Im Freiheitsforum gab es im Jahr 2004 eine Diskussion unter der Überschrift "Freier Wille". Ich schätze dieses Forum zwar nicht besonders, aber da sich auch Sascha an der Diskussion beteiligt hat, gibt es in diesem Fall durch einen Erkenntnisgewinn. Man lese also besonders die Stellungnahmen von MyandMyself:
Ein Begriff ist kein Wunschdenken; der Stuhl existiert nicht, weil ich mir in meinem Kopf den Begriff Stuhl ausgedacht habe und mir wünsche, dass er existiert. Der Stuhl ist da, und deshalb kann ich mir einen Begriff von ihm bilden. Begriffe spiegeln, sofern korrekt geformt, natürlich die Realität wieder, sie sind Instrument des Erkenntnisgewinns.
Die Begriffsbildung verläuft, verkürzt beschrieben, laut Rand auf folgende Weise ab:
Wie beobachten die existierenden Dinge, ihre Ähnlichkeiten und Unterschiede. Wir finden eine Gruppe von Gegenständen, die im Gegensatz zu anderen Gegenständen ausserhalb dieser Gruppe alle Ähnlichkeiten aufweisen. Wir isolieren diese Gruppe von Gegenständen mittels ihrer Unterschiede von allen anderen Gegenständen, um sie dann anschließend zu einem Begriff zusammenzufassen, indem wir ihre Meßgrößen (z.B. Länge, Höhe) weglassen. Dazu kommt dann noch die Definition, die die nicht die Aufgabe hat, den Gegenstand vollkommen mit allen seinen Charakteristika zu beschreiben, sondern lediglich das Charakteristika zu nennen, dass diesen Gegenstand am effektivsten von allen anderen Gegenständen unterscheidet.
Für das Beispiel 'Tisch' sähe das so aus: Der Tisch könne z.B. definiert sein als eine Fläche mit i.d.R. vier Abstützungen, die dazu bestimmt ist, kleinere Objekte auf ihr abzustellen. Die Meßgrößen sind in dieser Definition weggelassen, denn es gibt ja unterschiedliche Arten von Tischen, mit unterschiedlichen Längen der Tischplatten und einer unterschiedlichen Höhe der Tischbeine. Es spielt keine Rolle, ob der Tisch einen halben Meter oder zwei Meter hoch ist, solange die obige Definition zutrifft, kann jeder ihn als Tisch erkennen.
Auf diese Art grob gesagt bilden sich aus unseren empirischen Beobachtung Primärlevelbegriffe, die wir wiederum zu sekundär-, tertiär- usw.-Begriffen zusammenfassen können. Das, und vor allem dieser letzte Abschnitt, ist natürlich sehr vereinfacht.
Für eine breitere Auffächerung und viele andere interessante Aspekte des Begriffsbildungsprozesses empfehle ich Ayn Rand's "Introduction to Objectivist Epistemology".
Wozu brauchen wir Begriffe? Um Wissen leichter speichern zu können und dieses gespeicherte Wissen mit anderen Menschen auszutauschen (über Sprache).
Natürlich ist der Begriff Ausdruck von empirisch erfassbaren Erfahrungen, von Beobachtungen, die wir machen (egal ob das nun aus der Ferne ist oder aus der direkten Nutzung des verbegrifflichten Gegenstandes). Aber etwas anderes sagt Rand auch nicht, und diese Aussage kann man quasi problemlos auf Primärlevelbegriffe anwenden. Etwas komplexer wird es natürlich bereits, wenn man in der Hierarchie der Begriffe zu den weitaus abstrakteren kommt, die sich eben nicht auf konkrete Gegenstände, sondern auf weitere Begriffe (und die unter ihnen wiederum zusammengefassten Begriffe und schließlich Gegenstände) beziehen.