Dienstag, August 16, 2005

Vernunft und Würde
Sascha von Heroic Dreams hat eigentlich nur einen recht kurzen Artikel zum Thema "Vernunft und Würde" geschrieben, an den sich aber eine interessante Diskussion mit dem Blogger von Euroneuzeit entwickelt hat. Hier ein kurzer Auszug aus den Anmerkungen von Sascha:

Zum einen ist natürlich zu sagen, dass (Menschen-)Würde und politische Rechte keine Kausalverbindung haben. Zwar hat ein Mensch, der seiner Rechte verlustig gegangen ist, keine Würde mehr (denn der Verlust der Rechte setzt eine Gewaltinitiierung voraus, welche wiederum ein Akt der Irrationalität und damit würdelos ist), aber das heißt umgekehrt nicht, dass jeder würdelose Mensch keine Rechte hätte. Diese verliert er nur, wenn er die Rechte eines anderen verletzt, und das involviert immer die Initiierung physischen Zwanges. (Im Gegensatz dazu ist ein vergeltender Gebrauch von Gewalt, z.B. zur Selbstverteidigung im Falle eines Angriffes, keine Gewaltiniitierung und daher legitim und würdevoll.)

Um sich dem Begriff Menschenwürde besser nähern zu können, sollte man vielleicht bestimmen, was den Menschen eigentlich ausmacht bzw. was ihn ganz speziell von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Und da bleibt in meinen Augen nur eines übrig: die Vernunft. Der Mensch ist per definitionem ein "rational animal", d.h. ein mit Vernunft ausgestattetes Lebewesen. Dass seine Vernunftausübung ein willensabhängiger Akt ist, spielt in dem Begriff der Würde (der ja auch viel mit "würdig" bzw. "einer Sache würdig sein" zu tun hat) in meinen Augen eine entscheidende Rolle, denn wer sich nicht der Vernunft befleissigt und sich stattdessen der Irrationalität hingibt, der negiert gerade das an ihm, was das eigentlich Menschliche an ihm ist; er lebt als Mensch auf einem subhumanen Niveau, könnte man sagen. Wer als Mensch eine Würde haben will, und sich also auch seines Menschseins (das ja ein Faktum ist) als würdig erweisen will, der muss auch als Mensch, d.h. als mit Vernunft ausgestattetes Wesen leben. Menschen, die rational sind (und das können auch Arme, Ausländer, etc. sein), die also menschenwürdig leben, denen sollte man auch mit Achtung und Respekt begegnen. Man sollte sie nicht so behandeln, als wären sie dumm, ignorant, irrational, bösartig oder infantil oder als wären sie Tiere. Denn sie sind Menschen. Umgekehrt sehe ich nicht, wieso man einem Menschen Respekt oder gar Ehrerbietung entgegen bringen sollte, der das wesentlich Menschliche am Menschen, nämlich die Vernunft, negiert und sich stattdessen durch Irrationalität, Angst oder blinde Launen umhertreiben lässt.

Ich möchte einmal mehr betonen, dass auch ein solcher Mensch, der durch und durch irrational ist und daher nicht menschenwürdig lebt, politische Rechte hat, d.h. man darf ihn nicht verletzen, versklaven, ihm sein Eigentum rauben, etc. Seine Rechte verliert er erst (und nur) dann, wenn seine Irrationalität in Gewalt gegen andere umschlägt. Dann muss ihn die ganze Härte, Gewalt und Vergeltung des Gesetzes treffen.

Ich möchte desweiteren feststellen, dass ich den Begriff "Individualrechte" dem Begriff "Menschenrechte" vorziehe. Der Begriff "Menschenrechte" ist sehr schwammig und umfasst inzwischen alles mögliche, inkl. eines Rechtes auf Arbeit im Sinne eines Anspruches, einfach so einen Arbeitsplatz bereit gestellt zu bekommen. Das ist aber Unsinn. Rechte sind moralische Prinzipien, die die Handlungsfreiheit eines Individuums in einem gesellschaftlichen Kontext abstecken. Sie sind immer nur Rechte zu bestimmten Handlungen, z.B. ist das Eigentumsrecht das Recht, Handlungen vorzunehmen, die geeignet sind, um durch eigene Arbeit oder Tausch Eigentum zu erwerben und es dann, wenn man es rechtmäßig erworben hat, auch zu behalten und darüber zu verfügen, wie einem richtig dünkt. Diese Rechte haben nach aussen hin ausschließlich eine Abwehrfunktion, d.h. meine Rechte begrenzen die Handlungsfreiheit anderer, wie die Rechte anderer meine Handlungsfreiheit begrenzen. Und insbesondere begrenzen Rechte die Handlungsfreiheit der Regierung. Ein Wohlfahrtstaat als "menschenwürdig" ist daher ausgeschlossen, da er neben dem Faktum der Bevormundung (die an sich ja bereits eine Negation der Vernunft im einzelnen Individuum darstellt) auch immer rechtsbrecherische Akte der Enteignung und Umverteilung beinhaltet. Näheres über Individualrechte kann man bei Ayn Rand lesen, in den Aufsätzen Man's Rights und Collectivized Rights in ihrer Anthologie The Virtue of Selfishness.

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