Freitag, Dezember 12, 2003

Bush und Schröder gegen das freie China
Große Empörung haben in den USA Äußerungen von Präsident Bush über eine geplante Volksabstimmung auf Taiwan ausgelöst (Quelle: Hamburger Abendblatt):

In klaren, fast drohenden Worten warnte Bush Taiwans Präsident Chen Shuibian davor, an einem für den 20. März 2004 geplanten Referendum festzuhalten, das vom Mutterland fordern will, dass es seine 496 auf die separatistische Insel gerichteten Raketen abbaut. Der US-Präsident: "Wir sind gegen jede einseitige Entscheidung Chinas oder Taiwans, den Status quo zu ändern." Wenngleich diese Warnung auch Peking mit einschließt, sind sich politische Beobachter einig, dass dies eine Spitze gegen Taiwan war.


Dass Präsident Bush sich in der Taiwan-Frage mittlerweile in großer Nähe zu seinem ansonsten wenig gelittenen deutschen Kollegen Schröder befindet, macht eine Meldung des Handelsblatts deutlich, die über schrödersche Äußerungen über Taiwan während seiner Reise in der Volksrepublik berichtet:

Vor Studenten in Kanton sagte Schröder, er könne Chinas Gefühle und Sorgen wegen der Unabhängigkeitsbestrebungen in Taiwan „gut nachvollziehen“. Doch zeigte sich der Kanzler überzeugt, dass sich „die politische Vernunft“ durchsetzen werde. Deutschland bleibe bei seiner Ein-China-Politik, die eine Anerkennung Taiwans ausschließt. Er teile deshalb den Standpunkt, dass es bei einem einzigen Land China bleiben müsse.

Man muss sich dies einmal vorstellen: Es ist nicht so, dass Taiwan plant, in die Volksrepublik China einzumarschen, sondern die Taiwanesen wollen in einem Referendum fordern, dass
die kommunistische Volksrepublik China sie nicht mit Raketen bedroht. "Und dies repräsentiert eine Art von bösen 'Unilaterismus' für Bush? Lächerlich. Absurd. Heuchlerisch." So News Wire im capitalismmagazine.com

Die Äußerungen von Schröder, der sich nicht geniert, zu verlautbaren, dass er die "Gefühle und Sorgen" von kommunistischen Diktatoren teilt, mögen kaum überraschen, aber dass auch Präsident Bush, der zumindest hin und wieder Ansätze einer konsequenten pro-westlichen Außenpolitik zeigt, zu einer derartigen Appeasement-Politik neigt, ist mehr als enttäuschend.

Donnerstag, Dezember 11, 2003

Kein rationale Anarchie
Am 12. und 13. Dezember wird Prof. David Friedman auf Einladung der Friedrich-Naumann-Stiftung und der Zeitschrift "eigentümlich frei" mehrere Vorträge in Deutschland halten. In diesem Zusammenhang empfehle ich die Lektüre eines Artikels von Michael B. Duff, der die anarcho-kapitalistische Position von Friedman kritisch hinterfragt:
"Ich glaube nicht an eine rationale Anarchie, weil ich nicht glaube, dass wir in einer rationalen Welt leben. Ich glaube nicht, dass Krimininelle rational handelnde Menschen sind. Ich glaube nicht daran, dass man Terroristen bestechen kann oder mit ihnen vernünftig reden kann. Ich glaube, dass 50 % der Welt dumm ist, 25 % faul ist und gut 10 % total verrückt ist, was eine Minderheit von 15 % übrig lässt, die des rationalen Denkens fähig ist. In einer rationalen Welt, nicht gebunden an Sentimentalität und Aberglauben, würden die Europäer und Amerikaner die Bedrohung des islamistischen Terrors anerkennen und extreme Maßnahmen ergreifen, um ihn zu vernichten."
Tatsächlich wäre es sehr interessant, Friedman bei diesen Veranstaltungen über seine Vorstellung zur Lösung des Terrorproblems im Nahen Osten oder noch allgemeiner, des Problems des islamistischen Terrors, zu befragen. Wären die Palästinenser rationale Menschen, würde sie sich wünschen, so zu leben wie die Israelis. Sie würden alles versuchen, um die Lebensart der Israelis zu kopieren. Sie würden erkennen, dass Handel mit Israel weitaus lohnender ist als Terrorismus. Wie würde ein Mann wie Friedman, der an Kosten-Nutzen-Kalkulationen glaubt, bewerten, dass diese Menschen dies offensichtlich nicht tun? Friedmans Theorien wirken auf dem Papier intelligent und durchdacht, wenn man sie aber mit dem Verhalten tatsächlicher Menschen in Beziehung setzt, wirken sie nur noch lächerlich.

Der Aufsatz von Michael B. Duff hier
Auf Messers Schneide (The Edge)
Auf einen actiongeladenen Spielfilm, der einen steinreichen Unternehmer und Bücherwurm, der zudem kein Jüngling mehr ist, zum Helden macht, dürften Kinogänger relativ selten treffen. Der amerikanische Spielfilm "Auf Messers Schneide - Rivalen am Abgrund" aus dem Jahr 1997 (Originaltitel: The Edge) gehört in diese Kategorie. Der Film befindet sich auch auf der Liste der hundert besten Filme von Robert James Bidinotto.


Der Unternehmer Charles Morse (gespielt von Anthony Hopkins) findet sich nach einem Flugzeugabsturz zusammen mit zwei Begleitern plötzlich in der Unwirtlichkeit Alaskas wieder, wo sie zudem bald Bekanntschaft mit einem Grizzly machen müssen, der sich wenig artgerecht verhält und die Männer unbarmherzig verfolgt. Morse zeigt in dieser ungemütlichen Situation seine "Überlegenheit" (so der Originaltitel), weil er, zuerst und vor allem, ein Mann des Geistes ist. Ein Mann, der seinen Verstand einsetzt, um in dieser Hölle zu überleben, wie er im Geschäftsleben seinen Verstand einsetzt, um Reichtum zu schaffen. In Kontrast dazu steht der Charakter von Robert Green (gespielt von Alec Baldwin), der mit Morse zusammen den Flugzeugabsturz überlebt hat, und der versucht, ohne seinen Verstand zu leben. Green ist erfüllt von Neid und Hass auf die Erfolgreichen ... und er ist der Liebhaber der jungen Mrs. Morse.

Vox, 20.15 (Heute)

Montag, Dezember 08, 2003

Die zehn besten Filme für Objektivisten
Robert James Bidinotto macht in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift Navigator den Versuch, die zehn, aus objektivistischer Sicht, besten Filme auszuwählen. Aus der Fülle der in Frage kommenden Filme nimmt Bidinotto allerdings SF-, Kriegs-, und Fantasyfilme, ebenso wie Action-Thriller und Sportfilme aus, denn diese Filme zeigen Helden in einem extremen oder künstlichen Kontext. Für den Rest gelten folgende Maßstäbe: "Um es dann auf meine Top-Ten-Liste zu schaffen, muss ein technisch gekonnter Film einen heroische Sichtweise des menschlichen Potentials unmissverständlich befördern und eine oder mehrere der charakteristischen objektivistischen Prämissen zeigen: Rationalität, Produktivität, intellektuelle Unabhängigkeit, Eigeninteresse und Stolz. Ich gab außerdem Bonuspunkte für pro-kapitalistische Filme, weil die in Hollywood sogar noch seltener auftauchen als verständliche Äußerungen bei Ozzy Osbourne."

Folgende Filme setzte Bidinotto dann auf seine Liste (im Klammern die jeweiligen englischen Originaltitel):

1. Eine Frau für zwei Millionen (Cash McCall - 1960)
Mir fällt kein anderer Film ein, in dem Eigeninteresse, "money-making" und das
kapitalistische System so anziehend und unapologetisch präsentiert werden. Und man findet keine bessere Verkörperung des randianischen heroischen Geschäftsmannes als den jungen James Garner in der Titelrolle. Es gibt dort eine verblüffende moralische Reinheit und Unschuld an Cash McCall, und für zwei Stunden können Sie erfahren, wie man in einer objektivistischen Welt leben würde.


2. Ein Mann für jede Jahreszeit (A Man for All Seasons - 1966)
Dieser Film ist die unvergessliche Geschichte eines brillianten, unabhängigen Mannes mit Prinzipien, der nicht von der Stelle weicht, trotz eines enormen sozialen und politischen Drucks.

3. Apollo 13 (Apollo 13 - 1995)
Der eigentliche Held des Films, der jede Szene erhellt, ist die Rationalität. Es ist eine Tugend, die jedes Besatzungsmitglied der Apollo 13 und jedes Mitglied des NASA-Teams zeigt, das verzweifelt versucht, die Männer im Weltraum zu retten. Die Produktion ist makellos, das Drehbuch und das Tempo sind fesselnd, und das Ende ist ein heroischer Triumph des menschlichen Ideenreichtums über das Unglück.

4. October Sky - Eine wahre Geschichte (October Sky - 1999)
Jedes Kind sollte diesen Film gesehen haben. October Sky ist eine wahre Geschichte über den jungen Homer Hickam, einen intelligenten und empfindsamen Jungen, der in Armut und Hoffnungslosigkeit in einer Kohlestadt in West-Virginia lebt, und über sein heroisches Streben, Raketenwissenschaftler zu werden, gegen alle Widerstände.

5. Ninotschka (Ninotchka - 1939)
Ninotschka ist eine entzückende romantische Komödie mit Greta Garbo, die eine verbissene Sowjetagentin spielt, die drei russische Handelsbeauftragte überprüfen soll, die in Paris vom guten Leben verführt wurden.

6. Licht im Dunkel (The Miracle Worker - 1962)
Dies war einer der Lieblingsfilme von Rand, und es ist leicht zu sehen warum. Rand lobte ihn als epistemologischen Film, der den menschlichen Prozess der Aufstiegs über das tierische Niveau durch die Bildung von Begriffen und das eigenständige Denken dramatisiert.

7. Wer den Wind sät (Inherit the Wind - 1960)
Spencer Tracy spielt einen berühmten Strafverteidiger, der einen Lehrer vor Gericht vertritt, der Darwins Theorie der Evolution in einer kleinen Stadt gelehrt hatte, die vom religiösen Fundamentalismus beherrscht wird. Tracy argumentiert deutlich und eloquent für Vernunft und Wissenschaft, gegen die Mächte des blinden Glaubens und Aberglaubens. Es ist eine anschauliche Dramatisierung des Zusammenpralls von grundlegenden Prämissen, außer dass in Tracys Charakter Agnostizismus und Skeptizismus seine ansonsten leidenschaftliche Verteidigung der Vernunft unterhöhlen, besonders am Schluss.

8. Der Flug des Phönix (The Flight of the Phoenix - 1965)
Weniger explizit philosophisch, aber eine mitreißende Konkretisierung der Macht der Rationalität.

9. Menschenraub (Ransom! - 1956)
Ein beinahe unerträglich spannendes Drama über einen erfolgreichen Geschäftsmann, dessen unnachgiebige Unabhängigkeit brutal auf die Probe gestellt wird.

10. 12 Uhr mittags (High Noon - 1952)
High Noon ist der klassische Gary-Cooper-Western über einen Sheriff, der zurückkehrt, um vier bösartigen Killern entgegenzutreten, während seine Braut, seine besten Freunde und die Bürger der Stadt in Furcht erstarren und ihn im Stich lassen.


Eine Liste mit hundert Filmen nach Kategorien geordnet gibt es hier


Egoismus erklärt
Egoismus ist die Art von Moralität, wo Ihre Ziele "das Gute" sind. Das Gegenteil von Egoismus ist Altruismus, wo das Opfer "das Gute" ist. Der Egoismus an sich spezifiziert noch nicht, welche Art von Zielen die Moralität erstreben sollte, nur dass Sie der Nutznießer sein sollten. Zwei Varianten von Egoismus lassen sich unterscheiden: der Hedonismus, wo das sofortige Vergnügen das Ziel ist, und der rationale Egoismus, wo die Förderung Ihres ganzes Lebens das Ziel ist.
Nietzsches Philosophie war auch eine Art Egoismus. Er sagte, dass der Starke den Schwachen unterwerfen sollte. Dies ist kein rationaler Egoismus, denn -wie Ayn Rand darlegte- es gibt keinen Interessenkonflikt zwischen rationalen Menschen. Deshalb ist es nicht wirklich im Interesse des Starken, den Schwachen zu unterwerfen.

Quelle: importanceofphilosophy.com

Sonntag, Dezember 07, 2003

Chocolat oder Toy Story?
Wer den heutigen Abend vor dem Fernseher verbringen möchte, kann sich zwischen zwei Filmen entscheiden, für die sich zwei mehr oder weniger bekannte Objektivisten wirklich begeistern können. Das ZDF bringt um 20.15 Uhr die Premiere von Chocolat, über den Leonard Peikoff sagt: "Dies ist der beste Film, den ich in den letzten Jahrzehnten gesehen habe!" Die Begründung von Peikoff steht mir leider nicht zur Verfügung, aber nach dem ich Chocolat bereits auf Video gesehen habe, kann ich diesem Urteil nicht zustimmen. Die junge Vianne, die als unverheiratete Mutter mit roten Schuhen in ein konservativer französisches Dorf des Jahres 1959 einzieht, möchte dort -warum muss es ausgerechnet dieses Kaff sein, wo die Geschäftsaussichten in Paris doch ungleich besser wären, möchte man fragen- eine Chocolaterie eröffnen, und eckt natürlich an, aber, so muss man hinzufügen, sie wird keineswegs Opfer von Gewalt und Schikanen -man läßt sie ihr Geschäft eröffnen-, und der katholische Bürgermeister, Viannes Gegenspieler, ist keineswegs ein religiöser Fanatiker, der der Vernunft nicht zugänglich wäre. Mein Urteil: eine eher fade Schokolade.
Zeitgleich läuft auf RTL allerdings Toy Story, ein computeranimierter Trickfilm, den Michael Duff fantastisch findet, wenn er es auch bedauert, dass dieser Film keine realen Personen zeigt: "Dieser Film ist ein Triumph in jedem Sinn des Wortes. Technisch ambitiös, moralisch ideal und künstlerisch ohne Makel. Es ist ein Film für Kinder, aber er enthält zeitlose Lektionen für Erwachsene." Wem das immer noch nicht genügt: Pro 7 zeigt ebenfalls um 20.15 Uhr Traffic - Die Macht des Kartells.