Sympathie für den Teufel
Jonah Goldberg kommentiert in nationalreview.com eines der wahrscheinlich am heißesten diskutierten politischen Ereignisse dieses Jahres, den Saddam-Prozess. Und weil er mehr dumme Dinge, von mehr gebildeten Leuten gesagt, über dieses Thema erwartet als über alle anderen Themen zusammengenommen, möchte er einige Dinge klarstellen:
"Erstens: Saddam verdient gar nichts. Ja, er sollte einen fairen Prozess haben (und eine faire Exekution). Aber weil er eine Requisite ist. Wenn wir irgendetwas Gutes aus diesem bösartigen Mann herauspressen können, dadurch, dass wir ihm ein anständiges Verfahren geben, dann sollten wir es tun - weil es das irakische Volk verdient, nicht er. Ich bin für einen großen juristischen Zirkus, falls ein großer juristischer Zirkus dabei hilfreich ist, ein brutalisiertes Volk auf einen anständigen Weg zu bringen.
Weil es feine juristische Unterschiede zwischen dem englischen und amerikanischen System gibt, und weil mir der Inhalt dieser Unterschiede absolut unbekannt ist, möchte ich ein ziemlich einfaches Argument vorbringen, der gleichermaßen für beide Gesellschaften anwendbar ist. Ein ordnungsgemäßes Prozess und die darin enthaltenen juristischen Schutzmechanismen sind kein, und sollten nicht so angesehen werden, Schutz für schuldige Personen. Sie sind vielmehr ein Schutz gegen falsche Verurteilungen von Unschuldigen. Es ist nie 'unfair' für die Schuldigen, wenn sie ohne ein ordnungsgemäßes Verfahren verurteilt werden. Der Schutz für die Schuldigen gehört zu den notwendigen Kosten, um die Unschuldigen zu schützen.
Aber Saddam ist schuldig. Wir wissen dies. Wie ein Vergewaltiger Strafe verdient, auch wenn der Polizist, der ihn geschnappt hat, korrupt ist, würde Saddam immer noch ein hässliches Ende verdienen, sogar wenn es dieser imperialistische Krieg-für-Öl gewesen wäre, wie seine Kritiker behaupten. Fairness für Saddam würde heiße Schürhaken erfordern, nicht kostenlose Anwälte."
"Wir sind keine Konservativen - wir sind Radikale für den Kapitalismus. " Ayn Rand (1905 - 1982), Philosophin und Schriftstellerin, Verfasserin der Romane "Atlas Shrugged" und "The Fountainhead" - Dieser Blog bietet keine systematische Einführung in den Objektivismus. Dies ist nur möglich durch ein Studium der Quellen des Objektivismus.
Samstag, Januar 03, 2004
Donnerstag, Januar 01, 2004
Der Irrtum der Irrtumsentlarver
Das Buch Das neue Lexikon der populären Irrtümer von Walter Krämer, Götz Trenkler und Denis Krämer ist ein durchaus empfehlenswerter Lesestoff, weil es kurzweilig und spannend mit einiger populären Irrtümern aufräumt. Die Autoren sind definitiv nicht links und geben auch auf "politische Korrektheit" nicht besonders viel, was ihnen bei ihrer Arbeit sicherlich außerordentlich geholfen haben dürfte. Ärgerlich ist allenfalls die übergroße Nachsicht, die die Autoren dem Christentum entgegenbringen, wie man an Bemerkungen zu den Themen "Kreuzzüge" und "Inquisition" ablesen kann. Die größte Fehlleistung gelingt den Autoren allerdings bei ihrem Kommentar zum Thema "Anarchie", wo sie das scheinbare Vorurteil "Anarchie bedeutet Unfrieden und Durcheinander" widerlegen wollen. Dies versuchen sie folgendermaßen: "Anarchismus hatte ursprünglich mit Chaos, 'Anarchie' und Durcheinander nichts zu tun. Die ersten Anarchisten wollten die Menschen zu einem gewalt- und herrschaftslosen Miteinander führen, dazu forderten sie schrankenlose Freiheit des einzelnen, absolute Vereinigungsfreiheit, unschränktes Privateigentum usw., also Dinge, die heute eher dem liberalen Credo zugerechnet werden." Die Autoren begehen hier den gewaltigen Fehler, die Absichten und Wünsche der Anarchisten für die Wirklichkeit zu halten. Das "volkstümliche" Urteil abstrahiert korrekterweise davon und hält sich an das, was Anarchismus wirklich mit sich bringt. Man sah oder sieht es in Bosnien, im Libanon, in Süd-Afrika oder Nord-Irland, auch in einigen amerikanischen Innenstädten. Was die Anarchisten verwerfen ist nicht der Staat, sondern die Tatsache, dass es ein grundlegendes Bedürfnis gibt, die Gewalt in einer Gesellschaft objektiven Maßstäben zu unterwerfen. Das zählt, nicht was die Anarchisten subjektiv wollen.
Das Buch Das neue Lexikon der populären Irrtümer von Walter Krämer, Götz Trenkler und Denis Krämer ist ein durchaus empfehlenswerter Lesestoff, weil es kurzweilig und spannend mit einiger populären Irrtümern aufräumt. Die Autoren sind definitiv nicht links und geben auch auf "politische Korrektheit" nicht besonders viel, was ihnen bei ihrer Arbeit sicherlich außerordentlich geholfen haben dürfte. Ärgerlich ist allenfalls die übergroße Nachsicht, die die Autoren dem Christentum entgegenbringen, wie man an Bemerkungen zu den Themen "Kreuzzüge" und "Inquisition" ablesen kann. Die größte Fehlleistung gelingt den Autoren allerdings bei ihrem Kommentar zum Thema "Anarchie", wo sie das scheinbare Vorurteil "Anarchie bedeutet Unfrieden und Durcheinander" widerlegen wollen. Dies versuchen sie folgendermaßen: "Anarchismus hatte ursprünglich mit Chaos, 'Anarchie' und Durcheinander nichts zu tun. Die ersten Anarchisten wollten die Menschen zu einem gewalt- und herrschaftslosen Miteinander führen, dazu forderten sie schrankenlose Freiheit des einzelnen, absolute Vereinigungsfreiheit, unschränktes Privateigentum usw., also Dinge, die heute eher dem liberalen Credo zugerechnet werden." Die Autoren begehen hier den gewaltigen Fehler, die Absichten und Wünsche der Anarchisten für die Wirklichkeit zu halten. Das "volkstümliche" Urteil abstrahiert korrekterweise davon und hält sich an das, was Anarchismus wirklich mit sich bringt. Man sah oder sieht es in Bosnien, im Libanon, in Süd-Afrika oder Nord-Irland, auch in einigen amerikanischen Innenstädten. Was die Anarchisten verwerfen ist nicht der Staat, sondern die Tatsache, dass es ein grundlegendes Bedürfnis gibt, die Gewalt in einer Gesellschaft objektiven Maßstäben zu unterwerfen. Das zählt, nicht was die Anarchisten subjektiv wollen.
Dienstag, Dezember 30, 2003
Zwei Erdbeben und ihre unterschiedlichen Folgen
Vor kurzem ereignete sich in Kalifornien ein Erdbeben der Stärke 6.5 auf der Richter-Skala. Das verheerende Erdbeben im Iran zeigte 6.6 auf eben jener Skala. Die katatastrophalen Folgen dieses Bebens im Iran: zehntausende von Toten. Die Zahl der Toten in Kalifornien erreichte nicht einmal zwei Dutzend. Warum dieser enorme Unterschied? In einem Wort: Reichtum! "Jene, die Reichtum als groben Materialismus verachten, müssen begreifen, dass Reichtum einer der größten lebensrettenden Faktoren in der Welt ist. Wie ein Ökonom in Indien aufzeigte, passieren '95 % aller Todesfälle durch Naturgefahren in armen Ländern."
Quelle:
Thomas Sowell: Two Earthquakes and their Results under two different social Systems
in: capmag.com
Vor kurzem ereignete sich in Kalifornien ein Erdbeben der Stärke 6.5 auf der Richter-Skala. Das verheerende Erdbeben im Iran zeigte 6.6 auf eben jener Skala. Die katatastrophalen Folgen dieses Bebens im Iran: zehntausende von Toten. Die Zahl der Toten in Kalifornien erreichte nicht einmal zwei Dutzend. Warum dieser enorme Unterschied? In einem Wort: Reichtum! "Jene, die Reichtum als groben Materialismus verachten, müssen begreifen, dass Reichtum einer der größten lebensrettenden Faktoren in der Welt ist. Wie ein Ökonom in Indien aufzeigte, passieren '95 % aller Todesfälle durch Naturgefahren in armen Ländern."
Quelle:
Thomas Sowell: Two Earthquakes and their Results under two different social Systems
in: capmag.com
Montag, Dezember 29, 2003
Kontra Anarchismus, Teil II
Prof. Roderick Long hat auf die Veröffentlichung "Contra Anarchism" des Objektivisten Robert Bidinotto reagiert. Er behauptet, dass Bidinottos Analyse auf einem Missverständnis des
Anarchismus beruhe: "Bidinotto glaubt offenbar, dass unter einem Markt-Anarchismus niemand einem juristischen Prozedere unterworfen werden darf, der dem nicht zustimmt. Ich stimme der Auffassung zu, dass dies wahrscheinlich ein absurdes und funktionsunfähiges System wäre."
Mit diesem letzten Satz -absurd und funktionsunfähig- hat Long tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen, denn seine Erwiderung zeigt sehr deutlich, dass er sich dem Dilemma nicht entziehen kann, einerseits für die Durchsetzung von Rechtsnormen einzutreten, andererseits aber einen "finalen Schiedsrichter" abzulehnen. Dieser Schiedsrichter wäre eine Agentur, "die sich weigert, ihre Anwendung von Gewalt einer externen Entscheidung zu unterwerfen", schreibt Long. Laut Long wäre diese Agentur "per Definition gesetzlos ..."
Andererseits geht Long aber davon aus, dass die Agenturen, die auf der Grundlage korrekter Auffassungen handeln, dass moralische Recht haben, ihre Klienten zu verteidigen gegen die Agenturen, die aufgrund falscher Ansichten handeln, wenn nötig mit Gewalt. Da die privaten Rechtsagenturen sich nicht einem finalen Schiedsrichter zu unterwerfen brauchen und jede Agentur die richtige Auffassung natürlich für sich selbst beanspruchen könnte, kann man leicht die explosiven Folgen dieser Rechtsunsicherheit in der Praxis ausmalen.
Konstruieren wir ein gar nicht so seltenes Beispiel aus der Praxis:
Nach einer Körperverletzung rufen beide Parteien unterschiedliche Rechtsagenturen, die die Interessen ihrer jeweiligen Kunden verteidigen wollen und sich ähnlich feindselig gegenüberstehen könnten, wie der Streithähne des Ausgangskonfliktes. Ein objektiver Beobachter könnte zwar relativ leicht den Schuldigen identifizieren, dieser behauptet aber, dass er sich nur gewehrt habe und weigert sich sogar, seine Personalien feststellen zu lassen - mit Hilfe seiner Agenten versteht sich. Laut Prof. Long hat die Agentur mit den richtigen Auffassungen das moralische Recht, die Interessen ihres Klienten auch mit Gewalt zu vertreten. Dieses Unternehmen könnte sich allerdings als problematisch erweisen, wenn die entsprechenden Durchsetzungsmöglichkeiten, d. h. Muskeln oder Waffen, fehlen. Es riecht hier förmlich nach dem Recht des Stärkeren.
Wenn auch Long einen finalen Schiedsrichter ablehnt, so schreibt er doch kurioserweiser, dass die Agenturen mit den richtigen Ansichten das Recht auf ein Monopol gegenüber ihren Konkurrenten mit inkorrekten Auffassung hätten. Wo es ein Monopol gibt, gibt es aber keine Anarchie mehr, sondern einen Staat, d.h. ein Rechtsagentur mit der finalen Autorität, Gesetze durchzusetzen. Diese Widersprüchlichkeit zieht sich durch den gesamten Text. So schreibt Long, dass jede Person das Recht habe, legislative, judikative und exekutive Dienstleistungen anzubieten, allerdings nicht das Recht habe, diese auf eine rechtverletzende Art und Weise auszuüben. Nur muss hier wieder die Frage gestellt werden, wer darüber entscheidet, was "rechtsverletzend" ist, denn in einem anarchistischen System gibt es nicht mehr "das Rechtssystem", sondern mehrere konkurrierende Systeme. Gewalt ist auch nicht ein Gut wie jedes andere, wie die Anarcho-Kapitalisten annehmen, sondern stellt einzigartige Gefahren für das Leben, die Rechte und das Wohlergehen der Unschuldigen dar.
Anarcho-Kapitalismus ist keine Weiterentwicklung des Objektivismus, sondern der Schritt über die Klippe in den Abgrund. Wer eine Vorstellung von dieser anarcho-kapitalistischen Utopie bereits heute erhaschen möchte, sollte sich einmal unsere Strafverteidiger ansehen, die jeden Angeklagten verteidigen und versuchen ihn vor einer Bestrafung zu beschützen, egal wie moralisch verwerflich dieser auch sein möge. Kein Argument ist ihnen zu abgeschmackt, kein Trick zu billig, um selbst die verkommenesten Mörder und Vergewaltiger vor Strafe zu schützen. Heute stehen ihnen Staatsanwälte und objektive Richter gegenüber, im einem anarcho-kapitalistischen System allerdings wäre ihnen dieses Gegengewicht abgenommen und das Problem würde sich potenzieren, weil sie sich nun zu Schutzagenturen formieren könnten.
Robert Bidinotto: Contra Anarchism, Part II
Roderick Long: Anarchism as Constitutionalism, Part 2
Prof. Roderick Long hat auf die Veröffentlichung "Contra Anarchism" des Objektivisten Robert Bidinotto reagiert. Er behauptet, dass Bidinottos Analyse auf einem Missverständnis des
Anarchismus beruhe: "Bidinotto glaubt offenbar, dass unter einem Markt-Anarchismus niemand einem juristischen Prozedere unterworfen werden darf, der dem nicht zustimmt. Ich stimme der Auffassung zu, dass dies wahrscheinlich ein absurdes und funktionsunfähiges System wäre."
Mit diesem letzten Satz -absurd und funktionsunfähig- hat Long tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen, denn seine Erwiderung zeigt sehr deutlich, dass er sich dem Dilemma nicht entziehen kann, einerseits für die Durchsetzung von Rechtsnormen einzutreten, andererseits aber einen "finalen Schiedsrichter" abzulehnen. Dieser Schiedsrichter wäre eine Agentur, "die sich weigert, ihre Anwendung von Gewalt einer externen Entscheidung zu unterwerfen", schreibt Long. Laut Long wäre diese Agentur "per Definition gesetzlos ..."
Andererseits geht Long aber davon aus, dass die Agenturen, die auf der Grundlage korrekter Auffassungen handeln, dass moralische Recht haben, ihre Klienten zu verteidigen gegen die Agenturen, die aufgrund falscher Ansichten handeln, wenn nötig mit Gewalt. Da die privaten Rechtsagenturen sich nicht einem finalen Schiedsrichter zu unterwerfen brauchen und jede Agentur die richtige Auffassung natürlich für sich selbst beanspruchen könnte, kann man leicht die explosiven Folgen dieser Rechtsunsicherheit in der Praxis ausmalen.
Konstruieren wir ein gar nicht so seltenes Beispiel aus der Praxis:
Nach einer Körperverletzung rufen beide Parteien unterschiedliche Rechtsagenturen, die die Interessen ihrer jeweiligen Kunden verteidigen wollen und sich ähnlich feindselig gegenüberstehen könnten, wie der Streithähne des Ausgangskonfliktes. Ein objektiver Beobachter könnte zwar relativ leicht den Schuldigen identifizieren, dieser behauptet aber, dass er sich nur gewehrt habe und weigert sich sogar, seine Personalien feststellen zu lassen - mit Hilfe seiner Agenten versteht sich. Laut Prof. Long hat die Agentur mit den richtigen Auffassungen das moralische Recht, die Interessen ihres Klienten auch mit Gewalt zu vertreten. Dieses Unternehmen könnte sich allerdings als problematisch erweisen, wenn die entsprechenden Durchsetzungsmöglichkeiten, d. h. Muskeln oder Waffen, fehlen. Es riecht hier förmlich nach dem Recht des Stärkeren.
Wenn auch Long einen finalen Schiedsrichter ablehnt, so schreibt er doch kurioserweiser, dass die Agenturen mit den richtigen Ansichten das Recht auf ein Monopol gegenüber ihren Konkurrenten mit inkorrekten Auffassung hätten. Wo es ein Monopol gibt, gibt es aber keine Anarchie mehr, sondern einen Staat, d.h. ein Rechtsagentur mit der finalen Autorität, Gesetze durchzusetzen. Diese Widersprüchlichkeit zieht sich durch den gesamten Text. So schreibt Long, dass jede Person das Recht habe, legislative, judikative und exekutive Dienstleistungen anzubieten, allerdings nicht das Recht habe, diese auf eine rechtverletzende Art und Weise auszuüben. Nur muss hier wieder die Frage gestellt werden, wer darüber entscheidet, was "rechtsverletzend" ist, denn in einem anarchistischen System gibt es nicht mehr "das Rechtssystem", sondern mehrere konkurrierende Systeme. Gewalt ist auch nicht ein Gut wie jedes andere, wie die Anarcho-Kapitalisten annehmen, sondern stellt einzigartige Gefahren für das Leben, die Rechte und das Wohlergehen der Unschuldigen dar.
Anarcho-Kapitalismus ist keine Weiterentwicklung des Objektivismus, sondern der Schritt über die Klippe in den Abgrund. Wer eine Vorstellung von dieser anarcho-kapitalistischen Utopie bereits heute erhaschen möchte, sollte sich einmal unsere Strafverteidiger ansehen, die jeden Angeklagten verteidigen und versuchen ihn vor einer Bestrafung zu beschützen, egal wie moralisch verwerflich dieser auch sein möge. Kein Argument ist ihnen zu abgeschmackt, kein Trick zu billig, um selbst die verkommenesten Mörder und Vergewaltiger vor Strafe zu schützen. Heute stehen ihnen Staatsanwälte und objektive Richter gegenüber, im einem anarcho-kapitalistischen System allerdings wäre ihnen dieses Gegengewicht abgenommen und das Problem würde sich potenzieren, weil sie sich nun zu Schutzagenturen formieren könnten.
Robert Bidinotto: Contra Anarchism, Part II
Roderick Long: Anarchism as Constitutionalism, Part 2
Sonntag, Dezember 28, 2003
Wie können wir Schönheit ausdrücken?
Vielleicht ist die "am wenigsten erforschteste" Facette des Objektivismus der Bereich der Ästhetik. Die meisten Menschen sehen Schönheit nicht als so wichtig an, jedenfalls nicht im Vergleich mit all den gewichtigen Themen der Philosophie, Moral und Politik.
Bei all dem Leid und Unrecht auf der Welt, wer interessiert sich da für Bücher und Malerei?
Ayn Rand hatte feste Vorstellungen über die Rolle der Kunst in unserer Gesellschaft, und sie hatte eine spezielle Vision darüber wie Kunst sein sollte. Rand nannte ihre Philosophie der Kunst "Romantischer Realismus".
"Kunst ist eine selektive Wiedererschaffung der Realität entsprechend der metaphysischen Werturteile des Künstlers. Der Zweck der Kunst ist es, die fundamentale Vorstellung des Künstlers über die Existenz zu konkretisieren. Ich bin eine Romantikerin in dem Sinne, dass ich den Menschen als das präsentiere, was er sein sollte. Ich bin eine Realistin in dem Sinne, dass ich ihn in das Diesseits stelle, und auf diese Erde."
Was also bedeutet dies? Und wie nahe kommt unsere gegenwärtige Kultur diesem Ideal? Wie sie vielleicht vermuten, erledigen wir diese Aufgabe nicht besonders gut.
Obwohl Objektivisten keine "Konservativen" im politischen Sinne sind, sind viele der Werte, die wir vertreten, ganz traditionell. Tugenden wie Ehrlichkeit, Integrität, hohe Gesinnung, Mut und Ehre sind nicht "alt" oder "neu", sie sind einfach.
Und wenn wir uns wirklich für den Menschen interessieren, wenn wir wirklich glauben, dass das "menschliche Wesen" etwas Besonderes ist, sollten wir Kunst schaffen, die ihn glorifiziert und emporhebt statt ihn in ein schlechtes Licht zu stellen.
Gleichzeitig fühlen sich Objektivisten der Wahrheit verpflichtet. Sicherlich der persönlichen Wahrheit, aber auch der historischen Wahrheit. Nichts von Wert kann gewonnen werden durch Unwahrheit und keine gute Kunst kann dadurch geschaffen werden, dass die Realität verfälscht wird oder historische Ereignisse vorgetäuscht werden, die nie passiert sind.
Thomas Jefferson war ein großer Mann, und Thomas Jefferson besass Sklaven. Macht diese Sünde all die gute Werke, die er tat, wertlos? Die Dekonstruktionisten und Revisionisten werden Ihnen sagen, dass dies so sei, aber ich sage Ihnen, dass dies nicht stimmt. Wir sollten den Charakter von Thomas Jefferson so beurteilen wie wir jeden anderen Charakter eines Menschen auch beurteilen - durch eine ehrlichen Einschätzung seiner Tugenden und Laster. Eine moralische "Bilanz" von Leistungen und Ideen, die aus ihm machten, was er war.
Ein schwarzer Fleck auf dieser Bilanz "reduziert den Punktestand", sicherlich. Aber er entwertet seine gute Arbeit, seine guten Taten, nicht. Würde es Ihnen gefallen, nach dem schlimmsten Aspekt Ihres Charakters gemessen zu werden, am untersten Punkt Ihres Lebens? Ist es realistisch, einen Menschen für seine Leistungen zu glorifizieren und seine Sünden unter den Teppich zu kehren?
Ich antworte auf beide Fragen mit "Nein". Menschen sind eine Mischung aus Tugenden und Lastern, und wir müssen historische Figuren der gleichen Überprüfung unterziehen wie lebende Menschen.
Was bedeutet dies für den Bereich des Ästhetik?
Es bedeutet, dass ein Charakter realistisch sein sollte, aber doch edel. Fehlerhaft, aber würdig. Gequält, aber ehrlich. Rand ist oft für ihre "unrealistischen" Charaktere kritisiert worden. Aber diese Kritiker begreifen den Zweck ihrer Kunst nicht.
Rand benutzte ihre Romane, um ein Ideal zu illustrieren. Um uns zeigen, wie Menschen mit großen Fähigkeiten und mit einer großen Moral sich verhalten sollten in einer faschistischen Gesellschaft. Um uns den Menschen als heroisches Wesen zu zeigen, und um uns alle zu ermutigen, den Helden in uns selbst zu finden.
Einige Leute hassen wirklich diese Vorstellung vom Menschen, und ich denke, dass Nathaniel Branden den Punkt getroffen hat, WARUM so viele Kritiker so heftig auf Rands Fiktion reagieren: "Eine Menge von Leuten fühlt sich unwohl bei einer heroischen Vision des Lebens, Punkt. Sie fühlen sich unwohl bei einer heroischen Sicht der Dinge. Sie finden es beunruhigend aus allen möglichen Gründen ..."
Wenn wir Kunst betrachten, sollten wir uns selbst fragen: Warum sollten wir den Menschen glorifizieren? Verdient der Mensch Lob? Hat er nicht Tugenden, die sich mit seinen Lastern messen lassen? Mut, der sich mit seiner Feigheit messen läßt? Und wenn wir den Menschen als Tier zeigen, als subhumane Kreatur voller Bösartigkeit und Hass, was erreichen wir mit dieser Vision?
Wir leben heute in einer kranken Kultur. Und die Krankheit unserer Kultur strahlt zurück auf uns durch die populäre Unterhaltung. Unser kulturelles Erbe wurde entführt von den Feinden der Vernunft und der Wahrheit, von Menschen, die glauben, dass der Mensch ein pathetisches Wesen ist, ein brünstiges Tier, tugendhaft gemacht durch den Staat und die Schuld.
Keine Klasse von Menschen ist in der Geschichte mehr verleumdet und geschmäht worden als die der Geschäftsleute, der Industriellen, der Schöpfer und Produzenten von materiellen Dingen. Ayn Rand setzte sich ein für diese Schöpfer und schrieb ihre Romane zu Ehren dieser unbesungenen Helden, die den Motor der Welt drehen.
Unsere Kultur ist übernommen worden von den Plünderern, den Zweiflern, den Perversen, den Nihilisten, den Propagandisten und den Revisionisten, die versuchen den Menschen herunterzuziehen und seine Laster zu glorifizieren, während seine Tugenden ignoriert werden.
Es ist nichts "schmalziges" oder "kindisches" daran, den Menschen als würdige Kreatur zu zeigen. Nachdem wir in den letzten 50 Jahren soviel postmoderne Menschenverachtung gesehen haben, sind die Menschen tatsächlich hungrig nach einem Film, der Menschen als Helden präsentiert und uns eine befriedigendes Happy End gibt. Wenn Sie wirklich sehen wollen, wie der Mensch als Held präsentiert wird, mit all seinen Tugenden und Lastern , dann kaufen Sie sich Toy Story. Dieser Film ist ein Triumph in jedem Sinne. Technisch ambitiös, moralisch ideal und künstlerisch ohne Fehler. Es ist ein Film für Kinder, aber er enthält zeitlose Lektionen für Erwachsene.
Traurig, dass dieses erbaulichste und tugendhafteste Filmdrehbuch der neunziger Jahre nicht durch lebendige Menschen präsentiert wird, sondern durch Spielzeugfiguren, die am Computer erzeugt wurden.
Ich schätze, es wird als zu kitschig angesehen, reale Menschen als moralisch und tugendhaft zu präsentieren dieser Tage. Wir müssen uns von der menschlichen Tugendhaftigkeit dadurch distanzieren, dass wir uns hinter animierten Bildern verstecken.
Michael Duff
Anmerkung: Interessant wäre es, wenn Michael DUff der Frage nachgegangen wäre, ob Perfektion im Leben eines Menschen, ein absolut tugendhaftes Leben nach den Prinzipien des Objektivismus überhaupt möglich ist - in dieser Welt versteht sich, nicht in irgendeiner fiktiven.
Vielleicht ist die "am wenigsten erforschteste" Facette des Objektivismus der Bereich der Ästhetik. Die meisten Menschen sehen Schönheit nicht als so wichtig an, jedenfalls nicht im Vergleich mit all den gewichtigen Themen der Philosophie, Moral und Politik.
Bei all dem Leid und Unrecht auf der Welt, wer interessiert sich da für Bücher und Malerei?
Ayn Rand hatte feste Vorstellungen über die Rolle der Kunst in unserer Gesellschaft, und sie hatte eine spezielle Vision darüber wie Kunst sein sollte. Rand nannte ihre Philosophie der Kunst "Romantischer Realismus".
"Kunst ist eine selektive Wiedererschaffung der Realität entsprechend der metaphysischen Werturteile des Künstlers. Der Zweck der Kunst ist es, die fundamentale Vorstellung des Künstlers über die Existenz zu konkretisieren. Ich bin eine Romantikerin in dem Sinne, dass ich den Menschen als das präsentiere, was er sein sollte. Ich bin eine Realistin in dem Sinne, dass ich ihn in das Diesseits stelle, und auf diese Erde."
Was also bedeutet dies? Und wie nahe kommt unsere gegenwärtige Kultur diesem Ideal? Wie sie vielleicht vermuten, erledigen wir diese Aufgabe nicht besonders gut.
Obwohl Objektivisten keine "Konservativen" im politischen Sinne sind, sind viele der Werte, die wir vertreten, ganz traditionell. Tugenden wie Ehrlichkeit, Integrität, hohe Gesinnung, Mut und Ehre sind nicht "alt" oder "neu", sie sind einfach.
Und wenn wir uns wirklich für den Menschen interessieren, wenn wir wirklich glauben, dass das "menschliche Wesen" etwas Besonderes ist, sollten wir Kunst schaffen, die ihn glorifiziert und emporhebt statt ihn in ein schlechtes Licht zu stellen.
Gleichzeitig fühlen sich Objektivisten der Wahrheit verpflichtet. Sicherlich der persönlichen Wahrheit, aber auch der historischen Wahrheit. Nichts von Wert kann gewonnen werden durch Unwahrheit und keine gute Kunst kann dadurch geschaffen werden, dass die Realität verfälscht wird oder historische Ereignisse vorgetäuscht werden, die nie passiert sind.
Thomas Jefferson war ein großer Mann, und Thomas Jefferson besass Sklaven. Macht diese Sünde all die gute Werke, die er tat, wertlos? Die Dekonstruktionisten und Revisionisten werden Ihnen sagen, dass dies so sei, aber ich sage Ihnen, dass dies nicht stimmt. Wir sollten den Charakter von Thomas Jefferson so beurteilen wie wir jeden anderen Charakter eines Menschen auch beurteilen - durch eine ehrlichen Einschätzung seiner Tugenden und Laster. Eine moralische "Bilanz" von Leistungen und Ideen, die aus ihm machten, was er war.
Ein schwarzer Fleck auf dieser Bilanz "reduziert den Punktestand", sicherlich. Aber er entwertet seine gute Arbeit, seine guten Taten, nicht. Würde es Ihnen gefallen, nach dem schlimmsten Aspekt Ihres Charakters gemessen zu werden, am untersten Punkt Ihres Lebens? Ist es realistisch, einen Menschen für seine Leistungen zu glorifizieren und seine Sünden unter den Teppich zu kehren?
Ich antworte auf beide Fragen mit "Nein". Menschen sind eine Mischung aus Tugenden und Lastern, und wir müssen historische Figuren der gleichen Überprüfung unterziehen wie lebende Menschen.
Was bedeutet dies für den Bereich des Ästhetik?
Es bedeutet, dass ein Charakter realistisch sein sollte, aber doch edel. Fehlerhaft, aber würdig. Gequält, aber ehrlich. Rand ist oft für ihre "unrealistischen" Charaktere kritisiert worden. Aber diese Kritiker begreifen den Zweck ihrer Kunst nicht.
Rand benutzte ihre Romane, um ein Ideal zu illustrieren. Um uns zeigen, wie Menschen mit großen Fähigkeiten und mit einer großen Moral sich verhalten sollten in einer faschistischen Gesellschaft. Um uns den Menschen als heroisches Wesen zu zeigen, und um uns alle zu ermutigen, den Helden in uns selbst zu finden.
Einige Leute hassen wirklich diese Vorstellung vom Menschen, und ich denke, dass Nathaniel Branden den Punkt getroffen hat, WARUM so viele Kritiker so heftig auf Rands Fiktion reagieren: "Eine Menge von Leuten fühlt sich unwohl bei einer heroischen Vision des Lebens, Punkt. Sie fühlen sich unwohl bei einer heroischen Sicht der Dinge. Sie finden es beunruhigend aus allen möglichen Gründen ..."
Wenn wir Kunst betrachten, sollten wir uns selbst fragen: Warum sollten wir den Menschen glorifizieren? Verdient der Mensch Lob? Hat er nicht Tugenden, die sich mit seinen Lastern messen lassen? Mut, der sich mit seiner Feigheit messen läßt? Und wenn wir den Menschen als Tier zeigen, als subhumane Kreatur voller Bösartigkeit und Hass, was erreichen wir mit dieser Vision?
Wir leben heute in einer kranken Kultur. Und die Krankheit unserer Kultur strahlt zurück auf uns durch die populäre Unterhaltung. Unser kulturelles Erbe wurde entführt von den Feinden der Vernunft und der Wahrheit, von Menschen, die glauben, dass der Mensch ein pathetisches Wesen ist, ein brünstiges Tier, tugendhaft gemacht durch den Staat und die Schuld.
Keine Klasse von Menschen ist in der Geschichte mehr verleumdet und geschmäht worden als die der Geschäftsleute, der Industriellen, der Schöpfer und Produzenten von materiellen Dingen. Ayn Rand setzte sich ein für diese Schöpfer und schrieb ihre Romane zu Ehren dieser unbesungenen Helden, die den Motor der Welt drehen.
Unsere Kultur ist übernommen worden von den Plünderern, den Zweiflern, den Perversen, den Nihilisten, den Propagandisten und den Revisionisten, die versuchen den Menschen herunterzuziehen und seine Laster zu glorifizieren, während seine Tugenden ignoriert werden.
Es ist nichts "schmalziges" oder "kindisches" daran, den Menschen als würdige Kreatur zu zeigen. Nachdem wir in den letzten 50 Jahren soviel postmoderne Menschenverachtung gesehen haben, sind die Menschen tatsächlich hungrig nach einem Film, der Menschen als Helden präsentiert und uns eine befriedigendes Happy End gibt. Wenn Sie wirklich sehen wollen, wie der Mensch als Held präsentiert wird, mit all seinen Tugenden und Lastern , dann kaufen Sie sich Toy Story. Dieser Film ist ein Triumph in jedem Sinne. Technisch ambitiös, moralisch ideal und künstlerisch ohne Fehler. Es ist ein Film für Kinder, aber er enthält zeitlose Lektionen für Erwachsene.
Traurig, dass dieses erbaulichste und tugendhafteste Filmdrehbuch der neunziger Jahre nicht durch lebendige Menschen präsentiert wird, sondern durch Spielzeugfiguren, die am Computer erzeugt wurden.
Ich schätze, es wird als zu kitschig angesehen, reale Menschen als moralisch und tugendhaft zu präsentieren dieser Tage. Wir müssen uns von der menschlichen Tugendhaftigkeit dadurch distanzieren, dass wir uns hinter animierten Bildern verstecken.
Michael Duff
Anmerkung: Interessant wäre es, wenn Michael DUff der Frage nachgegangen wäre, ob Perfektion im Leben eines Menschen, ein absolut tugendhaftes Leben nach den Prinzipien des Objektivismus überhaupt möglich ist - in dieser Welt versteht sich, nicht in irgendeiner fiktiven.
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