem man alle Marxisten eine unbewohnte Insel zur Verfügung stellt und dort den Gang der Dinge beobachtet. Vermutlich würden die Marxisten verhungern, wenn sie sich nicht schon vorher gegenseitig umgebracht haben. Aber kein Mangel hätten sie an "Helden": "Helden der Arbeit", "Helden des Sozialismus", etc. Dies wären Helden, die von den Herrschenden bestimmt worden wären, nicht von der Realität. Ich würde die Nähe realer Helden vorziehen: Helden, die Unternehmen gründen, neue Technologien erfinden, Kunst und Ideen produzieren und die zum gegenseitigen Nutzen Geschäftsbeziehungen mit anderen Menschen eingehen. Ob die Herrschenden irgendeines kommunistischen Regimes Personen mit Orden behängen und als Helden bezeichnen, weil sie sich für den Sozialismus aufgeopfert haben oder Regimegegner getötet oder denuziert haben, ist irrelevant. Kommunistische Ikonen wie Fidel Castro, Ernesto Guevara oder Mao Ze Dong waren keine Helden, sondern Anti-Helden. Helden schaffen Werte in ungewöhnlich großem Umfang oder auf ungewöhnliche Weise, oder sie verteidigen Werte , die vernichtet werden sollen. Fakten machen Helden.

Donnerstag, August 19, 2004

Der politisch korrekte Schockwellenreiter
Der Schockwellenreiter präsentiert sich als politisch korrekter Saubermann, indem er die Ästhetik einer Plakataktion des ZDF zu den Olympischen Spielen als "bedenklich" empfindet, "irgendwo zwischen Leni Riefenstahl und Arno Breker". Zu allem Überfluss verwendet er als Überschrift auch noch "Triumph des Willens", obwohl Riefenstahls gleichnamiger Film gar nichts mit den Olympischen Spielen zu tun hatte. Dass die verwendete Ästhetik mit einer Verherrlichung des Faschismus oder Nationalsozialismus absolut nichts zu tun hat ("Nur weil die Riefenstahl ein jahrtausende altes Motiv benutzt hat und dieses wieder benutzt wird (zumal die Spiele wieder in Athen stattfinden), soll es jetzt 'bedenklich' sein?)", spiegelt sich allerdings in den meisten Kommentare auf seinem Blog durchaus wider. Lesenswert in diesem Zusammenhang ist ein Aufsatz des Konservativen Robert Locke über die Prinzipien konservativer Kultur. Er schreibt über Leni Riefenstahl, dass "große Kunst schrecklich unmoralisch" sein kann.
Radikale Sozialisten bei 32 %
Im Diskussionsforum der Zeitschrift Campo de criptana analysiert ein Leser die bevorstehenden Landtagswahlen im Bundesland Sachsen: "Fazit: Zählt man das Potential der NPD (9%) und das mögliche Ergebnis der sächsischen PDS (23%) zusammen, kommt man auf 32%." In der Überschrift sprach er von 32 % für "radikale Sozialisten." Mir scheint es durchaus vernünftig zu sein, angesichts der Gemeinsamkeiten der nationalistischen Linkspartei NPD und der internationalistischen Linkspartei PDS, diese Stimmen zu addieren und als "radikale Sozialisten" zu klassifizieren. Konrad Adam kommentiert dazu in Die Welt am 21. Juni d. J.: "Es ist jetzt 25 Jahre her, dass der französische Sozialphilosoph Raymond Aron feststellte, der Vergleich zwischen dem nationalen und dem internationalen Sozialismus, der in der Folgezeit des Zweiten Weltkrieges üblich war, sei mittlerweile zweifelhaft geworden. Dann stellte er sich selbst die Frage, ob die Totalitarismustheorie, die rechte und linke Gewaltherrschaften nicht nur miteinander verglich, sondern in ihrer Eigenschaft als gemeinsame Gegner der westlichen Demokratie auch auf dieselbe Stufe stellte, ausgedient habe.
Die Antwort, die er damals gab, hieß Nein. Sie muss auch heute noch so lauten, vorausgesetzt, man lässt sich von den Geschichtsdogmatikern nicht den Mund verbieten."

Mittwoch, August 18, 2004

Das gar nicht so schöne Olympia
Beim Einmarsch der Nationen anläßlich der Eröffnung der olymischen Spiele in Athen fiel mir auf, mit welchem großem Beifall das griechische Publikum auf den Einmarsch des kleinen palästinensischen Teams reagierte. Seltsam bei einem Land, das vor allem durch das Hervorbringen von Selbstmord-Terroristen internationale Aufmerksamkeit erregen kann. Zum anderen war zu vermerken, dass das Team aus Taiwan auf Druck des kommunistischen China als "Chinese Taipei" auflaufen mußte. Sollten diese Athleten Medaillen gewinnen, darf weder die Hymne gespielt werden noch die Nationalflagge gezeigt werden. Ein widerlicher Kotau des IOC vor den chinesischen Kommunisten.
Zum Thema Abtreibung auf S.O.L.O
Klares Ergebnis einer Umfrage auf der Website der Sense of Life Objectivists (SOLO). 88 % von insgesamt 72 Teilnehmern stimmten für die Aussage, dass Abtreibung "eine moralische Handlung sein kann und legal sein sollte." In der Diskussion dieser Umfrage weist ein Teilnehmer darauf hin, dass er zwar auch für die oben genannte Aussage gestimmt habe, sich aber bestimmte Situationen vorstellen könne, wo er ein moralisches (kein legales!) Problem mit einer Abtreibung hätte, wenn zum Beispiel ein Frau in unverantwortlicher Weise immer wieder schwanger wird und zu Abtreibungen greift. Auch Spätabtreibungen beunruhigten ihn, da in dieser Phase die Föten schon lebensfähig wären. Ein anderer Teilnehmer bemerkt, dass Fötusse und Tiere keine Rechte haben mögen, aber dass dies nicht bedeute, dass sie keinen Wert hätten. Beide solle man nicht ohne einen guten Grund töten.

Dienstag, August 17, 2004

Stolyarov über Hoppe
Für mich wenig überraschend hat G. Stolyarov das Buch "Demokratie. Der Gott, der keiner ist" von Hans-Hermann Hoppe in einem Beitrag für sein Internet-Magazin The Rational Argumentator recht positiv bewertet. Zusammenfassend kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass "Objektivisten, Konservative und Liberale aller Schattierungen" viel von diesem Buch lernen könnten. Ausdrücklich weist der Autor allerdings den Anarchismus Hoppes zurück, wobei man sicherlich die Frage aufwerfen könnte, ob Hoppes Anarchismus nicht weitaus schlimmer ist als die von ihm so heftig kritisierten demokratischen Systeme. Auffällig ist natürlich, dass G. Stolyarov Hoppes Buch viel positiver sieht als viele deutsche Anarcho-Kapitalisten. So schreibt etwa der Anarcho-Kapitalist Stefan Blankertz in der Zeitschrift ef-magazin: "Hoppes Fehler besteht in dem, was ich 'totalitäre Inhaltlichkeit' nenne: Man will ein bestimmtes gesellschaftlich-kollektives Ergebnis und tut alles, um dieses Ergebnis herbeizuführen, setzt zur Not auch Gewalt ein. Das ist der Weg der Kommunisten und Faschisten ebenso wie der Demokraten. Die libertäre Gesellschaft ist nicht durch das Ergebnis definiert, sondern durch den Prozess, der zu einem Ergebnis führt: Es ist der Prozess der auf Eigentum basierenden Freiwilligkeit." Während man Hoppe sicherlich positiv anrechnen muss, dass er überhaupt über Werte redet, so muss ein Objektivist doch fragen, ob Hoppes "konservative Werte" überhaupt rational begründet werden können und ob er nicht doch latent autoritäre Vorstellungen hat in Sinne eines "Konservative Werte über alles." Auch stellt sich für mich die Frage, ob eine freie Gesellschaft tatsächlich "automatisch" Hoppes konservativen Wertvorstellungen entspricht, denn schließlich dürfte es doch so sein, dass die USA im 19. Jahrhundert zwar kapitalistischer waren als heute, aber eben auch rassistischer. Auch die puritanische Sexualmoral des 19. Jahrhundert ist für Objektivisten keine Alternative zur hedonistischen Beliebigkeit, die sich im Zuge der Kulturrevolution der sechziger Jahre überall in den westlichen Nationen verbreitet hat. Übrigens fällt auf, dass G. Stolyarov offenbar eine private Rechtschreibreform der englischen Sprache durchgeführt hat: Er schreibt "triumf" statt "triumph".

Montag, August 16, 2004

Moralischer Bankrott des TOC?
Schwere Vorwürfe hat Don Watkins auf seinem Blog gegen das Objectivist Center (TOC) erhoben. Hintergrund ist eine E-Mail-Aktion des TOC, die an Mitglieder von universitären ojektivistischen Klubs gerichtet war, die vom Ayn Rand Institute unterstützt werden. In dieser Mail wird der eigene Fernlehrgang des TOC ("Objectivism from the Source") angepriesen und außerdem werden Vorwürfe gegen das Ayn Rand Institute erhoben:
"Während das ARI Ayn Rand praktisch vergöttert und den Studenten beibringt, ihre Schriften und Ideen nachzuplappern, hat sich das TOC ein engagiertes, respektvolles und unabhängiges Studium ihres reichen Gedankensystems zur Aufgabe gemacht. Kritik und Fragen werden akzeptiert und offen diskutiert, und nicht unterdrückt."
Watkins nennt diese Vorwürfe gegen das ARI "so weit von der Wirklichkeit entfernt, dass sie mich nicht einmal mehr ärgern." Aber Watkins wirft dem TOC nicht nur Verleumdung vor, sondern auch einen Diebstahl der E-Mail-Adressen der Mitglieder der objektivistischen Klubs. Zur der Art und Weise wie beim Ayn Rand Institute Studenten des Objektivismus unterrichtet werden hat auch Daniel Schwartz auf seinem Blog einige interessanten Aussagen aus erster Hand gemacht. Er stellt die Frage, wie William Thomas vom TOC so viel über das Objectivist Academic Center (OAC) des ARI erfahren haben will. Onkar Ghate von OAC habe die Studenten immer getadelt, wenn sie nicht genug gefragt hätten: "Er fordert einen fragenden Verstand, ermutigt unabhängiges Denken, und verbietet Ayn Rand nachzuplappern. Die Fragen, die uns gestellt wurden, waren nicht primär, was Ayn Rand über dies oder das gesagt hat, sondern was die Logik uns über dies und das sagt."

Sonntag, August 15, 2004

Wenn der schlafende Gigant geweckt wird
James S. Robbins schreibt auf nationalreview.com über den 11. September: "Ich bin sicher, dass wir jetzt viel sicherer sind. Die Reaktion macht den Unterschied aus. Die vorherigen Attacken blieben weitgehend folgenlos. Der 11. September war es nicht. Er demonstrierte, was passieren kann, wenn der schlafende Gigant geweckt wird und erfüllt ist mit einer schrecklichen Entschlossenheit. (um Yamamoto zu paraphrasieren)." Dies ist die Stimme eines Amerikaners, den man üblicherweise wohl als neokonservativ bezeichnen würde, oder zumindest gilt der National Review als Organ desselben. Wenn selbstverständlich auch nicht alle Amerikaner eine derartige Sichtweise teilen, so ist sie dort doch nicht unüblich. In Europa wäre Robbins' Argumentation eine absolute Außerseitermeinung. Hier regiert Pazifismus und moralischer Relativismus. Selbst ein liberales Blatt wie die Schweizer Monatshefte ("Die Schweizer Monatshefte engagieren sich für eine liberale Grundhaltung, die jene Offenheit, Vielfalt und Freiheitlichkeit in den Mittelpunkt stellt, die auch die Basis der Marktwirtschaft bildet.") öffnet ihre Seiten einem Autoren, der alle gängigen Klischees des Anti-Amerikanismus wiederkäut (Schweizer Monatshefte, Heft April 2004). Amerikas Außenpolitik stellt für Ludwig Watzal eine "Israelisierung" dar: "Seit dem 11. September missachten die USA das Völkerrecht in gleicher Manier wie Israel." Das Völkerrecht garantiere die Gleichheit aller Staaten vor dem Recht, fügt Watzal hinzu. Zu diesem Argument möchte ich noch einmal Robert James Bidinotto zitieren: "Ich akzeptiere die Herrschaft des Rechts, und lehne somit jede 'willkürliche Invasion' einer Nation durch eine andere ab. Aber das Thema, um das es geht, ist die Frage des Umgangs mit gesetzlosen, diktatorischen Regimen. 'Nationale Souveränität' ist ein legitimes Prinzip des Völkerrechts, aber es gilt nur für jene Staaten, die die moralische Quelle der Souveränität anerkennen: die souveränen Rechte ihrer individuellen Bürger. Nationen, die die Individualrechte nicht anerkennen, besitzen keine Legitimität, und können keine solche 'Souveränität' beanspruchen."

Auf der Website des Autors Ludwig Watzal befinden sich auch Informationen über seine Publikationen. Neben Zeitschriften wie "Neue Gesellschaft" und "Kommune" druckt auch die Bundeswehr die Ergüsse dieses anti-amerikanischen Autors ab. Es finden sich nämlich Hinweise auf Veröffentlichungen in "Y - Magazin der Bundeswehr" und "Informationen für die Truppe".