Mittwoch, September 20, 2006

Am Anfang war der Logos
Dies könnte das Buch des Jahres sein: Die alten Griechen von Konrad Adam. Und heute gibt es einen Auszug in DIE WELT:


Es war ihr Reichtum an Formen und Nuancen, der die Überlegenheit der griechischen Sprache begründet und ihr zum Sieg über ihre zahlreichen Konkurrentinnen verholfen hat. Zur Zeit von Christi Geburt war das Griechische beides zugleich, Kultursprache aller Gebildeten und Verkehrssprache in der gesamten östlichen Reichshälfte, die neben Griechenland auch Ägypten, Syrien, Kleinasien und das nördliche Afrika umfasste. In dieser Form hieß sie „Koine“, die Allgemeine. Sie war so allgemein, dass alles, was auf weitere Verbreitung rechnete, in ihr verfasst sein musste, das Neue Testament oder die Schriften der Kirchenväter genauso wie das byzantinische Recht.

Erst sehr viel später, mit dem Aufkommen des Islam, dessen aggressivem Sendungsbewusstsein diese alt und müde gewordene Kultur nicht mehr viel entgegenzusetzen hatte, hat das Griechische seine Funktion als universelles Verständigungsmittel verloren. Es war die erste und wohl auch folgenreichste Niederlage der abendländischen, griechisch und christlich geprägten Kultur gegen den militant vorgetragenen Herrschaftsanspruch aus dem Osten. Die Auseinandersetzung erstreckte sich über Jahrhunderte und war mit der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 längst noch nicht zu Ende. Sie ist es bis heute nicht, wie der Streit beweist, den der Papst dadurch entfachte, dass er an die Erbschaft der griechischen Kultur erinnerte und deren kostbarstes Einzelstück, die Hochschätzung der Vernunft.


Siehe auch die Diskussion auf Objectivism Online zu der Frage, was die größte antike Zivilisation war.

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