Sonntag, März 21, 2004

Objektivismus und Liberalismus
Im tschechischen Diskussionsforum von aynrand.cz schreibt Martin Sedlacek: "Der Objektivismus ist ein komplettes philosophisches System. Der Liberalismus ist 'nur' eine politische Ideologie." Der Objektivismus ist eine Philosophie, eine atheistische Philosophie, eine Philosophie, die die Naturgesetze und die Logik respektiert, deren zentraler Begriff "Vernunft" ist. Rand sah ihre Philosophie als einheitliches Ganzes an, wo die Antwort auf die Frage, welches politische System Menschen wählen sollten, durch ihre metaphysischen, epistemologischen und ethischen Prämissen bestimmt werden. Ihr politisches Konzept fasste Rand im dem Begriff "Kapitalismus" zusammen. In dem Aufsatz "What is Capitalism" definierte sie den Kapitalismus folgendermaßen: "Der Kapitalismus ist ein soziales System, das auf der Anerkennung von Individualrechten unter Einschluß der Eigentumsrechte beruht und in dem alles Eigentum in privater Hand liegt. Die Anerkennung von Individualrechten hat zur Folge, daß physischer Zwang aus menschlichen Beziehungen verbannt ist: Rechte können grundsätzlich nur durch Anwendung von Zwang verletzt werden." Ein Problem waren für Rand Menschen, die vorgaben, für den Kapitalismus zu sein, sich aber zum Beispiel als Konservative oder Anarchisten verstanden, und Rands objektivistische Philosophie nur teilweise oder gar nicht akzeptierten. Rand räumte aber in einem Interview aus dem Jahr 1964 ein, dass es Konservative geb, sog. "libertarians", wie zum Beispiel Ludwig von Mises und Henry Hazlitt, die den Kapitalismus auf einer "nicht-mystischen, wissenschaftlichen Basis" verteidigten. In seinem Buch "Objectivism - The Philosophy of Ayn Rand" schreibt Leonard Peikoff allerdings, dass die Verteidiger der Kapitalismus oft schlimmer -offen irrationaler- gewesen wären als seine Gegner. Logan Feys bemerkt hierzu, dass diese Aussage von Peikoff erstaunlich sei, denn sie bedeute, dass man irrational sein könne und ein Anhänger des polit-ökonomischen System des Kapitalismus gleichzeitig sein könne. Wenn man einmal von der Frage absieht, ob es möglich ist, den Kapitalismus auch aus einer anderen philosophischen Position als der von Rand konsequent zu verteidigen, bleibt natürlich die Frage, ob Rands Vorstellung von Kapitalismus sich ebenso auch in der liberalen -in Amerika als "libertarian" bekannt- Bewegung findet. Eine amerikanische Zeitung sah es offenbar so und bezeichnete kürzlich das Ayn Rand Institute als "liberale" (libertarian) Denkfabrik, obwohl das ARI den Begriff "libertarian" meidet wie die Pest. Logan Feys sieht in seinem Aufsatz "Libertarianism - An Objective Evalutation" im Liberalismus eine politische Bewegung, die versucht, den Umfang und die Kompetenzen des Staates signifikant zu reduzieren. Dies sei allen Liberalen, ungeachtet ihrer philosophischen Unterschied und Begründungen für ihre politischen Ziele, gemein. In Amerika würde man als von einer Bewegung für "Small Government" sprechen, und Deutschland von einem "schlanken Staat." Eine solche Bewegung für einen "schlanken Staat" könnte natürlich auch zu dem führen, was Rand als "Kapitalismus" vorschwebte, dies muss aber in jedem Fall Gegenstand einer Überprüfung der konkreten Ausgestaltung des politischen Programms eines Kandidaten oder einer Partei sein. Man sollte sich allerdings darin erinnern, dass Rand sehr wohl davon ausging, dass man auch einen politischen Kandidaten unterstützen könne, obwohl man mit seiner kompletten Philosophie nicht übereinstimmt. Der Liberalismus ist "nur" eine politische Bewegung, wie eingangs schon richtigerweise gesagt wurde, und sollte nicht so behandelt werden, als handele es sich um eine Philosophie.

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