Freitag, Januar 19, 2007

Tracinskis Fehler bei der Darstellung der antiken Griechen
NoodleFood veröffentlicht einen längeren Aufsatz von Robert Mayhew über die Fehler in Robert Tracinskis Darstellung über das antike Griechenland. Mayhew stellt den grundlegenden Ansatz von Tracinski folgermaßen dar:

Der Zweck von Tracinskis Diskussion des antiken Griechenlands ist es, zu zeigen, dass die Philosophie -welche Meriten und Bedeutung sie auch immer haben mag- nicht die treibende Kraft der Geschichte sei.

Donnerstag, Januar 18, 2007

Zufälle in der Geschichte
Ich hatte an dieser Stelle schon auf zwei Posts des objektivistischen Bloggers Noumenalself verwiesen. Diese beiden Beiträge beschäftigen sich kritisch mit Robert Tracinskis Thesen zum Einfluss der Philosophie auf den Lauf der Geschichte. Im letzten Beitrag behauptet Noumenalself, dass unsere Zivilisation gegenwärtig fortbesteht aufgrund der Gunst von drei "Zufällen": die verblassenden Lichter der Aufklärung, der Zusammenbruch des Marxismus und die fortgesetzte Imkompetenz der islamistischen Barbaren. In einem Kommentar vermerkt John Lewis, dass diese drei Entwicklungen keine Zufälle seien: "Die Aufklärung verblaßt wegen des Kollaps der Philosophie, der Marxismus starb, weil er seine expliziten Versprechungen nicht realisieren konnte, und die islamischen Barbaren sind inkompetent, weil sie einer irrationalen Philosophie folgen, und durch Altruismus am Leben gehalten werden."
Das infame Buch eines Konservativen
Robert Tracinski setzt sich in seinem neuesten Artikel mit einem wirklichen infamen Buch eines Konservativen auseinander: Dinesh D'Souzas The Enemy at Home. D'Souza fordert in diesem Buch dazu auf, den Feind zu Hause zu besiegen, denn nur so sei ein Sieg gegen den radikalen Islam möglich. Und der Feind zu Haus ...dies ist für D'Souza die "amerikanische kulturelle Linke". Seine Argumentation wirkt wie Echo auf die Vorhaltungen der Linken (und ihrer libertären Gefolgschaft) hinsichtlich der amerikanischen Außenpolitik, die angeblich der Zorn der islamischen Welt zu Recht hervorrufen würde. Wenn Muslime Atheismus und kulturelle Verderbtheit in Amerika wahrnehmen und zornig behaupten, Amerika versuche, ihnen seine Unmoral aufzudrängen und deshalb seien sie zu einem defensiven Jihad gezwungen, so ist dies Wasser auf die Mühlen von Dinesh D'Souza, denn diese moralische Verkommenheit diagnostiziert auch er und er sieht sich und seine konservativen Mitstreiter im gemeinsamen Boot mit dem traditionellen Muslimen (und allen "traditionellen" Menschen auf der Welt) in einem gemeinsamen Abwehrkampf gegen die Unmoral. Tracinski nennt dies richtig ein Programm des Appeasements gegenüber dem totalitären Islam, dadurch, dass wir diesem unseren Willen zeigten, uns einer eigenen religiösen Tyrannei zu unterwerfen. Die Reaktion im konservativen Lager auf dieses Buch ist außerordentlich aufschlussreich, denn sie zeigt, wie weit sich die konservative Rechte mit einem Programm einer religiösen Herrschaft anfreunden könnte. Tracinski vermerkt, dass D'Souzas Buch auf dem Blog der Autoren des konservativen National Review Online ("The Corner") nur sehr frostig aufgenommen wurde. Interessant sei aber nicht nur die negative Reaktion, sondern auch die Natur dieser Reaktion. Mario Loyola etwa schreibt explizit, dass "Gerechtigkeit" nichts mit Religion zu tun haben sollte, sondern stattdessen aus der Vernunft kommen sollte. Loyola wörtlich: "Die islamische Zivilisation befindet sich nicht nur vor der Aufklärung, sondern auf viele Weise sogar vor der Renaissance." Es ist allerdings nicht ausreichend, wenn diese Konservativen ein Buch wie das von D'souza kritisieren (interessant wäre es auch zu erfahren, wie das Buch außerhalb des National Review aufgenommen wurde), aber weiterhin gemeinsame Sache mit der religiösen Rechten machen, deren Argumente ein Autor wie Dinesh D'Souza nur zu ihrem logischen Ende getrieben hat. Möglicherweise hat ein derartiges Buch auch den von seinem Autor sicherlich nicht beabsichtigten Effekt, manchem Konservativen die Augen zu öffnen für die Widersprüchlichkeit seiner eigenen ideologischen Position. Die eine Seite, dass sind die "Höhen der Aufklärung", die andere Seite ist ein religiöser Traditionalismus, der den Werten der Aufklärung entgegensteht.

Dienstag, Januar 16, 2007

Die Zivilisation hängt am seidenen Faden
Für alle die, die glauben Freiheit, Kapitalismus und Individualrechte- in einem Wort, Zivilisation- stünden auf einem unerschütterlichen Fundament (ideologisch ist dies schon zutreffend, aber die Menschen müssen es auch begreifen), sei dies als Warnung mit auf den Weg gegebenen (von einem trotzkistischen Portal):

Den führenden Philosophen, bürgerlichen Kommentatoren und kapitalistischen Politikern konnte es vor noch nicht einmal 15 Jahren gar nicht schnell genug gehen, als die Bürokratien der ex-UdSSR und Osteuropas begraben wurden. Sie standen förmlich auf den Gräbern des Stalinismus und erklärten in merkwürdiger Eintracht mit den eben erst entmachteten Bürokraten, dass der Sozialismus nun für immer tot sei. Der Kapitalismus mit seinem freien Markt würde statt dessen eine neue Weltordnung errichten, die von Frieden und Wohlstand gekennzeichnet sein werde.
Doch stellen wir uns nur einmal vor, der Sozialismus wäre eine Person. – Er oder sie würde vielleicht Mark Twain heranziehen, der es in diesem Zusammenhang einmal so formulierte: „Es ging das Gerücht, dass ich ernsthaft krank sei – sie meinten aber jemand anderes. Dass ich sterben würde – es ging um jemand anderes. Dass ich tot sei – schon wieder jemand anderes.“ Die Ereignisse in Lateinamerika zeigen es: Die Gerüchte über den Tod des Sozialismus sind außerordentlich übertrieben worden!
Noumenalself über Tracinski
Blogger Noumenalself ist wieder aktiv und in zwei Artikeln hat er sich die Thesen von Robert Tracinski vorgenommen (hier und hier) Zu dem Thema siehe auch hier einen skandinavischen.
Wie man wirklich die westlichen Soldaten unterstützt
Ganz neu auf der Website des ARI ein Aufsatz von Alex Epstein: How to Truly Support our Troops. Epstein kritisiert Linksliberale und Konservative gleichermaßen, die unisono behaupten, sie unterstützten die amerikanischen Truppen. Eine wirkliche Unterstützung kann aber nur daraus bestehen, ihnen die richtigen Aufgaben zu geben -nämlich sie dann einzusetzen, wenn die amerikanische Freiheit auf dem Spiel steht- und ihnen während eines Krieges die Ziele und Taktiken zu geben, die den Feind so schnell wie möglich besiegen.
Nietzsche und die Nazis
Eine interessante DVD, verfaßt und besprochen von Stephen Hicks: Nietzsche and the Nazis (erhätlich bei amazon.com). Wenn man Fred Seddon folgt, sieht Hicks bei Nietzsche eher gemischte Prämissen. Er findet fünf Punkte, die man zitieren könnte, um Nietzsche als Anti-Nazi zu präsentieren, aber auch fünf Punkte, die dafür sprechen, dass Nietzsche ein Proto-Nazi wäre.

Montag, Januar 15, 2007

Ein offener Brief an J.K. Rowling
Robert Bidinotto hat einen offenen Brief an die Bestsellerautorin J. K. Rowling geschrieben, und regelmäßige Leser dieses Blogs können sich denken, was Mr. Bidinotto der kreativen Millionärin an England schreibt, die offenbar Probleme mit ihrem Reichtum hat:

Ms. Rowling, anders als Politiker und Diebe haben Sie uns keine Schusswaffe an den Kopf gehalten und uns aufgefordert, Ihnen unser Geld auszuhändigen. Bitte fühlen Sie sich nicht schuldig! Nicht für einen Augenblick. Genießen Sie das, was sie sich verdient haben, Jo Rowling. Oh ja, darf ich Sie "Jo" nennen?
Ideen
Wahre Ideen sind nützlich und produktiv und führen zu Erfolg und Glück. Falsche Ideen tun dies nicht. Die Realität ist der Verbündete von rationalen Menschen und der Feind des Irrationalen. Das Gute ist mächtig und das Böse ist impotent.
Betsy Speicher
Anmerkung: Nach dem Wechsel auf die neue Version von Blogger sind jetzt Kommentare möglich, aber nur für Teammitglieder. Wenn ich es richtig sehe, müssen sich die Teammitglieder auch noch einmal neu anmelden!

Sonntag, Januar 14, 2007

Aufständische
Michael Ledeen geht auf seinem Blog auf ein interessantes Thema der Zeitgeschichte ein, den sog. "Werwölfen" im besetzten Deutschland nach dem Ende des 2. Weltkrieges. Die Amerikaner konnte diese Terrorbewegung durch massive Repression ("Abu Ghraib war nichts im Vergleich zu der verwerflichen Behandlung von Gefangenen im besetzten Deutschland, und unschuldige Opfer waren alltäglich, wofür sich unsere militärischen Führer überhaupt nicht entschuldigt haben. Ihre Ansicht war, dass die deutsche Bevölkerung zu verstehen hatte, ohne den geringsten Zweifel, dass wir kein Bemühen tolerieren würden, den deutschen Militarismus oder die Nazi-Doktrin wiederzubeleben.") nach einigen Jahren vollständig besiegen, schreibt Ledeen. Allerdings bekam diese Bewegung auch keine Unterstützung aus dem Ausland, wie dies heute im Irak zu beobachten ist, fügt Ledeen warnend hinzu.
Die neuen Spießer
Dies könnte sich als eines der interessantesten Bücher dieses Jahres erweisen: Die neuen Spießer von Christian Rickens. Der Autor, Redakteur beim Hamburger "Manager Magazin" (Jahrgang 1971), versteht sich als "klassischer Liberaler" und hat sich argumentativ die Phalanx der "neuen Konservativen" vorgenommen, die in letzter Zeit mit einigen Buchveröffentlichungen Aufmerksamkeit erregen konnte. Die Behauptung der "neuen Bürgerlichen", dass es zu einem allgemeinen Werteverfall gekomen sei, hält Rickens für eine "irrationale Schwarzmalerei". Richard Herzinger hat Rickens Buch heute in der WELT am Sonntag besprochen. Es ist sehr schwer, die Sinnhaftigkeit der Thesen von Rickens zu bewerten, vor allen natürlich deshalb, weil ich das Buch noch nicht gelesen habe, sondern mich zunächst einmal mit der Analyse von Herzinger begnügen muss. Rickens verdient sicherlich Lob dafür, dass er sich den Ideen einer Rückkehr zu den traditionellen Werten wie Familie, Glaube und Nation widersetzt. Auf der anderen Seite scheint er aber den sog. "68er" eine Generalabsolution zukommen zu lassen und die heutige Gesellschaft mit ihren Werten in Deutschland zu positiv einzuschätzen. Die "neuen Konservativen" könnten also durchaus zumindest mit einem Teil ihrer Kritik an der Achtundsechziger Recht zu haben, wenn sie auch nicht im Traum darauf kommen würden, mehr Individualismus und Vernunft als ein Gegenmittel gegen die Misere zu benennen. Sehr interessant übrigens, dass die WELT die Herkunft des heute sehr negativ gebrauchten Wortes "Spießer" (babbitt) erklärt:

Mit Speeren wehr sich die Stadtbevölkerung im Mittelalter gegen adelige Reiterheere, die in die Städte eindringen. Die Adel betitelt sie deshalb abfällig als "Spießbürger". Die Kurzform "Spießer" entsteht am Anfang des 20. Jahrhunderts, ebenfalls als Schmähbezeichnung des Adels für das Bürgerliche.