Dienstag, Dezember 05, 2006

Gefühlsreife?
Flaubert hat ins Schwarze getroffen, wenn er zum Verhältnis von Vernunft und Gefühl schreibt:

Unterschiedliche Gefühle resultieren nicht aus differenter genetischer Disposition öä, sondern aus unterschiedlicher Bewertung (Emotionen als Bewußtseinszustände mit körperlichen Begleiterscheinungen, basierend auf intellektuellen Ursachen). Den Sozialisten übermannt ein anderes Gefühl bei Sichtung eines Karl-Marx-Portraits als den Liberalen, weil er das durch die Person repräsentierte Werte- und Herrschafts-System anders be-wertet - und nicht weil das Portrait per se (ohne zwischen geschalteten intellektuellen Prozeß) die Macht hätte, ein Gefühl zu erzeugen.

Bei jedem Widerspruch zwischen Gefühl und Vernunft gilt daher: überprüfe Deine Prämissen, die Dich fühlen lassen, wie Du fühlst. Verdamme Dich nicht Deiner Gefühle wegen- aber verdamme Dich Deiner Weigerung, fokussiert zu denken und der Entscheidung wegen, die vermeintlich einfachere, bequemere Alternative zu wählen: das Gefühl als höchstes Absolutum anzusehen und zu erwarten, daß die Realität sich Deiner Gefühlswelt anpaßt. A ist A und bleibt A, so sehr wir uns auch wünschen, es möge sich in B verwandeln. Die Welt da draußen existiert unabhängig von unserer Welt da drinnen. Und so verbirgt sich hinter der einfacheren, bequemen Alternative in Wirklichkeit nichts anderes als der Königsweg in die Hölle ("stairway to hell
").

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