Samstag, April 05, 2003

E.G. Ross - Der objektive Amerikaner
Im Moment ist E. G. Ross, der Herausgeber von objectiveamerican.com durch eine Operation außer Gefecht gesetzt. Wünschen wir ihm "Gute Besserung!". Am 25.7.2002 ging ich auf der-markt.com auf diese empfehlenswerte Website ein, auch wenn sie nicht direkt, zumindest nach den Worten von Ross, dem Lager des Objektivismus zugerechnet werden kann:
"Dieser Mann ist ein Phänomen. Seine Produktivität scheint so unerschöpflich zu sein wie sein enzyklopädisches Wissen. Es scheint nichts auf dieser Welt zu geben, wozu E(rnest) G. Ross, der Herausgeber von objectiveamerican.com, nicht eine profunde Meinung hat. Fast jeden Tag -auch Sonntage nicht ausgenommen- veröffentlicht er veröffentlicht er auf seiner Website einen Aufsatz im Format eines Leitartikels oder beantwortet Leserfragen zu den verschiedensten Themenbereichen.
Viele von E. G. Ross' Lesern dürften wohl aus dem objektivistischen Lager kommen und obwohl sein Denken objektivistische Züge aufweist, sieht sich Ross ausdrücklich nicht als Objektivist: 'Diese ist eine unabhängige Website und nicht Organ des Objektivismus oder irgendeines anderen 'ismus." Den Objektivismus hält er für die "wahrscheinlich einflussreichste sekuläre Bewegung in der heutigen Welt", hält aber ein Verdrängen der traditionellen Religionen durch den Objektivismus auf absehbare Zeit nicht für möglich: "Religionen sind tief verwurzelt. Sie liefern einen großen Trost für die Menschen, was eine Philosophie der Vernunft und der freien Märkte nicht notwendigerweise tut - wenigstens nicht in diesem Stadium der menschlichen Geschichte."
Nebenbei veröffentlicht Ross auf seiner Website auf noch einen Fortsetzungsroman, einen Western, unter dem Titel "Testament Trial". "Definitely a different kind of western", schreibt einer seiner Leser. Prägnant für objectiveamerican ist auch der Optimismus, den E. G. Ross verspüht. Seinen Anspruch formuliert er selbst wie folgt: "Wir sind die einzige Site ihrer Art. Wenn immer möglich, betonen wir das Positive - weil wir glauben, dass sie essentiell ist, sowohl für die Vernunft wie auch für die Objektivität. Wir kritisieren nicht nur - wir suchen nach Antworten und Lösungen. Von unseren bescheidenen Anfängen mit nur ein paar Dutzend Lesern die Woche vor zweieinhalb Jahren gehen wir nun auf die 10 000 Leser pro Woche - und wir wollen weiter wachsen. Wir sind auf einem Kreuzzug für die Optimisten und die Vernunft-Orientierten. Tatsächlich glauben wir, dass da eine nicht möglich ist ohne das andere."
"Stern", "Spiegel" und die Realität des Krieges
Die amerikanischen Truppen stehen in den Vororten von Bagdad. Die letzten Titelblätter von "Stern" und "Spiegel" werden gerade von der Wirklichkeit eingeholt. "Der Spiegel" titelte am Montag "Supermacht im Sand", beim "Stern" hiess es "Die entzauberte Weltmacht". War es das, was sie gesehen haben, oder war es das, was sie sich gewünscht haben?
Peter Schwartz: Keine Entschuldigung für zivile Opfer des Krieges
Das Ayn Rand Institute gehört sicherlich zu den schärfsten amerikanischen Falken. Im Vorfeld des Irak-Krieges wurde Präsident Bush immer wieder für seine zu zögerliche Haltung attackiert. In einem Aufsatz für den MediaLink des Instituts fordert Peter Schwartz jetzt die amerikanische Regierung auf, mit der Entschuldigung für die zivilen Opfer des Krieges aufzuhören: "Unser moralisches Recht und unsere Verantwortlichkeit ist es, alles zu tun, damit amerikanisches Leben geschützt wird, egal wieviele zivile Opfer dieses Ziel erfordern mag. Wir können den Verlust unschuldiger Irakis während des Krieges beklagen, so wie wir den Verlust unschuldiger Amerikaner beklagen. Aber wir sollten uns nicht entschuldigen, da die Verantwortung in beiden Fällen vollständig beim Feind liegt, der es notwenig gemacht hat, dass wir diesen Krieg führen, um uns gegen seine Bedrohung zu verteidigen."

Freitag, April 04, 2003

"Neokonservativ" oder doch liberal?
Der amerikanische Politologe Paul Gottfried ereifert sich in der Wochenzeitung "Junge Freiheit" über die amerikanischen "Neokonservativen", die Etikettenschwindel betreiben würden, da sie gar keine Konservativen seien, sondern nur "bessessen von leftistischem, revolutionärem Furor". Gottfried zitiert dann aus dem Buch von Michael Ledeen "The War against the Terror Masters", um die neokonservative Position vorzuführen: "Kreative Zerstörung ist unser Zeichen, sowohl innerhalb der Gesellschaft wie auch im Ausland. Jeden Tag reißen wir die alte Ordnung ein. (...) Unsere Feinde haben diesen Wirbelwind an Energie und Kreativität stets gehaßt. (...) Wir müssen sie zerstören, um unsere historische Mission voranzutreiben." Vielleicht hat Paul Gottfried tatsächlich Recht. Vielleicht sind zumindest einige dieser Neocons gar keine Konservativen. Vielleicht sind sie einfach ... Liberale.

Donnerstag, April 03, 2003

Die Unmoral der Vereinten Nationen
Die USA und ihre Verbündeten aus Großbritanien, Australien und anderen Ländern haben den Mut gefunden, mit einer der brutalsten Diktaturen auf dieser Erde abzurechnen. Man könnte meinen, dass es ihnen leicht fallen müßte, eine Organisation zu verlassen, die sie gemeinsam mit denen bilden, die sie als ihre Feinde identifiziert haben. Diese Organisation trägt den Namen Vereinten Nationen. Der entscheidende Webfehler dieses Gebildes ist die Gleichsetzung von Ländern wie Irak, Nord-Korea und Lybien mit Ländern wie den USA oder Großbritanien. Die Guten und die Bösen ins gemeinsame Töpfchen. Dies ist ein moralischer Relativismus, den die Führer der freien Nationen kategorisch zurückweisen sollten. Nur die Diktaturen dieser Welt können davon profitieren, wenn die Vertreter der freien Nationen mit ihnen auf gleicher Augenhöhe konferieren und verhandeln. Die moralische Legitimität, die ihnen dadurch gewährt wird, sollte durch eine dem Charakter dieser Schurkenstaaten entsprechenden Verachtung abgelöst werden.
Berichterstattung über den Irak-Krieg - DDR-light
Nie schien mir der Begriff "DDR light" einen so starken Realitätsgehalt zu haben wie derzeit in Bezug auf die Berichterstattung über den Irak-Krieg vor allem der öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland. Man hat den Eindruck, als würden die Reporter und Journalisten einen Sieg des Irak herbeiwünschen.

Dienstag, April 01, 2003

"Ich möchte keine Nahrungsmittel. Ich möchte kein Wasser. Ich möchte meine Freiheit." So sagte es ein Einwohner der von britischen und amerikanischen Truppen befreiten Stadt Umm Qasr in die Kameras von CNN.

Montag, März 31, 2003

Der seltsame Etatismus - Teil 1
Die Zeitschrift "eigentümlich frei" veröffenlicht in Ausgabe Nr. 33 meinen Aufsatz "Der seltsame Etatismus der Nichtinterventionisten".
Teil 1:
Stellen wir uns folgende Situation vor: Ein brutaler Diktator im Mittleren Osten, der bereits zehntausende oder gar hunderttausende seiner eigenen Bürger ermordet hat, sieht sich plötzlich einem teilweise bewaffneten Volksaufstand gegenüber. Der Diktator versucht sich durch den Einsatz des Repressionsapparates des Staates an der Macht zu halten. Es kommt zu einem langanhaltenden bewaffneten Bürgerkrieg mit zahllosen Opfern vor allem auf Seiten von unbewaffneten Demonstranten. Wie würden die BRD-Libertären reagieren? Ohne großes Nachdenken würden sie sich auf die Seite der Volksbewegung stellen. Auch diffuse politische Vorstellungen bei den Aufständischen oder die Ermordung von Menschen, die durch ihre ethnische Zugehörigkeit oder durch untergeordnete Tätigkeiten im Staatsapparat in den Fokus der Aufständischen gelangt sind, ändern nichts an dieser gründsätzlichen Einstellungen.
Ändern wir nun das Beispiel. Statt einer gar nicht oder nur unzureichend bewaffneten Bevölkerungen ist es nun die gut ausgebildete und hervorrgagend ausgerüstete Armee einer freiheitlichen Supermacht, die den Sturz des Tyrannen bewirken will. Zwar gibt es Opfer unter der Zivilbevölkerung, diese sind aber erheblich geringer als in der Situation des Volksaufstandes, und ein schneller militärischer Sieg der freiheitlichen Supermacht erscheint wahrscheinlich. Wie reagieren die BRD-Libertären? Ohne großes Nachdenken schelten sie die Supermacht als arrogant und imperialistisch, die es außerdem nur auf die Rohstoffe des "überfallenen" Landes abgesehen habe, und sie reihen sich ein in eine von Linken dominierte Friedensbewegung, die ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen fordert.
Die Bewertung dieser höchst unterschiedlichen Reaktionsmuster der BRD-Libertären ist einfach. Im Beispiel 1 verhalten sie sich entsprechend ihrer Weltanschauung, die "Freiheit zuerst" fordert. Im Beispiel 2 könnte man annehmen, dass sie ihre politischen Ideale verraten. Zweifellos gehen die BRD-Libertären im Beispiel 1 richtigerweise davon aus, dass die Herrschaft des Diktators illegitim ist. Auch die unschuldigen Opfer halten sie nicht davon ab, sich auf die Seite der Aufständischen zu schlagen. Im Beispiel 2 ändert sich lediglich der Faktor, der die illegitime Gewalt des Dikators brechen will. Dies widerspricht dem Grundsatz des Nichtinterventionismus in außenpolitischen Angelegenheiten, dem viele Libertäre anhängen und von dem sie annehmen, dass er ein unverzichtbarer Bestandteil ihrer umfassenden Bekenntnis zur Freiheit sei. Eine besondere Bedeutung besitzt der Grundsatz des Nichtinterventionismus in einem konsequenten Markt-Anarchismus oder Anarcho-Kapitalismus. Da dieser jede Funktion des Staates, auch die Funktion des Schutzes der individuellen Rechte, ablehnt, wird selbstverständlich und gerade die Kriegsführung eines Staates abgelehnt.