Freitag, Mai 07, 2004

Jetzt TIA Daily
Neben der Zeitschrift The Intellectual Activist, die ich allen Lesern nur empfehlen kann, gibt es jetzt auch einen täglichen Informationsdienst, den TIA Daily. Wer seine E-Mail-Adresse nennt, kann den Dienst vier Wochen kostenlos beziehen. Herausgeber ist Robert Tracinski, den ich schon mehr als einmal auf diesem Blog zitiert habe.

Donnerstag, Mai 06, 2004

Tod und Sterben
Ein Leser möchte auf objectivismonline wissen, wie Objektivisten mit Tod und Sterben umgehen. Capitalism forever antwortet: "1. Dadurch, dass ich die Wahrheit akzeptiere: nämlich, dass es vorbei ist, wenn es vorbei ist. 2. Dadurch, dass ich das meiste aus meinem Leben zu machen versuche, dadurch, das ich gut und lange lebe. Dies ist der einzig rationale Ansatz."
Zur Folterdiskussion
David Veksler kommentiert die Diskussion um Folterungen irakischer Kriegsgefangener auf seiner Website folgendermaßen:
"Was die 'Folter' irakischer Gefangener angeht: Zugegeben, es ist unprofessionelles Verhalten für einen Soldaten, aber wo ist der Aufschrei der Medien über die Bastarde, die amerikanische Soldaten und Zivilisten brutal folterten, enthaupteten und verbrannten?"
Indoktrination, nicht Information
Im neuesten Buch von Bassam Tibi Der neue Totalitarismus heißt es:

"...als ich die Verschwörungstheorien („Blut für Öl“) und den Antiamerikanismus („US-Kreuzzug“) in den europäischen Medien vernahm, wusste ich nicht mehr, ob ich in Europa oder im Nahen Osten lebe. Viele deutsche Medien und Buchautoren haben sich im Laufe der Irak-Krise gewissermassen durch die Übernahme von Verschwörungsdenken orientalisiert. Ich konnte – von den sprachlichen Unterschieden zwischen Deutsch und Arabisch abgesehen – nur schwer unterscheiden, ob ich al-Jazeera, al-Arabia, Dubai-TV, ZDF oder ARD anschaue. Bei vielen deutschen Büchern über den 11. September und den Irak muss ich sehr darauf achten, ob ich einen deutschen oder einen arabischen Text vor mit habe. Ich sehe oft keinen Unterschied.
Es ist eine Tatsache, dass über die gegenwärtige Neubelebung des Djihad in der islamischen Zivilisation
die Menschen in Deutschland nicht informiert wurden. Ich lebe in diesem Land seit 1962, also seit mehr 40
Jahren, habe aber bisher nie solch eine hetzerische Atmosphäre und eine „Diktatur der Meinungsbildung“ wie im Zeitraum 2002/03 erlebt. Es wurde nicht informiert, sondern indoktriniert."


Der Autor ist Professor für Internationale Beziehungen in Göttingen und für Islamologie in St. Gallen

Quelle: Davids Medienkritik


Folter ist unamerikanisch
Robert Trancinski setzt sich in einem Beitrag für den TIA Daily mit dem Thema Folter durch amerikanische Soldaten im Irak auseinander. Die Soldaten, die diese Handlungen begangen haben, hätten dem Feind einem Propagandasieg beschert, schreibt Tracinski, und dies sein "unentschuldbar." Diese Handlungen durch die Soldaten seien unamerikanisch: "Aber es ist wahr, dass Folter 'un-amerikanisch' ist und durch unsere Truppen nicht angewendet werden sollte - um ihret Willen, nicht als Schutz für den Feind." Tracinski argumentiert sehr nachvollziehbar, dass Folter für Diktaturen ein Ziel an sich sei. Er verweist hier auf Leonard Peikoffs Buch The Ominous Parallels , wo dieser feststellt, dass die Konzentrationslager der Nazis keinem ökonomischen oder politischem Zweck dienten: "Das Hauptmotiv für Folter - und die Psychologie, die die Folterer motiviert - ist das grundlegende Motiv für eine Diktatur: der Gebrauch von Gewalt und Terror um dem Gewaltanwender ein falsches Gefühl von Macht und Effizienz zu geben." Dies stünde der amerikanischen Kultur absolut diametral abgegen. Nicht ganz klar wird allerdings Tracinskis Bewertung der Kriegsgefangenen, da er zwar die "Heiligkeit der Indiviualrechte als das zentrale Prinzip unserer eigenen Kultur" betont, aber doch deutlich macht, dass die Ablehnung der Folter nicht aus Rücksichtnahme auf die irakischen Gefangenen erfolgen soll.
Keine Empfehlung für Kill Bill
Dass der Film Kill Bill von Quentin Tarantino kaum in meine Liste von empfehlenswerten Filmen eingehen dürfte, kann man wahrscheinlich schon aus den kurzen Häppchen ableiten, mit dem der Film beworben wird. Im Diskussionsforum obectivismonline.com spricht ROARK4PREZ212 von einer "abscheulichen Vermischung von Gewalt und Werten. Gewalt wird von Tarantino als Ziel an sich gesehen, als eine Form von Unterhaltung und sogar Humor. Dies ist bizarr und unakzeptabel. Gewalt wird richtigerweise nur zur Verteidigung von Werten verwendet, nicht als ein Wert an sich."

Mittwoch, Mai 05, 2004

Der Missbrauch des Misshandlungsskandals
In ihrem Aufsatz The Lessons of Vietnam aus dem Jahr 1975 schrieb Ayn Rand über die Presseberichterstattung von Gräueltaten, verübt von der süd-vietnamesischen Armee, dass über diese Taten noch nicht einmal berichtet worden wäre, wenn sie von den Nord-Vietnamesen verübt worden wären "denn solche Gräueltaten repräsentieren die offizielle, ideologische Politik von Nord-Vietnam." Wir sehen heute ein ähnliches Bild. Die Handlungen, die den amerikanischen Soldaten angelastet werden und weitaus schlimmere Dinge, sind Alltagspraxis in den arabischen Diktaturen. Sie wenden diese Methoden allerdings nicht nur gegen Kriegsgefangene, sondern gegen ihre eigenen Bürger an. Und es sind natürlich keine Fehlhandlungen einzelner Soldaten oder Polizisten, sondern diese Handlungen, nicht die der amerikanischen Soldaten, finden mit Wissen und Billigung der jeweiligen Regimespitzen statt. Das Fehlverhalten der amerikanischen Soldaten hingegen stößt auf Ablehnung von der höchsten Ebene des Präsidenten bis hin zu den einfachen Soldaten, die schließlich die Beweise gegen ihre Kameraden ihren Vorgesetzen zugänglich machten. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass es überhaupt zu diesen Missbrauchshandlungen durch Amerikaner gekommen sein könnte, denn das Niveau an Disziplin und Ausbildung unter den US-Soldaten gehört zu den weltweit höchsten.
Buddhismus ist Anti-Leben
Ausgerechnet in der kalifornischen Stadt Irvine, Sitz des Ayn Rand Institute (ARI), fand kürzlich eine Veranstaltung mit dem Dalai Lama, dem Friedensnobelpreisträger und geistigem Führer der Buddhisten, statt, bei der 115 Spitzenmanager jeweils 100 $ für ihrer Anwesenheit zahlen durften - für einen wohltätigen Zweck selbstverständlich. Man könnte sich natürlich die Frage stellen, warum ausgerechnet Menschen, die an herausragender Stelle damit befassen, Profit damit zu machen, dass sie die Bedürfnisse von Menschen befriedigen, sich mit einer Religion beschäftigen wollen, die die Vorstellung hat, Leiden und Unzufriedenheit damit bekämpfen zu können, dass Menschen sich von allen Wünschen freimachen. Und dies ist durchaus wörtlich zu nehmen. Wayne Dunn, der über politische und kulturelle Themen aus einer objektivistischer Sicht schreibt, kommt zu dem Ergebnis, dass der Buddhismus Anti-Leben ist: "Es ist schwer, sich ein Glaubenssystem vorzustellen, dass mehr Anti-Leben ist."

Siehe hierzu auch meinen Artikel zum Buddhismus auf objektivismus.blogspot.com

Dienstag, Mai 04, 2004

Die Kraft der Vernunft
Nach ihrem Bestseller Die Wut und der Stolz, der vom politisch korrekten Europa mit äußerster Abneigung aufgenommen wurde, hat Oriana Fallaci ein neues Buch unter dem Titel The Force of Reason (La Forza della Raggione) veröffentlicht. Lorenzo Vidino
schreibt für den nationalreview.com, dass Fallaci in diesem Buch näher erläutert, warum Europa beschlossen hat, seine Identität nicht zu verteidigen, und vor dem, was sie die "islamische Invasion" nennt, zu kapitulieren. Vidino zitiert Fallaci wie folgt: "Wenn man ein Westler ist und sagt, dass seine Zivilisation die überlegene ist, die am höchsten entwickeltste, die der Planet je gesehen hat, dann landet man auf dem Scheiterhaufen. Aber wenn man ein Sohn Allahs ist oder einer seiner Kollaborateure, und sagt, dass der Islam immer eine überlegene Zivilisation gewesen ist, ein Streiflicht ... niemand faßt Sie an, niemand klagt Sie an. Niemand verdammt Sie." Eine deutsche Übersetzung von Fallacis Buch liegt noch nicht vor.

Montag, Mai 03, 2004

Nach Gummersbach
Gerade bin ich vom Seminar der Friedrich-Naumann-Stiftung zu Ayn Rand zurückgekehrt und mir schwirrt noch der Kopf von den Eindrücken dieser zweieinhalb Tage. Zunächst einmal möchte ich auch an dieser Stelle noch einmal meinen Dank an die Verantwortlichen der Stiftung aussprechen, dass es überhaupt zu einer solchen Veranstaltung gekommen ist. Vermutlich die erste deutschsprachige Veranstaltung dieser Art. Dies war natürlich kein Seminar von Objektivisten für Objektivisten. Das Publikum war heterogen, irgendwie liberal sicherlich, aber das Wissen über den Objektivismus und die Sympathie gegenüber dem Objektivismus differierten doch erheblich unter den Teilnehmern. Zum Abschluß des Seminar brachte ein Teilnehmer noch einmal seine anti-objektivistische Weltsicht auf den Punkt. Irgendeinen Lerneffekt schien dieses Seminar bei ihm nicht hinterlassen zu haben. Mir wurde bei seinen Worten allerdings deutlich, dass ich nach seiner Philosophie nicht leben möchte. Dies wäre so, als wollte ich mir selbst den Boden unter den Füßen wegreißen. Was er dort äußerte, war ein Frontalangriff auf die Vernunft. Wie sagte doch Aristoteles so schön: "Die Vernunft geht immer den rechten Weg, Trieb und Phantasie bald den rechten, bald den falschen." Ich wollte diesen Teilnehmer fragen: "Was wissen Sie überhaupt. Wessen sind Sie sicher. Sind Sie überhaupt sicher, dass Sie leben?" Keine polemische Frage, denn Alan Greenspan war der Ansicht, dass man nicht wissen könne, ob man überhaupt lebe, als er zu dem Zirkel von Objektivisten um Rand stieß. Er ließ sich dann allerdings davon überzeugen, dass man dies durchaus wissen könne. Natürlich fehlte auch nicht der Hinweis, dass die Masse der Philosophen die objektivistische Sichtweise nicht teilen, was für Objektivisten allerdings unerheblich ist, denn philosophische Fragen werden nicht durch Mehrheitsentscheidungen gelöst. Die Pausengespräche drehten sich intensiv um die Frage, wie das Jahr 2005 -der 100. Geburtstag von Rand- zur Propagierung ihrer Ideen genutzt werden könnten. Die Verkaufszahlen ihrer Bücher im deutschsprachigen Raum sind bislang nicht berauschend und das nächste Jahr bietet mit dem runden Geburtstag von Rand ein ideales Vehikel, um Presse und Buchhandel zu mobiliseren. Nur dazu müßten die Romane im nächsten Jahr überhaupt verfügbar sein. Auch wurden bestimmte Projekte angekündigt, etwas die Herausgabe eines Sammelbandes zur objektivistischen Philosophie oder die Gründung eines Objectivist Center Europe. Aber die Konkretisierung dieser Projekte steht noch aus und somit kann auch noch kein abschließendes Urteil abgegeben werden. Ein Objectivist Center unter Einschluss von Anarcho-Kapitalisten wäre für mich ein Grund, eine solche Organisation zu meiden. Selbst das relative tolerante Objectivist Center (TOC) besteht auf der Unvereinbarkeit von Anarchismus und Objektivismus. Mein Lebensziel besteht auch nicht primär in der Gründung oder Beteiligung an irgendeiner objektivistischen Organisation. Ich möchte aus dem Objektivismus für mein persönliches Leben so viel wie möglich herausziehen und wenn ich Schüler oder Studenten sehe, die den Objektivismus bereits für sich entdeckt haben oder dabei sind, dies zu tun, tut es mir nur Leid, dass ich so spät Rand und den Objektivismus entdeckt habe. Aber besser spät als nie.