Samstag, August 20, 2005

Von der EU bis zum Patriot Act
Hier gibt Themenvorschläge der Herausgeber für die nächste Ausgabe der Zeitschrift The Undercurrent. Die Themen werden auch kurz angerissen, was einen guten Überblick darüber vermittelt, wie Objektivisten bestimmten Themen angehen. So wünscht sich der Herausgeber einen Artikel über die Schädlichkeit der intellektuellen Piraterie für ... den Täter.
Wo Atlas und Jesus sich treffen
Ich hatte an dieser Stelle schon einige Male über das "Atlas Institute Europe" berichtet. Nun hat der Gründer dieses Instituts, Andreas Tauber, auf seiner Website seine Position gegenüber dem Objektivismus erläutert, und versucht dabei die Philosophie von Ayn Rand mit anderen, gegensätzlichen Denkrichtungen zu verschmelzen. Jeder Mensch hat natürlich die Freiheit, dies zu tun, nur sollte er dies nicht unter dem Banner des Objektivismus tun und sich nicht als Objektivist bezeichnen. Sascha von Heroic Dreams hat dazu einige grundlegende Bemerkungen gemacht, die ich an dieser Stelle zitieren möchte:


Im Internet kann man die Seite eines seltsamen "Atlas Institute Europe" besichtigen. Die Seite, die ohnehin schon merkwürdig unstrukturiert ist, bietet dem Interessierten dennoch einige interessante Einsichten in gewisse Ver(w)irrungen, welche die sog. "Neo-Objektivisten" beizeiten befallen. Unter der Kategorie "CrossPhilo" findet sich - als ein Beispiel für einige weitere Erstaunlichkeiten, die sich auf der Seite so finden lassen - der Artikel "Die Zukunft des Objektivismus" des Institutsgründers Andreas W. Tauber. Ich zitiere drei - für einen angeblichen Objektivisten - besonders bemerkenswerte Stellen:

Darauf zu bestehen, dass Rechte sich nur auf das Leben, die Freiheit und das Eigentum beziehen ist reaktionär, regressiv, doktrinär und im höchsten Masse einer objektivistischen Orthodoxie verschrieben.

Nachdem man den hysterischen Anfall im zweiten Teil des Satzes verdaut hat, kann man schlicht und ergreifend die Frage stellen: Worauf sollen sich Rechte sonst beziehen? Soziale Gerechtigkeit? Arbeitsplätze? Recht auf Versklavung der Mitmenschen? Herr Tauber bleibt uns leider die Antwort schuldig.
Aber es geht ja noch weiter:

Warum in aller Welt sollte man darauf bestehen, dass der Begriff des Objektivismus sich ausschliesslich durch die Zuhilfenahme von Ayn Rands Werken definieren lässt? Worum sollte Objektivismus nicht das bedeuten, was ein Individuum dem Begriff an Bedeutung zuschreibt?

Weil "Objektivismus" diejenige Bezeichnung ist, die Ayn Rand ihrem spezifischen Beitrag zum Gebiet der Philosophie gegeben hat und weil Begriffe nun einmal nicht arbiträr sind, sondern objektiv. Anscheinend hat Herr Tauber sich nicht ausführlich genug mit der Erkenntnistheorie Ayn Rands befasst, sonst wüsste er, dass man nun mal nicht Kapitalismus sagen kann, wenn man Sozialismus meint.
Und als letzte Zumutung:

Als weitere objektivistische Entwicklungsform gibt es den integrierten Objektivismus, der sich durch seinen Synkretismus auszeichnet. [...] Ein Beispiel hierfür ist der christliche Objektivismus, der versucht, christliche und objektivistische Wertevorstellungen in Einklang zu bringen. [...] Während der Objektivismus die philosophische Basis bildet, wird das christliche Wertesystem diesem untergordnet. Nicht der Widerspruch beider philosophischer Systeme wird betrachtet, sondern die Kompatibilität christlicher Werten auf einem objektivistischen Fundament.

Wie aber soll es Kompatibilität oder gar Einklang zwischen einer Weltanschauung des Mystizismus und Altruismus (und, wenn man die Kirchen betrachtet, auch übelsten Kollektivismus) und einer Philosophie der Vernunft, des rationalen Eigeninteresses und des Individualismus geben? Ein "christlicher Objektivismus" wäre ein gleich dreifacher Verstoß gegen das Identitätsaxiom: Denn erstens sind Christentum und Objektivismus philosophisch inkompatibel, zweitens gibt es keinen Gott, und drittens wird auch der Wunsch Herrn Taubers, es möge doch anders sein, daran nichts ändern.

Fazit: Das sog. "Atlas Institute Europe" und sein Gründer unterliegen einigen schweren philosophischen Irrtümern und sind in keinem Fall als verlässliche oder gar seriöse Quelle in Punkto Objektivismus zu betrachten. Es ist allerdings ausgesprochen ärgerlich, dass sich immer wieder Menschen als "Objektivisten" bezeichnen, die eigentlich gar keine sind und nur dazu beitragen, dass Rands Position sich in verfälschter und verzerrter Weise verbreitet.

Donnerstag, August 18, 2005

Axiomatic
Neue Information zum von Don Watkins geplanten neuen Online-Magazin: der Name soll Axiomatic sein; geplant ist eine monatliche Erscheinungsweise und der Abo-Preis soll etwa 80 $ betragen. Für einen veröffentlichten Artikel soll der Autor 25 $ erhalten. Das Magazin ist nicht verbunden mit irgendeiner Organisation oder einer anderen Zeitschrift, ist aber dem Objektivismus verpflichtet und lehnt Beiträge von Feinden des Objektivismus ab, was Libertäre, Anarchisten und "Tolerationisten" einschließt, aber nicht auf sie begrenzt ist.

Dienstag, August 16, 2005

Objektivistisches Online-Magazin geplant
Don Watkins kündigt auf seinem Blog an, dass er beabsichtigt, ein objektivistisches Online-Magazin zu gründen, das an das verflossene The Objectivist Forum von Harry Binswanger angelehnt werden soll. Das Magazin soll philosophische Themen behandeln. Wer Interesse an einem Abonnement hat und weitere Informationen bekommen möchte, schicke eine E-Mail an egoist@gmail.com (Betr.: O'ism Project: Reader).
Vernunft und Würde
Sascha von Heroic Dreams hat eigentlich nur einen recht kurzen Artikel zum Thema "Vernunft und Würde" geschrieben, an den sich aber eine interessante Diskussion mit dem Blogger von Euroneuzeit entwickelt hat. Hier ein kurzer Auszug aus den Anmerkungen von Sascha:

Zum einen ist natürlich zu sagen, dass (Menschen-)Würde und politische Rechte keine Kausalverbindung haben. Zwar hat ein Mensch, der seiner Rechte verlustig gegangen ist, keine Würde mehr (denn der Verlust der Rechte setzt eine Gewaltinitiierung voraus, welche wiederum ein Akt der Irrationalität und damit würdelos ist), aber das heißt umgekehrt nicht, dass jeder würdelose Mensch keine Rechte hätte. Diese verliert er nur, wenn er die Rechte eines anderen verletzt, und das involviert immer die Initiierung physischen Zwanges. (Im Gegensatz dazu ist ein vergeltender Gebrauch von Gewalt, z.B. zur Selbstverteidigung im Falle eines Angriffes, keine Gewaltiniitierung und daher legitim und würdevoll.)

Um sich dem Begriff Menschenwürde besser nähern zu können, sollte man vielleicht bestimmen, was den Menschen eigentlich ausmacht bzw. was ihn ganz speziell von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Und da bleibt in meinen Augen nur eines übrig: die Vernunft. Der Mensch ist per definitionem ein "rational animal", d.h. ein mit Vernunft ausgestattetes Lebewesen. Dass seine Vernunftausübung ein willensabhängiger Akt ist, spielt in dem Begriff der Würde (der ja auch viel mit "würdig" bzw. "einer Sache würdig sein" zu tun hat) in meinen Augen eine entscheidende Rolle, denn wer sich nicht der Vernunft befleissigt und sich stattdessen der Irrationalität hingibt, der negiert gerade das an ihm, was das eigentlich Menschliche an ihm ist; er lebt als Mensch auf einem subhumanen Niveau, könnte man sagen. Wer als Mensch eine Würde haben will, und sich also auch seines Menschseins (das ja ein Faktum ist) als würdig erweisen will, der muss auch als Mensch, d.h. als mit Vernunft ausgestattetes Wesen leben. Menschen, die rational sind (und das können auch Arme, Ausländer, etc. sein), die also menschenwürdig leben, denen sollte man auch mit Achtung und Respekt begegnen. Man sollte sie nicht so behandeln, als wären sie dumm, ignorant, irrational, bösartig oder infantil oder als wären sie Tiere. Denn sie sind Menschen. Umgekehrt sehe ich nicht, wieso man einem Menschen Respekt oder gar Ehrerbietung entgegen bringen sollte, der das wesentlich Menschliche am Menschen, nämlich die Vernunft, negiert und sich stattdessen durch Irrationalität, Angst oder blinde Launen umhertreiben lässt.

Ich möchte einmal mehr betonen, dass auch ein solcher Mensch, der durch und durch irrational ist und daher nicht menschenwürdig lebt, politische Rechte hat, d.h. man darf ihn nicht verletzen, versklaven, ihm sein Eigentum rauben, etc. Seine Rechte verliert er erst (und nur) dann, wenn seine Irrationalität in Gewalt gegen andere umschlägt. Dann muss ihn die ganze Härte, Gewalt und Vergeltung des Gesetzes treffen.

Ich möchte desweiteren feststellen, dass ich den Begriff "Individualrechte" dem Begriff "Menschenrechte" vorziehe. Der Begriff "Menschenrechte" ist sehr schwammig und umfasst inzwischen alles mögliche, inkl. eines Rechtes auf Arbeit im Sinne eines Anspruches, einfach so einen Arbeitsplatz bereit gestellt zu bekommen. Das ist aber Unsinn. Rechte sind moralische Prinzipien, die die Handlungsfreiheit eines Individuums in einem gesellschaftlichen Kontext abstecken. Sie sind immer nur Rechte zu bestimmten Handlungen, z.B. ist das Eigentumsrecht das Recht, Handlungen vorzunehmen, die geeignet sind, um durch eigene Arbeit oder Tausch Eigentum zu erwerben und es dann, wenn man es rechtmäßig erworben hat, auch zu behalten und darüber zu verfügen, wie einem richtig dünkt. Diese Rechte haben nach aussen hin ausschließlich eine Abwehrfunktion, d.h. meine Rechte begrenzen die Handlungsfreiheit anderer, wie die Rechte anderer meine Handlungsfreiheit begrenzen. Und insbesondere begrenzen Rechte die Handlungsfreiheit der Regierung. Ein Wohlfahrtstaat als "menschenwürdig" ist daher ausgeschlossen, da er neben dem Faktum der Bevormundung (die an sich ja bereits eine Negation der Vernunft im einzelnen Individuum darstellt) auch immer rechtsbrecherische Akte der Enteignung und Umverteilung beinhaltet. Näheres über Individualrechte kann man bei Ayn Rand lesen, in den Aufsätzen Man's Rights und Collectivized Rights in ihrer Anthologie The Virtue of Selfishness.

Montag, August 15, 2005

Unschuldige im Krieg: eine Diskussion
Objectivismonline.net hat wieder einen Thread zum Thema "Unschuldige im Krieg" -es dürfte nicht die erste Diskussion zu diesem Thema gewesen sein-. Tom L. schreibt: "Jeder Bürger eines Staates ist moralisch verantwortlich für die Handlungen des Staates, in dem er arbeitet." Moose widerspricht und vertritt die Auffassung, dass es lächerlich sei, zu behaupten, dass in repressiven Nationen keine unschuldigen Bürger existieren würden: "Deine Idee, dass alle Bürger einer Nation verantwortlich sind für die Handlungen der Regierung, ist kollektivistisch."