Donnerstag, Oktober 02, 2003

Extremismus
Viele Extremisten haben eine Einstellung und ein Verhalten, die ich als schrecklich empfinde, weil sie realitätsfeindlich, freiheitsfeindlich und lebensfeindlich sind. Die Frage, die sich mir stellt: ist Extremismus per se schlecht ? Was versteht "man" unter Extremismus ? Für den Begriff "Extremismus" fand ich keine eindeutige Definition. Er wird oft mit schwammigen Formulierungen umschrieben. "Extremisten betrachten ihren Standpunkt als den einzig richtigen und kennen demzufolge keine Toleranz gegenüber Andersdenkenden." Extremismus ist also die Überzeugung von der alleinigen Richtigkeit des eigenen Standpunktes ? Dann wäre auch ein Extremist, wer felsenfest davon überzeugt ist, daß 2 und 2 gleich vier ist. Soll ich tolerant gegen falsche Aussagen sein ? Soll ich nicht sagen, daß sie falsch sind ? Ist Wahrheit zu extrem ?

"Als 'extrem' bezeichnen wir im allgemeinen Sprachgebrauch Menschen oder Dinge, die sich möglichst weit weg von einer bestimmten, abstrakten 'Mitte', bildlich gesprochen also 'am Rand' befinden." Wo ist die Mitte und wo der Rand ? Wer legt fest, wo die Mitte ist ? Was ist der Maßstab ? Keine Antwort !

Man bedient sich dann einfach eines Begriffs, der die "Mitte" verkörpern soll: "Mainstream". Als "Mainstream" bezeichnet man die Einstellung der Mehrheit intellektuell tätiger Personen. Aber Mehrheit verkörpert nicht Wahrheit. Und die Frage des Wahrheitsgehaltes bleibt völlig unberücksichtigt. Was nützt mir eine "Mainstream"-Einstellung, die völlig falsch ist und nichts mit der Wahrheit und der Realität zu tun hat ? Ich ziehe einen extremen Standpunkt vor, wenn er der Wahrheit entspricht. Wahrheit, nicht Mainstream, ist der Maßstab für Aussagen und Ideen.

Wie will man eine Mitte oder einen Rand festlegen, wenn man, wie moderne Philosophen, behauptet, es gäbe keine objektive Realität, keine verzerrungsfreie Wahrnehmung, keine objektive Wahrheit und keine objektiven Werte und Tugenden, also keinerlei abstrakte Prinzipien ? Mit dieser Haltung tut man sich schwer, explizit zu sagen, was an Personen schlecht ist.

Wer in dieser Zwickmühle ist, kann einfach Extremismus als schlecht definieren (ohne Maßstäbe zu haben und ohne zu sagen, was es genau ist), dann den Begriff zuerst in Zusammenhang mit Personen bringen, bei denen kaum einer wagt an der Schlechtheit des Extremisten zu zweifeln. Der Begriff "Extremismus" wird z.B mit "Gewaltbereitschaft" gleichgesetzt. Im nächsten Schritt macht man dann aus dem Begriff Extremismus etwas Neues: man verwendet den Begriff auch in anderen Zusammenhängen, ohne zu sagen, was genau an der Einstellung oder der Handlung der bezichtigen Person schlecht ist, und hofft darauf, die Verbindung zum bisher Schlechten in den Köpfen zu wecken. Der Vorwurf "Extremist" wird dazu verwendet, um Personen mit anderer Einstellung einzuschüchtern.

Der Begriff "Extremismus" wird damit eine Mogel-Packung. Bei einem Begriff verstehe ich unter Mogelpackung, daß Richtiges mit Falschem vermischt wird und gemeinsam als Packet unter diesem Begriff verkauft wird. Hüten Sie sich vor solchen Mogel-Packungen: wenn Richtiges mit Falschem unter einem Begriff verarbeitet wird, kann nichts Richtiges bei der Arbeit mit diesem Begriff herauskommen.

Wer jetzt als "Extremist" bezichtigt wird, hat es schwer, sich zu wehren. Wie wehrt man sich gegen den Vorwurf, nicht "Mainstream" zu sein, wenn Wahrheit in der Diskussion keine Rolle spielt ? Auch meine Standpunkte würden (wenn sie denn bekannter wären) als "Extremismus" gebrandtmarkt. Darauf kann man dann nur antworten, was der ehemalige amerikanische Präsidentschaftskandidat Barry Goldwater gesagt hat:

"Ich möchte Sie daran erinnern, daß Extremismus in der Verteidigung der Freiheit kein Übel ist ! Und ich erinnere Sie auch daran, daß Moderatheit in der Verfolgung von Gerechtigkeit keine Tugend ist."



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