Samstag, März 13, 2004

Logik und Fakten gegen den Mythos des geheim gehaltenen Krebsmedikaments
Bernd Harder befasst sich in der Zeitschrift Skeptiker mit der scheinbar unausrottbaren Geschichte über ein von der Pharmaindustrie geheim gehaltenes Medikament gegen Krebs oder andere schwere Krankheiten. Diese Geschichte erinnert mich an den Glühbirnenmythos meiner Schulzeit, die immerhin auch schon einige Jahrzehnte her ist, der behauptete, es gebe langlebige Glühbirnen, die die Industrie aber nicht auf den Markt bringe, da sie die alten Birnen weiterhin verkaufen wolle. Mittlerweile lassen sich seit einiger Zeit derartige Glühbirnen in jedem Baumarkt kaufen, was die Verschwörungstheoretiker aber nicht davon abhält, wieder und wieder ähnliche Geschichten auf den Markt zu bringen. Bernd Harder zitiert in seinem Artikel den Arzt und Präsidenten der New England Skeptical Society, Steven Novella, dessen Fazit lautet: "Aber obwohl das Märchen von dem geheim gehaltenen Krebsmittel unhaltbar ist, wird es in Laienkreisen weiterleben. Es hat sich gezeigt, dass die Menschen nicht bereit sind, eine scheinbar gute Geschichte aufzugeben wegen so etwas Trockenem wie Logik und Fakten." Was aus den Ausführungen von Novella deutlich wird, ist, dass es nicht Profitstreben und Eigennutz sind, die den wissenschaftlichen Fortschritt aufhalten - ganz im Gegenteil. Solange Gesellschaften einer Ethik des Eigennutzes folgen, können wir die Früchte des menschlichen Verstandes in Form des wissenschaftlichen Fortschritts ernten. Was den wissenschaftlichen Fortschritt aufhält oder vernichtet, sind religiöse Dogmen und egalitaristische Umverteilungsbestrebungen, nicht irgendwelche Verschwörungen. Auch in westlichen Gesellschaften wie den USA, Deutschland oder der Schweiz sind die Bedingungen für den wissenschaftlichen Fortschritt deutlich suboptimal, wie wir deutlich an der Diskussion um das Klonen und die Stammzellenforschung ablesen können. Aber auch im Rahmen dieser Gesellschaften wäre ein Zurückhalten wissenschaftliche Fortschritts vollkommener Irrsin. Dies würde nur in einer irrsinnigen Gesellschaft Sinn machen.

Über die Ärzte, die in der wissenschaftlichen Forschung arbeiten, schreibt Novella (Zwischenbemerkungen Bernd Harder ("Skeptiker"):

"Wenn sie Ergebnisse haben, die die Wirksamkeit einer neuen Krebstherapie belegen, erlangen sie wissenschaftlichen Ruhm und Vermögen durch die Veröffentlichung ihrer Daten. Wenn ihnen ein derartig großer Durchbruch gelingt, machen sie Karriere, weitere finanzielle Unterstützung ist gesichert, sie werden an der Universität gefördert, erhalten wahrscheinlich ihr eigenes Labor und werden Anwärter für den Nobelpreis in Medizin. Sie werden überschüttet mit beruflichen Ehren und Ruhm, Karrierechancen und mehr Geld. Selbst wenn man einem Wissenschaftler, der ein Heilmittel für Krebs entdeckt, rein selbstsüchtige und geldgierige Motive unterstellen würde, kann er nur alles gewinnen und nichts verlieren, wenn er mit der Information an die Öffentlichkeit geht."

Und die bösen Pharma-Konzerne? Würden sie einfach ein neues Medikament zurückhalten, das ihre bisherigen bedroht?

Dieses Argument ist nicht wasserdicht. Pharma-Konzerne suchen immer nach neuen Medikamenten, weil die auf dem Markt befindlichen zeitlich befristete Patente haben. Daher wird jeder Konzern an einem Patent, das zur Heilung führt oder eine wirksame Behandlung darstellt, Milliarden verdienen, selbst wenn er seine alten Präparate nicht mehr verkaufen könnte.

"Ärzte, Wissenschaftler und Vorstandsmitglieder von Pharma-Konzernen haben selbst eine Familie und geliebte Menschen. Krebs steht an zweiter Stelle der Todesursachen nach Herzkrankheiten. Menschen, die in eine theoretisch denkbare Verschwörung zur Unterdrückung eines Heilmittels gegen Krebs verwickelt wären, könnten eines Tages selbst Krebs bekommen. Statistische Daten sprechen dafür, dass wahrscheinlich eine ihnen nahe stehende Person zu ihren Lebzeiten ein Opfer von Krebs wird. Man kann sich kaum vorstellen, dass jemand so kurzsichtig, habgierig und bösartig ist und einen geliebten Menschen oder sich selbst zu eine vorzeitigen Tod durch Krebs verurteilt, egal was er dadurch möglicherweise gewinnen könnte."

In anderen Worten: In eine solche Verschwörung wären zu viele Persoen eingebunden. Niemand würde einen eindeutigen Gewinn daraus ziehen.

Der Arzt und Skeptiker abschließend:
"Es dürfte wahrscheinlich niemand so geistesgestört sein, dass er es für eine gute Idee hielte, ein Heilmittel gegen Krebs zu verheimlichen. Hinzu kommt, dass es auch nicht den geringsten Hinweis auf ein geheim gehaltenes Heilmittel oder eine Verschwörung zu seiner Unterdrückung gibt. Aber obwohl das Märchen von dem geheim gehaltenen Krebsmittel unhaltbar ist, wird es in Laienkreisen weiterleben. Es hat sich gezeigt, dass die Menschen nicht bereit sind, eine scheinbar gute Geschichte aufzugeben wegen so etwas Trocknem wie Logik und Fakten."














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