Montag, März 29, 2004

Ihr Blindschleichen!
In der Weltwoche schreibt Mathias Plüss: "Die Frage nach der Willensfreiheit ist so alt wie die Philosophie selber. Schon Luther und Erasmus von Rotterdam stritten sich darüber. In Luthers Sicht ist der Wille fremdgelenkt. Erasmus fand, Gott hätte dem Menschen kaum seine Gebote gesandt, wenn wir nicht frei wären, sie einzuhalten oder nicht. Heute ist der Streit keineswegs beendet. Die Position Luthers nehmen jetzt vor allem Neurowissenschaftler ein, jene von Erasmus die Feulleton-Redakteure." Da ich den Artikel nicht gelesen habe (er steht im Internet nicht zur Verfügung - vermutlich glücklicherweise), möchte ich aus dem Diskussionsbeitrag von Pro Libertate zitieren: "Die Behauptung, Menschen seien NICHT frei, soll nur wieder jene entschuldigen, die SCHLECHT handeln und anderen Schaden zufügen. Erstaunlicherweise sind sie gar nicht so furchtbar 'programmiert', wenn sie die Konsequenzen für ihr Handeln tragen müssen. Wer faul ist, wird plötzlich arbeiten, wenn man ihn nicht mehr durchfüttert. Wer stiehlt, wird damit aufhören, wenn er den Schaden durch Zwangsarbeit zurückzahlen muss.
Aber es gibt natürlich auch Menschen, die haben ein defektes Gehirn: sie können Handlung und Konsequenzen nicht richtig abwägen. Das ist aber für die Mehrheit nicht der Fall. Wir sind nicht programmiert, sondern wir können RATIONAL entscheiden, basierend auf FAKTEN und KONZEPTEN. Wir können rational früheres Handeln analysieren.
Die Ideen von Roth sind FALSCH und SCHÄDLICH, weil sie Menschen animieren, den Verstand, den sie haben, nicht einzusetzen." Wie oft mögen wohl Menschen vor Gericht gestanden haben, die tatsächlich organische (!) Gehirnerkrankungen gehabt haben, die also nicht in der Lage waren, ihren Willen frei zu steuern, und die aufgrunddessen für unzurechnungsfähig erklärt wurden? Ich lasse mich gern belehren, aber spontan fällt mir nicht ein, jemals so etwas gehört oder gelesen zu haben.

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