Samstag, Oktober 25, 2003

Die Verantwortung der Gewerkschaften
Nein, die Gewerkschaften wollen keine Jugendlichen zum Selbstmord auffordern, die unglücklicherweise keine Lehrstelle bekommen haben, obwohl Jugendliche, denen die Videoclips vorgeführt wurden, die die Gewerkschaftsjugend in Auftrag gegeben hat und die auf dem Musiksender Viva allabendlich gespielt werden, dies so empfinden. Die Gewerkschaften wollen "nur" mit dem moralischen Finger auf jene weisen, die junge Menschen angeblich in den Tod treiben: die bösen kapitalistischen Arbeitgeber. Aber mit welchem Recht tut dies eine Organisation, die die direkte Verantwortung für das Ungleichgewicht auf dem Markt für Lehrstellen trägt, weil sie Ausbildungsvergütungen in derartige Höhe getrieben hat, dass Unternehmen nichts mehr anderes übrig bleibt, als weniger oder gar keine Ausbildungsplätze mehr anzubieten? Man kann es gar nicht deutlich genug sagen: Unternehmen bieten Lehrstellen an, wenn es in ihrem Interesse ist. Und dabei spielt nicht nur das langfristige Interesse an qualifizierten Arbeitskräften eine Rolle, sondern auch die kurzfristig mit einer Ausbildung verbundenen Kosten. Diese kann kein verantwortlicher Unternehmer ignorieren. Azubis kosten Geld und sind erst nach einer gewissen Zeit in der Lage, produktiv zum Erfolg des Unternehmens beizutragen. Diese Realität müssen die Ausbildungsvergütungen widerspiegeln.

Ja, Ausbildung ist für Jugendliche von erheblicher Wichtigkeit, nicht wichtiger als das Leben selbst, aber von großer Wichtigkeit für den weiteren Lebensweg. Aber gerade weil dies so ist, muss jeder, der diesen Jugendlichen einen guten Start in ihr Berufsleben wünscht, auf die weisen, die verhindern, dass die Jugendlichen oder ihre Beauftragten die Möglichkeit haben, die Konditionen, unter denen eine Ausbildung möglich ist, frei auszuhandeln. Und das sind Politik und Gewerkschaften. Schande über sie!

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