Freitag, Juli 09, 2004

Der Wohlfahrtsstaat gegen den menschlichen Geist
Ist es tatsächlich eine neue Erkenntnis oder will der sozialdemokratische Spitzenpolitiker Harald Schartau nur neuen Wein in alte Schläuche gießen, wenn er in Richtung auf den Sozialstaat sagt:
"Wir helfen den Menschen nicht mit Geldzahlungen. Wir haben uns damit bisher nur freigekauft."
Jede Art von Wohlfahrtsstaat stellt eine Ungerechtigkeit gegenüber denjenigen Personen dar, die gezwungen sind, ihn zu finanzieren. Aber die Bemerkung von Schartau weist auf einen anderen Aspekt des Wohlfahrtsstaat hin, der häufig übersehen wird: "Vielleicht ebenso schlimm", schreibt Andrew Bernstein in seinem Aufsatz The Welfare State Versus the Mind, ist der Schaden für die Armen selbst. Armut ist kein unheilbare Krankheit, sondern ihr liegen destruktive Werte zugrunde, die der Betroffene überprüfen und ändern muss, um Wohlstand und Glück zu erreichen. Der Wohlfahrtsstaat verhindert das notwendige Begreifen, indem er die irrationalsten Prämissen noch unterstützt. Bernstein sieht in dem Wohlfahrtsstaat einen Angriff auf den menschlichen Verstand, auf die Fähigkeit und Bereitschaft des Menschen zu denken. Der paternalistische Wohlfahrtsstaat vermittelt den Menschen die falsche Botschaft, weil er den Zusammenhang zwischen Werten und produktiver Arbeit zerschneidet, zwischen der individuellen Leistung eines Menschen und dem Ausleben seiner Konsumwünsche. Der Wohlfahrtsstaat sagt den Menschen, dass sie konsumieren können ohne Werte zu schaffen. Der Wohlfahrtsstaat wird so zu einem säkularisierten Garten Eden, wo den Menschen die gebratenen Tauben einfach in den Hals fliegen.

Donnerstag, Juli 08, 2004

Über "weniger Staat"
John Mercier wendet sich in einem Artikel auf seinem Blog gegen die Behauptung, dass alle Formen des Staates von Übel wären, weil eine solche Behauptung nicht differenziere zwischen der Initiierung von Gewalt und vergeltender Gewalt. Ein angemessener Staat sei moralisch, weil er die Fähigkeit eines Individuums zu überleben verbessere. Der Staat tut dies durch die Anwendung von vergeltender Gewalt. Wenn der Staat angemessen sei, d. h. die Bürger vor der Initiierung von Gewalt schützt, sei es falsch, ihn kleiner zu machen. Siehe dazu auch den Kommentar von Alexander auf Merciers Website, der schreibt, dass ein Staat moralisch sei, weil er die individuellen Rechte schütze.

Mittwoch, Juli 07, 2004

Preisbloggen
DIE ZEIT und Blogg.de vergeben im Sommer 2004 Preise für die besten deutschsprachigen Webblogs (hier) Bis zum 11. Juli kann man noch für insgesamt drei Kategorien nominieren, diesen Blog zum Beispiel auch (Fachblog wäre geeignet). Danach kann zwischen den zehn am häufigsten nominierten Blogs ausgewählt werden. Dieser Wettbewerb macht auch Sinn, denn heise online meldet, dass die Deutschen im internationalen Vergleich noch Blog-Muffel wären. In Deutschland soll es gerade einmal 7 500 Online-Journale geben, lächerlich gering im Vergleich zu den 3,5 Millionen in den USA.
Welche Partei wählen Sie?
Die Umfrage unter den Lesern von Objectivism Online zeigt die Republikanische Partei mit 36 % vor der Libertären Partei mit 21 %. 15 % wollen allerdings auch gar nicht wählen. Für ein objektivistisches Forum fällt natürlich schon der relativ große Anteil für die US-Libertären auf. Capitalism Forever wirft den Libertären in der Diskussion vor, sie wären auch religiös, und ihre Religion -Christentum gemischt mit Libertarismus- sei nicht besser als die Religion der Republikaner. Überraschend hat sich jetzt Der Spiegel in einem längeren Artikel mit der Libertarian Party der USA beschäftigt, die mit ihrem Präsidentschaftskandidaten Michael Bednarik ins Rennen geht. Der Artikel zeigt auch die außenpolitische Linie der Partei -gegen jedwedes militärisches Vorgehen des Westens- sehr deutlich auf. Bednarik stellt in einem Zitat selbst den Feldzug gegen die Taliban in Frage.
Ein Urteil gegen die Händler
Passanten in Deutschland dürfen nicht gezielt zu Werbezwecken angesprochen werden. Das hat der deutsche Bundesgerichtshof (BGH) in einem am Dienstag in Karlsruhe veröffentlichten Urteil entschieden. Das gezielte individuelle Ansprechen im öffentlichen Verkehrsraum zu Werbezwecken stelle sich "grundsätzlich, insbesondere wenn der Werbende als solcher nicht erkennbar ist, als wettbewerbswidrig dar", erklärten die Richter.

Mit dieser bereits am 1. April verkündeten Entscheidung bestätigte der BGH eine Unterlassungsklage der Deutschen Telekom gegen einen Mitbewerber. Die obersten Richter befürchten weniger die Gefahr einer Überrumpelung des Verbrauchers, als vielmehr einen "belästigenden Eingriff in die Individualsphäre des Umworbenen". Der Passant habe das "Recht, auch im öffentlichen Raum weitestgehend ungestört zu bleiben".

Quelle: Der Standard
"Im öffentlichen Raum weitestgehend ungestört zu bleiben?" Also gerade dort, wo ich aus meiner privaten Umgebung heraustrete, soll ich unter dem speziellen Schutz des Gesetzes stehen? Vor "Belästigungen", nicht etwa Straftaten, soll mich das Gesetz nach Auffassung des BGH schützen. Wie wäre es mit Urteilen gegen nach Schweiß riechenden Passanten auf öffentlichen Straßen? Oder mit einem Verbot gegen das Betreten von Fußgängerzonen durch zu schöne oder zu hässliche Menschen, die beide doch zu optischen Belästigungen beitragen könnten.? Oder brüllende Kleinkinder. Auch könnte man an große politische Demonstrationen denken, die ja häufig tatsächlich erhebliche Belästigungen darstellen. Wie bedauerlich nur, dass der Staat, wenn er Steuer- oder Einberufungsbescheide in private Wohnungen verschickt, weniger rücksichtsvoll mit seinen Bürgern umspringt. Das Urteil wirft auch kein gutes Licht auf den Ex-Monopolisten Deutsche Telekom. Ein Unternehmen, dass so gegen Mitbewerber vorgeht, zeigt Schwäche, keine selbstbewußte Stärke.

Was Objektivismus ist

Was Objektivismus ist
"Der Objektivismus ist eine Landkarte, kein Regelwerk. Eine Landkarte sagt nicht: 'Du sollst nach Los Angeles gehen.' Stattdessen zeigt sie, wo Los Angeles oder wo New York ist, und welche Wege dorthin führen. Die Karte ist sehr nützlich, um den Weg zu finden, aber man muss sich entscheiden, in welche Richtung man geht und unter den verschiedenen Möglichkeiten (der schnellste Weg, die schönste Route), dorthin zu kommen. Ebenso ist die objektivistische Ethik eine Landkarte, um Erfolg und Glück im Leben zu erreichen."

Betsy Speicher

Dienstag, Juli 06, 2004

Eine außenpolitische Bibel für Amerika
Dr. Harry Binswanger vom Ayn Rand Institute zeigt sich angetan von Peter Schwartz neuem Buch The Foreign Policy of Self-Interest: A Moral Ideal for America. Es könne als "außenpolitische Bibel für Amerika und jedes andere freie Land" dienen und es wäre auch eine wunderbare Sache, wenn viele amerikanische Soldaten dieses Buch lesen könnten, schreibt Binswanger. Der Autor sieht durch dieses Buch deutlich den Kontrast aufgezeigt, zwischen dem, was gewesen ist in den letzten 60 Jahren, und dem, was sein sollte, d. h. richtig und praktisch ist: "Objektivisten sind ziemlich vertraut mit der Idee des nationalen Selbstinteresses als dem Polarstern der Außenpolitik, aber was ich besonders bewunderswert an diesem Werk fand, ist, dass es einige Schritte weiter geht und folgende Fragen beantwortet: Was genau macht das nationale Selbstinteresse aus? Wie sollte es definiert werden? Was sind die abgeleiteten Prinzipien (analog zu den Tugenden, die in der Ethik abgeleitet werden vom Wertmaßstab) Wie unterscheidet sich Sorge um das nationale Interesse von 'Realpolitik'". Binswanger lobt den souveränen, geschickten und präzisen Stil des Buches. Die Abstraktionen würden konkretisiert durch konkrete Beispiele aus aktuellen Ereignissen.

Die Presseerklärung des Ayn Rand Institute zur Buchveröffentlichung von Peter Schwartz hier

Montag, Juli 05, 2004

Ronald Reagan, vom Demokraten zum Republikaner
In der neuesten Ausgabe vom ef-magazin befindet sich eine Übersetzung eines Artikels von David Boaz zum Gedenken an Ronald Reagan. Dort heiß es unter anderem: "Als Liberaler, der sich nach rechts bewegt hat, hätte man ihn den 'ersten Neokonservativen' nennen können. Aber er war liberaler Antikommunist und kein Kommunist, wie es die wirklichen Neokonservativen waren." Der englische Originalartikel von Boaz wurde vom Cato Institute im Internet veröffentlicht. Dort heißt die Passage: "As a liberal who moved to the right, he might have been called the first neoconservative. Except that he had been a liberal anticommunist, not a communist like the original neoconservatives." Hier spielt Boaz darauf an, dass Reagan ursprünglich Demokrat ("liberal") gewesen war, also in etwa "Linksliberaler" oder "Sozialdemokrat" nach europäischem Verständnis, bevor er 1962 in die Republikanische Partei eintrat. Als Demokrat war Reagan aber bereits "Antikommunist gewesen" (!), wie Boaz schreibt. Dann folgt der Hinweis auf einige der ursprünglichen "Neokonservativen", die vorher Kommunisten gewesen waren, genauer Trotzkisten (zur "Theorie", dass es sich bei den amerikanischen Neokonservativen um verkappte Trotzkisten handeln soll, siehe Richard Herzinger) In der Übersetzung entsteht der Eindruck, dass Reagan während seiner Amtszeit "liberaler Antikommunist" gewesen ist, da jeder Hinweis auf Reagans politischen Seitenwechsel fehlt und der Begriff "liberal" einfach übernommen wurde. Der gesamte Artikel versucht Reagan in einen Gegensatz zu bringen zu den heutigen Neokonservativen, auch Präsident Bush, wo doch die Parallelitäten, im Guten wie im Schlechten, doch zu offensichtlich sind. Reagans Antikommunismus scheint sich vollständig in Worten erschöpft zu haben, Aufrüstung oder militärische Einsätze finden in der Darstellung von Boaz gar nicht statt. Die Freilassung der Geiseln in der amerikanischen Botschaft im Iran hätte durchaus eine Erwähnung wert sein können, denn sie stellte sicherlich den ersten außenpolitischen Erfolg der neuen Administration unter Reagan dar, allerdings hätte Boaz dann auf Reagans sehr drohende Rhetorik während seines Wahlkampfs gegenüber dem iranischen Regime eingehen müssen, was dann wohl doch eine zu starke Parallele zu Bush jun. hätte bedeutet und somit lieber unterlassen wurde.
Das Willkürliche
Die Vorstellung von Gott ist willkürlich. Das Willkürliche ist weder wahr noch falsch, sondern bedeutungslos, denn es hat keine Beziehung zu unserem Wissen von der Realität.

Quelle: Erandror
Unsere politischen Ansichten reflektieren unsere Moral
Amerika ist gespalten in "Rote Staaten", die für George W. Bush im Jahr 2000 stimmten, und in "Blaue Staaten", die seinerzeit für den Demokraten Al Gore stimmten. Aber hinter den politischen Spaltungen gibt es tiefer gehende ethische und philosophische Differenzen, worauf dieser Tage zwei Autoren hinweisen. Edward Hudgins vom TOC schreibt: "Politische Differenzen reflektieren eine kulturelle Spaltung und eine Spaltung bei den Werten zwischen Konservativen und Linksliberalen, zwischen Fans von 'Die Passion Christi' und jenen, die 'Fahrenheit 9/11' begrüßen." Ebenso heißt es bei Robert Bidinotto: "Die Politik definiert diese kulturelle Spaltung nicht: sie reflektiert sie nur. Unsere politische Positionen ergeben sich aus unseren weit grundsätzlicheren philosophischen Ansichten: aus unserer grundsätzlichen Sichtweise der menschlichen Natur, der menschlichen Möglichkeiten, und menschlichen Verantwortlichkeiten - all dies, was unsere ethischen Werte formt."
Robert Bidinotto sieht darüber hinaus in den USA eine Polarisierung der Kultur um gewisse zentrale, sich gegenüberstehende Werte herum. Hinsichtlich der Eingangsbemerkung geht Bidinotto allerdings nicht davon aus, dass die amerikanische politische Landkarte bipolar ist. Es gebe auch andere politische Pole, z. B. auch eine "säkular-modernistische-libertäre" Subkultur, die an die persönliche Freiheit und die Selbstverwirklichung glaubt, aber (wie die Konservativen) auch den ökonomischen Individualismus und Erfolg auf den Märkten befürwortet.