Bei der gerade zu Ende gegangen Fussballweltmeisterschaft haben die europäischen Nationalmannschaften deutlich ihre Spielstärke demonstriert: im Viertelfinale stellten sie sechs Teams und im Halbfinale waren sie unter sich. Die neueste Weltrangliste der FIFA, die erstmals nach einem neuen Berechnungsmodus zusammengestellt wurde, zeigt unter ersten 32 Plätzen 17 Mannschaften aus Europa. Dies ist allerdings auch nur eine europäische Mannschaft mehr als noch in alten Weltrangliste vor der Weltmeisterschaft. Alternative Ranglisten wie die seit 1981 ermitelte Xocca stufen die europäischen Mannschaften allerdings im Durchschnitt deutlich höher ein, als dies die FIFA tut: 19 europäische Mannschaften findet man bei Xocca unter den Top 32. Sieht man sich die regionale Verteilung unter den teilnehmenden Nationen bei der diesjährigen Weltmeisterschaft an, fällt auf, dass nur 14 europäische Nationen vertreten waren (13 plus Gastgeber Deutschland), was einem Anteil von 43,75 % entspricht, weniger als dies die Rangliste der FIFA nahe legen würde, wobei diese selbst allerdings bereits eine Tendenz zur willkürlichen Aufwertung spielschwächerer Nationalmannschaften aufweist. Die Teilnahmemöglichkeiten der Mannschaften an den Weltmeisterschaften werden durch ein regionales Proporzsystem der FIFA gesteuert: das FIFA-Exekutivkomitee weist den Konföderationen die Startplätze zu. Dadurch haben "exotische" Mannschaften aus Asien oder Afrika abweichend von ihrer Spielstärke deutlich bessere Chancen auf eine Teilnahme, als Mannschaften aus Europa. Wie schwierig die Qualifikation zu einer Weltmeisterschaft selbst für die besten Mannschaften ist, zeigt das Beispiel der Niederlande, die sich für die vorletzte Weltmeisterschaft in Asien nicht qualifizieren konnte. Bei der Weltmeisterschaft in Deutschland konnte sich die Mannschaft aus Trinidad und Tobago in einem Relegationsspiel gegen die Mannschaft aus Bahrain qualifizieren. Die Slowakei hingegen mußte gegen die starken Spanier ihre Relegation bestreiten ... und verlor. Ebenso wie die Slowaken waren auch die Griechen, Belgier, Türken und Norweger nicht vertreten. Die systematische Benachteiligung der europäischen Mannschaften könnte sich, trotz ihrer gerade bewiesenen Spielstärke, bei dem nächsten WM in Südafrika noch verschärfen: geplant ist ein weitere Teilnehmer aus Afrika. Der ehemalige Bundesligaspieler Anthony Baffoe, jetzt aktiv als ghanaischer WM-Team-Koordinator, wurde recht deutlich: "Wir wollen sechs Mannschaften haben, Herr Blatter", sagte Baffoe bei Maybrit Illner an die Adresse von Fifa-Präsident Joseph Blatter. Wie absurd eine derartige Forderung ist, zeigen die Ergebnisse der afrikanischen Mannschaften bei den letzten drei Fussballweltmeisterschaften: jeweils eine Mannschaft aus Afrika erreichte das Achtelfinale.
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