Donnerstag, Juli 03, 2003

Liberale Missverständnisse
Auf der Website eines neuen Parteiprojektes mit dem Namen Freie Liberale finden sich folgende Formulierungen zum Stichpunkt Schule und Bildung: "Eine von der Schuldirektion oder wem auch immer vorgeschriebene einheitliche Schulbekleidung oder gar Uniformen lehnen wir entschieden ab. Solch eine Einheitskleidung stellt einen schweren Eingriff in das Recht auf Freiheit (dar), ...Wir brauchen keine englischen oder gar amerikanischen Verhältnisse an unseren Schulen!" Sicherlich nicht, denn deutsche Schulen sind so überragend, dass wir Anregungen auf dem Ausland einfach nicht brauchen! Aber Ironie beseite: Amerikanische öffentliche Schulen sind tatsächlich genauso "lausig" (George W. Bush) oder gar noch "lausiger" als deutsche öffentliche Schulen. Die mit Vehemenz vorgetragene Ablehnung von Schuluniformen bringt allerdings ein grobes Missverständnis von Freiheitsrechten zum Ausdruck. Sicherlich werden die "Freien Liberalen" schon einmal Mitarbeiter der Firma UPS gesehen haben. Die Angestellten von UPS sind nicht nur uniformiert, sondern müssen auch Vorschriften über ihren Haarschnitt oder über unerwünschte Bärte beachten. Dies ist völlig legitim und keinesfalls ein Eingriff in die Freiheitsrechte dieser Menschen, weil sie durch ihren Arbeitsvertrag diesen zeitweiligen Beschränkungen ihrer persönlichen Entfaltungsfreiheit zustimmen. Ebenso dürften private Schulen eine Uniformierung der Schüler anordnen. Eltern, die dies nicht wünschen, können dann einfach eine andere Schule wählen, die keine Uniformen vorschreibt. Bei staatlichen Schulen könnte man sicherlich das Argument vorbringen, dass zusätzlich zur Schulpflicht möglichst keine weiteren persönlichen Einschränkungen hinzutreten sollten. Die eigentliche Einschränkung der persönlichen Freiheit liegt allerdings hier in der Schulpflicht, wogegen die Anordnung von Uniformen eher wie eine Lapalie wirkt. Die Argumentation der "Freien Liberalen" auf die Wehrpflicht übertragen würde bedeuten, dass sie das Tragen von Uniformen kritisieren, nicht aber die Vergewaltigung von Rechten durch die Wehrpflicht an sich.

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