Freihandel und Moral
In einem Radiointerview sagte der deutsche Schriftsteller Günther Grass: "Wir erleben den Rückgriff auf einen Manchester-Liberalismus, der keine Rücksicht auf Menschen mehr nimmt." Patrick Minar geht in der Wiener Zeitung den historischen Fakten auf den Grund: "Diese Sichtweise auf den Manchester-Liberalismus, die unterstellt, dass das Elend der Arbeiterschaft im ausgehenden 19. Jahrhundert von den Befürwortern des Manchester-Liberalismus angestrebt worden wäre, ist jedoch völlig falsch und beruht entweder auf bewusster Verdrehung historischer Tatsachen und Manipulation oder auf blankem Unwissen. Das ist bedauerlich, denn tatsächlich sollte es als überaus ehrenvoll angesehen werden, in die Tradition der Manchesterliberalen eingereiht zu werden."
"Wir sind keine Konservativen - wir sind Radikale für den Kapitalismus. " Ayn Rand (1905 - 1982), Philosophin und Schriftstellerin, Verfasserin der Romane "Atlas Shrugged" und "The Fountainhead" - Dieser Blog bietet keine systematische Einführung in den Objektivismus. Dies ist nur möglich durch ein Studium der Quellen des Objektivismus.
Samstag, September 24, 2005
Es muss noch viel schlimmer kommen
Der Wahlkampf in Deutschland zeigte eine bürgerlicher Opposition, die Veränderungen wollte -viel zaghafter zwar, als die Linksparteien behaupteten, aber immerhin waren sie zu gewissen Korrekturen des Wohlfahrtssystems bereit- und den Block der Linksparteien, der jeden Angriff auf den Wohlfahrtstaat als "sozial ungerecht" und "marktradikal" diffamierte. Ergebnis: eine absolute Mehrheit der Stimmen für die Linksparteien. Mark Steyn kommentiert im Telegraph (Teilübesetzung in DIE WELT) die fehlende Reformbereitschaft der Deutschen und meint, dass es noch viel schlimmer kommen müßte, um dieses Volk aufzuwecken:
"Deutschland ist am Ende, demographisch und ökonomisch. Nehmen Sie jeden beliebigen Indikator einer gesunden Industriegesellschaft: Arbeitslosigkeit? Die höchste seit 70 Jahren. Immobilienpreise? Im Keller. Registrierte Neuwagen? 15 Prozent weniger als 1999. Allgemeiner Irrsinn? Ein Drittel der unter Dreißigjährigen glaubt, die amerikanische Regierung stecke hinter den Anschlägen vom 11. September.
Arbeitslosigkeit und so weiter mögen reversibel sein, aber die letzte Zahl signalisiert, daß die Deutschen nicht das Wahlvolk sind, dem man mit rationalen Argumenten kommen kann. Im Wahlkampf gab es endlose Hinweise auf "notwendige Reformen" und "schmerzvolle Veränderungen" - aber darauf hatten die Wähler keine Lust.
Wenn es überhaupt einen Trend gab, dann den, daß die Wähler Gerhard Schröder sogar für die paar moderaten Reformen bestraft haben, die er gewagt hat. Einigen aktuellen Umfragen zufolge wollen 70 Prozent der Deutschen keine weiteren Kürzungen der Sozialleistungen, befürworten aber eine Steuererhöhung für die Reichen. Im April sagten nur 45 Prozent der Deutschen, daß Konkurrenz gut für Wachstum und Beschäftigung sei.
Mit anderen Worten: die Lage muß noch viel schlimmer werden, bevor die Deutschen anfangen, über ernsthafte Veränderungen nachzudenken."
Der Wahlkampf in Deutschland zeigte eine bürgerlicher Opposition, die Veränderungen wollte -viel zaghafter zwar, als die Linksparteien behaupteten, aber immerhin waren sie zu gewissen Korrekturen des Wohlfahrtssystems bereit- und den Block der Linksparteien, der jeden Angriff auf den Wohlfahrtstaat als "sozial ungerecht" und "marktradikal" diffamierte. Ergebnis: eine absolute Mehrheit der Stimmen für die Linksparteien. Mark Steyn kommentiert im Telegraph (Teilübesetzung in DIE WELT) die fehlende Reformbereitschaft der Deutschen und meint, dass es noch viel schlimmer kommen müßte, um dieses Volk aufzuwecken:
"Deutschland ist am Ende, demographisch und ökonomisch. Nehmen Sie jeden beliebigen Indikator einer gesunden Industriegesellschaft: Arbeitslosigkeit? Die höchste seit 70 Jahren. Immobilienpreise? Im Keller. Registrierte Neuwagen? 15 Prozent weniger als 1999. Allgemeiner Irrsinn? Ein Drittel der unter Dreißigjährigen glaubt, die amerikanische Regierung stecke hinter den Anschlägen vom 11. September.
Arbeitslosigkeit und so weiter mögen reversibel sein, aber die letzte Zahl signalisiert, daß die Deutschen nicht das Wahlvolk sind, dem man mit rationalen Argumenten kommen kann. Im Wahlkampf gab es endlose Hinweise auf "notwendige Reformen" und "schmerzvolle Veränderungen" - aber darauf hatten die Wähler keine Lust.
Wenn es überhaupt einen Trend gab, dann den, daß die Wähler Gerhard Schröder sogar für die paar moderaten Reformen bestraft haben, die er gewagt hat. Einigen aktuellen Umfragen zufolge wollen 70 Prozent der Deutschen keine weiteren Kürzungen der Sozialleistungen, befürworten aber eine Steuererhöhung für die Reichen. Im April sagten nur 45 Prozent der Deutschen, daß Konkurrenz gut für Wachstum und Beschäftigung sei.
Mit anderen Worten: die Lage muß noch viel schlimmer werden, bevor die Deutschen anfangen, über ernsthafte Veränderungen nachzudenken."
Mittwoch, September 21, 2005
Das Manifest des Kapitalismus
Gerade habe ich von Amazon Andrew Bernsteins The Capitalist Manifesto zugeschickt bekommen und bin nach einer ersten Lektüre begeistert von dem Feuerwerk an guten Argumenten, die in einer einfachen Sprache vorgetragen werden, ohne dabei oberflächlich zu bleiben. Diese Buch würde wirklich eine kulturelle Revolution entfachen, wenn es denn von genug Schülern und Studeten gelesen - und verstanden würde. Bernstein wendet sich in seinem Buch auch dem Themenkreis "Krieg und Imperialismus" zu und schreibt über den aktuellen "Krieg gegen den Terror": "Amerika hat den Konflikt nicht begonnen. Es kämpfte erst nach Jahrzehnten von wiederholten terroristischen Attacken, die in den Gräueltaten vom 11. September kulminierten und auch dann, unglücklicherweise, setzte es zur Verteidigung nur einen winzigen Teil seiner militärischen Macht ein, und nur gegen einen Teil, nicht die Totalität der despotischen Allianz, die den Angriff führt."
Gerade habe ich von Amazon Andrew Bernsteins The Capitalist Manifesto zugeschickt bekommen und bin nach einer ersten Lektüre begeistert von dem Feuerwerk an guten Argumenten, die in einer einfachen Sprache vorgetragen werden, ohne dabei oberflächlich zu bleiben. Diese Buch würde wirklich eine kulturelle Revolution entfachen, wenn es denn von genug Schülern und Studeten gelesen - und verstanden würde. Bernstein wendet sich in seinem Buch auch dem Themenkreis "Krieg und Imperialismus" zu und schreibt über den aktuellen "Krieg gegen den Terror": "Amerika hat den Konflikt nicht begonnen. Es kämpfte erst nach Jahrzehnten von wiederholten terroristischen Attacken, die in den Gräueltaten vom 11. September kulminierten und auch dann, unglücklicherweise, setzte es zur Verteidigung nur einen winzigen Teil seiner militärischen Macht ein, und nur gegen einen Teil, nicht die Totalität der despotischen Allianz, die den Angriff führt."
Dienstag, September 20, 2005
Über die Gewinnung einer kulturellen Hegemonie
In meinem Beitrag von gestern war ich bewußt nicht auf das zweifellos überraschend gute Abschneiden der FDP eingegangen, weil diese Stärkung der FDP zu Lasten der CDU/CSU nicht Ausdruck eines stärkeren Wunsches nach Freiheit und Individualismus in der Bevölkerung war, sondern durch taktische Fehler der Unionsparteien und die Diskussion um eine "Große Koalition" bedingt war. Die Stärkung der FDP konnte insgesamt auch nicht kaschieren, dass der bürgerliche Lager sowohl relativ als auch absolut an Stimmen verloren hat. Leider kann man dem linken Verleger Klaus Wagenbach nicht widersprechen, wenn er feststellt, dass es in Deutschland eine "deutliche, ordentliche linke Mehrheit" gibt. Dass er dabei vermutlich die NPD nicht einschließen möchte, kann unterstellt werden, aber auch diese Partei konnte ihren Stimmenanteil vervierfachen und lag in den Neuen Bundesländern sogar bei 3,8 %. Wer sich die Frage stellt, wie Objektivisten und andere Individualisten sich diesem Prozess entgegenstellen und ihn sogar umkehren können, sollte sich vergegenwärtigen, dass der politische Prozess den kulturellen Veränderungen folgt und keine primäre Kraft darstellt. Wer politische Änderungen wünscht, muss für kulturelle Änderungen kämpfen. Dabei kommt dem intellektuellen Bereich, den Schulen und Universitäten, entscheidende Bedeutung zu. Ich wage zu behaupten, dass einige objektivistische Intellektuelle an deutschen Spitzenuniversitäten bereits einen massiven kulturellen Unterschied ausmachen würden. Diese Intellektuellen gibt es derzeit nicht und wage auch nicht zu behaupten, dass es sie in einigen Jahren geben wird, aber grundsätzlich ist der Weg, über die politischen Parteien eine kulturelle Veränderung bewirken zu wollen, eine große Verschwendung persönlicher Ressourcen. Um die Alternative zuzuspitzen, sollte man sich fragen, ob es nicht sinnvoller ist, Schüler mit Exemplaren von "Atlas Shrugged" auszustatten, als der FDP jeden Monat 20,00 € an Mitgliedsbeiträgen zu gönnen. Dies ist natürlich noch keine kulturelle Revolution, weil es sicherlich nicht ausreichend ist, wenn dies einige Individuen tun, aber es zeigt die unterschiedlichen Ansätze einer Veränderungsstrategie beispielhaft auf.
Siehe auch Saschas Beitrag auf HeroicDreams
In meinem Beitrag von gestern war ich bewußt nicht auf das zweifellos überraschend gute Abschneiden der FDP eingegangen, weil diese Stärkung der FDP zu Lasten der CDU/CSU nicht Ausdruck eines stärkeren Wunsches nach Freiheit und Individualismus in der Bevölkerung war, sondern durch taktische Fehler der Unionsparteien und die Diskussion um eine "Große Koalition" bedingt war. Die Stärkung der FDP konnte insgesamt auch nicht kaschieren, dass der bürgerliche Lager sowohl relativ als auch absolut an Stimmen verloren hat. Leider kann man dem linken Verleger Klaus Wagenbach nicht widersprechen, wenn er feststellt, dass es in Deutschland eine "deutliche, ordentliche linke Mehrheit" gibt. Dass er dabei vermutlich die NPD nicht einschließen möchte, kann unterstellt werden, aber auch diese Partei konnte ihren Stimmenanteil vervierfachen und lag in den Neuen Bundesländern sogar bei 3,8 %. Wer sich die Frage stellt, wie Objektivisten und andere Individualisten sich diesem Prozess entgegenstellen und ihn sogar umkehren können, sollte sich vergegenwärtigen, dass der politische Prozess den kulturellen Veränderungen folgt und keine primäre Kraft darstellt. Wer politische Änderungen wünscht, muss für kulturelle Änderungen kämpfen. Dabei kommt dem intellektuellen Bereich, den Schulen und Universitäten, entscheidende Bedeutung zu. Ich wage zu behaupten, dass einige objektivistische Intellektuelle an deutschen Spitzenuniversitäten bereits einen massiven kulturellen Unterschied ausmachen würden. Diese Intellektuellen gibt es derzeit nicht und wage auch nicht zu behaupten, dass es sie in einigen Jahren geben wird, aber grundsätzlich ist der Weg, über die politischen Parteien eine kulturelle Veränderung bewirken zu wollen, eine große Verschwendung persönlicher Ressourcen. Um die Alternative zuzuspitzen, sollte man sich fragen, ob es nicht sinnvoller ist, Schüler mit Exemplaren von "Atlas Shrugged" auszustatten, als der FDP jeden Monat 20,00 € an Mitgliedsbeiträgen zu gönnen. Dies ist natürlich noch keine kulturelle Revolution, weil es sicherlich nicht ausreichend ist, wenn dies einige Individuen tun, aber es zeigt die unterschiedlichen Ansätze einer Veränderungsstrategie beispielhaft auf.
Siehe auch Saschas Beitrag auf HeroicDreams
Schluss für "Anger Management"
Blogger Don Watkins, der jetzt zum Herausgeber des Magazins Axiomatic geworden ist, wird sein Blog "Anger Mangement" beenden und auch das Archiv aus dem Internet nehmen. Ein Teil des Inhalts wird als "Book Printing on Demand" veröffentlicht werden. Watkins gibt allerdings an, dass er als Gastblogger das Blog von Diana Hsieh Mertz zukünftig hin und wieder nutzen darf. Schade für dieses schöne objektivistische Blog, aber ich freue mich doch auf das neue Magazin, das bald im Netz stehen wird. Ganz bemerkenswert finde ich übrigens die Tatsache, dass Watkins erst 23 Jahre alt und auch nicht Philosophie studiert hat. Erstaunlich, dass er trotzdem eine derartig tief gehende Kenntnis des Objektivismus hat.
Blogger Don Watkins, der jetzt zum Herausgeber des Magazins Axiomatic geworden ist, wird sein Blog "Anger Mangement" beenden und auch das Archiv aus dem Internet nehmen. Ein Teil des Inhalts wird als "Book Printing on Demand" veröffentlicht werden. Watkins gibt allerdings an, dass er als Gastblogger das Blog von Diana Hsieh Mertz zukünftig hin und wieder nutzen darf. Schade für dieses schöne objektivistische Blog, aber ich freue mich doch auf das neue Magazin, das bald im Netz stehen wird. Ganz bemerkenswert finde ich übrigens die Tatsache, dass Watkins erst 23 Jahre alt und auch nicht Philosophie studiert hat. Erstaunlich, dass er trotzdem eine derartig tief gehende Kenntnis des Objektivismus hat.
Montag, September 19, 2005
Linksruck
Deutschland hat gewählt (Ergebnisse Analyse der Friedrich-Naumann-Stiftung), und dieses Land hat den Linksparteien wiederum eine Mehrheit beschert, auch wenn sich vermutlich aus dieser Mehrheit keine Regierung ergeben wird: SPD, Grüne und Linkspartei haben zusammen 51,1 % der Stimmen erobert, exakt die Prozentzahl, die auch vor 3 Jahren erreicht wurde. Bei den Intellektuellen lag dieser Anteil sogar bei 53,4 %. Innerhalb dieser Linken haben sich allerdings die Gewichte zugunsten der neokommunistischen Linkspartei verschoben, die stark dazugewinnen konnte. Dazu kommen noch 1,6 % Stimmen der nationalistischen NPD, die bei den letzten Wahlen nur 0,5 % erhalten hatten. Neben der NPD war bezeichnenderweise nur die maoistische Kleinpartei MLPD (Ergebnis: 0,1 %) in der Lage, die notwendigen Unterschriften zu sammeln, um in allen Bundesländern antreten zu können. Deutlich haben die bisherigen Regierungsparteien SPD und Grüne sich im Wahlkampf an die ultralinke Rhetorik der Linkspartei angepaßt und frohlockten nach dem Einlaufen der Hochrechnungen, dass der deutsche Wähler einer "Abschaffung des Sozialstaates" (Umweltminister Trittin) widersprochen habe. Zwar hatten die bürgerlichen Parteien den Wählern nichts dergleichen vorgeschlagen, es reichte allerdings aus, dass die CDU/CSU in taktischer Ungeschicklichkeit den Anhänger einer Flat-Tax -"dieser Professor aus Heidelberg", wie ihn Kanzler Schröder titulierte- in ihr Kompetenzteam hievte, um den Linken den Anlass für eine demagogische Kampagne zu geben, die in Teilen der Bevölkerung tatsächlich fruchtete. Die Kritik an Kirchhof blieb allerdings nicht auf die Linke beschränkt, sondern wurden von Teilen des Unionslagers geteilt, worauf die NZZ hinwies: "Dabei ist es nicht nur das linke Lager, welches sich auf Kirchhof eingeschossen hat. Auch aus den beiden Unionsparteien wird viel Kritik hörbar, die letztlich ähnliche Argumente ins Feld führt."
Der schwedische Ministerpräsident Persson bewertet das Ergebnis der Bundestagswahl, durchaus zutreffend, als Linksruck: "Trotz der harten Kritik an Schröder und seiner Politik sind die Wähler sogar noch nach links gerückt. Das ist ein erheblicher Rückschlag für die Bürgerlichen in Deutschland. Es sollte Schröder die Chance zur Fortsetzung als Kanzler geben." Fast möchte man diesem Land wünschen, dass sich die rechnerische Mehrheit der Linken auch in der Regierung niederschlagen möge, damit die Bevölkerung -wieder einmal- aus nächster Nähe mit der Folgen linker Politik konfrontiert wird. Tatsächlich ist die Bevölkerung zu tief in einem kollektivistisch-altruistischen Denken verhaftet, als dass man auf der politischen Ebene große Durchbrüche erwarten könnte, selbst bei einer Regierungsübernahem der Bürgerlichen nicht. So bechreibt Rudolf Maresch im linken Online-Magazin Telepolis die "deutsche Krankheit" durchaus zutreffend als eine Krankheit, die keineswegs ihre Ursache ausschließlich oder vorwiegend auf der politischen Ebene hat: " Dieses Land ist krank bis unter die Haarspitzen, und zwar auf allen Ebenen. (...) Schuld an dieser Misere und des Nichtaufbruchs sind gewiss nicht allein die Politiker. Deren mangelnde Qualität ist eher Ausdruck einer Gesellschaft, die über all die Jahre ihres Wohlstandes fett und schwerfällig geworden ist, der der nötige Willen zur Bewegung und zum Abspecken überflüssiger Pfunde abgeht und an deren Beharrungsvermögen und Trägheit die fliehenden Kräften bislang abprallen wie das Meer an den Klippen." (über Antibürokratieteam)
Deutschland hat gewählt (Ergebnisse Analyse der Friedrich-Naumann-Stiftung), und dieses Land hat den Linksparteien wiederum eine Mehrheit beschert, auch wenn sich vermutlich aus dieser Mehrheit keine Regierung ergeben wird: SPD, Grüne und Linkspartei haben zusammen 51,1 % der Stimmen erobert, exakt die Prozentzahl, die auch vor 3 Jahren erreicht wurde. Bei den Intellektuellen lag dieser Anteil sogar bei 53,4 %. Innerhalb dieser Linken haben sich allerdings die Gewichte zugunsten der neokommunistischen Linkspartei verschoben, die stark dazugewinnen konnte. Dazu kommen noch 1,6 % Stimmen der nationalistischen NPD, die bei den letzten Wahlen nur 0,5 % erhalten hatten. Neben der NPD war bezeichnenderweise nur die maoistische Kleinpartei MLPD (Ergebnis: 0,1 %) in der Lage, die notwendigen Unterschriften zu sammeln, um in allen Bundesländern antreten zu können. Deutlich haben die bisherigen Regierungsparteien SPD und Grüne sich im Wahlkampf an die ultralinke Rhetorik der Linkspartei angepaßt und frohlockten nach dem Einlaufen der Hochrechnungen, dass der deutsche Wähler einer "Abschaffung des Sozialstaates" (Umweltminister Trittin) widersprochen habe. Zwar hatten die bürgerlichen Parteien den Wählern nichts dergleichen vorgeschlagen, es reichte allerdings aus, dass die CDU/CSU in taktischer Ungeschicklichkeit den Anhänger einer Flat-Tax -"dieser Professor aus Heidelberg", wie ihn Kanzler Schröder titulierte- in ihr Kompetenzteam hievte, um den Linken den Anlass für eine demagogische Kampagne zu geben, die in Teilen der Bevölkerung tatsächlich fruchtete. Die Kritik an Kirchhof blieb allerdings nicht auf die Linke beschränkt, sondern wurden von Teilen des Unionslagers geteilt, worauf die NZZ hinwies: "Dabei ist es nicht nur das linke Lager, welches sich auf Kirchhof eingeschossen hat. Auch aus den beiden Unionsparteien wird viel Kritik hörbar, die letztlich ähnliche Argumente ins Feld führt."
Der schwedische Ministerpräsident Persson bewertet das Ergebnis der Bundestagswahl, durchaus zutreffend, als Linksruck: "Trotz der harten Kritik an Schröder und seiner Politik sind die Wähler sogar noch nach links gerückt. Das ist ein erheblicher Rückschlag für die Bürgerlichen in Deutschland. Es sollte Schröder die Chance zur Fortsetzung als Kanzler geben." Fast möchte man diesem Land wünschen, dass sich die rechnerische Mehrheit der Linken auch in der Regierung niederschlagen möge, damit die Bevölkerung -wieder einmal- aus nächster Nähe mit der Folgen linker Politik konfrontiert wird. Tatsächlich ist die Bevölkerung zu tief in einem kollektivistisch-altruistischen Denken verhaftet, als dass man auf der politischen Ebene große Durchbrüche erwarten könnte, selbst bei einer Regierungsübernahem der Bürgerlichen nicht. So bechreibt Rudolf Maresch im linken Online-Magazin Telepolis die "deutsche Krankheit" durchaus zutreffend als eine Krankheit, die keineswegs ihre Ursache ausschließlich oder vorwiegend auf der politischen Ebene hat: " Dieses Land ist krank bis unter die Haarspitzen, und zwar auf allen Ebenen. (...) Schuld an dieser Misere und des Nichtaufbruchs sind gewiss nicht allein die Politiker. Deren mangelnde Qualität ist eher Ausdruck einer Gesellschaft, die über all die Jahre ihres Wohlstandes fett und schwerfällig geworden ist, der der nötige Willen zur Bewegung und zum Abspecken überflüssiger Pfunde abgeht und an deren Beharrungsvermögen und Trägheit die fliehenden Kräften bislang abprallen wie das Meer an den Klippen." (über Antibürokratieteam)
Abonnieren
Posts (Atom)