Samstag, Juli 12, 2003

Das Schicksal von Freilandia
Stellen wir uns eine Gruppe von 1 000 Menschen vor, die sich aufmacht, um auf einer unbewohnten Insel eine freie Gesellschaft zu gründen. Sie nennen dieses Land Freilandia. Als freiheitsliebende Menschen verschreiben sie sich einer Politik der offenen Immigration. Auf dem naheliegenden Festland kommt es nun zu einem blutigen Stammeskrieg. Hunderte von Menschen fliehen vor dieser unerquicklichen Situation und entscheiden sich nach Freilandia zu gehen - ein Land ohne Verbrechen, mit ausreichendem Nahrungsmittelangebot und mit einer offenen Einwanderungspolitik. Da die Neuankömmlinge keine Perspektive in einer Rückkehr in ihr Herkunftsland sehen, entscheiden sie sich, Bürger von Freilandia zu werden. Als Bürger besitzen sie natürlich auch das Recht, sich an Wahlen zu beteiligen. Als Moslems entscheiden sie sich für moslemische Kandidaten. Da die Mehrheit der Bürger von Freilandia bereits aus Moslems besteht, gewinnt bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen ein islamischer Fundamentalist die Mehrheit. Nach seinem Wahlsieg gibt er ein Dekret heraus, dass jeder Bürger von Freilandia entweder zum Islam konvertieren muss oder das Land zu verlassen hat. Aus Angst vor Repressalien und dem aufkommenden Polizeistaat entschließt sich die freiheitsliebende Minderheit, das Land zu verlassen. Für Freilandia war die Politik einer "offenen Immigration" eine selbstzerstörische, im Endeffekt selbstmörderische Politik.


Die Geschichte über das traurige Schicksal von Freilandia stammt von Logan Feys auf dem objektivistischen Portal solohq.com. Feys macht im Anschluss einige im Vergleich zu der oftmals von törichter Naivität strotzenden Argumentation vieler "Libertärer", die eine "offene Immigration" präferieren, bemerkenswert logische und konsistente Bemerkungen über die Prinzipien einer vernunftorientierten Einwanderungspolitik, die ich hier wiedergeben möchte:
"Die Einwanderungspolitik eines Landes ist hochgradig kontextabhängig. Sie kann nicht automatisch aus philosophischen Prinzipen abgeleitet werden. Nur weil eine offene Immigration ideal in einer rationalen Welt sein würde, bedeutet dies nicht, dass sie ein Ideal wäre in DIESER Welt und für ALLE Länder. Wenn zum Beispiel Israel eine Politik der offenen Immigration betreiben würde, wäre es nur eine Sache von Monaten (oder Tagen) bis es -angesichts der Tatsache, dass es von zahlenmäßig weit überlegenen feindlichen Nachbarn umgeben wird- seine eigene Zerstörung erreicht hätte. Es gibt keine moralische Verpflichtung von Seiten der Regierung eines freien Landes gegenüber den Bürgern von anderen Ländern, die immigrieren wollen. (...) Eine Regierung, die versagt beim Aufhalten einer Invasion, versagt bei ihrer fundamentalsten Pflicht."

Anmerkungen aus der Redaktion: "Bei der Immigrationsfrage ist wichtig zu betonen, dass es auf einen ideologischen Selbstschutz ankommt und das Ganze nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun hat. Es geht also nicht um die Frage, Ausländer ja oder nein, sondern um die Frage, welche Ausländer erwünscht sind und welche nicht. Es kommt bei einem Menschen allein auf die Gesinnung an, nicht auf die Nationalität."
"Ich denke, Feys sieht dies ähnlich. In einer rationalen Welt wäre eine offenen Immigration unproblematisch und auch wünschenswert. Feys Beispiel von Freelandia zeigt allerdings, zu welchen Konsequenzen eine bestimmte Einwanderung auch führen kann, die aus der Perspektive der Aufrechterhaltung einer freien Gesellschaft höchst problematisch wären."

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