Samstag, September 06, 2003

Liberale und Konservative in Amerika - gemeinsam oder getrennt?
Wenig überraschend mutet es an, wenn nach einer längeren Zeit, wo die zentralen politischen Institutionen Amerikas von Konservativen beherrscht wurden, die Spannungen zwischen Liberalen ("libertarians") und Konservativen zunehmen. Jedenfalls zu den Konservativen, die die Regierung bilden oder sich mit ihr identifizieren.

W. James Antle III sieht auf techcentralstation.com ein Auseinanderbrechen der politischen Koalition, die die amerikanische Rechte für mehr als die Hälfte eines Jahrhunderts gebildet hat. So zitiert Antle etwa R. W. Bradford, den Herausgeber des Liberty Magazins, der eine liberal-konservative Scheidung fordert. Auch Julian Sanchez sieht ein Schisma auf der Rechten: "Während es so scheint, dass Konservativen ihren Frieden gemacht haben mit dem Wachstum des Staates, schmieden die Libertarians an ihrer eigenen Identität außerhalb der Rechten, was auch strategische Allianzen mit der Linken einschließt." Ein Teil des konservativen Lager teilt allerdings durchaus die liberalen Vorbehalte gegenüber der Bush-Administration. So äußert sich Herbert London, Präsident des Hudson Institute, sehr ernüchtert über die Regierungspolitik von George W. Bush: "Ich bin ein Bewunderer des Präsidenten für sein Engagement im Krieg gegen den Terrorismus, aber er ist kein Unterstützer eines begrenzten Staates, kein Freund freier Märkte oder fiskalischer Beschränkung."

Wer Ayn Rands Zitat ("Wir sind keine Konservativen ...") auf diesem Blog betrachtet, wird allerdings unschwer erkennen, dass von einer liberal-konservativen Ehe, die jetzt geschieden werden könnte, auch für die Vergangenheit nicht so ohne weiteres geredet werden kann. Und diese Aussage läßt sich keineswegs nur auf Objektivisten begrenzen. So sieht sich etwa Harry Browne, der ehemalige Präsidentschaftskandidat der Libertarian Party keineswegs als "Rechter" und pocht auf Äquidistanz zu beiden großen politischen Lagern in den USA. Der Begriff "libertarian" ist seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA in Gebrauch, weil sich Etatisten des Begriffes "liberal" bemächtigt hatten und die Vertreter des Klassischen Liberalismus sich der Notwendigkeit aussgesetzt sahen, sich terminologisch von diesen Tendenzen abzugrenzen. Seit der Gründung der Libertarian Party 1971 erfreut sich der Begriff zunehmender Beliebtheit.

Das auch in Deutschland der Begriff "liberal" sich dem Zugriff offener Etatisten nur mit Mühe entziehen konnte, macht die Entwicklung der FDP in den siebziger Jahren mit den "Freiburger Thesen" von 1971 deutlich und vor allem zugespitzt eine Bemerkung ihres früheren Generalsekretärs Karl-Herrmann Flach: "Die Auffassung, dass Liberalimus und Privateigentum an Produktionsmitteln in jedem Fall identisch seien, gehört zu den Grundirrtümern der jüngsten Geschichte".

Objektivisten besitzen dadurch, dass sie sich als Vertreter einer philosophischen Strömung verstehen und auch durch die Person der Gründerin des Objektivismus eine starke Identität, die sie für Vereinnahmungen durch irgendwelche Lager relativ immun macht. Insbesondere das Ayn Rand Institute hält größte Distanz sowohl zu Konservativen als auch zu Liberalen. Anders ist allerdings das Objectivist Center (TOC) gestrickt, wo durchaus ein positiver Bezug zum liberalen Lager vorhanden ist.

Radikale Liberale, die sich Bündnispartner auf der Linken gesucht haben, sind auch kein neues Phänomen der amerikanischen Geschichte, man denke etwa an Murray Rothbard zu den Zeiten des Vietnam-Krieges. Antle verweist auch darauf, dass solche Koalitionen kurzfristige Ereignisse waren. Aktuell finden wir etwa einige Liberale, die überlegen, den Demokraten Howard Dean bei seinem Bemühen um eine Präsidentschaft zu unterstützen.

Antle nennt auch die politischen Reibungspunkte zwischen Liberalen und Konservativen, aber eben teilweise auch innerhalb der beiden Lager. Hierzu gehört sicherlich der Dauerbrenner Abtreibung, wo die meisten Liberalen eine Entscheidungsfreiheit der Frau präferieren. Das Klonen von Menschen und vor allem die sog. Homo-Ehe sind umstrittene Themen aktuelleren Datums. Die Konservativen lehnen die gleichgeschlechtliche Ehe mit Vehemenz ab, während die meisten Liberalen sie befürworten oder für eine Abschaffung der staatlich sanktionierten Ehe insgesamt eintreten. Der Irak-Krieg ist auch innerhalb der beiden Lager leidenschaftlich diskutiert worden, wobei die meisten Konservativen Präsident Bush unterstützten, die meisten Liberalen allerdings den Krieg ablehnten. Wer sich das Teilsegment der Objektivisten ansieht, muss allerdings dort eine Mehrheit für den Irak-Krieg vermuten. Das Ayn Rand Institute etwa gehörte zu den besonders deutlichen Befürwortern einer militärischen Kampagne gegen das Regime von Saddam Hussein.

Neben der Enttäuschung über die konservative Regierungsmehrheit in den USA, die wenig Anstalten in Richtung eines kleineren Staates macht und einer gewissen Dominanz von kulturellen Themen, die zwischen Liberalen und Konservativen umstritten sind, dürfte auch die Situation der Linken eine Rolle spielen, die von den Liberalen als derzeit wenig gefährlich für das Privateigentum angesehen wird und deshalb möglicherweise von einigen Liberalen als zeitweiliger Bündnispartner angesehen werden könnte.

Aber man es drehen und wenden wie man will, der amerikanische Konservatismus besitzt eine große individualistische Komponente, der überhaupt erst die Grundlage für eine Diskussion über Gemeinsamkeiten schafft. Viele Amerikaner, die sich als Konservative verstehen, könnten durchaus als Liberale im europäischen Sinn durchgehen. Ayn Rand selbst hatte diese in einem Interview aus dem Jahr 1964 auch eingeräumt. Auf die Frage, ob es "Konservative" gebe, die rationale Rechtfertigung für die Kapitalismus lieferten, sagte sie:
"Oh ja, die gibt es. Gewöhnlich nennt man sie Liberale ("libertarians"). Dies ist eine Gruppe, welche zum Beispiel Ludwig von Mises und Henry Hazlitt als ihre besten Exponenten einschließt. Sie sind Verteidiger des Kapitalismus auf einer nicht-mystischen, wissenschaftlichen Basis."
24 - Tag des Dramas
Die von RTL II aussgestrahlte amerikanische Serie "24" bricht mit den bekannten Mustern herkömmlichen Fernsehserien und bietet aufregende Action, bewunderswerte Helden und das kreativste neue Format der letzten Jahre. Der Anti-Terror-Experte Jack Bauer (gespielte von Kiefer Sutherland) und der mit großer Stärke und Würde agierende US-Senator David Palmer (gespielt von Dennis Haybert), der sich um eine Präsidentschaftskanditur bewirbt, sehen sich innerhalb einer Zeitspanne von 24 Stunden, die in Echtzeit vor dem Zauschauer abläuft, großen Herausforderungen ausgesetzt.

"Im Grundsatz dreht sich die Sendung um eine Serie von moralischen Konflikten. Bauer wird präsentiert mit dem scheinbaren Dilemma, seine Familie zu retten und Palmer zu retten, während Palmer sich dem anscheinenden Dilemma ausgesetzt sieht, entweder die Wahrheit zu erzählen oder seine Kandidatur zu retten. Die Tatsache, dass die beiden Männer mit unerschütterlicher Integrität handeln im Angesicht solch anscheinend unmöglicher Entscheidungen, dass sie nie Kompromisse eingehen oder den scheinbar nicht aufzuhaltenden Kräften von außen nachgeben - und dass die Sendung ihnen nie irgendwelche leichten Entscheidungen erlaubt - ergibt mehr als nur einen kurzfrististigen Nervenkitzel: es ergibt ein großes Drama." (Robert Tracinski, The Intellectual Activist, Nov. 2002)






Freitag, September 05, 2003

Das Zeitalter des Neids
Deutsche Manager mögen den Maybach nicht, das teuerste Serienauto der Welt. Genauer gesagt, sie trauen sich nicht, sich damit durch die Gegend fahren zu lassen. "Keiner will mit dem 'Sechs-Meter-Schiff" gesehen werden", schreibt die Financial Times Deutschland. Über die Gründe äußert sich Carsten Maschmeyer, Chef des Finanzdienstleisters AWD reichlich nebulös: "Passt nicht in die derzeitige Wirtschaftslage." Linde-Chef Wolfgang Reitzle sagt gegenüber dem Manager-Magazin, er könne sich "in diesen Zeiten" keinen deutschen Chef vorstellen, der Maybach fährt.

Mit der "Wirtschaftslage", d. h. mit dem Geldbeutel der potentiellen Kunden, hat diese Maybach-Abstinenz allerdings herzlich wenig zu tun. Es sind die Emotionen von Menschen, die wir gewöhnlich als Neid beschreiben, die das Fahren eines teuren Autos zum Horror werden läßt.

Neid ist nicht der Wunsch, anderen nachzueifern, um auch das haben zu können, was sie haben und auch nicht primär der Wunsch, zu stehlen, was andere an Werten besitzen. Es ist vielmehr der Wunsch, diese Werte auszulöschen. Es ist der hässliche Wunsch, zu sehen, dass andere Menschen Werte verlieren. Dieser Neid ist nur Ausdruck eines fundamentalen spirituellen Nihilismus. Er ist nicht für etwas, sondern Hass auf das Wissen, die Leistung, das Glück anderer Menschen.

Donnerstag, September 04, 2003

Colleges gegen den Diebstahl von geistigem Eigentum
Alex Veiga berichtet über Vorkehrungen von amerikanischen Colleges, um zu verhindern, dass Studenten sich über die technischen Einrichtungen eines College Musik oder Filme aus dem Internet herunterladen.

Nick Provenzo hält diese Maßnahmen für außerordentlich berechtigt, weil sie die Plünderungen intellektuellen Eigentums (IP) häufig über die Netzwerke der Colleges vollziehen.
"Kein College könnte lange existieren, wenn der intellektuelle Eigentum nicht geschützt ist."
Warum sie ihn hassen
Michael Hurd sieht außenpolitische Gründe, genauer, die Bereitschaft zur Anwendung militärischer Gewalt, als ursächlich für den ausgeprägten Hass der amerikanischen Demokraten auf Präsident Bush an:

"Dieser Präsident zeigt eine unübliche Bereitschaft, militärische Gewalt anzuwenden - besonders im Eigeninteresse dieser Nation. Dies ist in ihren Augen die größte Sünde, die ein Präsident begehen kann.
(...)
Eine große, starke und stolze Nation, die handelt zu ihrer eigenen Verteidigung und zur Verteidigung der Freiheit aller : dies ist es, was sie hassen. Kurz: Sie hassen sich selbst dafür, dass sie hier leben und sie hassen jene von uns, die es schätzen, hier zu leben."
Handelsblatt-Leser kontra EU-Beitritt der Türkei
Sehr deutliches Ergebnis einer Internetabstimmung von handelsblatt.com zu einem EU-Beitritt der Türkei:
63,69 % sagen Nein, die Türkei passt überhaupt nicht zur EU
26,15 % sagen Nein, derzeit noch nicht
10,16 % sagen Ja

Anmerkung: In der Diskussion dieses Abstimmungsergebnis findet sich häufiger der Begriff "Arroganz". Häufig ist der Vorwurf der Arroganz gegen eine Haltung gerichtet, die sich dem Eigeninteresse verpflichtet fühlt und sich weigert, sich für andere aufzuopfern.
Der andere Terrorist
Der militante Abtreibungsgegners Paul Hill ist im US-Bundesstaat Florida mit einer Giftspritze hingerichtet worden. Der 49-jährige ehemalige Pfarrer hatte im Juli 1994 den Arzt John Britton und dessen Leibwächter an einer Abtreibungsklinik in Pensacola erschossen. Er habe das Leben ungeborener Babys retten wollen, hatte Hill damals erklärt. Auch in einem Interview vom Vortag seiner Hinrichtung zeigte Hill keine Reue für seine Tat. "Ich erwarte eine große Belohnung im Himmel", sagte er. "Je eher ich hingerichtet werde, desto eher komme ich in den Himmel. Ich empfinde kein Bedauern. Mehr Menschen sollten so handeln wie ich."

Quelle: tagesschau.de

Anmerkung: Wo haben wir diese Worte vorher schon einmal gehört?

Mittwoch, September 03, 2003

Die Zehn Gebote gegen Amerika
Dr. Harry Binswanger aus dem Vorstand des Ayn Rand Institute unterzieht die Zehn Gebote des Alten Testaments einer philosophischen Bewertung. Für Binswanger steht die Philosophie der Zehn Gebote in einem völligen Gegensatz zu der Philosophie der Vereinigten Staaten als einer freien Gesellschaft. In seiner Analyse heißt es unter anderem:

"Zusammenfassend läßt sich sagen, dass der erste Block der Gebote befiehlt, sich zu verneigen, zu kriechen und zu gehorchen. Die läßt sich unmöglich versöhnen mit dem amerikanischen Konzept eines selbständigen, sich selbst besitzenden Individuums.

Das mittlere Gebot, 'Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren', ist offenkundig ungerecht. Die Gerechtigkeit verlangt, dass ich jene ehre, die dies verdienen, die es sich verdient haben durch ihre Entscheidungen und Handlungen. Ihr konkreter Vater oder Ihre Mutter kann Ihre Ehrerbietung verdient haben oder nicht - dies müssen Sie beurteilen auf der Basis dessen, wie sie Sie behandelt haben und aufgrund einer rationalen Überprüfung ihres moralischen Charakters. Zu fordern, dass Stalins Tochter Stalin ehrt, ist nicht nur öbszön, sondern demonstriert auch die Forderung nach Gedankenlosigkeit, wie sie dem ersten Block der Gebote implizit ist."

Den zweiten Teil der Gebote sieht Binswanger zwar als unbestreitbar an, bestreitbar sei aber die Vorstellung, dass es keine rationale, irdische Basis für ein Unterlassen kriminellen Verhaltens gebe, sondern nur die nicht in Frage stellenden Dekrete einer übernatürlichen Strafinstanz Handlungen wie Mord und Diebstahl falsch machten.

Binswanger schließt mit einem Zitat aus Rands Atlas Shrugged, die das tatsächliche Fundament der amerikanischen Werte beinhalteten: "In eurer Sprache würde ich sagen, das einzige Gebot der Moral lautet: Du sollst denken. Doch ein 'Gebot der Moral' ist ein Widerspruch in sich. Moral muß frei gewählt sein, darf nie erzwungen sein. Er geht nicht darum zu gehorchen, sondern zu verstehen. Moral ist Vernunft, und die Vernunft erkennt keine Gebote an."

Dienstag, September 02, 2003

Noch ein deja vu
Charles V. Pena vom Cato Institute sieht keinen Grund für ein militärisches Vorgehen gegen den Iran:
"Das Fazit ist jedoch, dass der Iran, wie der Irak, keine direkte militärische Bedrohung für die USA darstellt, auch wenn er Massenvernichtungswaffen besitzen sollte. Und die terroristischen Gruppen, die der Iran unterstützt, sind anti-israelisch und zielen gegenwärtig nicht auf die USA.

Es wäre eine Dummheit, wenn die USA einen weiteren Krieg gegen eine moslemische Nation führen würden nach dem Krieg gegen Afghanisten und den Irak. Solch eine Aktion würde wahrscheinlich als Krieg gegen den Islam interpretiert werden vom Rest der moslemischen Welt."


Nicholas Provenzo vom Center for the Advancement of Capitalism will diesen Thesen nicht folgen:
"Die iranische Regierung stieß eine Fatwa gegen den britischen Schriftsteller Salma Rushdie aus, die zu seiner Ermordung aufrief aufgrund seines dem Islam gegenüber blasphemischen Buches Die Satanischen Verse , welches 1989 erschienen war. Diese Fatwa, eine Bedrohung des freien Austausches von Ideen - der Eckpfeiler der Westlichen Zivilisation - ist nie zurückgenommen worden.

Die Rushdie-Fatwa allein ist eine Rechtfertigung für einen Krieg gegen den Iran. Die Aussicht, dass dieselbe Macht, die glaubt, dass sie das Recht hat, einen Schriftsteller zu töten, den sie nicht mag, Nuklearwaffen entwickelt, sollte ein Grund sein für ein ernsthaftes Nachdenken. Und was ist, wenn der Islam einen Krieg gegen den Iran als einen Krieg gegen den Islam interpretiert? Die islamistischen Militanten haben keine Skrupel einen Krieg gegen uns zu führen. Doch sogar nach dem 11. September, so scheint es, haben die Menschen in den USA noch immer Skrupel, sich zu verteidigen."

Anmerkung: In einem Diskussionsbeitrag stellt ein Leser die Frage an Provenzo, ob er wirklich für Salman Rushdie in den Krieg ziehen wolle. Von dieser Frage einmal abgesehen, scheinen sich die beiden Autoren darin einig zu sein, dass das amerikanische Volk derzeit keinen weiteren Krieg wünscht, der eine -Provenzo- vermerkt dies mit Bedauern, der andere -Pena- mit Genugtuung.
Dies scheint aber auch nicht nötig zu sein, denn Millionen von Iranern wünschen sich einen Regimewechsel. Die amerikanische Regierung sollte bereit sein, diese Volksbewegung rückhaltlos zu unterstützen, was mir derzeit nicht der Fall zu sein scheint. So sieht es jedenfalls auch Michael Leeden: "Iran, Syrien und Saudi-Arabien organisieren, finanzieren und unterstützen den Terror-Krieg im Irak, aber anstatt die Freiheitskämpfer im Iran zu unterstützen, damit sie den globalen Hauptsponsor des Terrors stürzen können, flehen wir klagend die Mullahs an, dass sie uns einige Al-Kaida-Führer aushändigen, um weiter zu machen bei der Aufhebung der Sanktionen und der 'Normalisierung' der Beziehungen."

Das Capitalism Magazine präsentiert auf deathtotheocracy.com eine Reihe interessanter Aufsatz zum Thema "Freies Iran".
Experte Kelly plädierte für Krieg
Der Tagesspiegel berichtet in Zusammenhang mit der Untersuchung über den Freitod des Mitarbeiters der britischen Regierung David Kelly:

Die Sonntagszeitung „The Observer“ berichtete über einen unveröffentlichten Artikel des früheren UN-Waffeninspekteurs Kelly, in dem er kurz vor dem Krieg die Gefahr durch Saddam als „gering“ bezeichnet, jedoch ein militärisches Vorgehen im Irak befürwortete. „Auch wenn die derzeitige Gefahr durch das irakische Militär gering ist, sowohl hinsichtlich konventioneller wie unkonventioneller Waffen, hat es niemals seine Absicht aufgegeben, solche Waffen zu entwickeln und einen Vorrat anzulegen, sowohl für militärische als auch terroristische Zwecke“, zitierte die Zeitung Kelly, der für das Verteidigungsministerium in London arbeitete. Nach zwölf erfolglosen Jahren der Inspektionen durch die UN scheine eine militärisch erzwungene Entwaffnung der einzig gangbare Weg zu sein, habe Kelly weiter geschrieben.

Anmerkung: Siehe hierzu auch den Artikel "Case Closed: Dr. Kelly Supported Iraqi War" von Kamal Ahmad. auf frontpagemag.com

Montag, September 01, 2003

Rechte und Vernunft: Atheisten fordern gleiche Ausnahmeregeln
Was tun mit öffentlichen Schulen, die bestimmte Regeln aufstellen, aber gleichzeitig für bestimmte Schüler aus religiösen Gründen Ausnahmen zulassen? In Pennsylvania fordert ein atheistisches Ehepaar, dass ihr Kind von der Verpfllichtung zum Tragen der Schuluniform befreit wird. John Bragg sieht auf ruleofreason.com die atheistische Auffassung der Eltern als nicht durch die Verfassung geschützt an, da es sich nicht um eine Religion handeln würde: "Die Vernunft erfreut sich nicht dem verfassungsrechtlichen Schutz wie die Religion. Glücklicherweise brauchen wir ihn auch nicht."

In einem Diskussionsbeitrag im Feedback-Sektor seiner Site begründet Bragg seine Meinung näher: "Es gibt keinen Grund, warum wir öffentliche Schulen drängen sollten, säkuläre Ausnahmen von Regeln zu gestatten, einfach deshalb, weil sie religiöse Ausnahmen von Regeln erlauben müssen. (...) Dies ist eine Sanktion des Irrationalen, die dem Führen einer öffentlichen Schule innewohnt, wo die Ausbildung ein 'Recht' ist, was jeder genießt."

Anmerkung: Hochinteressante Diskussion! Bragg erwähnt auch, dass die Zeugen Jehovas das Treugelöbnis (" Ich gelobe Treue auf die Fahne der Vereinigten Staaten von Amerika, auf die Republik, die eine Nation unter Gott ist, vereinigt durch Freiheit und Gerechtigkeit") in der Schule nicht ablegen müssen, ein einfacher Hass auf Amerika für eine Ausnahme aber nicht ausreicht. Die von Apollo in der Diskussion mit Bragg vorgebrachte Meinung, dass es überhaupt keine öffentlichen Schulen geben sollte, hilft uns nicht weiter, weil es diese Schulen nun einmal gibt und vermutlich auch noch lange geben wird. Auch Objektivisten müssen sich deshalb Gedanken über Regeln für öffentliche Schulen machen, auch wenn sie diese ablehnen. Und was Regeln angeht, schreibt John Bragg: "Wenn es eine Regel gibt, wo jeder aus irgendeinem Grund, den er sich aussucht, aussteigen kann, dann ist es keine Regel mehr." Bragg ist übrigens Lehrer an einer öffentlichen Schule - und vermutlich Objektivist.
Tatsächlich ist das, was Bragg vorschlägt, eine "Sanktion des Irrationalen". Weil Religiöse annehmen, dass Gott sie straft, wenn sie einen bestimmten Hut nicht tragen -was ein vernunftorientierten Mensch nicht vermuten würde-, dürfen sie sich laut Bragg den Kleidervorschriften an öffentlichen Schulen entziehen. Dieses Beispiel mag banal sein, aber wie verhält es sich, wenn ein Staat allen Bürgern die Wehrpflicht auferlegt, Ausnahmen aber nur aus religiösen Gründen zulassen will, wie dies etwa in Israel der Fall ist?

Skip Oliva vertritt ebenfalls auf ruleofreason.blogspot.com eine gegenteilige Auffassung. Oliva vertritt den Standpunkt, dass der Objektivismus sicherlich den gleichen rechtlichen Schutz genießt wie das Christentum, der Islam oder der Judaismus.
Interview mit John Cox und Allen Forkum
Dean Esmay führte für das capitalismmagazine.com ein Interview mit den beiden politischen Karikaturisten John Cox und Allen Forkum. Forkum ist für die Texte verantwortlich, während die Zeichnungen von John Cox stammen. Das Interview wird ergänzt durch einige der Karikaturen der beiden.

Forkum gibt sich in dem Interview als Objektivisten zu erkennen, der seine Inspiration aus Ayn Rands Philosophie bezieht:
"Ich sage "inspiriert vom...", weil ich deutlich machen möchte, dass wir nicht versuchen, für den Objektivismus zu sprechen. Lesen Sie dafür die brillianten Bücher von Ayn Rand. Sie unterstützte, unter anderem, Vernunft, Individualismus, Säkularismus, individuelle Rechte und freie Märkte. Die Cartoons sind immer aus dieser Perspektive gezeichnet. Ich bin also buchstäblich inspiriert vom Objektivismus, inspiriert, gegen den heutigen Irrationalismus zu sprechen, ob er von den Linken kommt, den Konservativen oder den Liberalen."

Forkum bestätigte, dass der Objektivismus "rigid" ist im moralischen Sinn:
"Der Objektivismus ist Stahl verglichen mit dem heutigen gummiartigen moralischen Relativismus."

Cox und Forkum gehörten auch zu den Unterstützern des Krieges gegen den Irak, anders als andere Objektivisten oder Liberale:
"Objektivisten sind keine Liberalen ("libertarians"), nicht wenn sie Ayn Rands Ideen konsequent folgen. Sie verwarf den 'libertarianism' explizit als Anarchismus, und heute ist es noch klarer, warum sie es tat. Bekannte liberale Organisationen lehnten den Krieg gegen den Irak als lästige Staatsintervention ab, als ob jedes staatliche Handeln an sich schlecht wäre.

Der Objektivismus geht jedoch davon aus, dass der Staat wesentlich ist für eine gerechte Gesellschaft, aber begrenzt sein muss auf den Schutz der individuellen Rechte. Solch ein Schutz involviert manchmal eine Auslandsintervention, so wie die Kriegführung gegen feindselige Staaten. Objektivisten können unterschiedlicher Meinung sein über militärische Prioriäten, wie die Frage, ob der Irak vor dem Iran hätte kommen sollen, aber niemand, den ich kenne, war im Prinzip gegen Krieg. Ich empfehle die Lektüre der Veröffentlichungen des Ayn Rand Institute zur weiteren Information."

Dean Esmay befragt Cox und Forkum auch zu ihrer deutlich pro-Israel-Haltung:
Forkum: "Unser Standpunkt ist, dass Israel, als ein freies Land, das Recht hat, sich militärisch gegen Terroristen zu verteidigen, wie es auch die USA tun. Israel wird gehasst von seinen Feinden- sowohl im Nahen Osten als auch im Westen- aus einer Anzahl von Gründen, ein nicht unwesentlicher davon ist der Anti-Semitismus. Aber ich denke, der primäre Grund ist etwas, was Ayn Rand 'den Hass auf das Gute, weil es gut ist' nannte. "