Samstag, Juli 31, 2004

Ökonomische Freiheit in Deutschland
Bei der Lektüre des Jahresberichtes 2004 vom "Economic Freedom of the World" fällt auf, dass Deutschland im Vergleich zu 1970 keine Fortschritte bei der Verwirklichung der ökonomischen Freiheit gemacht hat, und dies gegen den internationalen Trend, der einen deutlichen Zuwachs an ökonomischer Freiheit auf internationaler Ebne in diesem Zeitraum aufweist. Nur drei Länder haben sich in der Einstufung zwischen 1970 und 2004 nicht verbessern können, neben Deutschland sind dies Kolumbien und Venezuela. Auch Länder, die 1970 bereits ein recht hohes Niveau an ökonomischer Freiheit erreicht hatten, konnten sich noch verbessern. So verbesserte sich die Schweiz von 7,4 auf 8,2 und Österreich immerhin von 6,0 auf 7,5, konnte Deutschland somit sogar überflügeln. Der deutsche Schwachpunkt, die Regulierung des Arbeitsmarktes, zeigt sogar ein weiter fallende Tendenz. Der Wert von 2,5 für das Jahr 2004 ist ein absoluter Tiefstwert in der Zeitreihe der Untersuchungen für Deutschland.
9/11: "Fehlende Vorstellungskraft"?
Die Deutsche Welle zitiert den Vorsitzenden der Untersuchungskommission zum 11. September:
"Dies war ein Versagen unserer Politik, unserer Führung, und unserer Möglichkeiten. Vor allem aber hat uns die nötige Vorstellungskraft gefehlt."

David Holcberg vom Ayn Rand Institute sieht demgegenüber einen Mangel an Kognition als die Ursache für das Versagen der amerikanischen Regierung an:

Vor dem 11. September wurden jahrzehntelang Attacken gegen Amerikaner verübt, ohne irgendeine wahrnehmbare Reaktion durch die amerikanische Regierung. Die erste Attacke auf das World Trade Center, zum Beispiel, geschah 1993, und wurde als reiner Kriminalfall behandelt. Erst 1998 erklärte Osama bin Laden den Vereinigten Staaten den Krieg und verkündete öffentlich die unterschiedslose Ermordung von Amerikanern als religiöse Pflicht. Ein paar Monate später zerstörte Al Kaida die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania. Die Vereinigten Staaten reagierten nicht auf irgendeine von diesen Drohungen und Attacken. Der Grund dafür, dass die USA überrascht wurden, war nicht ein Mangel an Vorstellungskraft, sondern ein Mangel an Aufrichtigkeit beim Betrachten der Fakten, und ein Mangel an Mut gegen diese offensichtlichen Bedrohungen vorzugehen.

Wie die Kommission selbst berichtete:
"Die Angriffe vom 11. September waren ein Schock, aber sie sollten nicht überrascht haben." (DIE ZEIT)

Freitag, Juli 30, 2004

Eine halb-gute Rede
Francis J. Beckwith erläutert auf nationalreview.com Ronald Reagans, wie er es nennt, "konsistente Ethik des Lebens" anhand von Reagans Buch Abortion and the Conscience of the Nation. Der für den Autor sicherlich unangenehme Anlass für diese Erinnerung an die Reaganschen Attacken gegen Abtreibungen sind Äußerungen von Reagans Witwe Nancy und seinem Sohn Ron zur Stammzellenforschung.
Beide fordern eine massive staatliche Förderung der Stammzellenforschung, sicherlich auch unter dem Eindruck der Alzheimer-Erkrankung des ehemaligen Präsidenten. Robert W. Tracinski nennt Ron Reagans Rede in TIAdaily "halbgut", da er die Republikaner zwar mit dem richtigen Thema angreife, aber er fordere nicht nur die Freiheit von religiösen Restriktionen, sondern auch eine aktive staatliche Finanzierung der Stammzellenforschung. Außerdem: "Viel schlimmer, die Rede hört sich an, als wäre dies eine Wahl mit einem Thema, und als ob die Stammzellen dies wären. Erinnert sich Ron Reagan daran, dass wir uns mitten in einem Krieg befinden?"
Wirklich lustig
Der Objektivismus muss sich vor solchen Kritikern nicht fürchten:
"Aber wir wissen alle, dass der Wizard von Oz ein Scharlatan war. Und wenn man einmal hinter den Vorhang der abgelösten Philosophie sieht, da zeigt sich der blinde, naive Glauben an den Kapitalismus, der den Objektivismus antreibt. Das ist es, was ich tatsächlich lernte in einem Kursus von Andrew Bernstein mit dem Titel "Global Capitalism: The Solution to Global Oppression and Poverty." Er interessierte sich nicht dafür, zu definieren, was eine kapitalistische Wirtschaft ausmacht, aber versicherte uns, welche 'enormen Vorteile' sich aus der 'Natur des Kapitalismus' ergeben. Unter den Vorteilen, die er zitierte, war das Ende des internationalen Sklavenhandels und die Abschaffung der Kinderarbeit in den Vereinigten Staaten, obwohl es tatsächlich Jahrhunderte der populären Agitation bedurfte -Bewegungen, die diese Objektivisten regelmäßig verächtlich machen- um diese schreckliche Exzesse des ungezügelten Kapitalismus zu beenden."


Donnerstag, Juli 29, 2004

Kerrys stalinistischer Wahlkampf-Slogan
"Amerika muss wieder Amerika werden" - mit diesem Appell will Kerry das vor allem wegen des Irakkriegs tief gespaltene Amerika einigen. "

Quelle: Der Stern

Barbara Kay erinnert auf frontpagemag.com an die Herkunft dieser von Kerry benutzten Parole ("Let America be America again") : Es handelt sich um die erste Zeile eines Gedichtes von Langston Hughes (1902 - 1967), bekannt als "Shakespeare von Harlem" und als kommunistischer Aktivist.
Die Immigrationsgefahr
Im Diskussionsforum gibt es mittlerweile mehrer Stellungnahmen zum Thema Immigration. Ich hatte Logan Feys als Kritiker einer Politik offener Grenzen schon mehrfach zitiert. Auf der Website der Libertarian Party der USA gibt es auch einen Leserbrief von ihm, der vor den Gefahren offener Grenzen warnt. Ein Amerika ohne Grenzen würde bedeuten, dass es keine amerikanische Souveränität mehr gebe: "Es ist schwer, sich eine desaströsere Anti-Freiheits-Politik vorzustellen als die der Abschaffung der Grenzen." Eine Gegenposition dazu nimmt etwa Robert Tracinski vom Ayn Rand Institute in seinem Aufsatz "Opposition to Immigration is Un-American". Hier vertritt er die -meiner Meinung nach falsche- Auffassung, dass jede Einschränkung der Immigration sowohl die Rechte des (amerikanischen) Arbeitgebers wie auch des (ausländischen) Arbeitssuchenden verletze.

Daniel Pipes: Der Triumph der 9/11-Kommission
Endlich ist eine offizielle Stelle der amerikanischen Regierung aufgetreten und hat gesagt, was gesagt werden muss: dass der Feind der „islamische Terorrismus" ist und nicht nur „'Terrorismus', irgendein unbestimmtes Böses". Die 9/11-Kommission erklärt in ihrem Abschlussbericht sogar, dass der islamistische Terror die „katastrophale Bedrohung" ist, der sich Amerika gegenüber sieht.
Thomas Donnelly stellte in der New York Sun heraus, dass die Kommission den Feind „bei seinem wirklichen Namen genannt hat, etwas, mit dem politisch korrekte Amerikaner sich sehr schwer tun."
Warum ist es wichtig, dass die islamistische Dimension des Terrorismus ausdrücklich angeführt werden muss? Das ist einfach. Wie ein Arzt eine Krankheit diagnostizieren muss, um sie behandeln zu können, so muss auch ein Stratege den Feind benennen, damit dieser besiegt werden kann. Die große Schwachstelle der amerikanischen Kriegsanstrengungen seit dem September 2001 war das Widerstreben, den Feind beim Namen zu nennen. So lange der kraftlose, beschönigende und ungenaue Begriff „Krieg gegen den Terror" offizieller Sprachgebrauch bleibt, wird dieser Krieg nicht gewonnen werden.
Es ist besser, ihn einen „Krieg gegen den islamistischen Terror" zu nennen. Noch besser wäre „Krieg gegen den Islamismus", womit man über den Terror hinaus auf die dahinter stehende totalitäre Ideologie blickt.

Der vollständige Text von Daniel Pipes in deutscher Sprache hier

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Mittwoch, Juli 28, 2004

Iranische Infiltration
In einem Interview mit einer in London erscheinenden arabischen Zeitung hat der irakische Verteidigungsminister Iran beschuldigt, der Hauptförderer des Terrorismus im Irak zu sein. Seit der Übergabe der Souveränitätsrechte an die irakische Übergangsregierung habe die Infiltration durch iranische Agenten, die die soziale und politische Ordnung unterminieren wollten, ein nie gekanntes Ausmaß angenommen. Der Verteidigungsminister deutet an, dass man auch zurückschlagen könne. Er äußert sich zudem über die Zahl terroristischer Zellen - es sind "hunderte, wenn nicht tausende" - im Irak, über die zahlenmäßige Stärke der irakischen Armee und die Perspektiven ihres Ausbaus. Interessante Frage am Rande: Muss Irak als der Aggressor im irakisch-iranischen Krieg 1980-88 nicht die Kriegsschuld annehmen und Kompensationszahlungen an Iran leisten? Der irakische Minister weist solche Ansinnen strikt zurück. Schließlich seien die Iraker damals "Gefangene" des Regimes von Saddam Hussein gewesen.

Quelle: Richard Herzinger
Die säkulare Basis der USA verteidigen
Für 38 $ pro Halbjahr bietet Robert Trancinski jetzt seinen TIAdaily an. Im Vergleich zum Angebot hblist - 10 $ pro Monat - geradezu ein Schnäppchen.  Mit dem gestrigen Leitartikel eröffnete Tracinski die Wahlberichterstattung. Bei den Republikanern spricht er von einer "schwachen, zaghaften Verteidigung der Freiheit", wohingegen der bei den Demokraten einen enormen Angriff auf die Freiheit sieht. Insgesamt sieht er aber bei den Präsidentschaftswahlen schlechte Alternativen durch die beiden Hauptkandiaten repräsentiert. Um dies in Zukunft zu ändern, plant er die Herausgabe eines "Secularism Reader", eine Serie von Artikeln zur Erklärung und Verteidigung der säkularen Basis der USA.

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Dienstag, Juli 27, 2004

Die Entdeckung der Freiheit
Über die Freiheit als Wert haben sich schon viele Philosophen den Kopf zerbrochen. Nicht aber die deutsche Sozialwissenschaft. Aus diesem Grund hat das Institut für Demoskopie Allensbach eine Grundlagenstudie zum Freiheitsverständnis der Deutschen erarbeitet.
Generell zeigt die Umfrage: Die Westdeutschen (53 Prozent) messen der Freiheit vor der Gleichheit deutlich Priorität zu, bei den Ostdeutschen (36 Prozent) verhält sich dies umgekehrt. Allerdings hat der Wert der Freiheit für die Deutschen seit den 90er-Jahren an Bedeutung verloren.
Die Ergebnisse der Allensbach-Studie deuten nun auf eine Trendwende in Deutschland hin. So kommt es möglicherweise zu einer Renaissance des Werts der Freiheit. Vorreiter - und das ist überraschend - sind junge Ostdeutsche: Für 52 Prozent der unter 30-Jährigen (im Westen sind es nur 43 Prozent) bedeutet Freiheit, für sich selbst verantwortlich zu sein. Im Gegensatz zur älteren Bevölkerung wollen sie die Probleme selbst in die Hand nehmen - sei es aus Vernunft oder aus Enttäuschung über den Staat.

Quelle: Morgenpost

Von einem weiteren zentralen Ergebnis der Studie war vor allem der Finanzier erschrocken: Die Deutschen haben nach wie vor ein starkes Bedürfnis nach einem fürsorglichen Staat, der möglichst viele Lebensbereiche regelt. So sind jeweils weit über 80 Prozent der Meinung, der Staat müsse sich um gute Schulen und Universitäten, Absicherung bei Arbeitslosigkeit oder Krankheit, eine boomende Wirtschaft und ausreichende Kinderbetreuungsmöglichkeiten kümmern.

Quelle: Volksstimme Magdeburg


Schlechte Gesetze
Ein Versagen beim Durchsetzen schlechter Gesetze untergräbt nicht nur das schlechte Gesetz, es untergräbt auch die Herrschaft des Rechts. Darum sagen Libertäre oft, dass sie im Falle ihrer Wahl die Gesetze, die sie nicht mögen, nicht durchsetzen würden, und darum bestand Ayn Rand darauf , dass alle Gesetze durchgesetzt werden, besonders die schlechten. Schlechte Gesetze durchzusetzen -deutlich- ist oft der beste Weg, sie abzuschaffen. Ein Beispiel war das Pennsylvania Blue Law, welches den Handel und alle "nicht-notwendigen" Arbeiten an Sonntagen verbot.

Bestsy Speicher



"Lexikon der freien Marktwirtschaft" jetzt preisreduziert
Im Mitgliederbereich hatte ich bereits auf das jetzt zum Preis von 9,95 EUR bei jokers.de angebotene Lexikon der freien Marktwirtschaft von Fred E. Foldvary hingewiesen (Besprechung hier). Der frühere Verkaufspreis lag bei 66,00 EUR. Im Mitgliederbereich gibt es auch zwei sehr qualifizierte Stellungnahmen zur gestrigen Meldung über die Immigrationspolitik der Libertarian Party der USA. Mitglieder können Informationen und Meinungen loswerden durch eine direkte E-Mail an objektivist@domeus.de oder durch ein Log-in. Allen Mitgliedern wird die Stellungnahme dann zugeleitet, außerdem erfolgt eine Veröffentlichung im Mitgliederbereich. Voraussetzung ist eine Anmeldung und die nachfolgende Bestätigung. Anmeldung hier





Montag, Juli 26, 2004

Thomas Jefferson gegen die Libertarian Party
Die Kolumnistin Ilanca Mercer hat sich in einem Beitrag für worldnetdaily.com  die Wahl der Libertarian Party der USA aufgrund der Unterstützung einer offenen Einwanderung in die USA durch diese Partei problematisiert. Die Libertäre Partei wäre in der Frage der Immigration nicht besser, "vielleicht sogar erheblich schlimmer" als die Demokraten und Republikaner. Die Libertären würden mit ihrer Politik zu einer Invasion von Ausländern einladen. "Ausländer zu einer Invasion einzuladen und eine gegen sie anzuzetteln," schreibt Frau Mercer "sind zwei Seiten derselben neokonservativen Medaille." Die Libertäre Partei solle sich beim Thema Einwanderung an Thomas Jefferson orientieren und die Wolken der Unvernunft vertreiben.

Zu diesem Thema siehe auch die Diskussion im Mitgliederforum (dazu bitte anmelden, siehe Leiste)





Sonntag, Juli 25, 2004

Die Tour des Lance Armstrong
So gut die deutschen Asse Ullrich und Klöden auch waren, Lance Armstrong war eine Klasse für sich bei der diesjährigen Tour de France. "Sich Sport anzusehen, kann eine Flucht sein vor dem Spiel des Lebens, aber es kann auch bewußt benutzt werden als eine Quelle der Inspiration, um sich  auf neue Höhen im Leben zu bringen",  heißt es im Rundbrief der Neo-Warriors. Zu Lance Armstrong hier auch ein Beitrag von Quent Cordair. Negativ bei der Tour fielen mir einige deutsche Ullrich-Fans auf, die den Deutschen Jens Voigt als "Judas" beschimpften, nur weil der seinen Kapitän Ivan Basso bei der Verfolgung von Ullrich unterstützt hatte. Dabei hatte Voigt sich völlig untadelig verhalten, als seinen freigewählten Loyalitäten gefolgt war.


Ehre, wem Ehre gebührt
Auf objectivismonline.com hatte ich versucht, eine Diskussion zum Heldentum des Obersten von Stauffenberg zu initieren. Zu meiner Behauptung, Stauffenberg sei ein Held gewesen, wollte sich allerdings niemand äußern. Ob ich dies als Zustimmung werten kann? Wie weit sich allerding die Attentäter um von Stauffenberg moralisch vom der Masse der Deutschen entfernt hatten, beweist ein Leserbriefschreiber in der Preußischen Allgemeinen Zeitung, der 1944 junger Fähnrich gewesen war. Er kritisiert das "feige Vorgehen" der Attentäter: "Hätte der Attentäter erst Hitler von Mann zu Mann mit der Pistole niedergestreckt und sich dann selbst eine Kugel in den Kopf gejagt oder die Aktentasche unmittelbar neben sich und ihm zur Explosion gebracht, dann hätte man diese Selbstaufopferung wenigstens Achtung zollen können." Seltsam, dass der Leserbriefschreiber das Ziel, Hitler zu töten, im Prinzip billigt, in einer abstrusen Verdrehung jeder Moral allerdings Stauffenberg einen angesichts der Umstände  lächerlichen Ehrenkodex aufzwingen will, den Hitler ganz sicher nicht verdient hatte. Heißt es nicht: "Ehre, wem Ehre gebührt." Warum die Attentäter des 20. Juli moralisch handelten, macht dieses Zitat von E. G. Ross deutlich : "Ein guter und ein schlechter Mann können die gleiche Minution verwenden. Den Unterschied in der Moralität machen ihre Ziele aus."