Dienstag, September 30, 2003

Ideen-Reform kommt vor Sozialreform
Gerade wird wieder viel Wirbel um den Begriff Sozialreformen gemacht. Was sich wirklich ändern müßte, sind die Grundannahmen, die der Sozialgesetzgebung zugrunde liegen. Die Menschen sollten die altruistische Ethik vollständig über Bord werfen. Solange eine Mehrheit der Bundesbürger annimmt, Moral bestünde daraus, daß eine Person sich für eine andere Person aufopfert, wird sich nichts Wesentliches ändern. Wenn man diese Grundannahme von altruistischer Moral erst einmal angenommen hat, steht man beim Diskutieren auf verlorenem Posten.

Die Art und Weise, wie die meisten Leute gegen Sozialgesetzgebung argumentieren ist daher so schwach, weil sie gerade diese altruistische Moral akzeptiert haben. Was dann als Gegenargumentation bleibt ist nur noch pragmatisches Gerede. "Die Kassen sind leer, wir müssen sparen", heißt: "wenn die Kassen wieder voll sind, können wir wieder so viel Geld verteilen wie vorher".

"Die Kassen sind leer, die Steuern können wir aber nicht erhöhen, weil das 'dem Standort und der Wirtschaft' schadet.", heißt: "es ist richtig, nach Belieben Steuern zu erhöhen und Personen beliebige Anteile ihres Einkommens wegzunehmen; die Kunst besteht nur daraus, genügend Idioten zu finden, die sich ausnehmen lassen. Und wenn wir Konkurrenz abschaffen könnten, dann würden wir das auch noch machen: wir arbeiten daran, sie abzuschaffen".

Die Leute müssen lernen, ihre eigenen Interessen zu vertreten, und zwar selbst dann, wenn ihnen die Bedürftigkeit anderer Personen vorgehalten wird. Und das ist nur möglich, wenn sie selbst eine rationale Moral angenommen haben, die auf dem Wohl des Ego beruht. Es braucht den Mut, im Zweifelsfall auf den Vorwurf: "Aber er braucht es doch." zu antworten: "Was geht mich das an ?" Das erzeugt zwar im ersten Moment einen entrüsteten Aufschrei. Aber diese Schocktherapie ist notwendig, um dem Gegenüber klarzumachen, daß er es mit einem Individuum zu tun hat, das von seinem Recht auf Eigenständigkeit überzeugt ist.

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