"Wir wollen als freie Menschen leben"
Außerordentlich bedauerlich ist der Wegfall des 17. Juni, des Jahrestages der Revolte gegen die stalinistische Herrschaft in der damaligen DDR, als Feiertag im vereinigten Deutschland. Die deutsche Geschichte bietet nicht viele derartiger Identifikationspunkte für heldenhaftes freiheitliches Handeln, wie das, was sich vor beinahe 50 Jahre in Berlin und anderen Städten abspielte. Es wäre zu begrüßen, wenn man einen der zahlreichen christlichen Feiertage zugunsten einer Wiedereinführung des 17. Juni aufgeben würde. Dabei ist es wichtig, die Interpretation des 17. Juni als eines Aufstandes für ein besseres Leben in Freiheit zu verteidigen. Keineswegs ist es akzeptabel, wenn die Ereignisse auf ökonomische Interessen streikender Arbeiter reduziert werden. Ebenso abwegig ist es, den zweifellos vorhandenen Patriotismus der Aufständischen ihres Inhalts zu berauben. Es war kein inhaltsloser Patriotismus, kein Wunsch nach nationaler Einheit um jeden Preis, der sie antrieb. Sie wollten freier Bürger einer freien Nation sein. Der 17. Juni ist auch deshalb so bedeutsam, weil er der Welt in so deutlicher Weise vor Augen führte, dass spätestens zu diesem Zeitpunkt die Deutschen mit ihren Werten im Westen angekommen waren.
Die Tageszeitung Tagesspiegel informiert über eine Diskussionsveranstaltung über die unterschiedliche Bewertung der Ereignisse des 17. Juni:
"Die Kurzzusammenfassung des 17. Juni hat man oft gehört: Normerhöhung, Aufstand der Arbeiter, niedergeschlagen durch die sowjetischen Panzer. Dem Historiker Hubertus Knabe, der gerade ein viel beachtetes Buch über den Aufstand vorgelegt hat, ist diese Version aber zu simpel. Seine These: Die Erhebung war umfangreicher als bisher angenommen und sie hätte durchaus erfolgreich verlaufen können. Knabe kritiserte in einer Diskussion mit seinem Kollegen Arnulf Baring ausdrücklich die passive Rolle des Westens."
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