Montag, Juli 14, 2003

Der inszenierte Terrorismus
Verschwörungstheoretiker haben Hochkonjunktur. Sie agieren nicht mehr am Rande der Gesellschaft sondern mittendrin. Das schreibt Henryk M. Broder in einem Artikel über einen Vortrag an der HU Berlin namens »Der inszenierte Terrorismus«:

Da würden, »acht prominente Journalisten und Politiker ihre Version der Ereignisse vom 11. September präsentieren«. Auch diese Information stimmte nur bedingt. Es waren nicht acht, sondern nur sieben Referenten, und es handelte sich mitnichten um »prominente Journalisten und Politiker«, sondern um pensionierte Bruchpiloten und Hobbyisten, wie den ehemaligen Hannover-Korrespondenten der FR Eckart Spoo und den ehemaligen Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Andreas von Bülow, der seit seiner Verrentung als »Geheimdienstexperte« in Talkshows auftritt. Es waren aber auch Betriebsnudeln dabei wie der Hanf-Experte Mathias Bröckers, der mit seinem Kolportage über den »11.9.« so viel Geld verdient hat, dass er inzwischen in die Schweiz umziehen müsste, und der Münchener Autor Gerhard Wisnewski, Jahrgang 1959, der vor über zehn Jahren mit einem Buch über das »RAF-Phantom« bekannt wurde und seitdem als »Enthüller« auftritt. Sie - und drei weitere ebenso prominente Journalisten und Politiker - präsentierten im überfüllten Audimax der Humboldt Universität ihre Versionen der Ereignisse vom 11. September, sehr zum Gefallen des Publikums, das sich etwa zu gleichen Teilen aus frustrierten Friedensfreunden, bleichen SED-Rentnern und aufgekratzen Neonazis rekrutierte.

Es gab ein harmonisches Einvernehmen zwischen den Referenten und den Zuhörern, wie man es sonst nur bei den Auftritten von Erich von Däniken erlebt. Die Leute lachten und klatschen an den richtigen Stellen und freuten sich, dass ihnen genau gesagt wurde, was sie hören wollten: Die Flugzeuge, die im WTC aufschlugen, seien ferngesteuerte leere Drohnen gewesen, die im Anflug gegen die Passagiermaschinen ausgetauscht worden seien, ins Pentagon sei überhaupt keine Maschine abgestürzt und die Türme des WTC seien zwar kollabiert, aber nicht als Folge der Flugzeugeinschläge. Die Schlussfolgerung war klar: Die Amerikaner hatten die Anschläge »inszeniert«, weil sie für ihre Propaganda einen Grund brauchten, um erst Afghanistan und dann den Irak überfallen zu können. »Die Planungen für eine Militärintervention in Afghanistan waren bereits am 9.9.2oo1 abgeschlossen - zwei Tage vor der angeblichen Begründung.

Quellen:
Henryk M. Broders Tagebuch
Jungle World: Fantomas kehrt zurück - von Ivo Bozic

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