Die modernen Nazis und der Mainstream
Toralf Staud hat ein Buch über die "modernen Nazis" (Moderne Nazis) aus der NPD geschrieben, das Tobias Kaufmann in DIE WELT in den höchsten Tönen lobt. Der ehemalige Redakteur der ZEIT beschreibt die neue "linke" Ausrichtung der NPD: "Mit der konservativen Partei der sechziger Jahre hat die neue NPD nichts mehr zu tun. Sie hat heute ein revolutionär-antikapitalistisches Programm, sie setzt auf aktuelle Themen, sie schwimmt mitten in der rechtsextremen Jugendkultur." Was ich als potenzieller Leser dieses Buches allerdings erwarten würde, wäre eine Klärung der Frage, inwieweit die Neo-Nationalsozialisten der NPD nicht nur in der "rechtsextremen Jugendkultur" schwimmen, sondern im kulturellen Mainstream dieses Landes. Handelt es sich bei diesen Leuten wirklich um abenteuerliche-kollektivistische Außenseiter in einem Meer des Individualismus? Gibt es in der Masse der Bevölkerung die tiefe Überzeugung, dass diese Partei moralisch verwerfliche Prinzipien vertritt oder stört sie nur, dass sie diese Prinzipien zu konsequent anwenden will? Wie soll die "inhaltliche Konfrontation" mit der NPD aussehen? Der Mainstream hätte etwa folgendes anzubieten: Michael Opoczynskis Buch Die Blutsauger der Nation. Wie wahrscheinlich wäre es, dass dieses Buch des Moderators der ZDF-Sendung "Wiso" irgendetwas in den neo-nationalsozialischen Köpfen bewirken könnte? Wenn die Inhaltsangabe der Zeitschrift DER FONDS einigermaßen zutreffend ist, muss man daran in der Tat zweifeln: "Die 'Heuschrecken-Debatte' ist noch nicht einmal ganz vergessen, da legt Michael Opoczynski schon nach: Rücksichtsloses Renditestreben, gezielte Arbeitsplatzvernichtung, eine mangelnde Unternehmensethik und dergleichen mehrmachen die deutsche Wirtschaft kaputt. Verantwortlich sind gierige Manager, die den Politikern längst die Macht abgenommen haben."
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