Sonntag, August 03, 2003

Der Import von Sozialismus
Das amerikanische Repräsentantenhaus hat ein Gesetz verabschiedet, dass es Amerikanern ermöglichen soll, "billige" Medikamente aus dem Ausland zu reimportieren. Der US-Senat muss diesem Gesetz allerdings noch zustimmen.
Die republikanische Abgeordnete Jo Ann Erson sagte zu dem Gesetz: "Es ist Zeit aufzuhören, die Welt zu subventionieren. Amerikaner müssen an fairen Preisen teilhaben." Wenn Politiker von "fairen" Preisen reden, ist höchste Vorsicht geboten, denn "fair" sind für sie nicht etwa Preise, die durch Angebot und Nachfrage zustande gekommen sind, sondern Preise, die sie selbst durch ihre politische Macht festgelegt haben. Genau dies ist es auch, was reimportiert würde: politische Preiskontrollen auf Medikamente. Die amerikanischen Konsumenten "subventionieren" die Welt auch nicht, sondern das Ausland schmarotzt auf Kosten Amerikas. Etwa 50 % aller Einnahmen für Medikamente weltweit werden in Amerika erzielt. Ein Sinken des Preisniveaus in Amerika könnte ernsthafte Folgen für die kostenintensive Entwicklung neuer Medikamente bedeuten. Diese Situation läßt sich durchaus vergleichen mit den Ausgaben für militärische Verteidigung, die in den USA pro Kopf der Bevölkerung ebenfalls exorbitant höher sind als in anderen, vergleichbar freien Ländern.

James K. Glassman warnt auf techcentralstation.com vor den Folgen, wenn die Forschung an neuen Medikamenten durch das neue Gesetz behindert würde, weil die Pharmaunternehmen nur noch zu Preisen, wie sie in Kanada und Europa vorherrschen, ihre Produkte verkaufen könnten:
"Dies ist keine Drohung. Die ist einfache Ökonomie. Die Menschen werden sterben." Glassman hält es für die beste Lösung, wenn alle Nationen einen relativ freien Markt für Medikamente etablieren würden: "Die Welt würde mehr neue Medikamente haben und die Menschen würden gesünder sein und länger leben." Da er es für schwierig, wenn nicht unmöglich hält, ein derartiges System durchzusetzen, präferiert er als zweitbeste Lösung den Status quo, wo die Amerikaner pro Kopf mehr für Medikament ausgeben als der Rest der Menschheit, weil sie daran glauben, dass Angebot und Nachfrage die Preis für Medikamente bestimmen sollten und nicht die Willkür der Regierung. Glassmann geht allerdings auch davon aus, dass die Europäer und Kanadier amerikanische Reimporte verhindern würden, da diese vom gegenwärtigen System stark profitieren und ein Zusammenbruch des gesamten Gebäudes fürchten würden.

Leider setzt sich Glassman nicht explizit mit der Frage auseinander, ob die Regierung überhaupt legitimerweise Reimporte verhindern darf. Dass Unternehmen dies durch vertragliche Abmachungen versuchen können, ist sicherlich legitim, d. h. der Staat darf dies nicht versuchen zu konterkarieren.
Der Ökonom Walter Williams sieht die unterschiedliche Medikamtenpreis als legitime Preisdiskrimierung an, wie sie etwa auch bei unterschiedlichen Preisen zwischen Erwachsenen und Kindern anzutreffen ist: "Im Fall der Fluglinien müssen sie verhindern, dass Erwachsene Kindertickets kaufen, im Fall der Medikamente müssen sie Reimporte durch Verträge oder Gesetz verhindern,..."
Richtig ist, dass die Regierung die Preisdiskrimierung nicht verbieten darf. Richtig ist aber auch, dass sie diese nicht durch Gesetz erzwingen darf.

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