Dienstag, September 20, 2005

Über die Gewinnung einer kulturellen Hegemonie
In meinem Beitrag von gestern war ich bewußt nicht auf das zweifellos überraschend gute Abschneiden der FDP eingegangen, weil diese Stärkung der FDP zu Lasten der CDU/CSU nicht Ausdruck eines stärkeren Wunsches nach Freiheit und Individualismus in der Bevölkerung war, sondern durch taktische Fehler der Unionsparteien und die Diskussion um eine "Große Koalition" bedingt war. Die Stärkung der FDP konnte insgesamt auch nicht kaschieren, dass der bürgerliche Lager sowohl relativ als auch absolut an Stimmen verloren hat. Leider kann man dem linken Verleger Klaus Wagenbach nicht widersprechen, wenn er feststellt, dass es in Deutschland eine "deutliche, ordentliche linke Mehrheit" gibt. Dass er dabei vermutlich die NPD nicht einschließen möchte, kann unterstellt werden, aber auch diese Partei konnte ihren Stimmenanteil vervierfachen und lag in den Neuen Bundesländern sogar bei 3,8 %. Wer sich die Frage stellt, wie Objektivisten und andere Individualisten sich diesem Prozess entgegenstellen und ihn sogar umkehren können, sollte sich vergegenwärtigen, dass der politische Prozess den kulturellen Veränderungen folgt und keine primäre Kraft darstellt. Wer politische Änderungen wünscht, muss für kulturelle Änderungen kämpfen. Dabei kommt dem intellektuellen Bereich, den Schulen und Universitäten, entscheidende Bedeutung zu. Ich wage zu behaupten, dass einige objektivistische Intellektuelle an deutschen Spitzenuniversitäten bereits einen massiven kulturellen Unterschied ausmachen würden. Diese Intellektuellen gibt es derzeit nicht und wage auch nicht zu behaupten, dass es sie in einigen Jahren geben wird, aber grundsätzlich ist der Weg, über die politischen Parteien eine kulturelle Veränderung bewirken zu wollen, eine große Verschwendung persönlicher Ressourcen. Um die Alternative zuzuspitzen, sollte man sich fragen, ob es nicht sinnvoller ist, Schüler mit Exemplaren von "Atlas Shrugged" auszustatten, als der FDP jeden Monat 20,00 € an Mitgliedsbeiträgen zu gönnen. Dies ist natürlich noch keine kulturelle Revolution, weil es sicherlich nicht ausreichend ist, wenn dies einige Individuen tun, aber es zeigt die unterschiedlichen Ansätze einer Veränderungsstrategie beispielhaft auf.

Siehe auch Saschas Beitrag auf HeroicDreams

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