Samstag, Mai 15, 2004

Pearl Harbor: Keine Verschwörung Roosevelts
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 19. April beschäftigte sich Peter Herde mit Robert B. Stinnetts Wälzer Pearl Harbor. Wie die amerikanisches Regierung den Angriff provozierte und 2 476 ihrer Bürger sterben ließ und gießt dabei viel Wasser in den geschichtsrevisionistischen Wein, wie es die Junge Freiheit formuliert. Nach der Auffassung von Stinnett und anderer Verschwörungstheoretiker soll der amerikanische Präsident Roosevelt den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 nicht nur provoziert haben, sondern soll den exakten Zeitpunkt des Angriffs gewußt und diesen der Marineführung auf Hawai verheimlicht haben. Ähnliche Auffassungen hatten auch Philipp Egert und Gerard Radnitzky in der Zeitschrift ef-magazin vom September 2001 vertreten. In der redaktionellen Vorbemerkung dieses Aufsatz wird behauptet, dass es sich um eine "empörende, beinahe unglaubliche Geschichte" handelt, einen "Tatsachenbericht".

Egert/Radnitzky stützen sich ihrer Argumentation weitgehend auf das Buch von Stinnett, das sie am Schluss des Artikels auch als einzigen Literaturtipp benennen. Peter Herde zeigt sich überrascht von der Übersetzung des Buches von Stinnett ins Deutsche, denn P. H. Jacobsen und David Kahn, den Herde als den wohl besten Kenner der Materie bezeichnet, hatten Stinnetts Buch "mit ziemlich vernichtenden Rezensionen" bedacht. Allerdings sagt eine mögliche wissenschaftliche Wertlosigkeit eines Buches natürlich noch nichts darüber aus, ob ein Verlag nicht eventuell einen Profit mit einer Veröffentlichung erzielen kann, und Verschwörungstheorien, speziell mit einem negativen Bezug zu Amerika, lassen sich sicherlich im deutschsprachigen Raum gut vermarkten. Vergleicht man den Text von Herde mit dem von Eger/Radnitzky stößt man unter anderem auf einen Captain Arthur H. McCollum. Bereits bei der Funktionsbezeichnung dieses Regierungsmitarbeiters gibt es Differenzen: Eger/Radnitzky bezeichnen ihn als "Leiter der Marine-Nachrichtenaufklärung Fern-Ost", wohingegen ihn Herde als "Fernostexperten des Office of Naval Intelligence" bezeichnet. Für Eger/Radnitzky "schrieb McCollum ein Memorandum, das er am 7. Oktober dem amerikanischen Präsidenten vorlegte." Herde hingegen vermerkt über das McCollum Memorandum: "Laut Stinnett folgte Roosevelt in seiner Japan-Politik dem Memorandum des Captain McCollum -Fernostexperte des Office of Naval Intelligence- vom 7. Oktober 1940. Dieser riet nach einer langen und nicht sehr tiefgehenden Analsye der internationalen Lage dem Direktor seines Amtes, die Vereinigten Staaten sollten 'sofortige und aggressive Handlungen gegen Japan' einleiten. Stinnett muß selbst zugeben, daß er keinerlei Beweise dafür hat, daß dieses Schriftstück eines mittleren Chargen jemals dem Präsidenten vorgelegt wurde, was denn auch höchst unwahrscheinlich ist." Eger/Radnitzky unterschlagen in diesem Zusammenhang also die nicht unwesentliche Tatsache, dass Stinnett selbst zugibt, dass er keinen Beweis dafür hat, dass Roosevelt dieses Memorandum überhaupt gelesen hat. Zentraler Ansatzpunkt für die Anhänger einer Verschwörungstheorie um Pearl Harbor ist die Möglichkeit der Amerikaner, Funksprüche der Japaner betreffend des bevorstehenden Angriffes abehört und auch dechiffriert zu haben. Für Eger/Radnitzky hat Stinnett dies bewiesen: "Stinnett weist nach, dass die USA sich weit darüber hinaus gehende Einsichten verschaffen konnten und vor allem auch der sogenannte '5 num Code' der japanischen Marine gebrochen wurde. Die amerikanische Regierung und ihre Streitkräfte waren so in der Lage, seit Oktober 1940 die Absichten der japanischen Regierung sowie ihrer Seestreitkräfte mitzuverfolgen, soweit sich dies aus ihrer Funktätigkeit ergab."
Dies widerspricht der allgemeinen Meinung, dass die Amerikaner den Code JN-25 in den verschiedenen Varianten vor dem japanischen Angriff nicht gebrochen hätten. Herde schreibt über den angeblichen Nachweis des Bruches: "Stinnett dagegen behauptet ohne jeden Beweis, Amerikaner und Briten hätten bereits 1941 JN-25 in den verschiedenen Varianten gebrochen." Stinnett hat in seinem Buch auch den Angriffsbefehl "Besteigt den Berg Niitaka am 8.12" abgedruckt, mit den Dechiffrier-Vermerken "JN-25 B" und der "Navy Translation 10/14/1945", behauptet aber "entgegen aller gegenteiliger japanischer" Aussagen, dass der Funkspruch nicht verschlüsselt gewesen sei. Stinnett unterstellt einfach, dass zehntausende von Funksprüchen, die 1945 und 1946 dechiffriert wurden, gefälschte Dechiffrier- und Übersetzungsvermerke enthielten.

Herdes Gesamteinschätzung des Buches lautet: "Insgesamt leidet die Darstellung weitgehend am Fehler der politischen Perspektive, an belanglosen Abschweifungen, Widersprüchen, Wiederholungen und zahlreichen Fehlern, so daß Stinnetts Versuch als mißglückt bezeichnet werden muß, eine große Verschwörung des amerikanischen Präsidenten nachzuweisen, der die Pazifikflotte und über 2000 Gefallene geopfert haben soll, um sein Land in den Krieg gegen Japan und Deutschland zu führen." Auch weist Herde darauf hin, dass das amerikanische Nicht-Wissen durchaus Vorteile gehabt hätte: Hätten die Amerikaner vom Vorhaben der Japaner gewußt, wäre die Flotte ausgelaufen und angesichts der Überlegenheit der japanischen Flugzeugträger im offenen Meer versenkt worden und nicht im seichten Hafen um Ford Island - wo die meisten der Schiffe gehoben und später repariert werden konnten. Auch die Zahl der amerikanischen Gefallenen wäre bei dieser Variante erheblich höher gewesen.

Freitag, Mai 14, 2004

Nur verdiente Belohnungen machen wirklich glücklich
Das menschliche Gehirn reagiert viel stärker auf eine lang ersehnte Belohnung als auf ein unerwartetes Geschenk. Wird gezielt auf eine Belohnung hingearbeitet, dann reagiert eine bestimmte Hirnregion namens Striatum besonders heftig. Das fanden Verhaltenswissenschaftler an der Emory-Universität in Atlanta (USA) unter Leitung von Caroline F. Zink heraus. Sie veröffentlichen ihre Erkenntnisse in der Fachzeitschrift Neuron (Bd. 42, S. 519).
Zink verdeutlicht die unterschiedliche Bedeutung von Belohnungen für das Gehirn anhand eines Lottogewinns. Dieser erfreue den Gewinner zwar kurzfristig, jedoch sei es für das Gehirn weitaus bedeutsamer und befriedigender, wenn das Geld durch eigene Arbeit verdient werde.


Quelle: wissenschaft.de
Die Philosophie des Todes
Robert W. Tracinski äußert in seinem Informationsbrief TIA Daily die Auffassung, dass die Verbrecher, die den Amerikaner Nick Berg enthaupteten, diese Tat nicht als "Reaktion" auf irgendein Verhalten von Amerikanern im Irak begingen: "Dieser Mord ist vielmehr die Essenz ihrer Philosophie."

Donnerstag, Mai 13, 2004

Neue Bücher
Ich habe folgende Bücher meiner Bücherliste hinzugefügt: 1. Samuel Huntington: Kampf der Kulturen 2. Tibor Machan: The Passion for Liberty 3. Steven Pinker: Wie das Denken im Kopf entsteht 4. Steven Pinker: Das unbeschriebene Blatt. Über Tibor Machans The Passion for Liberty hat Lindsay Perigo für solohq.com eine Reszension verfaßt ("Magnificent Machan"). Perigo zitiert auch Machans Bemerkung zum Thema Abtreibung, wo dieser erst mit der vollen Entwicklung des cerebralen Kortex (Großhirnrinde), also ungefähr mit der 24. Schwangerschaftswoche, von einem menschlichen Wesen sprechen möchte. Dementsprechend möchte Machan die Entscheidungsfreiheit der Frau bis zur 24. Woche im Gesetz verankert sehen, die "Pro-Life-Position" soll danach gelten. Machans Position dürfte für Abtreibungsgegner kaum akzeptabel sein, denn die Masse aller Abtreibungen wird innerhalb der von Machan aufgezeigten Grenzen durchgeführt. Aber auch aus objektivistischer Position wirft die dargelegte Position Fragen auf. Auch nach der vollen Ausbildung des cerebralen Kortex befindet sich das Ungeborene immer noch innerhalb des Körpers eines anderen Menschen und in Abhängigkeit von diesem. Wenn Tibor Machan den Beginn der Individualrechte so definiert, wie er es tut, gibt es einem Teil einer Person ein individuelles Recht, obwohl dieser Teil im wahrsten Sinne des Wortes noch gar nicht "individuell" ist.

Mittwoch, Mai 12, 2004

Neues vom Ayn Rand Institute
Wer immer außerhalb der USA eine objektivistische Organisation gründen möchte oder die Ideen des Objektivismus fördern möchte, sollte sich keine Unterstützung vom amerikanischen Ayn Rand Institute (ARI) erwarten, denn das Institut bleibt auf die USA fokussiert und unternimmt keine "substanziellen Anstrengungen" zur Unterstützung des Objektivismus außerhalb Nord-Amerikas. Der primäre Grund dafür, so Dr. Yaron Brook, der Executive Director des ARI, in einer Online-Diskussion, seien die fehlenden Ressourcen. Es spielen aber auch fehlende Kontrollmöglichkeiten bei Organisationen außerhalb Amerikas eine Rolle, so Brook in Beantwortung einer anderen Frage. Angesichts der Bedeutung der "Reinheit der philosophischen Botschaft" sei eine Kontrolle der Botschaft einer verbundenen Organisation unerläßlich. In dieser Fragerunde fällt allerdings auch auf, dass Brook Dogmatismus bei der Propagierung von Ideen für fehlerhaft hält, wo doch dem ARI genau dies immer nachgesagt wird. Das Budget des ARI beläuft sich derzeit auf ungefähr 4,5 Mill. Dollar, was im Vergleich zu früheren Jahren erheblich ist, aber angesichts der Größe der Mission doch eher gering, wie Yaron Brook bedauernd feststellt. Bei dem Einsatz der Mittel des ARI spielen Aufsatzwettbewerbe eine wichtige Rolle zur Förderung der Ideen des Objektivismus. In diesem Jahr hat das Institut 14 000 Aufsätze von Schülern im Rahmen des Wettbewerbs erhalten. Insgesamt wurden 50 000 Exemplare von The Fountainhead und Anthem an insgesamt über 1 000 Lehrer ausgeliefert. Und dies soll noch keineswegs das Ende der Fahnenstange darstellen. Für Personen die schon etwas intensiver mit dem Objektivismus und Ayn Rand beschäftigt haben, sind die Kurse des Objectivist Academic Center (OAC) gedacht. Hier sollen zukünftige objektivistische Intellektuelle mit der Philosophie des Objektivismus durch ein vierjähriges Studium näher vertraut gemacht werden. Bewerber müssen allerdings unter anderem ein Aufnahmeexamen bestehen. Dort werden Kenntnisse aus folgenden Büchern erwartet: The Fountainhead, Atlas Shrugged, The Virtue of Selfishness und Capitalism: The Unknown Ideal. Ausländische Studenten können sich selbstverständlich auch für das OAC bewerben. (Nähere Informationen siehe hier) "Formale Programme" zum Studium des Objektivimus werden mittlerweile an der University of Texas, an der University of Pittsburgh und an der Ashland University angeboten. Rands Werke werden auch kontinuierlich in eine Vielzahl von Sprachen übersetzt. Allerdings weist Yaron Brook daraufhin, dass die meisten dieser Übersetzungen sich nicht gut verkaufen. Dies ganz im Gegensatz zu den USA, wo der Verkauf der Bücher immer noch immens ist. In den kommenden Monaten wird auch das Internetangebot des ARI überarbeitet werden. Insgesamt 1 000 Seiten stehen hier mittlerweile dem interessierten Leser zur Verfügung.



Dienstag, Mai 11, 2004

Mike Mentzers letztes Interview
Der Bodybuilder Mike Mentzer starb am 10.06. 2001 gegen 9.00 Uhr morgens im Schlaf an Herzstillstand. Hier Auszüge aus seinem letzten Interview (Das Interview wurde mit der Zeitschrift "The Sandwich" geführt. Ich beziehe mich hier auf eine deutsche Übersetzung auf einer Site für Bodybuilder. Insbesondere bei Mentzers letzer Antwort wäre ein Vergleich mit dem Original hilfreich. Dies konnte ich im Internet allerdings nicht auffinden):

TS: Glaubst du an den Himmel oder an die Hölle ?

MM: Wenn ich an den Himmel oder an die Hölle glauben würde, müßte ich an Gott glauben. Ich glaube nicht an Gott. Ich habe keinen Zweifel, daß es keinen Gott gibt. Das bedeutet, es gibt auch keinen Himmel oder eine Hölle. Ich bin Objektivist, ein Student der Philosophie von Ayn Rand, deren zentraler Grundsatz lautet, daß man sich Vernunft und Realität voll und ganz hingeben muß. Es liegt in der Vernunft der Realität, daß eine Gottexistenz unmöglich ist, zumindest nicht, wie Er weitgehend aufgefasst wird.
Also gibt es keinen Himmel und keine Hölle und ich mache mir keine Hoffnungen meine Mutter und meinen Vater jemals wiederzusehen. Manchmal durchlebe ich diese Phase und mir kommen Tränen.

TS: Wenn es dir bewiesen wäre, dass so ein Ort existieren würde, und du hättest eine Eintrittskarte dafür, würdest du sie einlösen ? Oder würdest bei deinen Überzeugungen, einer Unmöglichkeit einer Gottexistenz, festhalten ?

MM: Das ist es, was ich eine rationale Sicht des Schöpfer nenne (Mike Mentzer spielt damit wahrscheinlich die Schöpfer-Schmarotzer-Theorie von Ayn Rand an, genauer erläutert in ihrem Buch "Der Ursprung")! Wie ich schon sagte, es kann keinen Gott geben, nicht, wie er weitgehend aufgefasst wird. Gott ist unendlich, ist überall, Gott hat das Universum geschaffen - das ist überhaupt sehr interessant. Es gibt so etwas wie das Universum erschaffen oder dem Universum einen Grund geben zu existieren, denn das Universum ist der Grund aller Kausalität! ...
Der Weg zu einem Atlas Institute Europe
Wie ich bereits im Rahmen meines Berichts vom Rand-Seminar in Gummersbach gemeldet hatte, bestehen Überlegungen, ein objektivistisches Institut auf europäischer Ebene zu gründen. Wie Andreas W. Tauber jetzt in einem Rundbrief an Interessenten mitteilt, schwebt ihm der Name Atlas Institute Europe für diese Institution vor. Die Basis für dieses Institut soll die Philosophie von Ayn Rand sein, nicht ihre Persönlichkeit. Die Namensgebung solle auch "Konflikte" mit bereits bestehenden Institutionen vermeiden helfen. Wenn Ayn Rands Philosophie die Basis der Organisation bilden soll, dann ist es allerdings erstaunlich, dass der Name "objektivistisch" vermieden wird, denn Rand gab ihrer Philosophie bekanntermaßen den Namen "Objektivismus". "Konflikte" könnte es allenfalls geben, wenn bestimmte Rechte verletzt werden, die sich aus dem Umstand ergeben könnten, dass "Ayn Rand" als "Trademark" eingetragen ist. Dies wäre in der Tat zu prüfen. Ansonsten bestehen für mich keine inhaltlichen Gründe auf die Bezeichnung "objektivistisch" oder die Namensverwendung zu verzichten. Die Bezeichnung Atlas Institute Europe könnte allerdings auch Ausdruck einer bestimmten Ehrlichkeit darstellen, wenn geplant ist, die Pfade des Objektivismus zu verlassen und nur irgendeine liberale oder "libertäre" Organisation zu gründen. Dies wäre dann in der Tat konsequent. Als Arbeitssprache der Organisation wird Englisch vorgeschlagen. Ein Interessent bezeichnet diesen Vorschlag sogar als "logisch". Englisch wäre in der Tat sinnvoll, wenn die zukünftige Vereinigung Personen von Italien bis Finnland umfassen würde. Die sehe ich zur Zeit allerdings noch nicht. Ohne die Mitgliederstruktur zu kennen, gibt es keinen Grund, bereits jetzt die Sprache festlegen zu wollen. Allerdings bleibt zu fragen, welchen Sinn noch eine weitere englischsprachige Organisation im Bereich des Objektivismus haben kann. Für Deutschland wäre zur Verbreitung der Philosophie eine deutschsprachige Organisation von erheblichem Vorteil. Aber abgesehen von der Sprache, besteht natürlich die Aufgabe einer inhaltlichen Ausgestaltung. Dem Ayn Rand Institute wird zwar nur in Bezug auf die Persönlichkeit von Rand ein "kultistisches" Verhalten vorgeworfen, aber dies wäre nicht so entscheidend, wenn sich die Organisation im Rahmen des Objektivismus, der von Ayn Rand entworfenen Philosophie, bewegen würde. Dies ist die entscheidende Frage, und ich möchte sie zugunsten der ARI positiv beantworten. Die Frage ist also: Soll nur das angeblich kultistische Verhalten des ARI gegenüber der Persönlichkeit Ayn Rand verworfen werden oder geht es um die philosophische Ausrichtung des Instituts?
Die Kuschelkapitalisten
Was gegenüber Terroristen und Schurkenstaaten gilt, fordern Dirk Maxeiner und Michael Miersch auch für den Umgang mit antikapitalistischen Umweltschützern und Globalisierungsgegnern: "Wenn Firmen versuchen, ihre Gegner zu beschwichtigen und sich anzubiedern, hat dies die gegenteilige Wirkung. Es wird als Einladung zu weiterer moralischer Erpressung betrachtet." Die beiden Autoren beschreiben in der heutigen Financial Times Deutschland das ganz Ausmaß der Beschwichtigung von Unternehmen gegenüber ihren linken Widersachern. Sich endlich zur Wehr zu setzen, ist sicherlich eine richtige Forderung, aber man sollte zur Kenntnis nehmen, dass Unternehmer und Unternehmen dies eben nicht können, weil ihnen die philosophische Basis für eine derartige Attacke fehlt. Sie sind nicht von der moralischen Tugendhaftigkeit ihres Tun überzeugt und deswegen immer wieder ein leichtes Opfer für ihre linken Gegner. Sich in die Bücher und die Philosophie von Ayn Rand zu vertiefen, könnte allen, die sich für eine Zukunft der Vernunft und des Kapitalismus einsetzen wollen, ein hervorragendes Rüstzeug liefern.

Montag, Mai 10, 2004

Wider die Kannibalenmoral
Die objektivistische Ethik läßt sich auf die Kurzformel "Kein Opfer!" bringen und mit dem Begriff "rationaler Egoismus" beschreiben. Der objektivistischen Ethik steht der Kodex des Opfers gegenüber. Dieser ist allerdings mit dem Altruismus nicht identisch. Andrew Bernstein beschreibt in seinem lesenwerten Aufsatz Villainy: An Analysis of the Nature of Evil insgesamt drei Varianten des Opferkodex. Zu diesem gehört auch der "zynische Egoismus", den Bernstein nicht dem Egoismus zurechnen möchte. Zynischer Egoismus wird von ihm als direkte Konsequenz des Altruismus angesehen, denn irgendjemand muss ja da sein, um die altruistischen Opfer einzusammeln. Die 2. Variante ist das Opfer für Gott, dem wir alle Gehorsam schulden würden und dessen Befehle wir pflichtbewußt ausführen müssen, gleichgültig wie diese im Einzelfall aussehen mögen. Die 3. Variante der Opferethik schließlich ist der Altruismus, der davon ausgeht, dass der Mensch sich für andere aufopfern muss. Die modernen Altruisten wie Marx und seine Anhänger verwerfen die Religion und hüllen sich in ein "wissenschaftliches" Kleid. Für diese Altruisten ist nicht Gott die Quelle der Pflicht des Menschen, sondern die Gesellschaft. Bernstein schreibt, dass dies schlimmere Konsequenzen habe als die Inquisition und die Scheiterhaufen: Konzentrationslager, Gaskammern und Weltkriege. Ayn Rand faßt diese drei Gruppen zusammen und bezeichnet sie als "Kannibalenmoral". Alle drei Versionen beruhen auf dem was Rand den "Primat des Bewußtseins" in der Metaphysik nannte. Der Primat des Bewußtseins behauptet, dass das Bewußtsein in irgendeiner Weise die Realität kontrolliert. In seiner übernatürlichen Variante behauptet er, dass Gott der Schöpfer und der Herr der Welt ist. In seiner gesellschaftlichen Form wird der Gesellschaft insgesamt die Funktion eines Schöpfers und Herrn der Welt zugeordnet. Die Ethik des Opfers folgt als logischer Schritt auf diese Metaphysik.