Samstag, Juni 07, 2003

Der Tod eines Politikers
Sicherlich ist der Tod von Jürgen Möllemann tragisch zu nennen. Aber dies kann keineswegs dazu führen, sich einer allgemeinen Amnesie bei der Bewertung dieses verstorbenen Politikers hinzugeben. Taten und Worte zählen. Der Tod kann daran nichts ändern. Ebenso sollte allen Versuchen eine Absage erteilt werden, durch irgendwelche Schuldzuweisungen die persönliche Verantwortung des Jürgen Möllemann für sein Leben, und offensichtlich auch sein Sterben, zu untergraben. Jürgen W. Möllemann war keine verfolgte Unschuld, die in den Tod getrieben wurde. Er war kein John Galt. Er war kein moralischer Gigant, der weit aus der Masse herausstand. Ganz im Gegenteil. In bösen Zeiten hätte ein Politiker mit den Charaktermerkmalen eines Jürgen Möllemann wirklich böse Dinge anrichten können. Er konnte es nicht tun, weil er ein Kind der Bundesrepublik Deutschland war, eines Systems der begrenzten Macht. So blieb es bei einem begrenzten Schaden. Für Möllemann war, wie es selbst sagte, Politik eine Droge. Es war die Droge, seine persönlichen Launen ausleben zu können. Mit einer großen rhetorischen Begabung sicherlich, aber auch mit ebenso viel Rücksichtslosigkeit und Machthunger. Diese Droge war ihm genommen worden. Noch vor kurzem gab er der nationalistischen Zeitschrift "Nation + Europa" ein Interview. Für jeden Politiker einer etablierten Partei wäre ein derartiges Interview ein politisches Todesurteil gewesen. Bei Möllemann war es nicht mehr von Interesse. Er gehörte schon nicht mehr dazu. Und dies war für ihn wohl nicht zu ertragen.
"Wir wollen als freie Menschen leben"
Außerordentlich bedauerlich ist der Wegfall des 17. Juni, des Jahrestages der Revolte gegen die stalinistische Herrschaft in der damaligen DDR, als Feiertag im vereinigten Deutschland. Die deutsche Geschichte bietet nicht viele derartiger Identifikationspunkte für heldenhaftes freiheitliches Handeln, wie das, was sich vor beinahe 50 Jahre in Berlin und anderen Städten abspielte. Es wäre zu begrüßen, wenn man einen der zahlreichen christlichen Feiertage zugunsten einer Wiedereinführung des 17. Juni aufgeben würde. Dabei ist es wichtig, die Interpretation des 17. Juni als eines Aufstandes für ein besseres Leben in Freiheit zu verteidigen. Keineswegs ist es akzeptabel, wenn die Ereignisse auf ökonomische Interessen streikender Arbeiter reduziert werden. Ebenso abwegig ist es, den zweifellos vorhandenen Patriotismus der Aufständischen ihres Inhalts zu berauben. Es war kein inhaltsloser Patriotismus, kein Wunsch nach nationaler Einheit um jeden Preis, der sie antrieb. Sie wollten freier Bürger einer freien Nation sein. Der 17. Juni ist auch deshalb so bedeutsam, weil er der Welt in so deutlicher Weise vor Augen führte, dass spätestens zu diesem Zeitpunkt die Deutschen mit ihren Werten im Westen angekommen waren.
Die Tageszeitung Tagesspiegel informiert über eine Diskussionsveranstaltung über die unterschiedliche Bewertung der Ereignisse des 17. Juni:
"Die Kurzzusammenfassung des 17. Juni hat man oft gehört: Normerhöhung, Aufstand der Arbeiter, niedergeschlagen durch die sowjetischen Panzer. Dem Historiker Hubertus Knabe, der gerade ein viel beachtetes Buch über den Aufstand vorgelegt hat, ist diese Version aber zu simpel. Seine These: Die Erhebung war umfangreicher als bisher angenommen und sie hätte durchaus erfolgreich verlaufen können. Knabe kritiserte in einer Diskussion mit seinem Kollegen Arnulf Baring ausdrücklich die passive Rolle des Westens."

Mittwoch, Juni 04, 2003

Objektivistische Sites wieder im Netz
Die von Alexander Fürstenberg betreuten Sites objektivismus.de und aynrand.de sind ab sofort wieder verfügbar. Damit steht den am Objektivismus interessierten Zeitgenossen wieder ein großer Fundus an deutschsprachigen Informationen zur Verfügung. Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Sites auch inhaltlich und optisch überarbeitet werden. Eine persönliche Website hat Alexander unter philo-data.de eingerichtet.
Kapitalismus - Das unbekannte Ideal
Richard Herzinger berichtet über den Kongress Worlds of Capitalism in Hamburg: "Der Kapitalismus, das unbekannte Wesen: Unzählige Analysen und Untergangsprohezeiungen sind über ihn ausgegossen worden. Überlebt hat er sie alle. Und nun erfahren wir aus den berufensten Mündern, dass wir über ihn im Grunde recht wenig wissen."
Die Gründe des Irak-Krieges
In der Debatte um die angeblichen oder tatsächlichen Massenvernichtungswaffen des Irak wird ein Strohmann aufgebaut durch die zumindest implizite Behauptung, dass Saddams Massenvernichtungswaffen der einzige Grund des Krieges gewesen sein sollen. Tatsächlich sind diese Waffen nur ein Aspekt bei der Bewertung des Regimes im Irak gewesen und auch wenn keine oder nur geringe Mengen von Massenvernichtungswaffen gefunden würden, kann dies nichts an der moralischen Bewertung des Krieges ändern. James S. Robbins äußert sich auf nationalreview.com zu dem Thema und verweist auf die weiteren Kriegsgründe: "Sicherlich war dies das am meisten diskutierteste Thema. Aber war es der Grund. Nein, und niemand in der Regierung hat je gesagt, dass dies so wäre. Die Begründung für den Regimewechsel war breiter als dieses Thema. Der Stellvertretende Verteidigungsminister Wolfowitz hat drei fundamentale Anliegen hinsichtlich des Irak aufgezählt, nämlich Massenvernichtungswaffen, Verbindung zum Terrorismus und Verbrechen gegen das irakische Volk. Ich will ein weiteres Thema anführen: die Tatsache, dass Saddam ein internationaler Aggressor war. Von diesen vier Begründung sind die letzten beiden nicht kontrovers, weil sie völlig unumstritten waren. Tatsächlich führte ihre Unbestreitbarkeit dazu, dass Anti-Kriegs-Gruppen sie heruntergespielt haben, indem sie gewöhlich sagten, Saddam wäre zwar ein Schlächter, aber dies sei eine Aufgabe des irakischen Volkes, dagegen etwas zu tun, da es ihr Land sei und wir nicht das Recht hätten, uns in innere Angelegenheiten einzumischen. (..) Was die Bilanz von Saddam hinsichtlich von konventioneller internationaler Aggression angeht (gegen Iran, Kuwait und Israel), ist es wert zu erwähnen, dass die "Führung von Angriffskriegen" der Hauptanklagepunkt in Nürnberg war.
(...)
Das läßt die anderen beiden Begründungen für die Invasion übrig. Das Motiv der Massenvernichtungswaffen war und ist gültig - Saddam hat schließlich in der Vergangenheit chemische Waffen eingesetzt und hatte nach Nuklearwaffen gestrebt. Diese Aktivität war die Basis für die UN-Resolutionen, die eine irakische Abrüstung gefordert hatten, für die Waffeninspektionen und alle Ereignisse, die nachher passiert sind.
(...)
Was ist mit den Verbindungen zum Terrorismus? (...) Saddam hatte die Mittel, Motive und Gelegenheiten sich mit dem globalen Terrorismus einzulassen. Wie Wolfowitz bemerkte: "Saddam Hussein war die einzige internationale Figur außer Osam bin Laden, die die Attacken des 11. Sept. gelobt hat." Weiterhin sollte man sich daran erinnern, dass in der frühen Phase der Debatte um eine Irak-Invasion die Massenvernichtungswaffen nicht das zentrale Thema war. Die ursprüngliche Antwort der Anti-Kriegs-Clique war, dass ein Angriff auf den Irak nur legitim wäre, wenn Saddam Hussein in irgendeiner Weise mit den Ereignissen des 11. Sept. in Zusamenhang gebracht werden könnte. Falls ein kooperatives Verhältnis dieser beiden Männer demonstriert werden kann, die beide einen nachhaltigen Hass auf die Vereinigten Staaten hatten, eine Neigung zu Gewalt, wird irgendjemand überrascht sein? Und wenn es Beweise gibt über die angeblichen Treffen zwischen Saddam und hochrangigen Mitglieder von al Kaida, wird sich irgendjemand darüber sorgen, wieviele chemische Sprengköpfe unentdeckt blieben?"

Montag, Juni 02, 2003

Die Steinzeit-Bewegung
Schlagen Sie einfach die Zeitung auf; und schon wird Ihnen die Stimmung von Verfall und Weltuntergang entgegenschlagen. Langfristig ist Philosophie die Kraft, die den Werdegang der Menschheit bestimmt. Und falls Sie sich über Krisen und langsamen Verfall wundern sollten, dann ist genau diese Kraft dafür verantwortlich. Wenn die heutige Situation das Resultat davon ist, dass man bestimmte Philosophien teilweise umgesetzt hat, dann versuchen Sie sich vorzustellen, was passieren würde, wenn man sie vollständig umsetzen würde. Der Weg endet nicht dort, wo Sie befürchten. Das Ende des Weges liegt jenseits Ihrer schlimmsten Träume: in der Steinzeit. Was vertreten diese Philosophien? Warum führen sie zu den genannten Folgen? Sie vertreten
Hass auf die Realität: Die Leugnung der Tatsachen, dass es eine objektive Realität gibt, dass das Identitätsgesetz gilt, dass Naturgesetze gelten, dass das Kausalitätsgesetz gilt.
Hass auf die Natur des Menschen: Die Leugnung der Denkfähigkeit und Entscheidungsfähigkeit des Menschen. Die Leugnung der Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen: Die Behauptung, der Mensch könne nicht richtig wahrnehmen, seine Sinne würden alles verzerren. Damit verbunden ist die Behauptung, es gäbe keine Wahrheit. Leugnung der Bedingungen, die für menschliches Leben notwendig sind: individuelle Freiheitsrechte des Menschen: vom Staat und von anderen Personen in Ruhe gelassen zu werden, sein Eigentum behalten, Verträge frei auszuhandeln und abzuschließen, sein erarbeitetes Einkommen behalten zu können.
Hass auf Werte: Die Behauptung, es gäbe überhaupt keine Werte. Werte seien eine Illusion. Nichts sei von Wert für das menschliche Leben.
Hass auf menschliches Glück: Die Behauptung, persönliches Glück sei überhaupt nicht erstrebenswert; erstrebenswert sei vielmehr die Aufopferung für andere Personen ( und neuerdings nicht einmal mehr für andere Personen, sondern für nichts und wieder nichts, z.B. für eine "schöne" Steinwüste ).
Hass auf das industrielle Zeitalter und die Zivilisation: Die Behauptung, Maschinen seien etwas Schlechtes, sie würden dem Menschen schaden, und er solle stattdessen im Einklang mit der Natur in Wildnis und wohlstandslos leben.

Was bedeutet das in der Realität umgesetzt?
Wenn der Mensch nicht denken, erkennen und entscheiden kann, dann wird gefordert, ihn dementsprechend zu behandeln. Manche, die auch Menschen sind, aber behaupten, irgendwie über allen andern zu stehen, wollen den Rest der Menschheit führen und ihnen vorschreiben, was sie zu tun haben. Individuelle Freiheitsrechte sind dann nicht mehr notwendig; man fordert nur Gehorsam. Weil behauptet wird, Sprache sei eine willkürliche Konvention, die mit der Realität nichts zu tun hat, fühlen sie sich dann frei, den wildesten Unsinn zu verbreiten. Darauf angesprochen, das Behauptete sei nicht richtig, antworten sie: es gäbe weder eine Realität, noch hätte ich die Möglichkeit zu erkennen, ob ihre oder meine Aussage richtig sei, es gäbe keine Wahrheit. Wenn ich dann äußere, daß ich gern in der Zivilisation und in Wohlstand lebe, werden sie sagen, daß ich nicht nur an mich denken und nicht so egoistisch sein soll, sondern nur noch an das, was sie mir vorschreiben, daß ich meinen Wohlstand aufgeben soll, daß es viel besser für mich sei, wenn ich im Einklang mit der Natur in einer Höhle leben würde (wenn sie mir überhaupt das Privileg zugestehen würden, noch Teil der Natur sein zu dürfen). Außerdem gäbe es keine Werte, und somit könne ich auch nicht beanspruchen, Werte behalten zu dürfen. Eines Tages wird man mir dann die Sprache verbieten: wozu Sprache, wenn sie angeblich willkürliche Konvention ist und keine Bedeutung hat. Und schließlich könnte sich ein Teil der Natur durch meine unnatürlichen Laute gestört fühlen. Weiterhin behauptet man, mein Dasein sei einfach schlecht: schließlich stoße ich 24 Stunden am Tag CO2 aus und verursache damit den Treibhauseffekt; ganz zu schweigen von all den anderen Nebeneffekten, die ich der unberührten Natur zufüge. Das heißt, falls ich zu diesem Zeitpunkt noch leben sollte: denn die Abschaffung der Zivilisation und das "Leben" in "unberührter" Natur würde für Millionen von Menschen den sicheren Tod bedeuten. Aber das ist ja schließlich auch das Ziel gewisser Leute.

Noch ist dieses Szenario nicht so weit; aber es geht in diese Richtung und alle Anzeichen deuten in diese Richtung. Sie denken, was ich hier behaupte stimmt nicht ? Fragen Sie jeden beliebigen Studenten der Philosophie, was er auf der Universität über die Realität, den Menschen, Wahrnehmung, Wahrheit, Werte und das industrielle Zeitalter beigebracht bekommt. Oder lesen Sie einfach Zeitung oder sehen Sie Fernsehen.

Das Ziel der Steinzeitbewegung ist die Zerstörung der Zivilisation. Das Mittel für diesen Weg: Leugnung und Mißachtung von Tatsachen und Mißbrauch der Sprache. Lassen Sie sich von vorgeschobenen Behauptungen nicht täuschen. Achten Sie nur darauf, wann Sie für etwas anderes, das für Sie keinen Wert darstellt, einen persönlichen Wert opfern sollen. Wenn das der Fall ist, dann denken Sie einfach an Ihre eigennützigen Interessen und antworten Sie mit: Nein! Wenn das genügend Leute machen, dann hat der Gegner keine Chance.

Sonntag, Juni 01, 2003

EU=EUSSR
Der ehemalige sowjetische Dissident Wladimir Bukowski äußert sich in einem Interview mit Jamie Glazov auf frontpagemag.com über die Europäische Union: "Hier ist nicht der Raum, um in Detail zu erklären, was die EU ist. Es genügt zu sagen, dass ich sie EUSSR nenne, und viele europäische Politiker, die die EU ablehnen, haben meine Wortspielerei aufgegriffen. Ihrem Wesen nach ist die EU noch ein weiterer Versuch der Linken noch einen weiteren sozialistischen Turm zu Babel zu bauen - einen überregulierten, überbürokratisierten Bundesstaat mit einem "Demokratiedefizit" (wie die pro-EU-Politiker die äußerst undemokratische Natur des Monsters nennen.)

Das gesamte Konzept für dieses Projekt wurde von der Sozialistischen Internationale (in Konsultation und Kooperation mit Moskau) Ende der achtziger Jahre erfunden, und wurde von ihnen als "Konvergenz"-Mechanimus angesehen (Erinnern wir uns an Gorbaschows Slogan vom "Gemeinsamen europäische Haus). Also, 15 Jahre später ist die Hälfte dieses Projekts Wirklichkeit geworden (die andere Hälfte -der sowjetische Block- ist zusammengebrochen). Der reale Motor hinter diesem Projekt ist heute die französische-deutsche Allianz (die ist es, die Präsident Bush als "die Achse des Bösen" hätte bezeichnen sollen). Obwohl beide Partner wissen, dass ihre Partnerschaft äußerst unbehaglich ist (die Franzosen als Franzosen glauben, dass sie Europa beherrschen werden, während die Deutschen für alles bezahlen; die Deutschen als Deutsche glauben, dass sie eine neue sozialdemokratische Ordnung im vereinten Europa etablieren werden, und somit den Traum aller deutschen Träumer von Bismarck bis Hitler), wissen sie auch, dass sie zusammenhalten müssen, damit nicht das gesamte Gebäude zusammenbricht."
The War for Civilization
Das TOC (The Objectivist Center) hat eine bemerkenswerte neue Redewendung eingeführt: "The War for Civilization". Anstatt wie alle anderen vom Krieg gegen den Terrorismus zu reden und damit nur zu sagen, wogegen der Westen sein sollte, hat endlich jemand gesagt, wofür der Westen sein sollte und worum es hier eigentlich geht: es geht im Kampf gegen die Barbarei um das Überleben der westlichen Zivilisation ! Das TOC hat zu diesem Thema eine Artikel-Sammlung zusammengestellt.
Viable Values
So heißt das Buch von Tara Smith, in dem sie sich mit Werten und deren Zusammenhang mit dem menschlichen Leben beschäftigt. Wer sich theoretisch damit beschäftigen möchte, warum der Mensch Werte braucht, woher Werte kommen, und was Moral bedeutet, der ist mit diesem Buch gut bedient.
Aus dem Inhaltsverzeichnis (Original auf Englisch):
Kapitel 1: Einführung
Kapitel 2: Warum sollte man moralisch sein ?
Kapitel 3: Intrinsische Werte: eine falsche Grundlage.
Kapitel 4: Die Wurzeln der Moral im Leben.
Leben macht den Begriff Wert möglich.
Leben als Ziel und Maßstab von Werten.
Werte als Grundlage für normative Ethik.
Die Objektivität von Werten.
Kapitel 5: Die Belohnung von Moral
Kapitel 6: Egoismus aus Prinzip
Die Notwendigkeit von Egoismus.
Was Eigeninteresse ist und erfordert.
Implikationen für das Verhältnis zwischen Individuen.
Rationale Interessen bilden keinen Konflikt.

Die vertretenen Themen werden ausführlich beschrieben und mit Beispielen erklärt. Das Buch ist für denjenigen eine Bereicherung, der eine weitergehende theoretische Beschreibung von Ayn Rands ethischen Ideen haben möchte. Eine ausführliche Besprechung des Buches von Tara Smith hat Will Wilkinson für die Website des TOC unter dem Titel What morality is good for? verfasst.