Dienstag, August 10, 2004

Keine Rückwärtsreform der Rechtschreibreform
Die Financial Times Deutschland leistete in ihrer gestrigen Ausgabe einen speziellen Beitrag zur Diskussion um die Rechtschreibreform, indem sie auf ihrer Titelseite alle Änderungen nach der neuen Rechtschreibung rot einfärbte. Die Unterschiede sind marginal, und marginal ist auch die Bedeutung dieses Themas. Die Rechtschreibung ist nur ein Hilfsmittel der Kultur, nicht mehr und nicht weniger. Die Unterschiede zwischen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der tageszeitung liegen wesentlich bei den Inhalten, nicht in den Unterschieden der Rechtschreibung. Niemand sollte die Entscheidung für ein Abonnement von der jeweiligen Rechtschreibung abhängig machen. Sicherlich kann man feststellen, dass die Rechtschreibreform "bürokratisch" verordnet wurde, aber dies unterscheidet sie nicht von der alten Rechtschreibung, die ebenso "bürokatisch" verordnet wurde. Die Menschen sind sicherlich auch dagegen, weil die Rechtschreibung nicht gerade mit der Muttermilch eingesogen wird, aber doch recht bald danach, d. h. in den Menschen tief verankert ist. Eine Akzeptanz der neuen Rechtschreibung ist zu erwarten mit dem Aufkommen neuer Jahrgänge von Schülern, die diese Rechtschreibung in den, zumeist staatlichen Schulen, erlernen mußten. Auch bedeutet eine bürokratische Verordnung von Rechtschreibung nicht, dass diese damit unsinnig oder unlogisch wäre. Das Wortstammprinzip und die Unterscheidung zwischen "ss" und "ß" sind durchaus sinnvoll. Neil Armstrong ist bekanntlich auf dem Mond gelandet, auch wenn eine Regierungsbehörde hinter diesem spektakulären Unternehmen stand. Übrigens will die Financial Times Deutschland bei der neuen Rechtschreibung bleiben, und so möchte ich es auch halten. Allerdings hat auch die FTD die neue Rechtschreibung nicht zur Gänze umgesetzt, wie die anderen Zeitungen auch nicht, und die neue Rechtschreibung markiert sicherlich noch keinen Endpunkt der Diskussion und bei vielen Änderungsvorschlägen sollte man einfach abwarten, welche Varianten sich letztendlich durchsetzen.

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