Unsere Generation kennt das wahre Böse nicht
Für Michael Duff ist Daniel Jonah Goldhagens Buch Hitlers willige Vollstrecker nicht nur bemerkenswert für das, was es über die Nazi-Zeit sagt, sondern auch für das, was es über unsere Zeit sagt. Folgt man Duff, ist die Meinung von Konrad Löw, der die Masse der Deutschen für unschuldig an der Nazi-Diktatur hält, in den USA tatsächlich weit verbreitet. Sofort nach dem Ende des Krieges hätten Wissenschaftler versucht, das deutsche Volk aus der Verantwortung für seine Handlungen während des Holocaust zu entlassen, schreibt Duff. Goldhagen würde diese Perspektive aus den Kopf stellen, indem er zeige, wie gewöhnliche Deutsche bereitwillige Teilnehmer am Genozid waren. Duff will allerdings gegenüber den Deutschen nicht unter die Gürtellinie schlagen: "Die meisten dieser Kriminellen sind tot, und ich glaube nicht an eine Verantwortlichkeit über Generationsgrenzen hinaus." Auch wähle er sie nicht aus, um von der eigenen Geschichte abzulenken: "Die amerikanischen Siedler haben Dinge mit der Urbevölkerung getan, die die Nazis stolz gemacht hätten." Aber Duffs Blick geht in seinem Aufsatz nicht so sehr in die Vergangenheit, sondern handelt von unserer Gegenwart, von der kulturellen Zensur, die uns unfähig mache, zu denken: "Wir benutzen Wörter wie verrückt, bösartig oder böse ohne wirklich zu wissen, was sie bedeuten." Goldhagens Buch würde uns daran erinnern, dass es das wahre Böse in der Welt wirklich gibt. Dass das Böse nicht nur eine Sache von Hollywood-Filmen ist. Und die Kapazität für das Böse, läge in dem, was uns beigebracht würde, zu glauben. Duffs letzter, etwas pathetischer, Satz, wo er sagt, dass "das Potential für das Böse im Herzen jedes Menschen" liege, verkennt allerdings, dass das Potential für das Böse im Geist jener Menschen liegt, die dort böse Gedanken abgespeichert haben. Lügen, emotionale Appelle und Gruppendruck können nur dort Unheil anrichten, wo derartige psychologische Mechanismem auf fruchtbaren Boden fallen.
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