Samstag, Juni 10, 2006

Für ein Fest des Fussballs - für ein Fest des Lebens
Zu den Hochzeiten der Linken, die nun schon einige Jahrzehnte zurückliegen, hätte sie sicherlich behauptet, nur unter einem Regime des Sozialismus werde die Fussballkultur zu ungeahnten Höhen emporsteigen, von der der kapitalistisch deformierte Fussball nur träumen könne. Heute müssen sich die Linken ihre Argumente gegen das Fest des Fussballs von anderen Lagern ausleihen. Gerade rührend wirkt es, wenn Michael Müller im Neuen Deutschland glaubt, die Rechte der Steuerzahler verteidigen zu müssen, die ansonsten von der Linken nur als allzeit bereite Melkkuh angesehen wird:

Rund 500 Millionen Euro seien laut deutschem Organisationskomitee in der Bundesrepublik vorgeschossen worden. Experten sagen, dass hier zu Lande insgesamt das Zehnfache für die WM investiert wurde. Und damit sind allein die öffentlichen Töpfe gemeint. Keine Bank der Welt hätte das je kreditiert. Die Rückflusschancen sind heute so ungewiss wie die Paarungen in den Viertelfinals.


Aber wer würde sich schon wirklich auf der Linken um ein Paar Millionen Euro von hart arbeitenden Steuerzahlern erregen, wo der Fussball doch das "wirkliche Opium des Volkes" ist, wie der Schriftsteller Umberto Eco meint, den Michael Müller zitiert. Gemeint ist wohl, dass sich die Fussballfans durch die stupide Kickerei vom Klassenkampf ablenken lassen, somit von der Arbeit an ihrem eigenen Untergang, was mir den Fussball gleich noch einmal so sympathisch werden läßt. Marx meinte mit dem "Opium des Volkes" allerdings eigentlich die Religion, womit er zumindest eine halbe Wahrheit aussprach. Um wie wenig besser seine eigene Religion war, zeigen die Millionen von Ermordeten in den Versuchen, sein Paradies auf Erden zu verwirklichen. Freuen wir uns am Fussball, an den Künstlern am Ball, freuen wir uns am Leben und machen wir den Fussball nicht verantwortlich für die opiumvernebelten Gehirne dieser Welt.

Keine Kommentare: