Samstag, Dezember 10, 2005

Diskussion um "Fact and Value"
An dieser Stelle wieder einmal ein kurzer Lesehinweis: Trey Givens, der sich ausdrücklich nicht als Experte in Sachen Objektivismus sieht, hat zum ersten Mal Leonard Peikoffs Text "Fact and Value" gelesen und dazu einige Anmerkungen auf seinen Blog gestellt. Diana Hsieh hat zu Treys Äußerungen auch einige lesenswerte Anmerkungen gemacht. Interessant auch im Kommentarbereich einige Äußerungen von Don Watkins zu Kant, der das Moralgesetz ("Das Moralgesetz als kategorischer Imperativ gilt unbedingt und unabhängig von den jeweiligen Wünschen und Bedürfnissen des Handelnden ..." siehe hausarbeiten.de)
nicht aus den Erfordernissen des Lebens ableitete, sondern aus einer anderen Dimension, was in der Praxis durchaus böse Folgen hat, da eine solche Dimension überhaupt nicht existiert.
Mythos "sozialer Volksaufstand"
In einem internen Bericht hat die französische Zentraldirektion des Verfassungsschutzes (DCRG) als
Hauptmotiv für die wochenlangen Unruhen in vielen französischen Städten die "enorme Verzweifelung" und den "totalen Vertrauensverlust der Jugendlichen gegenüber den Institutionen der Republik" ausgemacht. Diese Analyse wirkt so, als hätte sie das, was die Gewalttäter über ihre Taten und Motive verbreiten, einfach in Worte gefaßt, ohne sie weiter zu hinterfragen. Insbesondere hätten den Verfassern auffallen müssen, dass etwa Asiaten oder Franzosen asiatischer Abstammung unter den Gewalttätern nicht zu finden waren, auch wenn sie in den "sensiblen" Vororten lebten. Eine ganz andere Interpretation der Ereignisse in Frankreich liefert der französische Philosoph Alain Finkielkraut, der der israelischen Zeitung Ha'aretz ein Interview gegeben hat (siehe dazu auch die Jersulam Post), das jetzt die Zeitung DIE WELT auf Deutsch veröffentlicht hat. Finkielkraut sieht einen "klaren ethnisch-religiösen Charakter" bei den Unruhen, wobei dieser Ausdruck mir nicht deutlich genug die tatsächliche Substanz der Thesen von Finkielkraut widerspiegelt, denn selbstverständlich liegt den Araber der Islamismus nicht im Blut, ebensowenig den Deutschen der Obrigkeitsstaat oder den Amerikanern die Freiheit, was der Philosoph aber auch nicht behauptet. Hier einige Auszüge aus dem sehr lesenswerten Interview:

"In Frankreich verbucht man diese Unruhen nur unter ihrem sozialen Aspekt und begreift sie als ein Aufbegehren der Jugendlichen aus den Vorstädten gegen ihre Lage, gegen die Diskriminierung, gegen die Arbeitslosigkeit. Das Problem aber ist, daß die meisten dieser Jugendlichen moslemische Schwarze und Araber sind. Sehen Sie, in Frankreich gibt es auch noch andere Einwanderer, deren Lage schwierig ist - Chinesen, Vietnamesen, Portugiesen -, aber die nehmen an den Ausschreitungen nicht teil. Deshalb besitzt diese Revolte einen klaren ethnisch-religiösen Charakter. Was ist der Ursprung dieser Revolte? Ist sie die Antwort der Araber und Schwarzen auf den Rassismus, dessen Opfer sie sind? Ich glaube das nicht, weil dieser Gewalt sehr beunruhigende Vorboten vorausgingen, die man nicht auf eine Reaktion auf den französischen Rassismus allein reduzieren kann.
(...)
Die Unruhen als Reaktion auf den französischen Rassismus anzusehen, würde bedeuten, vor einem weiter verbreiteten Haß die Augen zu verschließen: dem Haß gegen den Westen.
(...)
Stellen Sie sich nur mal vor, diese Leute wären Weiße gewesen, wie in Rostock in Deutschland. Sofort hätte jeder gesagt: 'Faschismus wird nicht toleriert.' Aber wenn ein Araber eine Schule ansteckt, ist es eine Rebellion. Wenn ein Weißer das tut, ist es Faschismus. Ich bin 'farbenblind'. Schlechte Taten sind schlechte Taten, egal welche Hautfarbe dahinter steht. Und für den Juden, der ich nun mal bin, sind diese Untaten inakzeptabel."

Dienstag, Dezember 06, 2005

Ayn-Rand-Schmähung von rechts
Das konservative Magazin Commentary Magazine veröffentlichte in seiner September-Ausgabe den Aufsatz "Who Needs Ayn Rand?" von Algis Valiunas. In der aktuellen Ausgabe druckt die Zeitschrift einige Leserbriefe (gehe auf "18 von 23") ab -unter anderem von Peter Schwartz, Onkar Ghate und Edwin A. Locke-, die Valiunas Interpretation der Philosophin und Erfolgsautorin zurückweisen. Valiunas scheint sich bei seiner Kritik vor allem auf Barbara Brandens Buch The Passion of Ayn Rand zu stützen. Er kritisiert Rands "grenzenlosen Glauben an die Vernunft" und beklagt, dass es "in ihrer Welt keine Mysterien" gebe. Tatsächlich verwarf Rand alle Formen des Mystizismus und und sie "glaubte" keineswegs an die Vernunft wie die Christen an die Wiederauferstehung glauben, sondern erkannte die herausragende Stellung der Vernunft aufgrund von Fakten an.

Die Bilanz

Die November-Bilanz
Dieser Blog hatte im November 1 300 Besucher, das Kapitalismus-Magazin 2 377. Von den vorgestellten Büchern wurden Ayn Rand Answers, Ominous Parallels und The Capitalist Manifesto am häufigsten angeklickt.

Montag, Dezember 05, 2005

America divided?
Wer sich die politische Landkarte Amerkas auf der Ebene der Bundesstaaten vor Augen führt, könnte zu der Annahme kommen, dass Amerika politisch tief gespalten ist. Selbst wenn dies der Fall wäre, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass Amerika auch kulturell entsprechend dieser politischen Grenzlinien gespalten ist. Niall Ferguson kommt in einem Beitrag für DIE WELT zu dem Ergebnis, dass Amerika kulturell erstaunlich homogen sei. Er verweist zur Untermauerung dieser These auf das Buch Culture War: The Myth of a Polarized America von Morris Fiorina, Sams Abrams und Jeremy Pope: "Insgesamt wirken die Ansichten der amerikanischen Bürgerschaft gemäßigt, nuanciert, ambivalent ... und nicht extrem, polarisisiert und dogmatisch." Das Auffällige an diesem Zitat ist die Verwendung von vernebelnden Anti-Begriffen zur Beschreibung der amerikanischen Mainstream-Kultur. Aber welche Inhalte verbergen sich hinter diesen Begriffen wirklich? Wie religiös oder säkular sind die Amerikaner? Sind sie altruistisch oder egoistisch? Wäre extrem "rational-aufgeklärt" nicht etwas völlig anderes als extrem "religiös"? Das pure Erkenntnis von Homogenität besagt leider nicht, welche Werte diese Homogenität definieren. Möglicherweise gibt das Buch der genannten Autoren doch ein wenig darüber Auskunft, wie die Amerikaner wirklich denken. Niall Fergusons Essay tut dies leider nicht.