Samstag, September 27, 2003

Wynand und Roark
über den Sinn des Lebens

Wynand:"Ich dachte gerade an Leute, die sagen, Glück sei unmöglich auf Erden. Schauen Sie, wie die Menschen sich abmühen, im Leben ein bißchen Freude zu finden. Wie sie darum kämpfen. Warum soll ein Lebewesen in Schmerzen dahinkriechen ? Mit welchem Recht darf irgendwer fordern, ein Menschenwesen habe für etwas anderes zu leben als zu seiner eigenen Freude ? Jeder von uns möchte das. Jedes Teilchen von ihnen möchte das. Doch sie finden es nie. Warum eigentlich ? Sie wimmern, sie verstünden den Sinn des Lebens nicht. Es gibt eine ganz besimmte Sorte von Leuten, die ich verachte. Die, die einen höheren Zweck oder ein 'allgemeines Ziel', ein Weltziel suchen, die nicht wissen, wofür sie leben sollen, die stöhnen, sie müßten 'sich selbst finden'. Überall hört man das. Das ist die offizielle Phraseologie des Jahrhunderts, scheint es. In jedem Buch, das sie aufschlagen. In jedem sabbernden Selbstbekenntnis. Solches Bekenntnis scheint als etwas Adliges zu gelten. Für meine Begriffe ist das das Beschämendste, was es gibt."

"Schauen Sie, Gail", sagte Roark, indem er aufstand, einen dicken Baumast abbrach, ihn in beiden Händen hielt, mit jeder Faust eines der beiden Enden packend; dann Gelenk und Knöchel dem Widerstand des Holzes entgegenstemmend, krümmte er den Ast langsam zu einem Bogen. "Nun kann ich daraus machen, was ich will: einen Bogen, einen Speer, einen Spazierstock, einen Zaunpfahl. Das ist der Sinn des Lebens."
Wynand: "Ihre Kraft ?"
Roark: "Ihre Arbeit". Er warf den Ast fort. "Das Material, das die Erde Ihnen bietet und was Sie daraus machen."

(aus "The Fountainhead" von Ayn Rand)

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