Freitag, Mai 28, 2004

Diskussion um Chris Matthew Sciabarra
Barbara Branden hat in einem offenen Brief beleidigende Kritik an dem Geisteswissenschaftler Chris Matthew Sciabarra angeprangert. In Namen von "Gerechtigkeit und Anstand" fordert sie alle Leser auf, sich für Sciabarra einzusetzen. Er sei durch seine Bücher und seine unermüdlichen Anstrengungen dafür verantwortlich, dass die akademische Welt die Philosophie von Ayn Rand schließlich ernst nehmen mußte. Vor allem seit seine sexuelle Orientierung bekannt geworden sei, hätte Sciabarra eine Unmenge an Hass-Mails erhalten. Er sei als "Spinner" verleumdet worden, als "unwissenschaftlich", und von Autoren des Ayn Rand Institute als "Verräter am Objektivismus". Falls es zu solchen Hass-Mails oder beleidigenden Meinungsäußerungen in Internet-Foren gekommen sein sollte, ist dies natürlich bedauerlich und zu verurteilen. Insbesondere wäre es vollkommen unangemessen, Sciabarras Homosexualität gegen ihn auszuspielen. Barbara Brandens Brief hätte es aber gut angestanden, Ross und Reiter auch zu nennen. Sie nennt keine einzige konkrete Meinungsäußerung, etwa aus dem Internet, die als "Hass" oder "Verleumdung" zu qualifizieren ist. Insbesondere wäre es auch interessant zu erfahren, welche Wissenschaftler des Ayn Rand Institute Sciabarra als "Verräter" bezeichnet haben, entweder explizit oder dem Sinne nach. Auf der Website des Ayn Rand Institute wird Sciabarra überhaupt nicht erwähnt. Im Diskussionsforum des Capitalism Magazine findet sich sein Name ebenfalls nicht. Im Objectivism Online Forum wird Sciabarra einige Male erwähnt -negativ muss man anmerken-, allerdings gibt es keine Meinungsäußerung, die irgendwie als Verleumdung durchgehen könnte. Stephen Speicher vertritt hier die Auffassung, dass Sciabarra überhaupt kein Objektivist sei und irgendeine Ähnlichkeit zwischen Ayn Rand und ihrem von Sciabarra gezeichneten Porträt rein zufällig und wissenschaftlich irrelevant sei. Er habe zwar Atlas Shrugged gelesen, aber lesen und verstehen seien nicht identisch. Die meisten Objektivisten dürften wohl so oder so ähnlich über Sciabarra denken. Sciabarra versteht sich übrigens selbst als "libertärer Wissenschaftler", nicht als Objektivist. Barbara Brandens Brief zur Ehrenrettung von Chris Matthew Sciabarra ist nicht überzeugend, weil die Existenz von Beleidigungen zunächst noch kein Beweis für wissenschaftliche Genialität darstellt, und außerdem eine pauschale Schuldzuweisung an angebliche "Dogmatiker" erfolgt, ohne auch nur ein einziges konkretes Beispiel zu nennnen.

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