Samstag, April 23, 2005

Konferenz

Europäische Objektivistische Konferenz in London
Nach dem Erfolg im Jahr 2004 wird es auch 2005 wieder eine Europäische Objektivistische Konferenz in London geben. Als Termin ist der 9. bis 11. September vorgesehen. Anmeldung über die Website.

Donnerstag, April 21, 2005

Statler&Waldorf

Ahnungslose Statler & Waldorf
Anlässlich der kürzlichen Papstwahl attackiert der Blogg Statler and Waldorf Ayn Rands Atheismus in einer ausgesprochen unpässlichen Weise:

[...] Hier stehen sich zwei Liberalismen gegenüber: Auf der einen Seite der sich seiner Traditionen bewußte, klassische Liberalismus wie ich ihn oben skizziert habe. Auf der anderen Seite [...] die begeisterten und leicht sektiererischen Leser der drittklassigen Romanautorin und viertklassigen Möchtegernphilosophin Ayn Rand, Hausgöttin einer leicht verschrobenen und zufällig größtenteils amerikanischen Truppe von Libertarians, die inzwischen auch in Deutschland missioniert.

Der Unterschied zwischen klassischem Liberalismus und dieser Art von Libertarians ist ganz einfach: Wo klassischer Liberalismus für individuelle Freiheit kämpft und sich darüber freut, wenn aus unterschiedlichen individuellen Entscheidungen gesellschaftliche Vielfalt wird, predigen die Ayn-Rand-Jünger einen klar definierten Lebensstil: Sei egoistisch! Glaube an nichts! Werde reich! Und so weiter.

Für so ein in Pseudophilosophie verpacktes Kasperletheater sind klassische Liberale nicht zu haben. Ihre individuelle Freiheit ist ihnen zu wertvoll, als daß sie sich einen Lebensstil von Mrs. Rand verordnen lassen würden. Und deshalb ist freiwillige und wohlüberlegte Sympathie für Benedikt XVI. von ihnen eher zu erwarten als dogmatischer Atheismus, der von einer schlecht frisierten russischen Emigrantin verordnet wird.

Bravo, ich gratuliere dafür, dass der Autor es tatsächlich geschafft hat die unterste Schublade des Diskussionsniveaus zu erreichen und gleichzeitig noch seine absolute Ahnungslosigkeit zu demonstrieren. Wer sich auch nur halbwegs mit Miss Rand auskennen würde, der hätte ihr niemals das Label “Libertarian” untergeschoben. Ich habe den Eindruck, dass dem Herrn Autor bei Miss Rand insbesondere aufstößt, dass sie eben nicht Toleranz als grundlegenden Wert gepredigt, sondern mit der Beliebigkeit des Liberalismus Schluss gemacht hat. Es ist seltsam, wie sehr manche Menschen sich dadurch persönlich angegriffen fühlen und entsprechend persönlich zurückschlagen ...

Ich verstehe auch nicht, weshalb der Herr Autor derartige Aggressionen gegenüber Objektivisten an den Tag legt und ihnen vorwirft von ihrer Meinungsfreiheit aggressiv Gebrauch zu machen, wo er dies doch selbst mit seinem Eintrag getan hat. Nur weil der Autor ein Faible für die Kirche hat, heißt dass doch noch lange nicht, dass ich (und andere) das tolerieren muss. Im Gegenteil; ich (und andere) habe durchaus das Recht das zu kritisieren und anzugreifen, was ich als grundlegend falsch und amoralisch erachte.

Die Freiheit des Gewissens und der Ansichten bestreitet Miss Rand hierbei auch gar nicht - auf einem politischen Level; d.h. ein Objektivist wird niemals jemanden mit Gewalt zwingen eine bestimmte Weltanschauung anzunehmen oder nicht. Was jedoch das moralische Level angeht, so üben wir Intoleranz gegenüber Meinungen, die in unseren Augen irrational sind. Das mag dem Herrn Autor nicht gefallen, aber er wird sich damit abfinden müssen, denn auch Objektivisten haben das Recht ihren Standpunkt zu vertreten und sich nicht mit Menschen zu assoziieren, die ihnen zuwider sind.

Und im Übrigen gilt noch immer, dass Angriffe auf die Person kein Argument gegen mittels Logik aufgestellte Theoreme sind.

Montag, April 18, 2005

Kulturkampf in Berlin
Die geplante Einführung eines für alle Berliner Schüler verpflichtetenden Faches Werteunterricht hat heftige Reaktionen bei den Kirchen und den bürgerlichen Oppositionsparteien des Landes ausgelöst. Dabei geht es allerdings gar nicht darum, dass der staatliche finanzierte Religionsunterricht, d. h. die religiöse Unterweisung der Schüler in ihrer jeweiligen Religion, abgeschafft werden soll, wie die "kulturkämpferische" Rhetorik vermuten läßt: " Dieser staatlich finanzierte freiwillige Unterricht bleibe unangetastet weiter bestehen", sagte Michael Müller, der Landes- und Fraktionsvorsitzende der Berliner SPD zum Religionsunterricht Selbst die katholische Tagespost muss einräumen, dass es keineswegs um eine Vertreibung des Religionsunterrichts aus den Schulen geht: "Konfessioneller Religionsunterricht wird vom Schuljahr 2006/07, wenn er überhaupt angeboten wird, nur noch am Nachmittag als Wahlfach erteilt." Für einen säkularen Staat wäre allerdings eben dies tatsächlich notwendig, nämlich die völlige Trennung von Religion und Staat, und somit auch die Abschaffung jedweder vom Staat finanzierten religiösen Unterweisung.
Wem gehört die Moral?
In einem schwer erträglichen Deutsch ist der Aufsatz "Wem gehört die Moral" des Philosophen Wolfgang Kersting verfaßt worden, der allerdings recht deutlich wird, wenn er beschreibt, dass es aus seiner Sicht keineswegs möglich, die Moral auf einem rationalen Eigeninteresse zu stützen: "Entweder sprechen wir die Sprache der Moral, entweder empfinden wir moralisch oder wir sprechen die Sprache des Interesses und achten auf unseren Vorteil."