Freitag, Februar 27, 2004

Kant und die deutsche Politik
In seinem Buch "Deutsche Philosophie und deutsche Politik" schreibt der amerikanische Philosoph John Dewey, dass Kants Kategorischer Imperativ eine beliebig benutzbare Leerformel sei, "die Heilsbotschaft einer Pflicht, jeden Inhalts bar, dazu beschaffen (...), solche besonderen Pflichten, wie die bestehenden nationale Ordnung sie vorschreiben möchte, zu sanktionieren und zu idealisieren." In einem Verriss in der "Zeitschrift für Politikwissenschaft" (11/2001) schreibt Georg Geismann über Deweys Werk: "Deweys zentrale These ist, dass es eine enge Verbindung zwischen 'deutscher Philosophie' und 'deutscher Politik' gibt und daß dieser Verbindung letzlich Kants Lehre vom Menschen als einem Bürger zweier Welten zugrunde liegt. Die eine dieser Welten ist die sinnliche Welt der Erscheinungen; sie unterliegt Naturgesetzen und ist in Raum und Zeit erkennbar und erfahrbar. Ihr gehört der Mensch als natürliches Vernunftwesen an. Die andere dieser Welten ist eine übersinnliche, intelligible Welt, die wir als solche weder erfahren noch erkennen können. Ihr gehört der Mensch als moralischer Vernunftwesen an, insofern er sich durch sein Gewissen als unter Freiheitsgesetzen stehend erfährt." Für Geismann ist Kant der Philosoph des freiheitlichen-demokratischen Rechtsstaats par excellence , dessen Lehre man pervertieren müsse, um einen Bogen zu Hitler zu schlagen.

Donnerstag, Februar 26, 2004

Der Randianer Rothbard?
Eine lebhafte Diskussion hat der Aufsatz "Murray Rothbard's Randian Austrianisms" von Edward W. Younkins auf solohq.com ausgelöst. Adam Reed schreibt, es sei skandalös irgendetwas an Rothbard als "randianisch" zu beschreiben, da Rothbard explizit für eine thomistische Epistemologie (Anmerkung: Der Thomismus ist die offizielle Philosophie der katholischen Kirche. Siehe hier) eingetreten wäre, wohingegen Rand in ihrem Buch "Introduction to Objectivist Epistemology" den thomistischen Intrinsizismus ausdrücklich zurückgewiesen hätte: "Rands Ethik basiert auf empirischen, kontextuell beobachteten Fakten der Realität, beginnend mit der Überlegung, dass das Leben ein Prozess des selbsterhaltenden Handelns ist - eine Position, die absolut alles in der Ethik ausschließt, was metanormativ ist. Rothbard befürwortete natürlich eine intrinsizistische Ethik (...)" Rothbard hätte Rand auch nie als etwas anderes als eine intellektuelle Opponentin angesehen, die er versuchte, sie lächerlich zu machen, als er sie nicht widerlegen konnte. Lindsey Perigo pflichtet ihm bei und fragt, warum das Unversöhnliche versöhnt werden solle, wie dies auch im Fall Rand und von Mises versucht worden ist.

Mittwoch, Februar 25, 2004

Die Verneinung des Glücks durch die Religionen
Anja Kordik gibt in einem Artikel für den christlich-konservativen Rheinischer Merkur sehr deutlich darüber Auskunft, welche Gemeinsamkeiten die verschiedenen Religionen in der Bewertung des "diesseitigen Glücks" teilen:
"Trotz vieler kulturell und religionsgeschichtlich bedingter Unterschied gemeinsam ist allen Religionen die Hoffnung auf eine empirisch nicht fassbare, über die sinnliche Erfahrung des Menschen hinausgehende Glückseligkeit. Mit jenseitigem Glück wird eine Wirklichkeit beschrieben, die über Raum und Zeit hinausweist, also transzendent ist. Erst dann ist die Sehnsucht des Menschen gestillt, ..."

Der Objektivismus geht davon aus, dass menschliches Glück in dieser Welt möglich ist, in keiner anderen, weil es keine andere gibt. Rand ging sogar darüber hinaus, indem sie sagte, dass das Leiden unnatürlich sei, nicht das Glück. Und der Weg zu diesem Glück ist die Verwirklichung von rationalen Werten, Werte, die ein Mensch gewählt hat entsprechend den Erfordernissen seines Lebens. Das volle Glück erreichen wir, wenn wir diese Werte tatsächlich erreicht haben, wie Howard Roark am Ende des Romans von Ayn Rand dies getan hat, aber es existiert auch ein "metaphysisches Vergnügen" in Phasen des Unglücks, wenn sich ein Mensch seiner philosophischen Werte bewusst ist, wenn er in sich die Fähigkeit zu leben fühlt. Leonard Peikoff beschreibt diesen Zustand so:
"Tugend garantiert Glück, wenigstens in einem metaphysischen Sinn - außer wenn das Leben selbst für den Menschen unmöglich geworden ist, weil aus irgendeinem Grund die Verwirklichung von Werten unmöglich geworden ist."
Die objektivistische Auffassung von Glück setzt sich deutlich von den anderen, dominierenden Sichtweisen in unserer Kultur ab. Zum einen ist dies der intrinzistische Ansatz, der Glück als minderwertig oder böse ansieht, dafür den Schmerz bewundert. So weist ein Theologe in einem Leserbrief an die Welt am Sonntag darauf hin, dass "die Forderung nach absoluter Leidensvermeidung nicht christlich" ist, "denn es ist keine Schande, sein Kreuz auf sich zu nehmen." Die andere Auffassung ist der Hedonismus, ein subjektivistischer Ansatz, der davon ausgeht, dass das Vergnügen der Maßstab der Moralität ist. Das Vergnügen zum Maßstab der Moralität zu machen, führt dazu, dass jeder Wert, den jemand bewußt oder unbewußt gewählt hat, gleichgültig ob dieser rational oder irrational ist, richtig und moralisch ist. Launen sind ein Hindernis auf dem Weg zum Glück. In den Worten von John Galt: "Glück ist nur möglich für einen rationalen Menschen, einen Menschen, der nur rationale Werte erstrebt, nur rationale Werte sucht und seine Freude nur in rationalem Handeln sucht."






Dienstag, Februar 24, 2004

Die grosse Lüge: das Versagen der Geheimdienste im Fall Irak
Prof. Harry Binswanger vom Ayn Rand Institute setzt ein großes Fragezeichen hinter die pausenlos wiederholte Behauptung, es gäbe im Fall Irak ein Versagen der Geheimdienste. Warum seien überhaupt Geheimdienstinformationen notwendig gewesen, fragt Binswanger: "War es ein gut behütetes Geheimnis, dass Saddam ein Diktator war, ein Verrückter, ein Amerika-Hasser, den der Terrorismus sehr am Herzen liegt? War es unbekannt, dass Saddam in Kuwait eingefallen war? War es unbekannt, dass Saddam versuchte, den Vater von George W. Bush zu ermorden? Bedurfte es einer speziellen Spionage, um die Möglichkeit zu entdecken, dass Saddam mit bin Laden kooperieren könnte, wie es rivalisierende Mafia-Familien tun?"

Binswanger fragt weiter, warum nur der amerikanische Geheimdienst versagt haben soll, wo doch andere Geheimdienste zu den gleichen Schlussfolgerungen gekommen waren. Außerdem gäbe es noch keinen Beweis, dass überhaupt ein Versagen vorliegt, denn die Massenvernichtungswaffen könnten beim Kriegsbeginn zerstört oder nach Syrien transportiert worden sein. Die Fehler oder Versäumnisse vor dem Irak-Krieg, wenn es welche gab, waren nichts im Vergleich zu den Fehlern und Versäumnissen während des Kalten Krieges: "Wir wussten praktisch nichts. Oder wenn wir etwas wussten, dann schien es weder unsere Außenpolitik noch die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Die einzige Ausnahme, an die ich mich erinnern kann, war die Kuba-Krise, wo U-2-Flugzeuge Beweise lieferten." Auch das Programm zur Entwicklung der amerikanischen Atombome basierte auf falschen Geheimdienstinformationen. Auch als der Fehler entdeckt wurde, wurde das Projekt mit Hochdruck weiterbetrieben, was Binswanger als eine richtige Entscheidung ansieht.

Den Demokraten hätten allerdings etwas, was sie an Präsident Bush anprangern könnten. Es lautet: "Warum sind Sie gegen den Kleinen Satan, Irak, vorgegangen, während Sie beim Grossen Satan, Iran, ein Auge zugedrückt haben?"


Montag, Februar 23, 2004

Der unabhängige Kandidat
Der Vorsitzende der amerikanischen Grünen, Ralph Nader, will als unabhängiger Kandidat bei den amerikanischen Präsidentschaftswahlen antreten (siehe yahoo!-Nachrichten). Nader begründete seine Kandidatur mit folgenden Worten: "Dieses Land hat zu viele Probleme und Ungerechtigkeiten, die es nicht verdient." Seine Hauptkritik richtet sich gegen den Einfluss von Lobbygruppen. Die Ungerechtigkeiten, von denen Nader spricht, ergeben sich daraus, dass die Mehrheit der amerikanischen Wähler immer wieder Politiker wählt, die eine Umverteilung von Reichtum präferieren oder Privilegien an Unternehmen oder Interessengruppen vergeben. Zumindest diese Wähler bekommen genau das, was sie verdienen. Gerade Nader ist ein Kandidat, der dieses System der Korruption und der Einflussnahme noch ausbauen will. Wenn es einen begrenzten Staat gäbe, der die Einhaltung von Verträgen garantiert und die Bürger vor Gewalt schützt, wäre den Interessengruppen der Boden unter den Füßen entzogen und die Gerechtigkeit wäre wieder hergestellt. Aber die Mehrheit der Wähler will oder kann nicht den Zusammenhang erkennen, zwischen einem korrupten politischen System und den Kompetenzen der Politiker, der diese Korruption erst möglich macht. Es ist so, wie es Daniel J. Mitchell so plastisch beschreibt: "Das reale Problem ist, dass der Staat zu fett ist und zuviel Kompetenz hat, und dies zieht die Lobbyisten an wie verfaultes Fleisch die Fliegen anzieht." Bei einem Präsidenten Nader, der für "Umweltschutz", "Verbraucherrechte" und "soziale Gerechtigkeit" steht, wären es einfach andere Lobbyisten, die sich erfolgreich an der Beute Staat mästen könnten.

Sonntag, Februar 22, 2004

Die WamS ohne Ayn Rand
Am 7. Februar hatte ich auf einen Artikel vom Patrick Moore, einem Gründungsmitglied von Greenpeace, verwiesen, der in diesem Artikel auch Bezug auf Ayn Rand nimmt. In der heutigen Ausgabe der Welt am Sonntag befindet sich eine Übersetzung dieses Artikels unter der Überschrift "Die Rettung der Menschheit". Allerdings - ausgerechnet den Hinweis auf Ayn Rand und Peter Schwartz hat der Übersetzer weggelassen.
Marxismus versus Objektivismus
William Thomas von Objectivist Center (TOC) beantwortet auf der Website der Organisation die Frage, wie sich der Marxismus vom Objektivismus unterscheidet. Man beachte seine Bemerkung über die Gründer von Marxismus und Objektivismus.

Seine Antwort:

"Marxismus und Objektivismus weisen nur wenige Ähnlichkeiten auf:

- Sie sind Gedankensysteme. Aber der Marxismus ist vor allem eine politische und ökonomische Einstellung.
- Sie sind beide atheistisch.
- Sie sehen menschliches Glück als eine gute Sache an (Obwohl sie völlig unterschiedlich die Frage beantworten, woraus Glück bestehen sollte)
- Sie wurden gegründet von säkularen Intellektuellen jüdischer Abstammung.

Ansonsten differieren sie bei den meisten Punkten. Hier sind nur einige:

- Der Objektivismus ist für Eigentumsrechte. Der Marxismus ist gegen sie.
- Der Marxismus ist egalitär. Der Objektivismus nicht.
- Der Objektivismus sieht jeden Menschen als ein Individuum an. Der Marxismus definiert jeden nach seiner Gruppenzugehörigkeit , besonders seinem Klassenhintergrund.
- Der Objektivismus ist prokapitalistisch, der Marxismus offensichtlich nicht.
- Der Marxismus vertritt die Auffassung, dass Profit böse sei. Der Objektivismus
vertritt die Auffassung, dass Profit normalerweise hochgradig ehrenhaft ist.
- Der Marxismus ist gleichgültig oder sogar ablehnend gegenüber einer Beschränkung der
Kompetenzen des Staates. Er lieferte die Basis für einen Totalitarismus in vielen Ländern. Der Objektivismus vertritt die Aufassung, der der Staat strikt begrenzt sein muss, und
jedermann die Möglichkeit haben sollte, sich an der Freiheit zu erfreuen.

Und so weiter.