Samstag, Mai 29, 2004

Johannes Rau über die Pflichten des Staates
Wenn es noch eines Beweises dafür bedurft hätte, dass das Land aufatmen sollte angesichts des Abgangs von Johannes Rau aus dem Amt des Bundespräsidenten, der scheidende Bundespräsident hat ihn selbst geliefert. Am Montag sagte Rau bei einem Treffen mit der Arbeitsgruppe "Bündnis für Theater", dass die Kulturförderung eine staatliche Pflichtaufgabe sein solle. Die bisherige Praxis, wonach Ausgaben für die Kultur freiwillig sind, könne nicht richtig sein. Die Ausgaben von Bund, Ländern und Gemeinden für Theater, Museen Opern und andere kulturelle Einrichtungen könnten nicht als "Subventionen" angesehen werden. Dies sei "Unsinn". Johannes Rau hat hier absolut unakzeptable und gefährliche Forderungen aufgestellt, die eindeutigen Widerspruch erfordern. Sie sind gefährlich, weil sie auf eine Sozialisierung der Kultur hinauslaufen. Außerdem fordert der Bundespräsident in einer Art orwellschem Neusprech, dass wir Subventionen nicht mehr Subventionen nennen dürfen. Wenn der Staat massiv die Kultur finanziell fördert, dann ist es durchaus angemessen, auch darüber zu wachen, welche Inhalte mit diesem Geld der Steuerzahler realisiert werden, denn schließlich soll dem zahlenden Bürger keine "Verschwendung" zugemutet werden. Dies bedeutet allerdings, dass der Staat die Sphäre der Ideen betritt. Immerhin eine Institution, die das Gewaltmonopol innerhalb einer Gesellschaft ausübt. Wenn der Staat sich allerdings anmaßt, Dinge vorzuschreiben, die intellektuelle Inhalte betreffen, dann ist dies der Tod einer freien Gesellschaft. Raus Vorstellungen liegt wohl die Vorstellung zugrunde, dass Kultur so etwas wie ein "natürliches Recht" aller Menschen ist, d. h. ein kostenloses Geschenk der Natur. Es gibt solche kosenlose Geschenke nicht. Entweder wird Kultur durch den privaten Markt produziert oder überhaupt nicht. Es bleibt zu hoffen, dass Raus Nachfolger im Amt ihm nicht nachfolgt in der Propagierung derart gefährlicher Ideen.

Freitag, Mai 28, 2004

Diskussion um Chris Matthew Sciabarra
Barbara Branden hat in einem offenen Brief beleidigende Kritik an dem Geisteswissenschaftler Chris Matthew Sciabarra angeprangert. In Namen von "Gerechtigkeit und Anstand" fordert sie alle Leser auf, sich für Sciabarra einzusetzen. Er sei durch seine Bücher und seine unermüdlichen Anstrengungen dafür verantwortlich, dass die akademische Welt die Philosophie von Ayn Rand schließlich ernst nehmen mußte. Vor allem seit seine sexuelle Orientierung bekannt geworden sei, hätte Sciabarra eine Unmenge an Hass-Mails erhalten. Er sei als "Spinner" verleumdet worden, als "unwissenschaftlich", und von Autoren des Ayn Rand Institute als "Verräter am Objektivismus". Falls es zu solchen Hass-Mails oder beleidigenden Meinungsäußerungen in Internet-Foren gekommen sein sollte, ist dies natürlich bedauerlich und zu verurteilen. Insbesondere wäre es vollkommen unangemessen, Sciabarras Homosexualität gegen ihn auszuspielen. Barbara Brandens Brief hätte es aber gut angestanden, Ross und Reiter auch zu nennen. Sie nennt keine einzige konkrete Meinungsäußerung, etwa aus dem Internet, die als "Hass" oder "Verleumdung" zu qualifizieren ist. Insbesondere wäre es auch interessant zu erfahren, welche Wissenschaftler des Ayn Rand Institute Sciabarra als "Verräter" bezeichnet haben, entweder explizit oder dem Sinne nach. Auf der Website des Ayn Rand Institute wird Sciabarra überhaupt nicht erwähnt. Im Diskussionsforum des Capitalism Magazine findet sich sein Name ebenfalls nicht. Im Objectivism Online Forum wird Sciabarra einige Male erwähnt -negativ muss man anmerken-, allerdings gibt es keine Meinungsäußerung, die irgendwie als Verleumdung durchgehen könnte. Stephen Speicher vertritt hier die Auffassung, dass Sciabarra überhaupt kein Objektivist sei und irgendeine Ähnlichkeit zwischen Ayn Rand und ihrem von Sciabarra gezeichneten Porträt rein zufällig und wissenschaftlich irrelevant sei. Er habe zwar Atlas Shrugged gelesen, aber lesen und verstehen seien nicht identisch. Die meisten Objektivisten dürften wohl so oder so ähnlich über Sciabarra denken. Sciabarra versteht sich übrigens selbst als "libertärer Wissenschaftler", nicht als Objektivist. Barbara Brandens Brief zur Ehrenrettung von Chris Matthew Sciabarra ist nicht überzeugend, weil die Existenz von Beleidigungen zunächst noch kein Beweis für wissenschaftliche Genialität darstellt, und außerdem eine pauschale Schuldzuweisung an angebliche "Dogmatiker" erfolgt, ohne auch nur ein einziges konkretes Beispiel zu nennnen.

Donnerstag, Mai 27, 2004

Todesstrafe und Abtreibung
In einer Umfrage des Objectivism Online Forum hat sich die Mehrheit, 74,07 %, der Teilneher - bis dato 27 - für die Position entschieden, die für eine Entscheidungsfreiheit bei der Frage der Abtreibung und für die Todesstrafe eintritt. 22,22 % waren für die Entscheidungsfreiheit, aber gegen die Todesstrafe. GreedyCapitalist argumentiert -wie ich finde, zutreffend-, dass die konsistente Position für die Entscheidungsfreiheit bei Abtreibungen und für die Todesstrafe ist: "Die korrekte Verbindung zwischen diesen beiden Problemen ist, dass Menschen Rechte haben, weil sie rationale Individuen sind. Weder Fötusse noch Kriminelle können als rationale Individuen behandelt werden, weil sie entweder noch keine Rechte besitzen oder sie verloren haben. Natürlich ist das Ausmaß der Verlustes der Rechte bei Kriminellen diskussionswürdig." Stephen Speicher zitiert in seinem Beitrag aus dem Objectivist Newsletter vom Januar 1963, wo der Autor (Nathaniel Branden!) die Todesstrafe für angemessen und gerecht hält, wo mit großer Sicherheit gesagt werden kann, dass der Täter auch wirklich schuldig ist: "Aber Menschen sind nicht unfehlbar, Geschworene machen Fehler, dass ist das Problem."

Mittwoch, Mai 26, 2004

"Reiner Propagandafilm" von Emmerich
Das amerikanische Cato Institute hat dem deutsche Filmemacher Roland Emmerich vorgeworfen, mit seinem neuesten Streifen The Day After Tommorow einen reinen "Propagandafilm" in die Kinos zu bringen:

Seine Angriffe gegen die Klimapolitik der US-Regierung lägen teils unter der Gürtellinie, erklärte der Umweltexperte des Instituts, Patrick Michaels. «Es gibt tausende Schauspieler, aber es wurde ausgerechnet einer ausgewählt, der wie Dick Cheney aussieht.»

Quelle: news.de

In einem Beitrag für die Zeitung USA Today spricht Michaels von "Lügen", die sich als Wissenschaft verkleideten. Ziel dieser Propaganda sei es, die Politik der USA gegenüber der "globalen Erwärmung" zu verschieben.
Der sprachlosen Grünen
Seltsamer Werbespot der Grünen zur Wahl zum Europäischen Parlament gestern im Fernsehen: In dem Spot wurde kein einziges Wort gesprochen. Mir fiel dazu Leonard Peikoffs Rede A Picture is not an Argument ein. Die Rede liegt mir leider im Wortlaut nicht vor, aber wie der Ayn Rand Bookstore über die Rede berichtet, setzt sich Peikoff dort mit Leuten auseinander, z. B. Abtreibungsgegner und Anti-Kriegs-Aktivisten, die ihre Position nicht durch Worte, sondern durch Bilder begründen. Er nennt diese Methode "epistemologisch invalid" und warnt Vertreter einer rationalen Argumentation zur Begründung ihrer Sache Bilder einzusetzen.
Der irrationale Noam Chomsky
Nicht nur der Konservative David Horowitz, auch der Objektivist Don Watkins hält, gelinde gesagt, nicht besonders viel von Noam Chomsky: "Ich hasse Noam Chomsky. Es scheint so, dass jeder pathetische Möchtegern-College-Radikale, den ich treffe, seine Weltsicht rund um Chomskys Arbeit aufgebaut hat."

Hier eine (englischsprachige) Kritik an Chomskys ökonomischen Ansichten

Mehr von Chomskys Lügen hier

Dienstag, Mai 25, 2004

Leonard Peikoff: Mit seinen Worten
Bei Leonard Peikoff kann man wahrlich sagen, dass der Objektivismus sein Leben verändert hat. Der gebürtige Kanadier Peikoff machte sich als junger Mann nach der Lektüre von Ayn Rands The Fountainhead auf den Weg, um die Autorin dieser Romans persönlich kennen zu lernen. Seine geplante Karriere als Mediziner war damit passe und Peikoff tauchte ein in die Welt der Ayn Rand, in die Welt der Philosophie, die er unter ihrer Leitung studierte. Peikoff gilt heute als ihr "legaler und intellektueller Erbe", wie das Ayn Rand Institute es formuliert. Für 34,95 $ bietet der Ayn Rand Bookstore nun einen Dokumentarfilm (DVD) über das Leben dieses brillianten Intellektuellen an - in seinen eigenen Worten.

Montag, Mai 24, 2004

Empörung über die Empörung
John Tamny hat in einem Artikel für techcentralstation.com der politischen Klasse der USA "Feigheit" angesichts des "Medien-Hype" um Misshandlungen von irakischen Gefangenen gemacht: "Die Kriminellen der Welt haben sicherlich unser schwächstes Glied bemerkt, nämlich unsere Politiker, die vorgeben, uns zu führen." Tamny hat seinen Artikel mit verschiedenen Auszügen aus dem Buch Prisoner of War: Six Years in Hanoi von John M. McGrath garniert, die zeigen was amerikanischen Soldaten in nord-vietnamesischer Kriegsgefangenschaft erdulden mußten. Sie wären sicherlich froh gewesen, "nur" Demütigungen, Schlafentzug und Damenslips ertragen zu müssen. Für sie gab es Elektroschocks, Gummiknüppel und Hunger. Tamny wirft den amerikanischen Politikern -mit einer Ausnahme- vor, Wörter wie "erschreckend" oder "abstoßend" entwertet zu haben, und damit auch "jede moralische Autorität", die sie einst hatten, entwertet zu haben. Die Ausnahme, die Tamny erwähnt, ist der republikanische Senator James Inhofe aus Oklahoma. Über die Gefangenen im Abu-Ghraib-Gefängnis sagt der Senator: "Diese Gefangenen sind dort nicht für Verkehrsdelikte. Wenn sie im Zellenblock 1-A oder 1-B sind, dann sind diese Gefangenen Mörder, Terroristen, Aufständische. Viele von ihnen haben wahrscheinlich amerikanisches Blut an ihren Händen und hier sind wir so besorgt um die Behandlung dieser Indidividuen." In der europäischen Presse sind die Äußerungen von Inhofe auch nicht unbemerkt geblieben, allerdings nur um den Politiker mit entsprechenden Totschlagvokabeln zu attackieren.

Der Der Standard aus Österreich nennt Inhofe einen "rechtslastigen Superpatrioten".

Der Tagesanzeiger aus der Schweiz spricht von einer "peinlichen Kraftmeierei eines politischen Rednecks, doch beileibe kein Einzelfall."

Ein "Redneck" ist laut PONS-Großwörterbuch Englisch ein "weißer Arbeiter aus den amerikanischen Südstaaten, oft mit reaktionären Ansichten". Auf seiner Website nennt dieser "Redneck" als seine politischen Ziele unter anderem ausdrücklich "weniger Staat, weniger Regulierung, niedrigere Steuern, fiskalische Verantwortung und eine starke nationale Verteidigung." Wenn dies in der Tat "reaktionär" sein soll, bekenne ich mich gern dazu. Was der Senator allerdings auch sagte, und was die genannten Presseartikel überhaupt nicht erwähnen, ist, dass amerikanische Soldaten im Irak Dinge getan haben, die bestraft werden sollten.

Sonntag, Mai 23, 2004

Der Ayatollah des anti-amerikanischen Hasses
Der amerikanische Sprachwissenschaftler, Philosoph und Publizist Noam Chomsky erhält heute den Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik der Stadt Oldenburg nach einem einstimmigen Votum der Jury. Der Preis ist mit 10 000 EURO dotiert. Am morgigen Montag gibt es im Audimax der Universität Oldenburg dann im Rahmen einer Podiumsdiskussion noch eine Analyse der weltpolitischen Situation von Chomsky. Man braucht sicherlich nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, wie Chomsky "Analyse" aussehen wird: Amerika ist böse, Bush ist böse, der Kapitalismus ist böse. David Horowitz bezeichnet Chomsky auf frontpagemag.com als "Führer eines säkularen Kults", als "Ayatollah des anti-amerikanischen Hasses". Die Theologie die Chomsky predige, so Horowitz, sei manichäisch, mit Amerika als dem bösen Prinzip. Für Chomsky kann kein Übel das von Amerika übertreffen, und Amerika ist die Ursache des Bösen bei anderen.