Freitag, März 12, 2004

Daniel Pipes: Osama fangen
Die Aufmerksamkeit der amerikanischen Militärs konzentriert sich erneut darauf, Osama bin Laden tot oder lebendig zu
fangen; das würde dem Krieg gegen den Terror enorm helfen – aber nicht so, wie man das erwarten sollte.

Das würde nicht viel dazu beitragen, jihadistische Gewalt zu verhindern.

Es stimmt, in einigen Fällen führt die Gefangennahme von Terrorführern direkt zu einer Reduzierung der Bedrohung oder sogar dem Verfall seiner Organisation. Hier Beispiele dafür:

- Abimael Guzman, Kopf der Sendero Luminoso-Gang (Leuchtender Pfad) in Peru, wurde 1992 gefangen genommen; seine maoistische Organisation geriet ins Trudeln, was ihre Drohung des Sturzes der Regierung beendete. Eine Rumpftruppe kämpfte weiter, bis ihr Führer, Oscar Ramirez Durand, 1999 gefangen wurde.

- Abdullah Öcalan, Führer der Partiya Karkaren Kurdistan (Kurdische Arbeiterpartei) oder PKK in der Türkei, wurde 1999 gefangen genommen und seine maoistische Organisation fiel sofort auseinander. Als Öcalan aus der Gefangenschaft heraus die PKK aufrief, ihren Krieg gegen den türkischen Staat aufzugeben, kam diese der Aufforderung praktisch unmittelbar nach.

- Saddam Hussein, ehemaliger Diktator des Irak, wurde im Dezember 2003 gefangen genommen und die terroristischen Einfälle, deren Kopf er die acht Monate vorher war, waren auf einmal zu Ende. (Im Gegensatz dazu gingen die Gewaltakte des militanten Islam unvermindert weiter.)

Der Terrorexperte Michael Radu stellt heraus, dass das gleiche Muster für die Gefangennahme der Führer kleinerer Terrorgruppen gilt, darunter Andreas Baader von der deutschen Rote Armee Fraktion und Shoko Asahara von der japanischen Aum Shinrikyo. Eine gleichartiger steiler Rückgang, merkt Radu an, wird sicherlich eintreten, sollte Velupillai Prabhakaran von den Tamilischen Befreitungstigern (LTTE) in Sri Lanka gefangen genommen oder getötet werden.

In all diesen Fällen bieten die Führer die für ihre Organisationen entscheidenden Charakteristika – Charisma, Macht, Skrupellosigkeit. Wenn niemand anderes diese Stärken ersetzen kann, dann entstehen Rivalitäten, fehlender Zusammenhalt und Niedergang.

Aber bin Ladens Eliminierung würde auf mehrere Arten nicht in dieses Muster passen.

Der vollständige Text von Daniel Pipes in deutscher Sprache hier

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