Donnerstag, Januar 12, 2006

Die liberalen Verteidiger von Kant
Der Philosoph Immanuel Kant wird häufig von liberal-aufgeklärten Autoren in den höchsten Tönen gelobt und somit fällt es schon auf, dass objektivistische Autoren diese Einschätzung absolut nicht teilen wollen. Gerade erreicht mich eine Mail von Bodo Wünsch, der hin und wieder auch für eigentümlich frei schreibt, der sich in diesen Kreis von Kant-Bewunderern einreiht: "Immanuel Kant ist glücklicherweise der größte Freiheitsdenker, den die Menschheit je gesehen hat. Kant hat das Sittengesetz als kategorischen Imperativ formuliert, der jedes moralischen und rechtlichem Handeln von irrationalen, mystischen, religiösen, traditionellen oder sonstigem \"Dritten\" befreit (vgl. KpV).

Allein die Vernunft und das (freie) Vermögen des Menschen, im Gegenstaz zum Tier, sein Handeln am Sittengesetz zu orientieren, ist für Kant Quelle, Maßstab und Richtung von Moral (ebda).

Jede Pflicht, die für den Menschen gilt, ist nach Kant SELBST auferlegt - in freier Entscheidung. (KrV)"

Die vollständige Stellungnahme von Bodo Wünsch in der Kommentarfunktion von Objektvismus.Blogspot

Kant war der Philosoph, der sagte: "Ich musste das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen."

Mittwoch, Januar 11, 2006

Kant als Begrenzer der Vernunft
In der Ausgabe Oktober 1975 der Zeitschrift The Ayn Rand Letter beschäftigt sich Ayn Rand in dem Aufsatz "From The Horse's Mouth" (auch enthalten in dem Sammelband "Philosophy: Who Needs It?") mit dem Buch "Immanuel Kant: Sein Leben und seine Lehre" (englisch: "Immanuel Kant: His Life and Doctrin") des deutschen Philosophen Friedrich Paulsen (1846 - 1908). Paulsen ist ein überzeugter Anhänger Kants und seine Darstellung der Philosophie Kants ist so empörend für Rand, weil sie sein Buch als ein Symptom ansieht für die Zustand der Welt des 19. Jahrhundert (das Buch erschien 1898), eine Welt, die existenziell die beste war in der Geschichte des Westens, philosophisch aber die schlechteste: "Paulsen demonstriert nur, wie vollständig diese Bösartigkeit sich verbreitet hatte in der westlichen Kultur am Anbeginn des 20. Jahrhunderts." Und die Ursache dieser Bösartigkeit liegt im Wirken des Philosophen aus Königsberg. Paulsen beschreibt, so Rand, in seinem Buch, wie Kant die Aufgabe bewältigt, zwischen der Religion auf der einen und der Wissenschaft auf der anderen Seite zu vermitteln. Die Konflikt zwischen Wissen und Glauben, erkläre Paulsen, "hat sich durch die gesamte Geschichte der menschlichen Denkens gezogen" und Kants große Leistung bestehe daraus, behauptet er, dass er sie versöhnt habe. Kant habe zum ersten Mal die Trennlinie gezogen zwischen Wissen und Glauben. Zum Wissen gehöre die Welt der Phänomene, die der Überprüfung zugänglich wären, aber dem Glauben obliege die Interpretation des Lebens und der Welt. Diese Aufteilung, lautet Rands Interpretation, erlaubt der Vernunft die materielle Welt zu erobern, aber eliminiert sie von der Auswahl der Ziele, für die die materiellen Errungenschaften eingesetzt werden sollen: "In Kants System hat die Moralität nichts zu tun mit dieser Welt, auch nichts mit der Vernunft oder der Wissenschaft, sondern kommt -durch die Gefühle- aus einer anderen, unerkennbaren, 'noumenalen' Dimension." Rand beschreibt anhand eines Beispiels die praktischen Folgen einer Begrenzung der Wissenschaft auf die materielle Welt und des Glaubens auf den Bereich der Moralität und macht die überlebenswichtige Bedeutung der Philosophie durch deutlich: "Was wäre, wenn einer von jenen Männern politische Macht bekommen würde und müßte über die Frage entscheiden, ob er einen Atomkrieg auslösen möchte. Als ein Kantianer müßte er diese Entscheidung nicht aufgrund von Vernunft, Wissen und Fakten treffen, sondern aufgrund des Drängens des Glaubens, d.h. von Gefühlen, d. h. von Launen."

Das Buch von Paulsen kann über Booklooker.de bestellt werden.

Montag, Januar 09, 2006

Die modernen Nazis und der Mainstream
Toralf Staud hat ein Buch über die "modernen Nazis" (Moderne Nazis) aus der NPD geschrieben, das Tobias Kaufmann in DIE WELT in den höchsten Tönen lobt. Der ehemalige Redakteur der ZEIT beschreibt die neue "linke" Ausrichtung der NPD: "Mit der konservativen Partei der sechziger Jahre hat die neue NPD nichts mehr zu tun. Sie hat heute ein revolutionär-antikapitalistisches Programm, sie setzt auf aktuelle Themen, sie schwimmt mitten in der rechtsextremen Jugendkultur." Was ich als potenzieller Leser dieses Buches allerdings erwarten würde, wäre eine Klärung der Frage, inwieweit die Neo-Nationalsozialisten der NPD nicht nur in der "rechtsextremen Jugendkultur" schwimmen, sondern im kulturellen Mainstream dieses Landes. Handelt es sich bei diesen Leuten wirklich um abenteuerliche-kollektivistische Außenseiter in einem Meer des Individualismus? Gibt es in der Masse der Bevölkerung die tiefe Überzeugung, dass diese Partei moralisch verwerfliche Prinzipien vertritt oder stört sie nur, dass sie diese Prinzipien zu konsequent anwenden will? Wie soll die "inhaltliche Konfrontation" mit der NPD aussehen? Der Mainstream hätte etwa folgendes anzubieten: Michael Opoczynskis Buch Die Blutsauger der Nation. Wie wahrscheinlich wäre es, dass dieses Buch des Moderators der ZDF-Sendung "Wiso" irgendetwas in den neo-nationalsozialischen Köpfen bewirken könnte? Wenn die Inhaltsangabe der Zeitschrift DER FONDS einigermaßen zutreffend ist, muss man daran in der Tat zweifeln: "Die 'Heuschrecken-Debatte' ist noch nicht einmal ganz vergessen, da legt Michael Opoczynski schon nach: Rücksichtsloses Renditestreben, gezielte Arbeitsplatzvernichtung, eine mangelnde Unternehmensethik und dergleichen mehrmachen die deutsche Wirtschaft kaputt. Verantwortlich sind gierige Manager, die den Politikern längst die Macht abgenommen haben."
Tugend führt zu Glück
Arthur C. Brooks hat 8. 12. 2005 einen Artikel mit dem Titel "Money Buys Happiness" Im Wallstreet Journal veröffentlicht, der darauf verweist, dass es eine Korrelation gebe zwischen dem persönlichen Einkommen und einem gesteigerten subjektivem Glücksempfinden. Robert Tarr hat dazu einen Leserbrief an das WSJ geschrieben (via Thrutch), wo dieser auf die richtige Kausalität verweist: Tugenden und Gewohnheiten, die zu Glück führen, führen auch zum Erfolg auf der finanziellen Ebene. Tarr zitiert zu Untermauerung seiner These auch aus Rands Money Speech: "Money is the product of virtue, but it will not give you
virtue...[M]oney is the creation of the best power within you."

Sonntag, Januar 08, 2006

Kant und der Nazismus
Die zentrale These von Leonard Peikoffs Buch Ominous Parallels lautet folgendermaßen (S. 44): "Hegel wäre nicht möglich gewesen ohne Kant, der nicht möglich gewesen wäre ohne Platon. Diese drei, mehr als alle anderen, sind die intellektuellen Erbauer von Ausschwitz." Peikoff benennt Kant als einen Haupteinfluss, obwohl dieser kein vollentwickelter Etatist gewesen sei, weil er einfach "die politischen Implikationen seiner eigenen Metaphysik und Epistemologie" nicht begriffen habe. (S. 33)