Samstag, Mai 17, 2003

Neo-Tech -- Objektivismus für das Proletariat
Der Mangel an deutschsprachigem Material lässt Objektivisten in ihrer Verzweiflung auch schon mal zu weniger seriösen Anbietern von entsprechenden Büchern zuflucht nehmen. Unter www.neo-tech.com/german-discovery/ findet der interessierte Jung-Objektivist immerhin einige brauchbare Texte, die aus dem Fundus der objektivistischen Literatur schöpfen. Der Kenner wird in den 114 Konzepten von Neo-Tech ohne weiteres Kernaussagen der objektivistischen Philosophin Ayn Rand und die des Psychologen Dr. Nathaniel Branden wiederentdecken. Nicht zu unterschlagen ist dabei, dass sich offenbar eine deutschsprachige Szene zu entwickeln beginnt, die auf den Seiten von www.neo-tech.de eine Heimat gefunden zu haben scheint. Dass Neo-Tech "Objektivismus für das Proletariat" sei, ist übrigens von Dr. Frank Wallace in einer seiner Schriften höchstselbst verlautbart worden. Bleibt zu hoffen, dass Neo-Tech für die Sache des Objektivismus mehr Interessierte gewinnt als verschreckt. Letzteres ist aufgrund des reisserischen Werbematerials leider keineswegs auszuschliessen. Wer es riskieren möchte, muss das Feedback-Formular auf www.neo-tech.com/feedback-forms/feedback-german.html ausfüllen und ausharren. Die Lieferzeiten sollen jenseits von Gut und Böse liegen.

Freitag, Mai 16, 2003

"Menschenrechte" kontra individuelle Rechte
Die Schweiz ersucht Italien, die Strafverfolgung gegen die italienische Autorin Oriana Fallaci zu übernehmen. Wegen ihres Buches "Die Wut und der Stolz" haben "Menschenrechtsorganisationen" Klage wegen des Verstoßes gegen den Anti-Rassismus-Artikel eingereicht. Die ganze Meldung ...

Donnerstag, Mai 15, 2003

Neuer Anlauf für "Atlas Shrugged" als Film
Die Atlas Society teilt mit, die Filmgesellschaft Crusader Entertainment hätte die Filmrechte für die Verfilmung von Atlas Shrugged erworben und den Drehbuchautor James V. Hart unter Vertrag genommen.
Hoffentlich klappt es diesmal, nachdem ja schon einige Versuche gestartet wurden, die dann aber alle aus verschiedenen Gründen abgebrochen worden sind.
Dahrendorf: Freiheit ist eine westliche Idee
In einem Interview mit dem Schweizer Tagblatt hat der Soziologe Ralf Dahrendorf den Westen aufgefordert, sich nicht mehr für seine eigenen Werte zu entschuldigen: "Ich schäme mich nicht, westliche Werte zu verteidigen. Diese 'Freiheit' ist eine westliche Idee, ja, dafür brauche ich mich nicht zu entschuldigen. Da kann es legitime Auseinandersetzungen geben. Doch darin sehe ich keinen Grund, meine eigenen Freiheitsideen zu korrigieren. Das Recht auf freie Meinungsäußerung ist essentiell, überall, unabhängig von sozialen Strukturen, Problemen usw. Ich glaube, die Europäer haben angefangen, sich zu sehr für ihre eigenen Werte zu entschuldigen. Dies hilft in keiner Weise bei dem Versuch, die Welt und die Menschen in ihr vorwärts zu bringen."

Dahrendorfs Antwort auf die Frage, ob die "eurozentrischen" Begriffe "Aufklärung" und "Freiheit" für das ganze Welt gelten könnten, ist angesichts des intellektuellen Klimas in Europa gut. Aber die Antwort hätte auch anders lauten können:
Die Überlegenheit der westlichen Zivilisation ist kein "eurozentrisches" Vorurteil, sondern eine objektive Tatsache. Besonders deutlich zeigt sich diese Überlegenheit in dem Land, wo die Prinzipien der Vernunft und der individuellen Rechte am konsequentensten verwirklicht wurden - den Vereinigten Staaten von Amerika. Deswegen kann es nicht nur darum gehen, sich nicht zu entschuldigen, sondern es muss darum gehen, die zentralen Werte und Leistungen des Westens mit Stolz und Leidenschaft zu verteidigen. Besonders gegenüber jenen westlichen Intellektuellen, die die Vernunft in Namen des Skeptizismus, die individuelle Rechte in Namen von "Ansprüchen" und den technologischen Fortschritt im Namen des Ökologismus attackieren.

Mittwoch, Mai 14, 2003

Nicht in meinem Namen
Paul Blair erhielt diesen mehr oder minder freundlichen Brief eines etatistischen Zeitgenossen:
Lieber rechter Reaktionär, ich hoffe, dass Sie oder Ihre Familie eines Tages die Gelegenheit haben werden, in Armut zu leben, ohne Gesundheitsversorgung, Rentenversicherung oder Wohlfahrt. Sie scheinen zu glauben, dass die Armen von der Wohlfahrt leben wollen und das nach Abschaffung dieses Programms jeder einfach Arbeit finden wird, und wir in einer utopischen Gesellschaft leben werden... blabla."
Zentraler Satz in der -lesenswerten- Antwort von Blair: "Sie behaupten, dass ich mich nicht um die Bedürftigen kümmere. Ob ich mich kümmere oder nicht, ist irrelevant. Ich habe das Recht, mich nicht zu kümmern. Sie haben nicht das Recht, mich zu zwingen, dass ich mich kümmere."

Dienstag, Mai 13, 2003

Zur Bekämpfung der Gleichgültigkeit
Gleichgültigkeit ist das Markenzeichen eines Menschen, der "aufgegeben hat". Was hat er aufgegeben ? Seine Werte und Ziele und damit das Streben nach diesen Zielen. Zu bemerken ist es z. B. im Gesichtsausdruck und im Widerwillen gegen die meisten Tätigkeiten. Es äußert sich in Bemerkungen wie "mir ist alles egal" oder "ist doch alles Sch...".

Es mag sein, dass man bestimmte, von Menschen gemachte Zustände nicht sofort ändern kann. Das heißt aber nicht, dass man nicht weiter daran arbeiten kann, sie zu ändern. Und es ist falsch von Menschen gemachte Zustände zu akzeptieren, die man für inakzeptabel hält. Die Konsequenzen dieser Art von Gleichgültigkeit auf die eigene Person werden leicht übersehen! Wenn man die Gleichgültigkeit auf die eigene Person ausweitet, schadet man sich selbst. Und das ist das beste Argument, nicht gleichgültig gegen sich selbst zu sein. Nachlässigkeit gegen sich selbst kann sich nicht nur an Vernachlässigung des Äusseren zeigen, sondern auch im Gemütszustand: Vernachlässigung des Verstandes, die Weigerung Fakten aufzunehmen und nachzudenken. Wer aber seinen Verstand aufgibt, gibt ein wertvolles Gut her. Ein Mensch ohne Verstand wird zum Tier.

Mut ist die Treue zum Leben in dem Sinne, daß man seinen Werten treu ist und seine Werte nie verrät. Das Akzeptieren dessen, was man für schlecht hält, wäre ein Verrat der eigenen Werte; ein Verrat an dem, was das Leben erhält. Das Akzeptieren des Schlechten ist damit unmoralisch.

Meine Damen und Herren: Sie haben nur ein Leben und das läuft sekundenweise ab. Nutzen Sie ihre Chancen! Kämpfen Sie für Ihre Ziele! Wofür sonst lebt der Mensch, wenn nicht dafür !
Keine Deckelung von Gehältern - Deckelung des Staates
Im Justizministerium wird darüber nachgedacht, die Gehälter von Managern durch ein Gesetz zu "deckeln." Die Ministerin erklärte, es läge noch kein fertiger Gesetzentwurf vor, man vertraue auf den Willen und die Einsicht der Wirtschaft, "sich selbst Regeln zu geben." Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen scheint in der Regierung die Neigung zu bestehen, sich durch das Anprangern von Sündenböcken ein wenig Luft zu verschaffen. Nein, wir brauchen keine Deckelung von in der Privatwirtschaft gezahlten Gehältern -dies ist allein Sache der betroffenen Unternehmen-, wir brauchen eine Deckelung des Staates auf seinen unbedingt notwendigen Kernbestand. Dies wäre Krisenbewältigung. Dies wäre eine radikale Reform. Die Idee, die Gehälter von Spitzenmanagern mit einem Deckel zu versehen, ist allerdings nicht spezifisch deutsch oder spezifisch "links". In Amerika macht sich auch der "Rechte" Pat Buchanan für "caps" bei Gehältern der Spitzenkräfte in der Wirtschaft stark. Durch den Gleichklang bei derartigen Forderungen bestätigen die Kollektivisten der "Linken" und der "Rechten" ihren grundsätzlichen Konsens.

Montag, Mai 12, 2003

Ludwig von Mises' Economic Policy
In einer dreiteiligen Artikelserie gibt das capitalismmagazine Auszüge aus dem Buch Economic Policy: Thoughts for Today and Tomorrow des großen Ökonomen Ludwig von Mises wider. Das Buch basiert auf sechs Vorträgen die von Mises 1959 in Buenos Aires gehalten hat. Im ersten Teil äußert sich von Mises über "Capitalism: Mass Production and the Standard of Living". In diesem Aufsatz erinnert von Mises daran, dass die sog. "Automobil-Könige", "Stahl-Könige" und "Schokoladen-Könige" des Kapitalismus überhaupt nicht herrschen, sondern dienen.

Der zweite Artikel trägt den Titel: "Capitalism - Opposition from the Intellectuals". Mises bezeichnet in diesem Aufsatz die Behauptungen, dass die Frauen und Kinder, bevor sie in den neuen Fabriken der industriellen Revolution arbeiteten, unter zufrieden stellenden Bedingungen gearbeitet hätten, eine der größten Unwahrheiten der Geschichte: "Und all das Gerede über den sogenannten unbeschreiblichen Schrecken des frühen Kapitalismus kann zurückgewiesen werden durch eine einzige Statistik: Genau in den Jahren, in denen sich der britische Kapitalismus entwickelte, genau in der Zeit, die wir industrielle Revolution nennen, in den Jahren von 1760 bis 1830, genau in den Jahren verdoppelte sich die Bevölkerung, was bedeutet, dass Hunderte oder Tausende von Kindern -die in den vorhergehenden Zeiten gestorben wären- überlebten, und zu Männern und Frauen heranwuchsen."

Teil drei heißt "Capitalism: Capital and Wages ". Hier erinnert von Mises daran, dass das deutsche Wirtschaftswunder nach dem 2. Weltkrieg alles andere als ein Wunder war: "Aber dies war kein Wunder. Es war die Anwendung der Prinzipien der freien Marktwirtschaft, der Methoden des Kapitalismus, wenn sie auch nicht vollständig in jeder Hinsicht angewendet wurden."

Außerdem ist ein Einführung durch die von-Mises-Schülerin Bettina Bien Greaves erschienen, dem das capitalismmagazine die Worte voranstellt: "Der Unterschied zwischen Anarchie und Etatismus ist Kapitalismus." Die ideale Wirtschaftspolitik sei sehr einfach, schreibt Bettina Bien Greaves: "Der Staat sollte das Leben und das Eigentum der Personen, die unter seiner Jurisdiktion leben, vor innerer und äußerer Aggression schützen und verteidigen, aufkommende Streitfälle schlichten, und den Menschen ansonsten die Freiheit geben, ihre unterschiedlichen Ziele im Leben zu verfolgen."

Sonntag, Mai 11, 2003

Pflicht macht das Leben zur Hölle
Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Motive, aus denen heraus ein Mensch eine Handlung ausführen kann: Kausalität und Pflicht.
"Die Bedeutung des Ausdrucks 'Pflicht' ist: ... Notwendigkeit, eine Handlung aus keinem anderen Grund auszuführen als dem, einer höheren Autorität zu gehorchen; unberücksichtigt bleiben dabei alle persönlichen Ziele, Motive, Wünsche oder Interessen." (Ayn Rand)
D.h. ausgeschlossen ist jedes Eigeninteresse.
Kausalität bedeutet hier, daß die Handlung nicht aus Gehorsam gegenüber einer höheren Autorität ausgeführt wird, sondern um ein Ziel in der Realität zu erreichen, das man sich gesteckt hat. Wenn man ein bestimmtes Ziel erreichen will, dann muß die Handlung ausgeführt werden.

Jetzt könnte jemand einwenden, die pflichtorientierte Person hätte sich eben das Ziel gesteckt, der höheren Autorität zu gehorchen. Doch worin besteht diese höhere Autorität ? Wenn die Autorität etwas aus der Realität ist (z.B. eine Person), dann stellt sich die Frage: warum soll man dieser Autorität gehorchen, wenn alle persönlichen Ziele, Motive, Wünsche oder Interessen unberücksichtigt bleiben sollen ? Es gibt aber einfach keinen vernünftigen Grund, einer solchen Person oder Personengruppe derart bedingungslos und selbstlos zu gehorchen. Ist die Autorität etwas angeblich Übernatürliches (z.B. ein "göttliches Wesen"), dann liegt das Ziel nicht in der Realität. Warum steckt sich jemand das Ziel, einer solchen höheren Autorität zu gehorchen ? (Eigeninteresse haben wir ausgeschlossen, z.B. eine Belohnung im "Jenseits".)

Wenn kein Eigeninteresse vorhanden sein soll, dann ist die einzige Motivation, die für die Realität bedeutsam ist: Pflicht um der Pflicht willen, aus keinem anderen Grund heraus. Ayn Rand zeigt die Folgen, wenn man Pflicht um der Pflicht willen als Handlungs-Motivation akzeptiert: "Wenn man das akzeptieren würde, dann würde ... 'Pflicht' den Begriff 'Realität' zerstören: eine unerklärliche, übernatürliche Macht übernimmt den Vorrang vor Tatsachen und diktiert Handlungen, ohne Rücksicht auf Kontext oder Konsequenzen. 'Pflicht' zerstört Vernunft: [Pflicht] übersteigt eigenes Wissen und Urteil und macht damit den Vorgang des Denkens und Urteilens irrelevant für das eigene Handeln. 'Pflicht' zerstört Werte: sie fordert, daß man seine höchsten Werte wegen einem unerklärlichen Befehl verrät oder opfert - und sie transformiert Werte in eine Bedrohung für den eigenen ... Wert, weil das Empfinden von Genuß oder Lust einen Zweifel auf die ... Reinheit der eigenen Motive wirft. 'Pflicht' zerstört Liebe: wer will schon aus 'Pflicht' heraus, und nicht aus 'Zuneigung', geliebt werden ? 'Pflicht' zerstört Selbstbewußtsein: sie hinterläßt kein "Selbst", das man mögen könnte."

Wenn ein pflichtorientierter Mensch Schwierigkeiten bei der Pflichterfüllung hat, dann konzentriert er sich nicht auf sein Ziel, sondern auf seinen Charakter. "Seine automatische Reaktion sind Schuldgefühle und Furcht - Furcht davor, seine 'Pflicht' nicht zu erfüllen." "Der Wert seines Ziels verschwindet aus seinem Gedächtnis, ertränkt in einer Flut von Selbstzweifeln. Eine Weile kann er auf diese trübsinnige Weise weitermachen; aber nicht lange. Ein pflichtorientierter Mensch ... unternimmt selten wichtige Ziele: sie sind eine Bedrohung für sein Selbstbewußtsein." Er " ... kann es sich nicht erlauben, irgendetwas wirklich zu schätzen, weil jeden Moment eine unerklärliche 'Pflicht' die Aufopferung seiner Werte fordern könnte, und jeden langfristigen Plan oder Anstrengung auslöschen würde, deren Erreichen er sich vorgenommen hätte."

Pflicht um der Pflicht willen zerstört alles, was einem Menschen am Leben lieb sein könnte.

Zitate aus dem Aufsatz "Causality versus Duty" von Ayn Rand, in: "The Objectivist", Juli 1970